Ehrlich gesagt: Ich konnte da gar nix für. Schuld war mein Vater. Der ging schon zum Bayer, als man in den 50er Jahren noch im alten Stadion am Stadtpark spielte - als Udo Lattek noch keine Schnapsdrossel war...
Und es ist ja wohl klar, dass jeder brave Leverkusener Papa seine Söhne mit zum Fußball nimmt - spätestens wenn die Stöpsel sich halbwegs auf eigenen Beinen bewegen können.
Meiner Ereinnerung nach war mein erstes Spiel ein Auswärtsspiel: Mai 1968 am Uhlenkrug bei Schwarz-Weiß Essen. Wir brauchten noch mindestens 1 Punkt, um die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga zu erreichen. Für einen 8jährigen war es ein absolutes Hammer-Erlebnis, live ort Ort mitzuzittern und ein geiles 3:3 zu erleben. Wir waren Meister!!! ... vor RWE, RWO und dem Rest aus dem Westen.
Mein erstes Heimspiel dann wohl in der Aufstiegsrunde gegen Kickers Offenbach. Mein Vater redete davon, dass der Strelczyk nur einen linken Fuß hatte - und ich wunderte mich echt, dass der für einen Einbeinigen verdammt schnell laufen konnte - einfach super! Das Spiel endete 2:1 für uns - jedenfalls für mich, der ich keine Ahnung von Abseits hatte und erst viel später mitkriegte, dass irgendwie eins unserer beiden Tore nicht gegolten haben soll - Schweinerei, sowas!
Der Aufstieg wurde knappstens verpasst, aber das Bayer-Virus war mir in die hinterletzten Poren gekrochen. Erbarmen, zu spät - davon komm' ich nicht mehr los!
Mein 2 Jahre jüngerer Bruder kroch in den nächsten Jahren immer auf den Aschestufen der Gegengerade herum und sammelte noch glimmende Kippen auf - Abenteuerspielplatz oder was?!
Dass man als Bayer-Fan am besten 'ne gehörige Portion Leidensfähigkeit mitbringen sollte, erlebte ich dann in den Jahren der Drittklassigkeit 1973-1975: Auswärtsspiel beim SC Köln-Nord am Stadion an der Rixdorfer Straße auf Asche, die Außenlinien ca. 1 Meter tiefer als der Anstoßpunkt - komisch, dass hier über die Flügel gar nichts ging... Aber Hauptsache gewonnen. Heimspiele im Ulrich-Haberland-Stadion vor ein paar hundert Unentwegten im strömenden Regen gegen den Oberbruch-Heinsberg oder Godesberg. Wir waren jedesmal froh, wenn der Stadionsprecher uns in der Pause einlud, ohne Aufgeld auf die alte Westtribüne zu kommen. Dort hatte man zumindest ein Dach über dem Kopf und konnte unsere Jungs in der 2. Halbzeit im Trockenen anfeuern... Unvergessen Matthias Brückens entscheidende Tore gegen Eschweiler - Aufstieg!!!
In der 2. Liga ab 1975 dann die ersten recht seltsamen Erlebnisse mit Eisenketten und Prügeleien gegen Solinger und Wuppertaler ziemlich genau dort, wo heute der McDoof steht. Ich hatte voll Schiss, war aber gleichzeitig völlig fasziniert von dem was da abging. Aber das ist 'ne andere Geschichte.
Als ich 1994 meine jetzige Frau kennenlernte, musste die sich mich mit 'ner Katze und mit dem Bayer teilen - war ja wohl klar. Gottseidank konnte ich die Holde innerhalb kürzester Zeit mit dem Virus infizieren: Spätestens seit Jan Heinzes Tor zum 1:2 gegen die Drecks-Bayern und Ulfs folgendem Hattrick gegen Kahn ist sie voll dabei. Letztes Jahr in Brügge, Bukarest, Blackburn, Lens und Osasuna zum Beispiel.
Dieses Jahr nehmen wir erstmalig unsere beiden Nichten mit. Jahreskarten bei uns in der Nordkurve, is' ja wohl klar!
Trotz oder vielleicht gerade wegen diverser Vollkatastrophen - Bayer-Fan bin ich und bleib' ich