Beiträge von Ddorfer

    Auch wenn ich recht spät antworte, kann die Argumente gut verstehen. Das ist auch der Grund, warum wir als Fanclub von Interviews die so ausgerichtet auch abstand nehmen. Anfragen gab es bei uns auch einige, aber man kann es halt auch einfach übertreiben.




    Aber, für alle die es Interessiert, hier ein Programmtipp für Dienstag:



    TABUBRUCH – Der neue Weg von Homosexualität im Fußball
    Ein Film von Aljoscha Pause


    Erstausstrahlung: DSF, Dienstag 19.5.2009, 20 Uhr(Wiederholung Montag 1.6.2009 um 19:15)


    In Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.



    Vor genau einem Jahr stellte die preisgekrönte DSF-Dokumentation „Das große Tabu – Homosexualität & Fußball“ (Felix-Rexhausen-Preis 2008) die Frage nach dem Status Quo von gleichgeschlechtlicher Liebe im deutschen Volkssport Nummer 1. Die Resonanz war erstaunlich. Während sowohl beim DFB, als auch beim ein oder anderen Protagonisten der deutschen Fußballszene eine durchaus fortschrittliche und offene Haltung erkennbar war, so brachten die Aussagen einiger Fans und auch die viel zitierte Meinung von Kölns Trainer Christoph Daum („Ich hätte da wirklich meine Bedenken, wenn dort von Theo Zwanziger irgendwelche Liberalisierungsgedanken einfließen sollten. Ich würde den Schutz der Kinder über jegliche Liberalisierung stellen.“) die Erkenntnis, dass es noch ein langer Weg sein würde, bis zu einem unaufgeregten, weltoffenen Umgang mit Homosexualität im Fußball.


    Filmautor Aljoscha Pause hat die brisante Thematik nun weitere 12 Monate beobachtet und mit der Kamera begleitet. Ein Jahr nach der ersten Dokumentation stellt er die Frage, ob es nach der „Initialzündung“ 2008 - bei DFB und Liga - den Tabubruch nun tatsächlich gegeben hat. Wie sieht sie aus, die Entwicklung zu einem wohlwollenden Miteinander, jenseits von Diskriminierung.


    Dabei stößt die Dokumentation auf viele neue Erkenntnisse. Exklusiv begleitet sie die DFB-internen Prozesse & Meetings, und ist dabei als beschlossen wird, dass - noch 2009 - sogar ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft unter dieses Motto (gegen Homophobie im Fußball) gestellt werden soll.


    Kölns Trainer Christoph Daum äußert sich in einem ausführlichen Interview zu seinen streitbaren Thesen des vergangenen Jahres – und nimmt nun sogar die Auslosung des Kölner „Come Together Cups 2009“ vor.


    Der Film dokumentiert auch die internationalen Aspekte von Homosexualität und Fußball. In Holland engagiert sich u.a. Meistertrainer Louis van Gaal und kommt ebenso zu Wort wie der argentinische Superstar Hernan Crespo und Bayern-Star Luca Toni. In Kooperation mit dem italienischen Sender „La7“ äußert sich ein ehemaliger Profi der „Serie C“, der mittlerweile als Callboy arbeitet. Er stand bereits zahlreichen Profis der italienischen ersten Liga für Liebesdienste zur Verfügung und berichtet von seinen Erfahrungen.


    Auch der Frauenfußball findet ausführliche Berücksichtigung. Deutschlands 2 – malige Fußballerin des Jahres, Martina Voss, erzählt davon, wie sie nach Differenzen mit ihrer damaligen Lebensgefährtin Inka Grings von der Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde. Heute ist sie Trainerin von UEFA-Cup-Finalist FCR Duisburg. Ihre beiden Leistungsträgerinnen – die aktuellen Nationalspielerinnen Inka Grings (eben jene, wegen der Martina Voss aus dem DFB-Team flog) und Linda Bresonik berichten über ihre extrem unangenehmen Erfahrungen mit der Boulevardpresse, als vor ein paar Jahren sehr private Details ihrer damaligen Beziehung an die Öffentlichkeit kamen. Erstmals nehmen damit aktuelle deutsche Nationalspielerinnen im Fernsehen zu ihrer homosexuellen Beziehung Stellung.


    Aljoscha Pause und sein Team begleiteten mit der Kamera ebenso den ersten DFB-Auftritt bei einem Christopher Street Day (Köln, Juli 2008), wie die Verleihung des „Tolerantia-Preises“ an Dr. Theo Zwanziger, Philipp Lahm und Deutschlands führende Aktivistin in Sachen Homosexualität & Fußball, Tanja Walther - die Präsentation des ersten Buches zur Thematik („Der Versteckspieler“) unter Mitwirkung von Ex-DDR-Jugendnationalspieler Marcus Urban und dem schwulen Präsidenten des FC St. Pauli, Corny Littmann, der deutlich macht, dass es auch in Deutschland Netzwerke schwuler Fußballprofis gibt und, dass Trainer Christoph Daum nach seinen Äußerungen des Vorjahres beim FC St. Pauli keine Zukunft gehabt hätte. Eine große Umfrage unter Bundesliga-Profis komplettiert die 60-minütige Dokumentation.


    Auszüge aus den Interviews:


    Christoph Daum (darüber, ob die Kritik an seinen Aussagen des Vorjahres gerechtfertigt war):
    „Ja, so wie ich interpretiert worden bin, 100% gerechtfertigt. Wenn man das, was mir eigentlich nie in den Sinn gekommen ist, auf diese Art und Weise interpretieren würde, dass ich Homosexuelle mit Pädophilen irgendwo in Verbindung bringe, dann würde ich mich auch dagegen wehren. Das ist mir in der Aussage, als ich die gemacht habe, nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen.“



    Erwin Staudt (Präsident VFB Stuttgart) zum Thema Outing:„Ich war einigermaßen überrascht, als es in der Politik plötzlich zu diesen Outings kam und ich bin davon überzeugt, dass wir auch im Fußball irgendwann mal so ein Coming Out erleben werden. Aber ich glaube, die Zeit ist momentan noch nicht reif genug. Aber wir arbeiten dran!“



    Louis van Gaal
    „Als Trainer versuche ich immer den ganzen Fußballer zu sehen. Dabei achte ich auf Technik, Spielverständnis, Schnelligkeit und Persönlichkeit. Auf dieser Liste ist aber nicht von Bedeutung, ob er hetero oder schwul ist. Einem Trainer geht es um die Qualität eines Spielers. Und mir persönlich geht es auch um den ganzen Menschen. Die Sexualität ist zwar nur ein Aspekt davon, hat aber doch Einfluss auf alles. Das Wichtigste ist, dass man sich treu bleibt und sich nicht verleugnet. Wer das berücksichtigt, hat auch Erfolg. Und dazu gehört eben, dass man sagt, was man denkt und was man fühlt.“



    Luca Toni:„Wenn ein Mitspieler schwul ist, ist das seine Privatsache. Er soll machen, was er will. Es ist doch vollkommen egal, ob jemand schwul oder hetero ist. Wichtig ist, dass er seine Arbeit gut macht.“



    Quelle

    Nur noch ein Pfad bleibt begehbar
    UDO BONNEKOH

    Die Situation ist da. Showdown Dienstagabend in Düsseldorf. Der Sieg im Pokal-Halbfinale gegen Mainz wird zur Pflicht, weil es für die Leverkusener nach der Niederlage in Wolfsburg keinen anderen begehbaren Pfad mehr gibt über die Grenzen nach Europa.




    Viele enttäuschte Bayer-Fans haben ihr hartes Votum in der längst eröffneten Diskussion über den Trainer schon abgegeben – vor allem im Vergleich zu Michael Skibbe, der als Bruno Labbadias Vorgänger das propagierte Ziel nur um einen Punkt verfehlt hatte. Da laufen die Leverkusener jetzt tatsächlich sehr viel weiter hinter der Musik her. Der in seiner Personalführung kritisierte Labbadia also weg, wenn es mit der Uefa-Cup-Qualifikation nicht klappt?


    Eines hat dieser ansehnliche Auftritt in Wolfsburg als Spiegelbild der Saison offenbart: Soll nur niemand meinen, das aktuelle Bayer-Ensemble sei sehr viel besser als das der jüngsten Geschichte trotz Renato Augusto, Vidal, Henrique oder Helmes. Das zu verbreiten sind gezielte Parolen von denen, die Personalpolitik verantworten. Keine Frage: Die Mannschaft ist, wie erneut deutlich vorgeführt, punktuell zu entzückenden Höchstleistungen in der Lage. Klasse indes zeigt sich in der Konstanz.


    Doch nicht nur in dieser Hinsicht herrscht Mangel, selbst und gerade bei Knipser Helmes. Auch individuell, speziell in der Abwehr, ist über Adler oder Rolfes hinaus kaum jemand vorhanden, der erstes nationales oder gar gehobenes internationales Niveau repräsentiert. Auch das werden die Bosse zu berücksichtigen haben, wenn sie denn nach Pokal-Vorschlussrunde oder (verlorenem) Finale demnächst über Bruno Labbadia zu Gericht sitzen und den Daumen heben oder senken. Viel Vergnügen dabei.



    rp-online

    In Liebe vereint
    Fans engagieren sich gegen Homophobie in der Kurve

    von Sebastian Engelmann


    Homosexualität gilt im Fußball als Tabuthema, die Fanszenen als schwulenfeindliches Milieu. Doch das beginnt sich zu ändern - auch wegen schwul-lesbischer Fanklubs wie den "Stuttgarter Junxx".



    Als der Berliner Stürmer Marko Pantelic im Spiel gegen den VfB Stuttgart im gegnerischen Strafraum zu Boden geht, überkommen Christian Deker unangenehme Erinnerungen. Die Stuttgarter Fans rufen sofort "Zick, Zack, Zigeunerpack" in Richtung Pantelic, der Serbe ist. Deker steht in der VfB-Fankurve und dreht sich kopfschüttelnd zu den Umstehenden um, "solche Rufe müssen nicht sein."



    Netzwerk gegen Homophobie


    Das dachte sich der 27-jährige Jura-Student auch vor gut vier Jahren bei Heimspielen des VfB, als mal wieder homophobe Gesänge in der eigenen Kurve angestimmt wurden. Als Homosexueller wollte sich Deker solche Schmähungen nicht länger anhören. Er vernetzte sich im Internet mit anderen schwulen VfB-Fans und gründete mit ihnen gemeinsam den ersten schwul-lesbischen Fanklub des Vereins, die Stuttgarter Junxx.


    Homosexualität ist im Fußball bis heute ein Tabuthema. Der Sport gilt als archaisch, hart und aggressiv, die Fans als rau. Kein Profi hat sich in der Bundesliga jemals geoutet. Doch das Klima in den Stadien verändert sich, die Fanszene kommt durch die Präsenz schwul-lesbischer Fanklubs in Bewegung.



    Verhalten der Kurve verändert sich


    "Seit wir uns offen in der Stuttgarter Fangemeinde zeigen, hat sich einiges geändert", sagt Mark Friedrich. Der 37-Jährige steht im Block 33 der Cannstatter Kurve, dem Stammplatz der Stuttgarter Junxx. Er trägt eine khakifarbene Jacke, und darüber den Schal mit dem Namen des Fanklubs. Direkt neben ihm sind die beiden großen Stehblocks.


    Vorne sammeln sich die meist in schwarz gekleideten Ultras, wie sich der harte Kern der Anhängerschaft nennt. Hier pulsiert das Herz des Stadions, hier brüllen Tausende "Stuttgart ist mein Leben" und hier werden Gesänge angestimmt, die öfters einen derben Charakter haben.


    Verzerrtes Schwulenbild


    Schwulenfeindliche Parolen finden sich kaum mehr darunter. "Die Ultras verzichten nun weitgehend auf homophobe Lieder", sagt Friedrich, der zusammen mit Christian Deker die Stuttgarter Junxx gegründet hat und deren Vorsitzender er ist. Der Fanklub zählt mittlerweile 80 Mitglieder, darunter auch Heteros, die aus Solidarität dabei sind. Bewusst haben Friedrich und die anderen Fanklubmitglieder den Kontakt zu den Ultras und anderen Stuttgarter Fangemeinschaften gesucht.


    Viele Anhänger hatten bis dahin ein verzerrtes Schwulenbild, das eher von Christopher-Street-Day-Paraden geprägt war: schrill bekleidete Menschen, die extravagant auftreten. Nun standen schwule Fans in normaler Fan-Monitur neben ihnen in der Kurve. "Da gab es auch einen Lernprozess", sagt Friedrich. Mittlerweile gehören die Stuttgarter Junxx zum Dachverband aller Fans, dem VfB-Anhängerverband. "Die sind Teil der roten Familie", sagt dessen Vorsitzender Holger Waidelich über die homosexuellen Fankollegen.


    Gesprächs- statt Tabuthema


    Bei elf anderen Fußballvereinen der ersten und zweiten Liga sind schwul-lesbische Fanklubs mittlerweile ebenfalls Teil der jeweiligen Anhängerszene. Ihre Präsenz verändert deren Kultur. Aus einem Tabuthema wird langsam ein Gesprächsthema. "Wir sind mit dem DFB in einem engen Kontakt", sagt Christian Deker, der auch Pressesprecher des Netzwerks schwul-lesbischer Fanklubs ist.


    Der Verband hat nach zwei Treffen mit ihm und anderen Vertretern homosexueller Fangruppen konkrete Maßnahmen gegen Homophobie im Fußball angekündigt: Fest zugesagt ist eine Aktion bei einem Länderspiel, zudem will der DFB Vereins- und Verbandsmitarbeiter dazu anhalten, sich öffentlich gegen Homophobie zu positionieren. Stadionsprecher, Fanbeauftragte und Sicherheitsbeauftragte sollen dafür ein größeres Problembewusstsein entwickeln.



    Sinneswandel im DFB


    So konsequent ist der DFB jedoch nicht immer gegen die Diskriminierung homosexueller Fans im Fußball vorgegangen. Noch im WM-Jahr 2006 wollte sich Präsident Theo Zwanziger nicht zu diesem Thema äußern. Der Sinneswandel des umtriebigen DFB-Funktionärs rührt aus einem Gespräch mit Christian Deker: "Bei einem Fan-Kongress vor zwei Jahren habe ich ihn auf die Probleme homosexueller Fans angesprochen und ihm unsere Situation erklärt."


    Das Gespräch muss Zwanziger nachhaltig beeindruckt haben. Seitdem spricht er öffentlich über Homophobie im Fußball und sagt sogar, dass er einen Fußballer gerne beim Outing unterstützen würde. Bisher hat aber kein Profi Zwanzigers Angebot in Anspruch genommen.


    Wowereit-Effekt im Fußball?


    In Stuttgart bilden die VfB-Spieler ein menschliches Knäuel um Stürmer Cacau, der soeben die Führung gegen Spitzenreiter Berlin erzielt hat. Männerkörper sind da auf dem Rasen ineinander verkeilt und der Torschütze bekommt noch einen Klaps auf den Hintern. Fußballerjubel ist ein reichlich seltsames Ritual, und wer es nicht kennt, käme wohl auf die Idee, dass sich einige Spieler besonders gern haben. "Dieses Gebaren der Fußballer wird aber als asexuell wahrgenommen", sagt Mark Friedrich. Würde sich einer outen, könnte ein solches Verhalten schnell einen anderen Charakter bekommen.


    Fußballer haben immer noch eine große Angst vor einem Outing, fürchten die Häme auf den Rängen und eine Distanz auf dem Rasen. An einen Wowereit-Effekt, bei dem das Bekenntnis des Politikers andere nach sich zog, will bei den Stuttgarter Junxx niemand so recht glauben. "Deswegen wollen wir ja das Klima im Fußball so verändern, dass es Spielern leichter fällt, sich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen und ihre Scheinidentität als Hetero aufzugeben", sagt Christian Deker.


    Offenheit statt Angst


    Dass Offenheit auch positive Wirkung haben kann, zeigen die Stuttgarter Junxx am eigenen Beispiel. Als sich die siegreichen VfB-Spieler in der Kurve feiern lassen, sind sie mittendrin. Schließlich vereint die gesamte Kurve eine Leidenschaft: die Liebe zu ihrem Verein.



    [URL=http://fussball.zdf.de/ZDFsport/inhalt/12/0,5676,7539852,00.html?dr=1]ZDF-Sport[/URL]

    Schalke 04: Spekulationen über die Zukunft


    Rutten macht weiter - wie lange noch?



    Für Aufbruchstimmung sollte Fred Rutten sorgen, Tristesse beherrscht Schalke aber in dieser Spielzeit. Spätestens nach dem 1:2 gegen den HSV, dem uninspirierten Auftritt seiner Akteure und nun sieben Zählern Rückstand auf einen internationalen Startplatz wird über die Zukunft des Trainers spekuliert. "Er hat einen Vertrag bis 2010, und es gibt keine andere Beschlusslage", erklärte dazu S04-Sprecher Thomas Spiegel.



    Wie lange noch? Diese Frage stellt sich, hat Rutten mit seinem Team doch die angepeilten Ziele längst aus den Augen verloren. "Schalke passt zu mir, und ich bin sicher, dass wir gemeinsam in der Zukunft einige Schritte nach vorne machen können", hatte der 46-Jährige bei seiner Vorstellung auf Schalke vor knapp einem Jahr betont. Unter dem Strich haben die "Knappen" aber unter dem Fußballehrer, der aus einem laufenden Vertrag bei Twente Enschede herausgekauft wurde und seit Saisonbeginn das Sagen hat, zwei Schritte zurückgemacht.


    In der vergangenen Spielzeit fand sich Schalke unter dem dann entlassenen Vorgänger Mirko Slomka und dem Interims-Trainerduo Mike Büskens und Youri Mulder am Ende auf dem dritten Tabellenplatz wieder, in der Champions League-Qualifikation kam gegen Atletico Madrid (1:0, 0:4) unter Rutten schon das frühe Aus. Der erste Knackpunkt. Im UEFA-Cup reichte es nicht über die Gruppenphase hinaus, im DFB-Pokal strich der ambitionierte Bundesligist im Viertelfinale überraschend bei Zweitligist Mainz (0:1) die Segel.


    Erfolg sieht anders aus, es scheint doch nicht zu passen zwischen Rutten und Schalke. Doch allen Unkenrufen zum Trotz stand der Coach am Dienstagvormittag auf dem Trainingsplatz und leitete die Übungseinheit seiner Mannschaft. "Die Liga ist noch nicht zu Ende. Wir können nicht die letzten neun Spiele einfach wegschmeißen", hatte sich Rutten nach der Pleite gegen den HSV geäußert.



    Ob für ihn in Gelsenkirchen das Ende kommt, ist offen. Am Dienstagnachmittag erhielt er nach einer Unterredung mit der Vereinsführung zunächst das Vertrauen. "Es gab Gespräche. Morgen um 14 Uhr ist Training, und der Trainer ist Fred Rutten", erklärte Thomas Spiegel. "Er hat einen Vertrag bis 2010, und es gibt keine andere Beschlusslage", fügte der Schalke-Sprecher an.


    "Manchmal ist es gut für den Kopf, wenn man eine Woche weg ist von Schalke", hat Rutten indes seinen Nationalspielern mit in die Länderspielpause gegeben. Ob er danach noch da ist, wird sich zeigen.



    Kicker.de

    Wunschkandidat
    Coach Daum: Türken lassen nicht locker



    Köln/Istanbul – Christoph Daum. Von Fußballfans geliebt nicht nur am Rhein, sondern auch am Bosporus. Und da soll er im Sommer wieder hin – so zumindest der Wunsch der Türken.



    Nach übereinstimmenden türkischen Medienberichten steht der 55-jährige Star-Coach wieder ganz oben auf der Wunschliste bei Fenerbahce Istanbul.


    Nach der jüngsten 1:2-Pleite gegen Bursaspor gilt das Schicksal des 70-jährigen Spaniers Luis Aragones, der nur als „Trainer-Opa“ verspottet wird, spätestens zum Saisonende als besiegelt.


    Kontakt zu Daum, der „Fener“ 2004 und 2005 zum Titelgewinn führte, sei bereits aufgenommen worden. Laut der größten türkischen Zeitung Hürriyet hat Daum bereits „ein positives Signal“ an Präsident Aziz Yildirim gesendet, durchaus bereit zu sein, wieder für Fenerbahce zu arbeiten.


    Daum wollte die Berichte am Montag gegenüber EXPRESS nicht kommentieren: „Darauf gehe ich nicht ein.“ Sein Anwalt Dr. Stefan Seitz sagt: „Christoph Daum sendet zur Zeit sicher überhaupt keine Signale, aber das Interesse der Türken ist hinlänglich bekannt.“


    Daums Vertrag beim FC läuft bis 2010, doch er kann bekanntlich per Klausel jedes halbe Jahr vorzeitig aussteigen. Ein Abgang im Sommer wäre also möglich.


    Gibt es etwa nun einen ähnlichen Verhandlungspoker wie im Mai 2008, als Daum erst nach zähen Gesprächen in der heimischen Hahnwald-Villa spät abends am Geißbockheim sein Bleiben verkündete?


    Seine Ambitionen sind bekannt. Mit 60 will er Schluss machen als Trainer. Und er will schnellstmöglich wieder auf europäischer Bühne spielen. Dafür muss der FC weiter kräftig investieren.


    „Lukas Podolski kann nur der Anfang sein“, hat Daum stets betont. Bis Ende Mai muss er beim FC Perspektiven für die neue Saison sehen, sonst scheint nicht ausgeschlossen, dass er ernsthaft mit seinen türkischen Freunden verhandelt.



    express

    Team bat Trainer zur Sitzung


    Labbadia bekommt tolles Signal der Stars
    Leverkusen will letzte Chance auf Europa nutzen


    Von ULRICH BAUER


    Bayers Kampf um Europa. Die Hoffnung auf die letzte Chance nach dem Absturz. Jetzt kam endlich ein Signal aus der Mannschaft!



    Vier Tage vor dem Liga-Endspiel gegen Frankfurt baten die Stars ihren Trainer um eine Sitzung zur Ursachen-Forschung und Lösungs-Suche.


    Nicht gerade alltäglich. Aber genau das, was Bruno Labbadia immer wieder gefordert hat. „In guten wie in schlechten Phasen. Die Jungs sollen auf uns zukommen“, sagte er auch gestern zu BILD. „Ein tolles Signal aus der Mannschaft!“





    Knapp 50 Minuten dauerte die Früh-Sitzung. Die Mannschaft trainierte unter Fitness-Guru Svonko Komes.


    Labbadia und Assi Eddy Sözer tagten parallel mit Kapitän Simon Rolfes, Rene Adler und Stefan Kießling.


    Der Trainer begeistert: „Wir müssen aus dem Tal herauskommen. Da ist es erfreulich, wenn die Spieler sich selbst Gedanken machen. Wir haben auf diesen Schritt gehofft. Erst so bilden sich Hierarchien.“


    Bayers Krisen-Sitzung. „Wir haben die Situation besprochen. Jeder hat geäußert, woran es liegt“, erklärt Rolfes. „Wir wollen doch alle Lösungs-Ansätze finden.“


    • Lösungs-Ansatz 1: Intelligenter Fußball! „Ein Problem ist, dass wir bei Rückstand die Ruhe verlieren und jeder plötzlich für sich spielt“, sagt Rolfes. Deshalb die Labbadia-Forderung. Rolfes: „Wir sollen geduldiger und intelligenter spielen. Wir dürfen nicht in Übereifer verfallen, wenn es mal nicht läuft.“


    Lösungs-Ansatz 2: Leichtigkeit! Schwer vorstellbar bei Heim-Komplex und Sieglos-Serie. „Aber Leichtigkeit gehört zu unserem Spiel“, sagt Rolfes. „Sie ist zuletzt abhanden gekommen.“ Auch deshalb die Spaß-Einheiten.


    • Lösungs-Ansatz 3: Zusammenhalt! Zuletzt gab‘s Gerüchte über Missstimmung. „In der Mannschaft stimmt es“, hält Rolfes dagegen. „Wer behauptet, wir sind uns nicht grün, liegt falsch.“



    Bild.de

    Schwule Sportler sind weiter ein Tabu


    FUßBALL Beleidigungen in den Stadien sorgen für wenig Empörung – Druck auf Spieler hoch


    Faninitiativen, Vereine und Verbände haben dem Rassismus in den Stadien schon länger den Kampf angesagt. Homophobie, schwulenfeindliche Diffamierungen beispielsweise, sorgen dagegen weit weniger für Empörung. Absurd und grotesk findet es Professor Dr. Martin Schweer von der Universität Vechta, dass es immer noch wesentlich stärkere Sanktionen bei der Diskriminierung von Ausländern als von Homosexuellen gibt. Er verweist auf die Beleidigung von Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller 2007: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verhängte eine geringere Strafe, als Weidenfeller beteuerte, er habe Schalke-Spieler Gerald Asamoah nicht „schwarze Sau“ sondern „schwule Sau“ genannt.


    Homosexualität ist immer noch ein Tabu-Thema. Vor allem in als typisch männlich wahrgenommenen Sportarten wie Fußball, Boxen oder Eishockey, erklärt Schweer, der sich als Lehrstuhl-Inhaber für Pädagogische Psychologie auch mit dem Thema Sexualität in Verbindung mit Leistungssport beschäftigt. Schweers Untersuchungen zur Fremdwahrnehmung von Sexualität legen nahe, dass die meisten Menschen bestimmte Kategorien im Kopf haben: In typisch männlich empfundenen Sportarten erwarte man eher keine schwulen Sportler, aber durchaus lesbische Sportlerinnen. Bei „ästhetischen Sportarten“ wie Eiskunstlauf passen schwule Sportler ins Bild, lesbische Sportlerinnen aber eben nicht.


    Die neuere Forschung geht davon aus, dass etwa fünf Prozent der Bevölkerung homosexuell, bis zu zehn Prozent bisexuell sind. Wie viele Profisportler schwul oder lesbisch sind, lässt sich aus diesen Zahlen aber nicht automatisch ableiten, und Untersuchungen gibt es dazu bisher nicht, erklärt der Wissenschaftler aus Vechta.


    Es werde vermutlich eine „Drop-Out-Quote“ geben – also Homosexuelle, die den Leistungssport frühzeitig verlassen, weil sie dem Leidensdruck nicht standhalten. „Es kann sein, dass entsprechendes Potenzial für den Leistungssport so schon im Jugendalter verloren geht“, sagt Schweer.


    Bisher hatte noch kein Profi-Fußballer den Mut, öffentlich zu seiner Homosexualität zu stehen. Auch dass DFB-Präsident Theo Zwanziger im vergangenen Jahr den Kampf gegen die Diskriminierung homosexueller Sportler zur Chefsache erklärt hat, ändert daran nichts. Offizielle Stellungnahmen und Aktionsabende reichten alleine nicht aus, kritisiert Schweer, das Klima sei zu wenig freundlich. „Das Entscheidende ist doch, dass in den Vereinen etwas passiert“. Außer von Philipp Lahm gab es noch kaum öffentliche solidarische Aussagen prominenter Fußballer.


    Schweer wagt daher zu bezweifeln, dass es in nächster Zeit Coming Outs in der Bundesliga gibt. „Zu unkalkulierbar“ seien die Konsequenzen noch für die Betroffenen – vor allem bei „männlichen“ Sportarten wie Fußball, die mit viel Geld und hoher medialer Aufmerksamkeit verbunden seien.


    Noch. Denn es gibt immer mehr Aktionen gegen Schwulenhass in den Stadien. Und Vereine wie Hertha BSC, HSV, Bayern München, Köln und St. Pauli können seit ein paar Jahren auf ihre schwul-lesbischen Fanclubs zählen.


    NWZ

    Erste Gespräche sollen schon stattgefunden haben
    Wird Rudi Völler Sportdirektor beim FC Bayern?


    München - Das wäre der Bundesliga-Hammer! Ist der FC Bayern auf der Suche nach einer Nachfolge-Regelung für Manager Uli Hoeneß möglicherweise im Rheinland hängen geblieben – bei Rudi Völler?



    Erste Gespräche zwischen Völler, der als Münchner Sportdirektor in Frage käme, und dem Rekordmeister haben nach Informationen des Kölner Express schon stattgefunden.



    Bereits Ende 2008 kam demnach bei den Bayern-Machern der Gedanke auf, dass Völler (neben Bremens Klaus Allofs) eine ideale Besetzung für den rein sportlichen Part der Hoeneß-Nachfolge sein könnte. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge machte die Gedanken Anfang Januar in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung öffentlich: „Den wichtigsten Part, den der Uli hier erfüllt, sehe ich im fußballerischen Bereich. Er ist nah an der Mannschaft dran, am Trainer, hat dort die Akzeptanz und die Autorität, das fußballerische Knowhow – das ist der wichtigste Part, den wir zu ersetzen haben.“ Und weiter: „Wir reden hier über die zentrale Aufgabe beim FC Bayern: die sportliche Verantwortung. Man braucht jemanden, der einem Spieler auch mal sagt: ,Was du spielst, ist ein Mist!‘. Der Uli stellt sich schon mal in die Kabine und sagt zu einem Spieler: ,Was ist mit dir eigentlich los? Du musst langsam mal Gas geben!‘“ Für diesen Part der Hoeneß-Nachfolge könne man die Zuschnitte in der Bayern-Führung verändern – und einen neuen Posten einführen, den des Sportdirektors.


    Bundesliga-Insidern dämmerte schon damals, dass die Bayern-Bosse bei diesem Anforderungsprofil auch an Rudi Völler denken. Der war als Spieler selbst Weltmeister und Champions-League-Sieger, spricht Italienisch und Französisch, hielt als DFB-Teamchef auch die Nationalmannschaft in Schach und führte sie 2002 ins WM-Finale.



    Bereits Ende 2008 fühlten die Bayern nach Informationen des Express in Völlers Umfeld vor. Wenig später soll auch Münchens strategischer Partner, der Herzogenauracher Sportartikelriese adidas, Erkundigungen über die Vertragsmodalitäten Völlers in Leverkusen eingezogen haben. An Bayer ist Völler als Sportdirektor noch bis 2010 gebunden.


    So war „Ruuudi“ nicht mehr überrascht, als Bayern-Manager Uli Hoeneß ihn kontaktiert haben soll. Nach Informationen des Kölner Express verlief der erste Gedankenaustausch ohne konkretes Ergebnis. Völler gab den Bayern demnach keine Zusage, schloss ein Engagement aber auch nicht aus. Wie es heißt, soll auch Bremens Allofs unverändert noch im Rennen sein. Frühestens im Januar 2010, wenn Hoeneß in München zum Präsidenten und Aufsichtsrats-Vorsitzenden aufrückt, wäre der Job beim FC Bayern zu besetzen.


    Im Gespräch mit dem Kölner Express wollte sich Völler gestern nicht zum Interesse des FC Bayern äußern. Er möchte sich auf das wichtige Heimspiel am Sonntag gegen den HSV konzentrieren. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schloss einen Wechsel Völlers zum Ligakonkurrenten in einer ersten Reaktion aus: „Rudi möchte hier weiter am Aufbau einer Spitzenmannschaft beteiligt sein. Ich denke nicht, dass er das aufgeben will. Und wir haben nicht vor, Rudi gehen zu lassen.“ Jetzt will Holzhäuser Völlers Vertrag möglichst schnell verlängern. Doch auch er weiß: Wenn der Weltklub FC Bayern ruft, konnte Bayer Leverkusen in der Vergangenheit nie mithalten.



    tz.de

    Abendblatt : Es gibt Statistiken, die besagen, dass jeder zehnte Mann schwul ist. Gibt es in jedem Kader also ein bis zwei schwule Kicker?


    Schmitt: Es gibt definitiv nicht in jeder Mannschaft einen Schwulen.


    Abendblatt : Also lässt sich diese Statistik nicht auf den Fußball übertragen.


    Schmitt: Nein. Dann dürfte in jeder Boygroup ja nur ein halber Schwuler sein. Da gibt es aber meistens drei. (lacht) Ich vermute, von zehn Frisören sind auch mehr als einer schwul. Andersherum gibt es im Frauenfußball plötzlich sieben Lesben in einer Mannschaft. Es gibt eben Bereiche, in denen viele Schwule auftreten, in anderen eher weniger.


    Abendblatt : Was für das Vorurteil spräche, dass Schwule zu weich zum Fußballspielen sind.


    Schmitt: Bei vielen Schwulen trifft es sicher zu. Aber nicht bei allen.


    Abendblatt : Waren Sie schon einmal in einen Mitspieler verliebt?


    Schmitt: Es gab schon den einen oder anderen, für den ich mal geschwärmt habe...


    Abendblatt : Hatten Sie schon sexuelle Erlebnisse mit Mitspielern?


    Schmitt: Nein. Mit 13 oder 14 habe ich mal mit welchen rumgeknutscht. Aber das war nicht ernst zu nehmen. Die haben mittlerweile alle eine Freundin.


    Abendblatt : Wären Sie aufgrund der ganzen Probleme manchmal gerne heterosexuell?


    Schmitt: Es wäre in vielen Dingen mit Sicherheit einfacher. Aber mittlerweile bin ich gerne schwul. Ich stehe nun mal auf Männer und kann mit Frauen in einer Liebesbeziehung nichts anfangen. Und wenn ich manchmal die Geschichten von Freundinnen meiner Kumpels höre, bin ich ganz froh, dass ich einen Freund habe.



    Hamburger Abendblatt

    Ehemaliger Hamburger Auswahl-Fußballer spricht über das Schwulsein
    "Meine Homosexualität hat mir geschadet"


    Minderwertigkeitsgefühle und fehlendes Selbstvertrauen führten zum Suizidversuch. Seine Hoffnung: das Outing eines prominenten Profis.
    Von Till Müller


    Michael Schmitt (Name von der Redaktion geändert) hat jahrelang in der Jugendabteilung des HSV gespielt und war danach sogar ein Jahr bei den Amateuren. Er war lange Zeit Hamburger Auswahlspieler. Schmitt ist 1,90 m groß, wiegt 90 kg und spielt mittlerweile in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse. Auf dem Platz ist er ein Leader-Typ. Schmitt ist schwul. Im Hamburger Abendblatt spricht er über sein Leben als homosexueller Fußballspieler.


    Abendblatt : Herr Schmitt, warum stellen Sie sich für dieses Interview zur Verfügung?


    Michael Schmitt: Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich zwischen meinem 15. und 20. Lebensjahr gefühlt habe. Ich kannte keine anderen Schwulen. Höchstens diese Klischeeschwulen aus dem Fernsehen. Ich hatte das Gefühl, der einzige schwule Sportler zu sein und hatte deshalb unheimlich viel mit mir selbst zu tun. Ich glaube, wenn ich damals so ein Interview gelesen hätte, hätte es mir sehr geholfen.


    Abendblatt : Wie alt waren Sie, als Sie gemerkt haben, dass Sie homosexuell sind?


    Schmitt: Das war kein fester Zeitpunkt, sondern ein Prozess. Ich glaube, ich war damals 17 Jahre alt, als ich es definitiv wusste. Da war ich seit anderthalb Jahren mit meiner damaligen Freundin zusammen. Ein nettes Mädchen - aber ich merkte, dass ich viel lieber etwas mit meinem Mannschaftskameraden und besten Kumpel unternahm. Ihn habe ich vermisst, wenn ich ihn eine Woche lang nicht gesehen hatte. Bei ihr war es kein Problem.


    Abendblatt : Sie waren zu der Zeit ein verheißungsvolles Talent, haben den Sprung zum Profifußballer aber nicht geschafft. Hat die Homosexualität Ihre sportlichen Leistungen eingeschränkt?


    Schmitt: Definitiv. Ich bin mir im Nachhinein sicher, dass ich im Fußball mehr hätte erreichen können. Gerade auf dem Fußballplatz ist Selbstvertrauen das A und O. Ich aber fühlte mich als schwuler Sportler einsam und minderwertig. Andererseits sollte ich dann auf dem Platz ausstrahlen, dass ich besser bin als die anderen. Das stand in einem absoluten Spannungsverhältnis. Es war eine sehr harte Zeit.


    Abendblatt : Hatten Sie ernstzunehmende psychische Probleme?


    Schmitt: Ja, über einen längeren Zeitraum. Mit 16 habe ich in diesem Zusammenhang einen Selbstmordversuch unternommen. Ich schluckte einen Becher voller Tabletten aus unserem Medikamentenschrank. Nach fünf Minuten hatte ich aber dann schon so viel Angst, dass ich mir den Finger in den Hals steckte. Es war insgesamt ein langer Weg, aber ich habe gelernt damit umzugehen. Mittlerweile bin ich gerne schwul.


    Abendblatt : Inwiefern beeinträchtigt Sie Ihre Homosexualität heute noch im Sport?


    Schmitt: Psychisch gar nicht mehr. Alltägliche Dinge sind jedoch sehr anstrengend.


    Abendblatt : Was meinen Sie?


    Schmitt: Ich fahre oft mit einem Mannschaftskollegen zum Training. Wenn ich mich jedoch vorher oder hinterher mit meinem Freund treffen möchte, muss ich mir immer eine Ausrede einfallen lassen, warum ich selber fahre und meinen Mitspieler nicht mitnehmen kann. Besonders nervig ist auch die Frage von Teamkollegen, ob ich eine Freundin habe. Dann muss ich immer schnell eine Ausrede parat haben. Über einen längeren Zeitraum wundern sich die Jungs ja sonst schon.


    Abendblatt : Wird Ihr Leben abseits des Sportplatzes beeinträchtigt?


    Schmitt: Ich habe schon bei Mannschaften mit erhöhtem Zuschaueraufkommen gespielt. In dieser Zeit habe ich es vermieden auf Schwulenpartys zu gehen. Man kann ja nie wissen, ob man dort von einem Fan gesehen wird.


    Abendblatt : Erkennen Sie einen schwulen Fußballer?


    Schmitt: Ich würde ganz klar verneinen, dass man einen Schwulen sofort erkennt. Viele Leute glauben das, weil sie die "Klischee-Tucken" aus irgendwelchen Talkshows kennen. Dann meinen sie, die ganze Bandbreite von Schwulen zu kennen. Aber ich selbst bin ja das beste Beispiel. Mich hat über Jahre hinweg bis heute nicht ein einziger Mitspieler erkannt.


    Abendblatt : Sie haben einen festen Freund. Ein Mann in einer Heterobeziehung wäre wohl eifersüchtig, wenn seine Freundin jede Woche mit 20 Männern duscht...


    Schmitt: Das ist bei uns unproblematisch. Ich glaube, Schwule sind etwas entspannter, was das Thema Eifersucht anbelangt. Mein Freund ist höchstens neidisch, dass er nicht mit meiner Mannschaft duschen darf. (lacht)


    Abendblatt : Wie reagieren Sie, wenn jemand auf dem Platz ruft: "Du schießt wie ne Schwuchtel!"?


    Schmitt: Das geht auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder raus.


    Abendblatt : Und wenn jemand in der Kabine einen Schwulenwitz erzählt? Lachen sie dann mit?


    Schmitt: Meistens lache ich nicht. Schlimm ist es immer im Vorfeld von Weihnachtsfeiern. Die Mannschaft sitzt zusammen, und der Trainer sagt: "Ihr könnt eure Freundin mitbringen - oder natürlich auch euren Freund." Die ganze Truppe grölt, und ich sitze da und ärgere mich.


    Abendblatt : Fast überall stellt Homosexualität heutzutage kein Problem mehr dar - sogar in der Politik. Warum hat dieses Tabuthema im Sport Bestand?


    Schmitt: Das hat sicherlich viele Gründe. Einer davon ist die Zielgruppe, die der Sport bedient. Wenn man einen groben Schnitt durch die Fankurve macht, erhält man eher ein unteres Bildungsniveau. Meine Erfahrung geht in die Richtung, dass Leute, die das Ganze ein bisschen besser reflektieren können, auch toleranter sind. Platt gesagt: Ich weiß nicht, ob Manni mit Schalke-Schal aus dem Ruhrpott darüber stehen könnte, wenn Kevin Kuranyi oder sonstwer schwul wäre und trotzdem einen guten Ball spielt. Außerdem glaube ich, dass auch innerhalb der Mannschaft die Toleranz nicht gegeben ist.


    Abendblatt : Haben Sie mal darüber nachgedacht sich zu outen?


    Schmitt: Das war bei mir eigentlich noch nie ein Thema.


    Abendblatt : Warum nicht?


    Schmitt: Vor allem aus Angst davor, in der Mannschaft und vom Trainer nicht mehr akzeptiert zu sein. Ich spiele leistungsbezogen Fußball. Es herrscht immer ein harter Konkurrenzkampf um Stammplätze. Die Homosexualität könnte immer als Waffe gegen mich verwendet werden. Im Fußball gibt es einfach dieses Männlichkeitsbild. Man muss kämpfen, man muss grätschen, man muss was ausstrahlen und die Mitspieler anbrüllen. Einem Schwulen traut man das leider nicht zu. Jeder Konkurrent hätte von Beginn an einen Vorteil mir gegenüber.


    Abendblatt : Wieso traut man Schwulen nicht zu, gute Fußballer zu sein?


    Schmitt: Das Problem ist, dass einem immer nur die offensichtlich Schwulen auffallen, diejenigen, die sich weiblich geben. Und jeder, der an einen Schwulen denkt, hat dann dieses weiche Klischee vor Augen. Die denken dann: "Eine Tucke grätscht ja keinen um, wenn es denn mal sein muss." Bei Lesben ist es genauso, man spricht immer nur von den "Kampflesben". Dabei muss man sich ja nur mal Anne Will anschauen.


    Abendblatt : Es gibt lesbische Sportlerinnen, die sich geoutet haben. Warum wird Homosexualität im Sport bei den Frauen besser akzeptiert?


    Schmitt: Weil es bei Frauen besser ins Bild passt. Lesben werden ja immer als männliche Typen gesehen. Männer sind nun mal sportlicher, deshalb spricht man einer Lesbe eher die Sportlichkeit zu als einem Schwulen, der ja vermeintlich eher die weiblichere Seite verkörpert.


    Abendblatt : Ist Outing für Sie in der Zukunft ein Thema?


    Schmitt: Es müsste eine generelle Enttabuisierung im Sport geben. Das kann allerdings nur von ganz oben beginnen. Ich würde mir wünschen, dass schwule Profis offensiver mit ihrer Homosexualität umgehen würden. Wenn ein Fußballidol oder viele Profis gleichzeitig an die Öffentlichkeit treten würden, dann könnte auch ich mir ein Outing vorstellen. Ich denke, es würde vielen so gehen, das könnte zu einer allgemeinen Bewegung werden.


    Abendblatt : In England hat sich Anfang der 90er Jahre ein schwuler Fußballer geoutet. Acht Jahre später erhängte sich Justin Fashanu, der mit den Folgen seines Outings nie glücklich wurde.


    Schmitt: Die Gesellschaft ist heute weiter. Aber es kommt natürlich ganz extrem darauf an, um wen es sich handelt. Es müsste schon ein Spieler mit einem großen Bekanntheitsgrad und einer hohen Akzeptanz sein. Ein besonders männlicher Nationalspieler zum Beispiel.


    Abendblatt : Wenn sich ein schwuler Profi zu seiner Homosexualität bekennen würde, wäre er dann in der Szene ein Held?


    Schmitt: Absolut. Wenn es ein smarter Spieler wäre, würde er im Anschluss wahrscheinlich 200 Briefe pro Tag bekommen. (lacht) Aber im Ernst: Ich kann mir sogar vorstellen, dass er dadurch Werbeverträge generieren würde, denn die Zielgruppe der Schwulen ist riesig, hat Statistiken zur Folge ein erhöhtes Einkommen, wird aber bislang im Spektrum der Werbung so gut wie gar nicht angesprochen.

    Wechsel nach Leverkusen
    Bayern-Trainer rechnet mit Supertalent Kroos ab

    Von Lars Wallrodt


    Vorerst ist Toni Kroos beim FC Bayern gescheitert. Auf WELT ONLINE erklärt Münchens U23-Trainer Hermann Gerland, warum das Talent den Sprung zu den Profis nicht schaffte und der Wechsel zu Bayer Leverkusen richtig ist. Denn erfolgreiche Ausleihgeschäfte mit jungen Spielern haben bei Bayern München Tradition.



    WELT ONLINE: Ärgert Sie Kroos’ Wechsel?


    Hermann Gerland: Ich komme ohne ihn super klar, hatte ja auch nicht besonders viel mit ihm zu tun. Er hat meist bei den Profis trainiert, ich hatte ihn höchstens mal vor Spielen bei mir. Zuletzt hat er sich ja sogar geweigert, in der Dritten Liga zu spielen.


    WELT ONLINE: Dennoch gibt der FC Bayern den besten Spieler der U17-Weltmeisterschaft 2007 ab.


    Gerland: Kroos ist ja nicht verkauft, sondern ausgeliehen. Babbel haben wir auch damals zum HSV verliehen und bekamen einen fertigen Spieler zurück. Bei Lahm war es ähnlich. Außerdem spielen auf Kroos’ Position Ribery, Ze Roberto, Schweinsteiger und Borowski. Wen soll Klinsmann denn davon rausnehmen?


    WELT ONLINE: Dann müsste Talenten grundsätzlich von einem Wechsel zum FC Bayern abgeraten werden.


    Gerland: Das ist so nicht richtig. Im DFB-Pokal gegen Stuttgart kamen fünf ehemalige Jugendspieler zum Einsatz: Rensing, Lell, Lahm, Schweinsteiger und Ottl. Welcher andere Verein hat eine solche Quote?


    WELT ONLINE: Bietet Ihr Klub dem Nachwuchs eine faire Chance?


    Gerland: Ja. Wir bilden Spieler in der Jugend und bei den Amateuren aus. Wer sich dort durchsetzt, wird auch seine Chance bei den Profis bekommen. Die Aufgabe des Cheftrainers ist allerdings, Punkte und Titel zu holen, nicht Spieler auszubilden.


    WELT ONLINE: Immerhin hatte Manager Uli Hoeneß für Kroos die Nummer zehn reserviert.


    Gerland: Auf diese Aussage müssen sie Hoeneß ansprechen, nicht mich. Ich kann nur sagen, dass ein junger Spieler Spiele braucht, um sich weiterzuentwickeln. Die hätte Kroos bei mir bekommen. Aber er hat gesagt: ‚Ich spiele nicht mehr bei Hermann Gerland in der Dritten Liga.’ So verzichtete er auf Einsätze. Da frage ich mich: Wie will er sich verbessern ohne Spielpraxis?


    WELT ONLINE: Bekommt er die in Leverkusen?


    Gerland: Ich gehe davon aus. Er ist nicht preiswert, so einer wird nicht für die Bank geholt.


    WELT ONLINE: Trauen Sie ihm nach seiner Rückkehr zu, eine wichtige Rolle in München zu spielen?


    Gerland: Er hat unglaubliche fußballerische Qualitäten. Aber er muss sie mit Leistungsbereitschaft paaren. Das hat er viel zu wenig gemacht. Er hat in jedem Spiel Aktionen, wo man mit der Zunge schnalzt. Dann verliert er den Ball, läuft weiter und fehlt hinten. Das geht heutzutage nicht mehr, daran muss er in Leverkusen arbeiten. Dort muss er zeigen, dass er einer ist, der es packen kann und will.


    WELT ONLINE: Herrschte zu viel Rummel um ihn?


    Gerland: Ja, aber dafür konnte er nichts. Er wurde für jede Aktion bejubelt. Wenn er mal eine Ecke getreten hat und einer unserer tollen Kopfballspieler hat ihn reingemacht, hieß es doch gleich: Super Aktion von Kroos. Er wurde in den Himmel gehoben, bekam nur Zucker. Das ist für einen jungen Spieler nicht gut.



    Welt Online

    Ja, auch in Ddorf wird Karneval gefeiert :levz1


    Der Sonntag ist der beste Tag an Karneval in Ddorf. Da sind sogar schon einige Kölner die kenne neidisch geworden. Erst auf der Kö, und dann Abends in der Altstadt weiter. Wer das nicht kennt, hat echt was verpasst. Und das mit den 500 000 auf der Kö kommt hin. Letztes JAhr sollen es sogar ein paar mehr gewesen sein laut Presse.

    4. Treffen: QFF geben sich eine Satzung



    An diesem Wochenende trafen sich die Queer Football Fanclubs (QFF), das Netzwerk schwul-lesbischer Fußball-Fanclubs, zu seiner vierten Tagung. Nach konstruktiven Diskussionen fiel das Votum der Vollversammlung einstimmig aus: Die QFF gaben sich eine Satzung!


    Die Name des Versammlungsortes hätte nicht symbolträchtiger sein können: Mariaspring in Bovenden, ein reizvolles Örtchen mit einer Wasserquelle bei Göttingen. Hier trafen sich die Queer Football Fanclubs zu ihrem bislang vierten internationalen Treffen. Und es sollten an diesem 17. Januar 2009 wegweisende Ziele erreicht werden: die Errichtung einer Satzung und die Wahl des QFF-Sprecherrats.



    Insgesamt zehn schwul-lesbische Fanclubs unterschiedlicher europäischer Fußballvereine waren der Einladung zu diesem Strukturworkshop gefolgt. Der Dachverband QFF hatte sich 2007 erstmals in Dortmund getroffen und dort bereits den Rahmen für die weitere Arbeit gelegt. Kann aus einem freundschaftlichen und lockeren Miteinander ein ernst zu nehmender Gesprächspartner für Verbände und Institutionen werden?


    Treffen in Mainz und Basel folgten bald. Der Ruf der inzwischen 15 Fanclubs unterschiedlicher Vereine aus Deutschland, Spanien und der Schweiz nach einem gemeinsamen Dach wurde laut. In Mariaspring nun sollte sich zeigen, ob das zarte Pflänzchen „gemeinsame Ziele“ auch schon Früchte in Form von gemeinsamen Strukturen tragen könnte.



    Freudig und doch angespannt kamen die Delegierten zu diesem vierten Treffen in die beschauliche Ländliche Heimvolkshochschule „Mariaspring“ nach Bovenden. Hier trafen Freunde aufeinander, die alle große Ziele verfolgen: ein tolerantes, faires, vereinsübergreifendes Miteinander, Kampf gegen Diskriminierung, insbesondere aufgrund der sexuellen Orientierung und Unterstützung von schwulen, lesbischen, bisexuellen und transidentischen Fußballfans bei der Gründung von Fanclubs. Das einende Ziel: „Getrennt in der Farbe – vereint in der Sache!“


    Auf Grundlage eines Arbeitspapiers wurde nun in Diskussionsrunden an der Satzung gebastelt. Nach überraschend kurzer Zeit konnte der Moderator jedoch das Ergebnis der Abstimmung durch die Vollversammlung verkünden: die Satzung war einstimmig angenommen!



    Und nicht nur das: Auch ein Sprecherrat wurde schnell gewählt. Dieser kann sofort seine Arbeit aufnehmen und bereits den Termin für das nächste Treffen verkünden: vom 9. bis 11. Oktober 2009 in Kaiserslautern. Vorher werden sich die Fanclubs jedoch zum gemeinsamen Feiern beim EUROPRIDE in Zürich und dem CSD in Köln wieder sehen.


    Wir werden sehen, ob die Quelle von Mariaspring einen kümmerlichen Rinnsal nährt oder einen großen Fluss, der irgendwann die schwul-lesbischen Fußballfans in ganz Europa verbindet. Wir bleiben am Ball! (Text: db, Fotos: mg)


    [URL=http://queerfootballfanclubs.com/qff/content/view/131/30/lang,german/#]QFF.com[/URL]

    Homo-Profis in der Serie A
    Schleifers Staunen


    Ein szenekundiger Callboy offenbart, dass Italiens Topfußballer gern mal aus der Hetero-Bastion ausbüxen. VON TOM MUSTROPH



    ROM taz Sie sind alte Herren. Sie kennen sich im Fußball aus, wenn es um Training, Taktik und Karriereplanung geht. Aber die Welt, in der sie sich bewegen, nehmen sie verblüffend eingeschränkt wahr. Marcello Lippi, 60 Jahre alt und hoch dekorierter Fußballtrainer, hält das Universum des runden Leders für eine absolute Hetero-Zone. Ex-Juve- Manager Luciano Moggi, 71 Lenze zählend und gerade wegen Nötigung zu 18 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt, würde diese Bastion des gegengeschlechtlichen Verkehrs sogar aktiv gegen jeden homosexuellen Eindringling verteidigen. "Ich würde keinen Schwulen in der Mannschaft dulden", hatte Moggi im Frühjahr letzten Jahres in einem Interview gedroht. Nach dem Zwiegespräch mit dem offiziell aus dem Sport verbannten Fußball-Paten Moggi hatte der Fernsehmann auch dem 89-jährigen Gründer der P2-Loge, Licio Gelli, Gelegenheit gegeben, modernden Konservatismus zu verbreiten.


    Mit seinem jüngsten Interview mit Marcello Lippi hat Klaus Davi sich im Alter eine Generation nach vorn bewegt, kaum aber im Gedankengut. "Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, das es im Fußball Schwule gibt. In 40 Jahren haben ich keinen kennen gelernt. Keiner, mit dem ich in dieser Zeit zusammengearbeitet habe, hat mir je davon erzählt", sagte Lippi, der Mister mit dem Silberhaar. Mit dem Anglo-Terminus "Mister" werden im kastengläubigen Italien alle Schleifer tituliert.


    Rein faktisch leidet der Mann an Gedächtnisschwäche. Bei seinem Kurzauftritt bei Inter Mailand um die Jahrhundertwende - eine Saison und ein Spiel dauerte das Engagement - hatte er den Brasilianer Vampeta im Kader. Der einstige Mannschaftskollege von Ronaldo beim PSV Eindhoven war ein spielstarker Mittelfeldakteur. Er hatte 42 A-Länderspiele bestritten und noch vorm Fußball das Leben und die Feste geliebt. Eine Nacktfoto-Session für die brasilianische Schwulenzeitschrift G-Magazine hatte einen Karriereknick bewirkt.


    Vampetas Schicksal ist typisch. Wer sich outet, muss mit Anfeindungen durch Kollegen und Fans rechnen. "So wie wir Fußballer gemacht sind, fiele es einem homosexuellen Profi schwer, seinen Beruf auf natürliche Art und Weise auszuüben", bemerkt Lippi denn auch. Sein Lieblingsschützling Fabio Cannavaro hat sich kürzlich gegen die Homo-Ehe geäußert. In Spanien, wo der Profi derzeit unter Vertrag ist, existiert diese Möglichkeit per Gesetz. "Mmmh, da bin ich doch zu italienisch", so Cannavaro. In seiner Zeit bei Juve hatte der wegen seines geölten Gladiatorenkörpers in der Schwulenszene als Idol verehrte Spieler anklingen lassen, dass er nichts gegen schwule Kollegen hätte. "Früher oder später wird es einen geben", hatte Fabio Cannavaro gemeint.


    Nach Schätzungen des Präsidenten der Schwulenorganisation Arcigay, Aurelio Mancuso, bevorzugt jeder fünfte Profi der Serie A Männer. Auf dem Berlusconi-Kanal La7 hatte im Dezember ein früherer Spieler der dritten Liga erklärt, dass er seinen Lebensunterhalt jetzt mit Escort-Diensten für seine prominenteren Kollegen bestreite. 30 Fußballerklienten habe er, ein Dutzend davon aus der Serie A. Im Schnitt 1500 Euro nehme er pro Termin. Die meisten seiner Kunden hätten sich eine bürgerliche Fassade mit Frau und Kindern zugelegt. Hilfreich sei, dass er selbst aus dem Fußball käme.


    Und bevor der anonym bleiben wollende Mittzwanziger die Karriere als Gigolo begann, hatte er in den Umkleideräumen der Lega Pro manche Orgie mit Mannschaftskollegen und Gegenspielern organisiert, verriet er. Sexualität und Fußball sind zumindest in der dritten italienischen Liga ganz natürlich vereint. Marcello Lippi würden die Augen herausfallen.



    taz.de

    HOMOSEXUELLE FUSSBALLFANS
    Angefeindet, aber nicht eingeknickt

    Von Ronny Blaschke


    Der Trend ist unumkehrbar: Immer mehr schwullesbische Fanclubs werben in den Fußballstadien um Akzeptanz. Doch weiterhin gibt es große Widerstände in vielen Vereinen. Die Aktivisten denken dennoch nicht daran aufzugeben.


    Wenn ihn jemand verprügeln würde, wäre es schlimm. Aber wenn jemand seine Mutter zu Hause anrufen und ihr drohen würde, wäre es unerträglich. Christian Deker hat sich viele Gedanken gemacht, wie die Verbindung zwischen Fußball und Privatleben seinem Umfeld schaden könnte. Einmal erhielt er eine Morddrohung, in der Anonymität des Internets. Er war eingeschüchtert, der Absender hatte sein Ziel erreicht.



    Ein anderes Mal tauchten Fotos von ihm im Netz auf, niemand hatte ihn um Erlaubnis gebeten. "Damit müssen wir leider leben", sagt Deker. Er ist kein Politiker, Gerichtsvollzieher oder Insolvenzverwalter, er hat keinen Beruf, dem das Volk gern seinen Zorn aufbürdet. Er ist Fußballfan und homosexuell, nicht im Verborgenen, er trägt diese Kombination in die Öffentlichkeit, für ihn ist das normal wie Zähneputzen nach dem Aufstehen - für andere ist es das nicht.


    Deker, Mitte 20, hat Jura studiert und sich inzwischen einen Namen als Journalist gemacht. Auch deshalb wurde er zum Sprecher der Stuttgarter Junxx ernannt, des ersten schwullesbischen Fanclubs des VfB Stuttgart. "Wir wollen zeigen, dass die Verbindung Fußball und Homosexualität kein Widerspruch ist", sagt Deker.


    Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Mitglieder der Stuttgarter Junxx nicht von ihren Kollegen anderer Fanclubs. Sie gehen ins Stadion, singen, schreien, schimpfen und klatschen, sie fahren zu Auswärtsspielen, pflegen ihre Beziehung zum VfB mit Hingabe. Doch die Junxx sind auch ein politisches Forum, vielleicht das wirkungsvollste auf der Tribüne. Sie treten nicht in Nadelstreifen auf, sondern in Rot und Weiß, mit Vereinsschal und Trikot.



    Deker erinnert an das Halbfinale des Ligapokals gegen den FC Bayern 2007, er stand wie immer in der Kurve des VfB und stimmte ein in die Gesänge der Fans. Plötzlich schickten die Stuttgarter dem Torwart des Gegners einen donnernden Gruß. "Michael Rensing ist homosexuell." Deker hatte diese Schmähungen oft gehört, sie haben ihn auch persönlich getroffen, wie eine wuchtige Ohrfeige, dieses Mal brachte er den Mut auf, um zu rebellieren.


    "Was soll das?", fragte Deker seine Platznachbarn, "ich bin schwul und fühle mich dadurch diskriminiert." Schweigen, verwirrte Blicke. Schwul? Fußball? Kann das sein? Nach einer Weile antwortete ein Stuttgarter Fan: "Du hast recht. Ich unterstütze dich." Die Anekdote verdeutlicht, wie leicht Klischees und Unwissenheit mit Worten entgegengewirkt werden kann. Deker hatte eine Weile gebraucht, um das zu verstehen. In der Pubertät war bei ihm der Gedanke gereift, dass er auf Männer stehen könnte, mit 17 war er sich sicher.


    Zu Hause hat es nie ein Problem gegeben. Seine Mutter war überrascht, hatte ein wenig Angst, schnell vertrieb sie Klischees von zwangsläufigen Krankheiten und Drogenproblemen aus ihren Gedanken, bald wirkte sie nur noch erleichtert.



    Gemeinsam sollten sie Jahre später für eine Titelgeschichte des "Stern" posieren, er stand im Vordergrund, lächelte, die Hände in den Taschen vergraben, sie saß hinter ihm, lächelte, die Hände auf dem Schoß verschränkt. Die Symbolik war eindeutig, die Mutter hält ihrem Sohn den Rücken frei.


    "Nicht jeder hatte es so einfach wie ich", erzählt Deker. Nachdem sich einer seiner Freunde aus dem Fanclub offenbart hatte, ließen ihm dessen Eltern acht Wochen Zeit, um sich eine neue Wohnung zu suchen. Ihre Position war weit verbreitet, und sie ist es noch immer: Schwul? Dann hat die Familie eben ein Mitglied weniger.



    2. Teil: Hertha Junxx: Aufbruch in Berlin



    Werner Pohlenz ist aktiv bei den Hertha-Junxx, dem ersten schwullesbischen Fanclub Deutschlands. Pohlenz, Anfang 40, ist Nachrichtensprecher, seine tiefe, klare Stimme ist sein Kapital. Er genießt die Zeit bei den Junxx, er ist gern mit Leuten zusammen, die ähnlich denken, fühlen, und die gemeinsam mit ihm über Figuren und Frisuren neuer Spieler diskutieren, ohne einen strafenden Blick zu erhalten.


    Den Vorwurf, sie würden sich abschotten, hört Pohlenz nicht gern. Dass sie während der Heimspiele im Berliner Olympiastadion nicht in der Kurve der hartgesottenen Hertha-Fans stehen, hat auch Sicherheitsgründe. Noch sind sie nicht überall willkommen, sie verfolgen die Spiele lieber auf der anderen Seite der Arena. Ihr Banner mit den Regenbogenfarben und dem Vereinswappen ist aus jedem Winkel zu erkennen, darauf steht geschrieben: "Fußball ist alles - auch schwul".


    Damit werde Homosexualität ins Bewusstsein der Zuschauer getragen, glaubt Mitstreiter Gerd Eiserbeck. Er ist Polizist, im Dienst war er gegen seinen Willen geoutet worden. Sein Chef sagte daraufhin, wer mit Schwulen ein Problem habe, solle gefälligst die Klappe halten. Eiserbeck hat nie einen Misston vernommen, seine Kollegen schätzen ihn, nur seine Familie weiß nichts von seiner Neigung, sie kann es sich vermutlich denken.


    Entsprungen ist die Idee für die Gründung der Hertha-Junxx 2001, nach Diskussionen in Internet-Foren und im schwulen Stadtmagazin "Siegessäule". Hertha BSC sagte seine Unterstützung zu, stellte den Club in seinem Magazin vor, die Mitgliederzahl wuchs, wenngleich nicht alle zu den Spielen kommen. "Wir holen das Thema aus der Schmuddelecke", sagt Pohlenz, "und wir zeigen, dass das Leben von Homosexuellen normal und langweilig sein kann wie das von Heterosexuellen. Diese Akzeptanzarbeit ist uns wichtig."


    Inzwischen ist aus dem Fanclub ein eingetragener Verein geworden, der sich etabliert hat. Einmal erschien der ehemalige Hertha-Abwehrspieler Malik Fathi auf der Weihnachtsfeier. Er brachte Zeit mit, war freundlich, schrieb Autogramme. Und vergaß nicht zu betonen, dass er hetero sei, hundertprozentig, ganz sicher, ohne Zweifel.


    Das Modell machte Schule. Nach den Hertha-Junxx entstanden Queerpass auf St. Pauli, die Rainbow-Borussen in Dortmund und die Stuttgarter Junxx, mittlerweile sind zwölf schwullesbische Fanclubs deutscher Vereine gegründet worden.


    Sie schlossen sich in einem Netzwerk zusammen (Queer Football Fanclubs). Hinzu kamen Queerpass Basel vom FC Basel, die Wankdorf-Junxx von den Young Boys Bern und Penya Blaugrana vom FC Barcelona.


    Weitere Gründungen sind geplant, doch ein Selbstläufer ist der Aufbruch heute nicht: In vielen Vereinen stehen Funktionäre solchen Initiativen weiterhin skeptisch gegenüber, in Teilen Osteuropas sind sie undenkbar.



    [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,594003,00.html]Spiegel Online[/URL]

    "Nur für harte Männer?"
    Warum Homosexualität immer noch ein Tabu-Thema im Fußball ist



    Das WDR-Fernsehen zeigt heute Abend (Montag, 24.11.2008) um 22.45 Uhr im Magazin "sport inside" den Beitrag "Nur für harte Männer? Warum Homosexualität im Profifußball immer noch ein großes Tabuthema ist" von Jochen Leufgens



    Montag, 24. November 2008, 22.45 - 23.15 Uhr .
    Dienstag, 25. November 2008, 09.20 - 09.50 Uhr (Wdh.).


    Nur etwas für harte Jungs? Im Fußball geht es oft auf die Knochen.Bisher ist aus den deutschen Profiligen kein Fall eines schwulen Fußballspielers bekannt. Doch kann das sein? Rund 1.000 Fußballprofis gibt es Deutschland und keiner ist schwul? „Es gibt unzählige schwule Kicker in allen Ligen, nur sind die meistens nicht bekannt, noch nicht einmal ihren Mitspielern“, sagt Marcus Urban in sport inside. Urban ist selbst schwul, brach seine Profikarriere bei Rot-Weiß Erfurt aber ab, als er sich eingestand, Männer zu lieben. Aus Angst vor Reaktionen der Spieler und Fans zog er sich aus dem Fußball zurück.


    Schwule Fußballprofis verstecken sich, haben oft zum Schein eine Freundin oder sind sogar verheiratet. „Nicht wenige schwule Spieler leiden unter Ängsten oder Depressionen“, erzählt Martin Schweer in sport inside. Er berät schwule Spieler, darunter auch Profis. Ständig müssten sie sich selbst verleugnen. Noch größer aber sei die Angst davor, erkannt zu werden oder sich zu outen. Existenzangst. Das Coming Out würde wohl mindestens einen Karriereknick, wenn nicht gar das Ende bedeuten. sport inside zeigt wie sehr schwule Fußballprofis unter Druck stehen und geht der Frage nach, ob Fußball und Homosexualität tatsächlich nicht miteinander vereinbar sind.

    Kein "Tor auf Schalke!" mehr


    Fußball-Reporterlegende Manfred "Manni" Breuckmann absolviert am 13. Dezember beim Spiel VfL Bochum gegen den 1. FC Köln seine letzte Schicht am WDR-Mikrofon. Den Fans wird er fehlen.



    Am Sonntag ist Manni Breuckmann auf Schalke gewesen, um das Fußball-Bundesligaspiel gegen Bayern München zu übertragen. Wo sonst hätte der Sportreporter auch sein sollen? Ein großes Spiel ohne die „Stimme des Reviers“ ist unvorstellbar, und doch werden sich die Menschen in diesem Land daran gewöhnen müssen, ohne sie auszukommen. Als bekannt wurde, dass Breuckmann am 13. Dezember beim Spiel des VfL Bochum gegen den 1. FC Köln seine letzte Schicht am WDR-Mikrofon absolvieren werde, war das Aufstöhnen weit über das Revier hinaus zu vernehmen.


    „Das kann er doch nicht machen“, sagte ein Redakteur der „Financial Times Deutschland“ entsetzt. „Der ist doch noch so jung.” Kann er doch. Die Entscheidung, in Altersteilzeit zu gehen, ist für den 57-jährigen Breuckmann „eine höchst unspektakuläre”, die er bereits im Dezember 2003 getroffen hat. Damals habe es „der Bundesregierung gefallen zu sagen, die Altersteilzeit schaffen wir ab, mein Jahrgang 1951 war der letzte, der dafür infrage kam.” Vier Wochen Bedenkzeit wurden dem Reporter aus Leidenschaft eingeräumt, dann sagte er zu. Altersteilzeit. Fünf Jahre runtergehen auf 50 Prozent der Arbeitsleistung. Das hat sich Breuckmann so eingeteilt, dass er zweieinhalb Jahre voll gearbeitet hat und nun in die sogenannte passive Phase eintritt.


    Manni Breuckmann und passiv – das passt so schlecht zusammen wie Ruhrgebietsfußball und Kaviar. „Nein, nein“, wiegelt er ab. „Es wird ja nicht so sein, dass ich zu Hause sitze und mir nachmittags Gerichtsfernsehen reinziehe.“ Ein Buch wird er schreiben. Arbeitstitel: „Die 50 spektakulärsten Szenen des deutschen Fußballs“. Zudem hat er sich die vom WDR genehmigten Nebentätigkeiten „als Bestandschutz gewährleisten lassen“. Breuckmann wird also weiterhin Veranstaltungen moderieren und bei sonstigen öffentlichen Ereignissen zu sehen sein. Anders ginge das ja auch gar nicht. „Ich muss ja weiter meinen Narzissmus ausleben“, sagt die Radio-Koryphäe mit einem breiten Grinsen. So viel Selbstdistanz muss sein. „Es ist doch klar, dass es gewisse Eitelkeiten gibt, sonst hätte ich ja nicht diesen Beruf gewählt.“


    Manni: "Ich habe genug zu tun, um mich zu beschäftigen"


    Doch so weit wie bei manchem Kollegen, „den du gewaltsam vom Mikro wegzerren musst“, soll es bei Breuckmann mit der Eitelkeit nicht gehen. Nur noch fünf Spieltage lang wird der Mann, den der ganze Westen als Manni vereinnahmt hat, aus den Stadien in Nordrhein-Westfalen berichten.


    Manni, nicht Manfred. Selbst auf seiner Biografie „Mein Leben als jugendlicher Draufgänger“ ist sein wirklicher Vorname nicht zu lesen. Es wäre kaum verwunderlich, wenn selbst im Pass der Spitzname vermerkt wäre. „Manfred sagt nur meine Mutter zu mir, sonst keiner.“


    Manni Breuckmann werde „ganz bestimmt nicht in ein schwarzes Loch fallen, ich habe genug zu tun, um mich zu beschäftigen“. Und in zweieinhalb Jahren, wenn er 60 ist und die vertragliche Bindung an den WDR endet, „werden die Karten sowieso neu gemischt“. Gewöhnungsbedürftig sei der neue Lebensabschnitt schon, aber kein Schritt, der wirklich schwerfalle. „Ich habe ja alles mitgemacht, es gibt kein Potenzial mehr nach oben.“ Weit über tausend Bundesligaspiele, sechs Welt- und sechs Europameisterschaften, der Triumph von Borussia Dortmund in der Champions League, das Drama um Schalkes verpasste Meisterschaft und so vieles mehr. Also kurz: Fußballgeschichte.


    Breuckmann war der Mann, dessen Stimme die Emotionen in die Wohnungen der Menschen trug. Dafür lieben sie ihren Manni an Rhein und Ruhr. Dieses Jahr wurde der Reporter als „Bürger des Ruhrgebiets“ ausgezeichnet, was Breuckmann „tatsächlich als große Ehre“ empfand. „Schließlich hatte ich bis dahin nur Karnevalsorden bekommen.“


    Die neue Phase in seinem Leben empfindet Manni Breuckmann „nicht als Finish, sondern als Change“. In Zeiten eines Barack Obama, sagt der scheidende Reporter mit einem Lächeln, dürfe eine solche Formulierung erlaubt sein. Aber nur ausnahmsweise, „denn eigentlich hasse ich Anglizismen“.



    [URL=http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Manni-Breuckmann;art15532,2658033]Tagesspiegel[/URL]

    Andersrum im Stadion: Homosexualität und Fußball




    Homosexualität im Fußball ist ein Tabu. Dafür, dass sich das ändert, kämpft der schwule Ex-Fußballer Marcus Urban. Gleichzeitig bauen schwul-lesbische Fanclubs wie die Rainbow-Borussen an der Basis Vorurteile ab.



    Die Südtribüne im Dortmunder Westfalenstadion ist ein schwarz-gelbes Meer, das im Takt hin und her wogt. Mitten drin auf Block 14: Alexander, Jens und ihre Freunde. Sie schauen mit feuchten Augen auf den Scheinwerfer-bestrahlten Rasen unter ihnen und halten ihre Schals nach oben. "Rainbow-Borussen" steht drauf. Das Gruppengefühl hüllt alle ein. Eine halbe Stunde später ist das Spiel gegen Herta BSC in vollem Gange.


    Schwul oder hetero - bei Fußballfans egal?


    "Herr Sobotic, aufwachen, Torgefahr!", ruft Alexander der Nummer Vier auf dem Spielfeld zu. Die Rainbow-Borussen benutzen weniger Kraftausdrücke als der Prototyp des Borussiafans. Was die Liebe für den Verein angeht, unterscheidet sie aber nichts von ihren Nachbarn auf der Südtribüne. Man kenne sich inzwischen, sagt Jens, der Präsident der Rainbow-Borussen: "Das ist ne richtig schöne Clique, die da entstanden ist." Als er einem Block-Nachbarn mal gesagt habe, er sei schwul, habe der andere zwei kurze Sätze darüber verloren - dann war das Thema schon wieder Fußball, erzählt Jens.


    Es scheint also ganz einfach zu sein, sich als schwuler Fußballfan zu outen. Aber ist die Idylle der hunderttausend Freunde im Stadion Wirklichkeit, wie sie die Fans besingen? Im deutschen Profifußball hat sich noch kein Spieler zu seiner Liebe zu Männern bekannt. Die Angst, in der Männerdomäne Fußball verachtet und ausgegrenzt zu werden, ist nach wie vor groß.


    Versteckspiel im Sportlerinternat


    Der ehemalige DDR-Jugendnationalspieler Marcus Urban kämpft dafür, dass das anders wird. Der Sportjournalist Ronny Blaschke hat seine Geschichte in dem Buch Versteckspieler festgehalten. Marcus Urban durchlief als Jugendlicher einen Alptraum: Im Sportlerinternat merkte er, dass er auf Männer steht. Das Thema wurde in den 80er Jahren in der DDR noch tot geschwiegen. Niemand klärte Marcus auf, er fühlte sich abnormal.



    Umgeben von Jungs und Männern versuchte er, vergeblich, seine Gedanken weg zu schieben. Er trainierte immer härter, um sich abzulenken. Damit die anderen nur ja nichts merkten, gab Marcus sich betont männlich, riss Machowitze und gab sogar vor, für Frauen zu schwärmen.


    Aus der Traum


    Anfang der 90er Jahre war Marcus Urban kurz davor, in die zweite Bundesliga aufzusteigen. Er brach seine Karriere ab, weil er es nicht mehr aushielt, sich ständig verstellen zu müssen.


    Noch heute hat er psychische Probleme wegen der Gefühle, die er in der Vergangenheit unterdrückt hatte. Dabei hat sich Urban am meisten selbst unter Druck gesetzt: Als Schwuler beschimpft wurde er nie, sagt Blaschke. Der Journalist glaubt nicht an den Spießrutenlauf, den viele dem ersten bekennenden schwulen Bundesligaspieler prophezeien. Trotzdem bezweifelt er, dass sich so schnell jemand im Profifußball outen wird.


    Am leichtesten wäre es noch für einen ehemaligen Spieler, der seine Karriere schon hinter sich hat, glaubt Blaschke. Am Besten ein Spieler, der als sehr männlich gilt und gleichzeitig erfolgreich war. "Wenn jemand wie Oliver Kahn sagen würde, er wäre schwul - auch wenn Kahn meines Wissens nicht schwul ist - hätte die Fußballwelt ihre Vorbildrolle", sagt Blaschke.


    Auf Schreihälse zugehen


    Bis so ein Beispiel eintritt, versuchen schwul-lesbische Fanclubs wie die Rainbow-Borussen in den Stadien für mehr Offenheit zu sorgen. Schwulenfeindlichkeit persönlich auf die Leute zuzugehen, bringe viel mehr, als sämtliche Anti-Homophobie-Kampagnen im Stadion, sagt Alexander. Ein Beispiel: Ein befreundeter Fanclub hörte hinter sich das Gebrüll: "Wiese ist `ne schwule Sau". Es ging um den Bremer Torwart, erzählt Alexander. Sein Bekannter sprach darauf hin einen der Schreihälse an und sagte, er sei selber schwul und fühle sich diskriminiert. Daraus sei ein interessanter Dialog entstanden, bei dem der Fan sich für seine schwulenfeindlichen Sprüche entschuldigt habe.


    [URL=http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3766805,00.html]Deutsche Welle[/URL]




    Audiodatein zum Bericht:


    [URL=http://www.dw-world.de/popups/popup_single_mediaplayer/0,,3767251_type_audio_struct_12285,00.html?mytitle=Alexander%2Bbleibt%2Bgelassen%252C%2Bwenn%2Ber%2BFans%2Bim%2BStadion%2B%2522schwule%2BSau%2522%2Brufen%2Bh%25C3%25B6rt] Alexander bleibt gelassen, wenn er Fans im Stadion "schwule Sau" rufen hört[/URL]



    [URL=http://www.dw-world.de/popups/popup_single_mediaplayer/0,,3767248_type_audio_struct_12285,00.html?mytitle=Ronny%2BBlaschke%253A%2BFr%25C3%25BCher%2Bwurden%2BSchwarze%2Bdiskriminiert%252C%2Bheute%2BSchwule]Ronny Blaschke: Früher wurden Schwarze diskriminiert, heute Schwule [/URL]


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