Auch wenn ich recht spät antworte, kann die Argumente gut verstehen. Das ist auch der Grund, warum wir als Fanclub von Interviews die so ausgerichtet auch abstand nehmen. Anfragen gab es bei uns auch einige, aber man kann es halt auch einfach übertreiben.
Aber, für alle die es Interessiert, hier ein Programmtipp für Dienstag:
TABUBRUCH – Der neue Weg von Homosexualität im Fußball
Ein Film von Aljoscha Pause
Erstausstrahlung: DSF, Dienstag 19.5.2009, 20 Uhr(Wiederholung Montag 1.6.2009 um 19:15)
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.
Vor genau einem Jahr stellte die preisgekrönte DSF-Dokumentation „Das große Tabu – Homosexualität & Fußball“ (Felix-Rexhausen-Preis 2008) die Frage nach dem Status Quo von gleichgeschlechtlicher Liebe im deutschen Volkssport Nummer 1. Die Resonanz war erstaunlich. Während sowohl beim DFB, als auch beim ein oder anderen Protagonisten der deutschen Fußballszene eine durchaus fortschrittliche und offene Haltung erkennbar war, so brachten die Aussagen einiger Fans und auch die viel zitierte Meinung von Kölns Trainer Christoph Daum („Ich hätte da wirklich meine Bedenken, wenn dort von Theo Zwanziger irgendwelche Liberalisierungsgedanken einfließen sollten. Ich würde den Schutz der Kinder über jegliche Liberalisierung stellen.“) die Erkenntnis, dass es noch ein langer Weg sein würde, bis zu einem unaufgeregten, weltoffenen Umgang mit Homosexualität im Fußball.
Filmautor Aljoscha Pause hat die brisante Thematik nun weitere 12 Monate beobachtet und mit der Kamera begleitet. Ein Jahr nach der ersten Dokumentation stellt er die Frage, ob es nach der „Initialzündung“ 2008 - bei DFB und Liga - den Tabubruch nun tatsächlich gegeben hat. Wie sieht sie aus, die Entwicklung zu einem wohlwollenden Miteinander, jenseits von Diskriminierung.
Dabei stößt die Dokumentation auf viele neue Erkenntnisse. Exklusiv begleitet sie die DFB-internen Prozesse & Meetings, und ist dabei als beschlossen wird, dass - noch 2009 - sogar ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft unter dieses Motto (gegen Homophobie im Fußball) gestellt werden soll.
Kölns Trainer Christoph Daum äußert sich in einem ausführlichen Interview zu seinen streitbaren Thesen des vergangenen Jahres – und nimmt nun sogar die Auslosung des Kölner „Come Together Cups 2009“ vor.
Der Film dokumentiert auch die internationalen Aspekte von Homosexualität und Fußball. In Holland engagiert sich u.a. Meistertrainer Louis van Gaal und kommt ebenso zu Wort wie der argentinische Superstar Hernan Crespo und Bayern-Star Luca Toni. In Kooperation mit dem italienischen Sender „La7“ äußert sich ein ehemaliger Profi der „Serie C“, der mittlerweile als Callboy arbeitet. Er stand bereits zahlreichen Profis der italienischen ersten Liga für Liebesdienste zur Verfügung und berichtet von seinen Erfahrungen.
Auch der Frauenfußball findet ausführliche Berücksichtigung. Deutschlands 2 – malige Fußballerin des Jahres, Martina Voss, erzählt davon, wie sie nach Differenzen mit ihrer damaligen Lebensgefährtin Inka Grings von der Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde. Heute ist sie Trainerin von UEFA-Cup-Finalist FCR Duisburg. Ihre beiden Leistungsträgerinnen – die aktuellen Nationalspielerinnen Inka Grings (eben jene, wegen der Martina Voss aus dem DFB-Team flog) und Linda Bresonik berichten über ihre extrem unangenehmen Erfahrungen mit der Boulevardpresse, als vor ein paar Jahren sehr private Details ihrer damaligen Beziehung an die Öffentlichkeit kamen. Erstmals nehmen damit aktuelle deutsche Nationalspielerinnen im Fernsehen zu ihrer homosexuellen Beziehung Stellung.
Aljoscha Pause und sein Team begleiteten mit der Kamera ebenso den ersten DFB-Auftritt bei einem Christopher Street Day (Köln, Juli 2008), wie die Verleihung des „Tolerantia-Preises“ an Dr. Theo Zwanziger, Philipp Lahm und Deutschlands führende Aktivistin in Sachen Homosexualität & Fußball, Tanja Walther - die Präsentation des ersten Buches zur Thematik („Der Versteckspieler“) unter Mitwirkung von Ex-DDR-Jugendnationalspieler Marcus Urban und dem schwulen Präsidenten des FC St. Pauli, Corny Littmann, der deutlich macht, dass es auch in Deutschland Netzwerke schwuler Fußballprofis gibt und, dass Trainer Christoph Daum nach seinen Äußerungen des Vorjahres beim FC St. Pauli keine Zukunft gehabt hätte. Eine große Umfrage unter Bundesliga-Profis komplettiert die 60-minütige Dokumentation.
Auszüge aus den Interviews:
Christoph Daum (darüber, ob die Kritik an seinen Aussagen des Vorjahres gerechtfertigt war):
„Ja, so wie ich interpretiert worden bin, 100% gerechtfertigt. Wenn man das, was mir eigentlich nie in den Sinn gekommen ist, auf diese Art und Weise interpretieren würde, dass ich Homosexuelle mit Pädophilen irgendwo in Verbindung bringe, dann würde ich mich auch dagegen wehren. Das ist mir in der Aussage, als ich die gemacht habe, nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen.“
Erwin Staudt (Präsident VFB Stuttgart) zum Thema Outing:„Ich war einigermaßen überrascht, als es in der Politik plötzlich zu diesen Outings kam und ich bin davon überzeugt, dass wir auch im Fußball irgendwann mal so ein Coming Out erleben werden. Aber ich glaube, die Zeit ist momentan noch nicht reif genug. Aber wir arbeiten dran!“
Louis van Gaal
„Als Trainer versuche ich immer den ganzen Fußballer zu sehen. Dabei achte ich auf Technik, Spielverständnis, Schnelligkeit und Persönlichkeit. Auf dieser Liste ist aber nicht von Bedeutung, ob er hetero oder schwul ist. Einem Trainer geht es um die Qualität eines Spielers. Und mir persönlich geht es auch um den ganzen Menschen. Die Sexualität ist zwar nur ein Aspekt davon, hat aber doch Einfluss auf alles. Das Wichtigste ist, dass man sich treu bleibt und sich nicht verleugnet. Wer das berücksichtigt, hat auch Erfolg. Und dazu gehört eben, dass man sagt, was man denkt und was man fühlt.“
Luca Toni:„Wenn ein Mitspieler schwul ist, ist das seine Privatsache. Er soll machen, was er will. Es ist doch vollkommen egal, ob jemand schwul oder hetero ist. Wichtig ist, dass er seine Arbeit gut macht.“