Leverkusen (RP) Für Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn wird das Jahr 2010 ein Traum: Es gibt eine ungewöhnliche Häufung von Einweihungen.
2010 kann zeitweise der Albtraum sein: Der Stadt Leverkusen droht ein Zwangsverwalter aus Köln.
Die bald fertige Hochwasserwand in Hitdorf: Hier wird 2010 ebenso gefeiert wie beim "Rathaus-Galerie"-Start oder bei der Eröffnung des Bads Talstraße.
Einen Titel kann dem Verwaltungschef keiner nehmen: Der Christdemokrat zieht als erster Leverkusener Oberbürgermeister in das Mini-Rathaus über dem ECE-Geschäftszentrum ein. Als Mieter, aber mit eigener Adresse: "Friedrich-Ebert-Platz 1" wird sie – wie beim abgerissenen Rathaus – lauten, die ECE-"Rathaus-Galerie" muss sich mit Nr. 2 begnügen – postalisch gesehen. Was steht sonst an in diesem Jahr? Ein Ausblick. Der Knaller-Termin
Mittwoch, 24. Februar, öffnen die Geschäfte des ECE-Zentrums. Neue Zeiten für die Kunden, die in dem 200 Millionen Euro teuren Projekt verwöhnt werden sollen. Buchhorn und andere freuen sich auf die "neue Stadtmitte", ringsherum gibt es bei Geschäftsleuten Bedenken, ob man neben dem Koloss überleben wird. Möglicherweise geht Schwergewicht Reiner Calmund für das Zentrum auf Werbetour. Der Lückenschluss
Kämpfe statt zielvolle Politik
geht mit vielen guten Voraussetzungen ins Jahr 2010. Bei Bayer sind die Arbeitsplätze gesichert, im... mehr
Jahrelang wurde gekämpft, in 2010 wird er fertig: der Hochwasserschutz Hitdorf. Wieder ein schönes Fest für Anwohner und Stadt. Leverkusen schließt eine der letzten Deichlücken zwischen Monheim, Rheindorf und Wiesdorf. Der leuchtende Lulatsch
Nach ungeplant erweiterten Testphasen soll das Bayer-Hochhaus in seiner Funktion als die wahrscheinlich höchste Reklamefläche in Betrieb gehen. Bayer-Manager nennen die innovative Leuchtdiodenfläche an der ehemaligen Konzernzentrale lieber und feiner "Medienfassade". Der Schwimmtempel
Das heiß diskutierte Kombibad Talstraße nimmt Formen an und beschert der Stadt ein weiteres Fest: Im Herbst soll das Hallen- und Freibadareal öffnen. Bis dahin müssen das Hallenbad Herzogstraße (wird abgerissen) und das Schlebuscher Freibad Auermühle (wird geschlossen und verkauft) durchhalten. Das Mammutprojekt
Aus dem Ex-Ausbesserungswerk Opladen soll wie Phönix aus der Asche neues Leben entstehen. Einiges zwischen Bahnhof und Quettingen ist in Gang gesetzt. Der Knackpunkt liegt neben der Bahnallee: die Gütergleisstrecke. Die Schienen sollen neben die Personenzugstrecke verlegt werden. (Dafür müsste übrigens der Bahnhof abgerissen werden). Kopfschmerzen bereitet die Finanzierung des Gleisprojektes für etwa 50 bis 60 Millionen Euro. Alle Politiker wollen den Gleisumbau. Streit gibt es über die Quelle, aus der das Geld sprudeln soll. Für das Vorhaben sind wohl anderePläne zu streichen: etwa die seit über 100 Jahren verschobene Ortsumgehung Hitdorf. Die Wirtschaftsmaschine
Im Chempark Wiesdorf werden von den über 50 Firmen 2010 rund 500 Millionen Euro investiert. Die Firma nkt cables hat für 120 Millionen Euro ein Kabelwerk im Flittarder Werksteil gebaut, das jetzt in Betrieb geht. Die Arbeitsplätze hat Bayer für seine Mitarbeiter durch eine neue Vereinbarung auf Jahre garantiert. Im Gegenzug können Mitarbeiter an andere Standorte versetzt werden. Der Pipeline-Aufreger
Der Bayer-Konzern verlegt zwischen Dormagen und Uerdingen eine CO-Pipeline, die von Kritikern und Politikern als "Giftgas-Leitung" bezeichnet wird. Bald soll die Leitung ans Netz gehen. Viele zweifeln daran, weil Bayer vielfach seine Baupläne änderte und damit für Ärger bei Behörden und Bürgern sorgte. Geht die Pipeline nicht ans Netz, steht der Bayer-Standort Uerdingen in heutiger Größe möglicherweise auf Dauer vor dem Aus. Der Finanzkrisen-Aufreger
Die Stadt ist so verschuldet, dass die Aufsichtsbehörden die Insolvenz vorhersagen. Die Zwangsverwaltung durch einen Sparkommissar des Regierungspräsidenten steht wohl im nächsten Jahr an. Das Autobahnkreuz
Noch immer ist nicht über den Ausbau des Leverkusener Autobahnkreuzes entschieden. Er ist nötig, damit die Staus vor den Abbiegespuren aufhören und die Zahl der tödlichen Unfälle abnimmt. Als Abbiegespuren waren Brücken zwischen A3 und A1 geplant, die einen Teil der Kleingartenanlage Bernshecke zerstört hätten. 2010 soll ein Beschluss fallen. Der Finanzamts-Umzug
Dem Kunden ist es grundsätzlich egal, aber für Opladen ist es schon ein Schlag: Das Finanzamt wird nach Manfort an die Gustav-Heinemann-Straße verlegt. geplanter Baubeginn: etwa Mitte 2010. Der Aufsteiger
Marijn Dekkers übernimmt im Oktober 2010 den Chefsessel im Bayer-Konzern und löst Konzernlenker Werner Wenning ab. Der Aussteiger
Manni Gruse hört im Februar auf. Der skurrile Wirt und Musikveranstalter gibt das "La Baguette" an der Kölner Straße ab und zieht sich auf seinen Altersruhesitz am Hitdorfer Rheinufer zurück. Der Abgestrafte
Genosse Hans-Erich Hofmann hat die Steigerung Freund, Feind, Parteifreund erlebt: Wegen angeblichem Ungehorsam kickte die SPD-Fraktion ihren eigenen Mann aus fast allen politischen Positionen. Der Fall ist ein Zeichen, wie nervös die Kommunalpolitiker sind. Mit neun Fraktionen oder Gruppen im Stadtrat lässt sich schwer Politik gestalten. Da erst im Mai Landtagswahlen sind, wird bis dahin die stärkste Fraktion, die CDU, zumindest mit der SPD einen aufgekratzten Polit-Gegner haben. Es wird spannend, wie mit diesen Zufallsmehrheiten im Stadtrat solide Politik für die Stadt gemacht werden kann. Dabei stehen wichtige Entscheidungen an wie: Sanierung des Stadtetats, Finanzierung der Ganztagsschulen und der Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Die Hoffnungsträger
Ganz nebenbei fiebert die Stadt um die Spielkunst der Bayer-Fußballprofis. Torglück sollen sie haben, die Tabellenspitze verteidigen und Bayern Bayern sein lassen: Eines wünscht sich der Fan der Werkself für 2010: die Meisterschale. Aber was war da noch in Unterhaching, damals?