Beiträge von Strelczyk

    Von Christoph Ruf und Mike Glindmeier


    Aufstand der Fußballfans: Die DFL plant neue Anstoßzeiten einzuführen - und sorgt damit an der Basis für Unmut. Vor allem Anhänger der Zweitligavereine laufen Sturm gegen diese Idee.


    Die Rituale sind bekannt: Wann immer DFB oder DFL eine Neuerung beschließen, finden sich Fans, die die große Verbalkeule auspacken: Dann wird geschimpft auf die endgültige Kommerzialisierung des Sports und den völligen Ausverkauf der Fan-Interessen. Doch Breitenwirkung haben die Proteste in den vergangenen Jahren nie entwickelt. Stattdessen steigen Zuschauerzahlen und Vermarktungserlöse Jahr für Jahr - der in jeder Hinsicht engagierte Teil der Fan-Szene spricht eben nur selten für die Fans, die Fußball primär am Fernseher verfolgen. Und offenbar ganz oft nur für einen Bruchteil der Stadionbesucher.


    Genau das scheint jetzt anders zu sein. 150 Fanclubs von 28 Vereinen der Ersten und Zweiten Liga haben sich in eine Unterschriftenliste eingetragen, die unter dem Motto "Kein Kick vor Zwei" gegen die von der DFL beschlossene Neuregelung der Anstoßzeiten zur Spielzeit 2009/2010 richtet.


    Initiator Sebastian Elbe freut sich "jeden Morgen über 30 bis 40 weitere Fanclubs, die sich solidarisch zeigen. Wenn erst einmal 1000 Fanclubs unterschrieben haben, kommt auch die DFL nicht mehr umhin, uns ernst zu nehmen." Dass sie das bisher nicht tut, hat für Elbe einen einfachen Grund: "Wahrscheinlich sind die Erstligavertreter bei der DFL einfach durchsetzungsstärker."


    In der Tat kommen auf die Fans von Erstligavereinen nicht annähernd so gravierende Änderungen zu wie auf die Zweitligaanhänger. Die Partien im Unterhaus sollen künftig in der Regel sonntags um 12.30 Uhr angepfiffen werden, eine Partie beginnt dann samstags um 13.30 Uhr, achtmal pro Saison ist ein Freitagabendspiel um 20.30 Uhr eingeplant. Deutlich weniger gravierend sind die Umstellungen in der Bundesliga, wo es in der Regel beim gewohnten Samstagstermin um 15.30 Uhr bleibt. Achtmal pro Saison soll eine Partie am Samstagabend um halb neun stattfinden, zwei Sonntagspartien beginnen um 14.45 Uhr, eine weitere um 17 Uhr.


    10.000 Unterschriften gesammelt


    Auch ein ursprünglich von Anhängern des FC St. Pauli initiierter offener Brief wurde bislang von fast 10.000 Fans unterzeichnet, "und zwar quer durch alle Vereine und alle Ligen", so Mitinitiator Marcus Reinhardt, der in Berlin wohnt und "keine Lust verspürt, Sonntagmorgens um sieben Uhr loszufahren", um zu einem Heimspiel seines Teams zu reisen. Geplant sind nun bundesweite Aktionen in den Stadien. Und die könnten durchaus eine Breitenwirkung entfalten, die Fan-Proteste in Deutschland schon lange nicht mehr erzielen konnten: "Mit diesen Anstoßzeiten kann man sich nicht anfreunden. Das Thema interessiert selbst Leute, die nur zweimal in der Saison ins Stadion gehen," hat Reinhardt festgestellt.


    Auch Philipp Markhardt, Sprecher der bundesweiten Fan-Organisation "Pro Fans" sieht hinter den Plänen der DFL "einen Vermarktungswahn, der auf Kosten der Zweitligisten, der Amateure und ihrer Fans geht". Offenbar sei es "der DFL vollkommen egal, was die aktive Fan-Szene möchte."


    Zwar gab es im Vorfeld einige Gespräche zwischen Fan-Vertretern und DFL-Gesandten, doch die scheinen eher den Charakter reiner Goodwill-Termine gehabt zu haben, wie Wilko Zicht vom "Bündnis Aktiver Fußball Fans - BAFF" sekundiert, der an einigen davon teilgenommen hat. "Es wurde überhaupt nicht ausgelotet, was wir noch vertretbar fänden. Eventuell hätte man ja zusammen einen Kompromiss gefunden." So aber stehe für ihn "der Dialog mit der DFL grundsätzlich in Frage. Er hat ja hier nicht allzu viel gebracht."


    Doch nicht nur Fan-Vertreter, auch viele Amateurvereine rebellieren. Der Sonntag, traditionell Spieltag unterklassiger Vereine, ist sowieso schon ausgehöhlt, seit dort neben Begegnungen der Zweiten Liga auch zwei (demnächst drei) Bundesligaspiele stattfinden. Nun müssen sich auch viele Fans entscheiden, ob sie morgens selbst für ihren Verein spielen, oder sich zum Stadionbesuch rüsten wollen. Karsten Marschner, Geschäftsführer des Hamburger Fußball-Verband HFV, äußert sich diplomatisch: "Wir sind natürlich nicht glücklich mit Anstoßzeiten wie dem Sonntag um 12.30 Uhr. Wir gehen aber davon aus, dass sich der DFB als unser Interessenvertreter entsprechend positionieren wird."


    Viele Fans, die ihren Ärger auf die Fernsehsender projizieren, dürfte auch überraschen, dass Premiere-Sportchef Carsten Schmidt sich ebenfalls äußerst skeptisch äußert: "Die Zerstückelung des Spieltages in diesem Maße ist allein die Verantwortung der Vermarkter. Wir hätten mit der jetzigen Spieltagsgestaltung hervorragend leben können. Wenn man den Spielplan ändert, hätten wir uns eine Lösung gewünscht, von der insgesamt der deutsche Fußball und die Fans profitieren." Allenfalls ein drittes Spiel am Sonntagnachmittag hätte man bei Premiere befürwortet, so Schmidt, "um die Uefa-Cup-Teilnehmer zu entlasten. Wir halten nichts von Live-Spielen am Samstagabend und Sonntagmittag. Das ist die Zeit für die Familien."


    Bier, Bratwurst und Flutlicht


    In wessen Interesse liegt also die Reform? In dem der Zweitligavereine, heißt es bei der DFL. Man müsse zwischen den Zweitligisten und deren Fans unterscheiden, so Andreas Rettig, DFL-Vorstandsmitglied und Manager des Zweitligisten FC Augsburg. Den Clubs nutze die Reform, während sich die Fans in "Leute mit guten Argumenten" und solche "die aus Prinzip gegen alles Neue sind" unterteilten: "Sind die Protestierer die gleichen Fans, die damals auch gegen 14 Uhr als Anstoßzeitpunkt rebelliert haben?"


    Auch Rettig will jedoch nicht in Abrede stellen, dass es einen Zielkonflikt zwischen den Bedürfnissen der Fernsehzuschauer und denen der Stadiongänger gebe. Vor allem der Freitagabend ("ein paar Becher Bier, Bratwurst und Flutlicht, das ist auch eine gute Zeit für Fans") und das Samstagsspiel seien unter "Vermarktungsoptimierungsaspekten" wertvolle Sendeplätze, die gut zu vermarkten seien. Es scheint, als sei die Zweite Liga auch deshalb in die Pflicht genommen worden, weil sie aus dem Fernsehtopf "vielleicht mehr Geld bekommt, als sie wohl erwirtschaften könnte, wenn sie sich selbst vermarkten würde", wie Rettig ausführt.


    Vielleicht findet sich auch deshalb weit und breit kein Funktionär eines Zweitligisten, der die neuen Anstoßzeiten zu kritisieren bereit ist - außer St. Paulis Präsident Corny Littmann, der allerdings seinen Anteil an den Fernsehgeldern auch gerne mitnimmt. Mit höheren Einnahmen kann man im Idealfall einen besseren Kader zusammenstellen. Doch die Zusammensetzung des Teams ist für viele Fußballfans nicht das wesentliche Argument für einen Stadionbesuch.


    Philipp Markhardt von "Pro Fans" formuliert eine ganz andere Prioritätensetzung: "Der Fußball lebt von den Emotionen. Die englische Premier League ist gespickt mit Stars und trotzdem fahren jedes Wochenende zahlreiche Engländer nach Deutschland. Weil sie hier günstigere Eintrittspreise vorfinden, im Stadion ein Bier trinken können und eben Fan sein dürfen. Und das machen sie auch ohne einen Giggs oder Rooney.


    [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,556368,00.html]spiegel.de[/URL]

    Zitat

    Original von Schwicker
    Dieser Müll aus dem Wiesbadener Tagebaltt ist teilweise an den Haaren herbeigezogen. Wo der Typ die ganzen Insider-Infos herhaben will, bleibt schleierhaft...


    Die Meinung hat er auch ziemlich exklusiv, wie die Zusammenfassung seriöser Medien im folgenden beweist:


    Bruno Labbadia, Bayer Leverkusens neuer Trainer, erhält ein gutes
    Echo


    Arnd Festerling (FR) hat sich von dem Trainer Bruno Labbadia
    überzeugen lassen und seine Skepsis abgelegt: „Als er im Sommer 2003
    seine erste Trainerstation beim damaligen Regionalligaabsteiger SV
    Darmstadt 98 antrat, gab es nicht wenige, die skeptisch waren. Man
    kannte und achtete Labbadia als kampfstarken und leidenschaftlichen
    Strafraumwühler und Toremacher, der er in den 80er und 90er Jahren
    gewesen war. Aber als erfolgreichen Fußball-Didakten? Viele konnten
    sich das nicht recht vorstellen. Doch der Mann hat alle Skeptiker
    eines Besseren belehrt. Dabei ist er sich treu geblieben. Schon als
    Torjäger war Labbadia zwar vor allem ein guter Fußballer, lebte aber
    auch von überbordendem Willen und Ehrgeiz. Labbadia war einer, der
    nie aufgab und immer den direkten Weg zum Tor suchte. Gleichermaßen
    gradlinig und konsequent hat er seine Mannschaften auf Erfolgskurs
    getrimmt und mit ihnen attraktiv und erfolgreich Fußball gespielt –
    ob beim SV Darmstadt 98 und oder bei der Spielvereinigung Greuther
    Fürth. Zudem hat Labbadia nachgewiesen, dass er ein scharfes Auge für
    Talente besitzt. () Leverkusen kann einen wie Labbadia gut gebrauchen.
    Das Kontrastprogramm zum eher verkopft wirkenden Michael Skibbe könnte
    der oft zu braven Bayer-Mannschaft eventuell das für Erfolge
    unabdingbare Maß an Besessenheit näher bringen.“


    Daniel Theweleits (Financial Times Deutschland) Vergleich mit
    Labbadias Vorgänger fällt optimistisch aus: „Anders als Skibbe ist er
    einer dieser Trainertypen, die mitreißen können, und seine Methoden
    haben bislang überall funktioniert. Darmstadt 98 führte er aus der
    Oberliga in die Regionalliga. Doch dort kündigte er 2005 selbst,
    nachdem er öffentlich zum Rapport bestellt worden war, weil die
    Darmstädter der Vorgabe – Aufstieg in die Zweite Liga – etwas
    hinterherhinkten. Darmstadt stieg prompt wieder in die Oberliga ab.
    Im Sommer 2007 wechselte er dann zu Greuther Fürth, wo es ihm gelang,
    einen Klub mit einem der kleinsten Etats bis in die Schlussphase der
    Saison im Aufstiegskampf zu halten.“


    Auch Michael Jahn (Berliner Zeitung) billigt Leverkusens Wahl: „Es
    ist eine mutige und auch eine logische Entscheidung von Bayer, auf
    einen noch jungen und unverbrauchten Trainer zu setzen, der nicht zum
    Establishment der Berufsgruppe zählt und nicht zum Zirkel derjenigen,
    die sich laut oder auch leise melden, wenn ein Kollege gerade seinen
    hochbezahlten Job verloren hat. Wenn der Trainer Labbadia einige
    Eigenschaften des Spielers Labbadia ins neue Amt rettet (Temperament,
    Ehrgeiz, Unberechenbarkeit) kann er Erfolg haben.“

    Zitat

    Original von Bergischer Löwe


    1983: Schwedens National-Mittelstürmer Arne-Larsen Ökland (zu RC Paris); war unser erster Millionen-Transfer (in D-Mark versteht sich)


    :LEV14


    Eigentlich müßte der Eschi antworten :LEV19 - Arne war und ist Norweger!!!

    Zitat

    Original von BigB
    Ich fand den super! Hätte er seine einzige Chance damals gegen Stuttgart reingemacht, wäre er möglicherweise nicht wieder abgegeben worden.


    Am Ende fragt man sich dann wieder, warum man ihn eigentlich geholt hat, wenn doch gar kein Bedarf bestand. Ähnlich wie bei Kurdov.


    Du "Möchtegernjournalist" :LEV19, die Chance hatte er gegen Hannover!

    Hinweis:


    Ab 06.50 h ( ja wir sind diesmal spät dran :LEV16) findet wieder die traditionelle Boonekamp-Verköstigung statt.


    Ort: An der DJ-Kabine im Sambawagen - der DJ freut sich auch schon darauf. :D


    Eingeladen sind alle Freunde des magenfreundlichen Mischgetränks aus erlesenen Kräutern.


    Die Mindestdrehzahl liegt auch diemal bei 44 Umdrehungen.


    Damit schafft sich jeder wieder die Grundlage für eine nebenwirkungsfreie Umsetzung unserer eigentlichen Mission der Reise: dem Saufen.


    :LEV6

    Zitat

    Original von Professor
    Meine Theorie: Die Schiedsrichter hatten nur rote Trikots, daher musste Bayer auf weiß umstellen. Da Rene nur das weiße Trikot hatte, musste kurzfristig im Fanshop noch eins bedruckt werden.
    Ob man dem Fänger da gratulieren kann ist die Frage, denn das war kein Originaltrikot, sondern ein ganz einfaches normales Fanshoptrikot :)


    Das ist so drissegal - wäre es kein Fanshoptrikot gewesen, wäre es mir auch nicht in die Hand gefallen, sondern jemand in Reihe fünfzehn hätte sich gefreut.


    So war es tropfnass von Renés Schweiß, und ich freue mich über ein "match worn" Trikot von unserem "Torwartriesen" .


    Gerne nehme ich deshalb die Gratulation von Marion an.


    Im Hinspiel habe ich schon einen von Renés Torhüterhandschuhen (nur echt mit falschen Accent) gefangen.


    "Gefangen" und nicht "überreicht bekommen" :LEV8

    Zitat

    Original von DER ERFTSTÄDTER
    @ Strelczyk haste ihn denn wenigstens mal über "Biathlon" angesprochen?


    Nach der Telefonnummer von Magdalena, hättest Du den Norbert auch selbst fragen können. :LEV8

    Zitat

    Original von günni
    Das ist der Nobbi, ein Super Typ. :bayerapplaus :LEV6 :bayerapplaus



    Zitat

    Original von Paffi
    Er ist schon seit vielen Jahren Bayer Fan und hat ne JK im B-Block
    Er hat sehr viele Touren mit den Rot-Schwarzen Desperados mitgemacht.


    Neben Fussball ist er ein MEGA Fans vom Skifahren mit schusswechsel.


    Genau! :bayerapplaus :LEV6 :bayerapplaus

    Portogesen haben es gestern getan, Schalker sowieso. Kaum ein Spiel, in dem es nicht passiert. Besonders ab Regionalliga abwärts ist das Ritual um so lustiger, je ernsthafter es vorgetragen wird, impliziert es doch ein gehobenes Verständnis von fußballtechnischen und -taktischen Feinheiten, was meist aber nicht unbedingt zu den Primärtugenden der Sportarbeiter in jenen Gefilden gehört.


    Reden wir also über die Schlechtpassklatscher.


    Man kennt das: Spieleröffnung, das Warten auf den richtigen Moment, und dann schlägt jemand einen Pass, zu dessen guten Eigenschaften vor allem gehört, gut gemeint gewesen zu sein. Kann passieren. Was - in meinen Augen zunehmend - stört, ist die einlullende Reaktion des vermeintlichen Passempfängers. Weil das Zuspiel in Zeit und/oder Raum missglückte, kommt der Stürmer oder Flügelläufer ein paar Schritte zu spät, in einigen hoffnungslosen Fällen ist es ein kompletter 100-Meter-Lauf, der Ball und Passempfänger trennt. Meist landet die Pille dann im Seiten- oder Tor-Aus, der Angriff ist futsch.


    Und dann passiert es.


    Der Adressat klatscht. Meist über dem Kopf, drei, vier aufmunternde Händepatscher lang. Dazu ein Hundeblick gen Zuspieler, hey, kommt vor, die Idee dahinter war allerdings großartig! Eine gern verwendete Modifikation ist der erhobene Daumen, der signalisieren soll, dass man sich auf dem richtigen Weg befinde, den es nun gemeinsam zu beschreiten gilt, allen Widrigkeiten zum Trotz. Wahrscheinlich ist die grassierende Schlechtpassklatscherei auch eine Folge des trendigen Trainierens mit Sportpsychologen, die es dann permanent in die Fußballerköppe hämmern: “Die Mannschaft ist der Star! Seid positiv! Auch ein schlechter Pass hat etwas Gutes und kann, nein, muss beklatscht werden!”
    Ich warte auf den Moment, in dem ein soeben wegen eines Abwehrpatzers überwundener Torwart seinen Vorderleuten den behandschuhten Daumen entgegenreckt und so Sachen sagt wie: “Es geht voran, Leute! Diesmal schon 50 Minuten bis zum ersten Gegentor, darauf müssen wir aufbauen. Und Heiner, die Absicht, die hinter deiner missglückten Grätsche im Sechszehner steckte, die verstand ich wohl. Bravo! Ich bin mit euch!”


    Das Fazit: Es muss wieder mehr geschimpft werden im Fußball. Gerade und besonders mit den Spielern der eigenen Mannschaft. Permanent schlechte Leistungen zu beklatschen ist eine doofe Form von sportpolitischer Korrektheit, und ich wünschte mir, Olli Kahn könnte das vor seiner Pensionierung bitte noch mal klären. Danke schön.


    sportblog

    Gerade wieder schwer in Mode: den Schiedsrichter beschimpfen. Acht gute Ratschläge, damit am nächsten Morgen nicht das DFB-Gericht die Anklageschrift zustellt.


    Von Philipp Köster

    Schlusspfiff. Ihre Mannschaft hat verloren, nach desolater Leistung in der zweiten Halbzeit. Wütende Pfiffe der Anhänger begleiten die Spieler in die Kabine, auf der Tribüne tuscheln Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender mit ernster Miene. Die Reporter der Fernsehsender drängen heran, die fünfte Niederlage in Serie, seit Dezember kein Heimsieg mehr, erreichen Sie die Mannschaft überhaupt noch? Sie könnten nun die Thomas-Doll-Endlosschleife aktivieren, auf die zahllosen Verletzten verweisen und als Einziger im Stadion positive Ansätze in der ersten Spielhälfte gesehen haben. Oder Sie suchen sich einen Schuldigen für die ganze Misere. Und das machen Sie am besten so:


    1. Das Schweigegelübde


    Mimen Sie zunächst den tadellosen Sportsmann. Lassen Sie nicht den Eindruck entstehen, Sie suchten nur nach billigen Ausreden für das Versagen Ihrer Mannschaft. Schauen Sie also zunächst nachdenklich und stellen dann mit mokantem Lächeln fest: »Zur Leistung des Schiedsrichters sage ich nichts.« Dann schweigen Sie zwei Sekunden lang bedeutungsvoll. Die Zuschauer an den Bildschirmen werden Sie für einen Mann der vollendeten Selbstbeherrschung halten. Bevor nun aber der Reporter nach den Gründen für den Leistungsabfall fragen kann, fahren Sie fort: »Aber was sich der Unparteiische heute erlaubt hat, war eine Frechheit.« Dann zählen Sie all die Fehlentscheidungen auf, die Ihnen noch erinnerlich sind, vor allem natürlich das nicht erkannte Foulspiel, das elf Minuten später zum 1:0 für die Gäste führte. Lässt der Reporter schließlich erschöpft das Mikrofon sinken, fügen Sie noch gönnerhaft hinzu: »Das soll nicht davon ablenken, dass wir in der zweiten Halbzeit durchaus mehr hätten tun müssen.« Aber da sind Sie schon nicht mehr auf Sendung.


    2. Die Verschwörung (Klein)


    Halten Sie sich nicht jedes Mal mit der Leistung eines einzelnen Referees auf, das wirkt dann doch kleinlich und provinziell. Zumal wenn die Fernsehbilder längst bewiesen haben, dass Ihr Stürmer bei dem nicht gegebenen Treffer tatsächlich etwa drei Meter im Abseits stand und sich somit Ihre spontane Analyse (»Gleiche Höhe!«) mittlerweile erledigt hat. Vermuten Sie stattdessen eine ebenso heimtückische wie groß angelegte Verschwörung ungenannt bleibend wollender Kreise. Bleiben Sie dabei möglichst unkonkret, um den Häschern des DFB keinen Anlass zu bieten. Geht doch auch so: »Was gegen uns passiert, ist unbegreiflich. Das hat Methode!« (Willi Reimann). »Langsam bekommt die Sache eine gewisse Tendenz. Es reicht!« (Dieter Hoeneß). »Es ist schon schlimm, was mit uns passiert« (Bernd Krauss). »Wir werden doch seit Rückrundenbeginn verarscht!« (Jens Lehmann). Genau! Musste mal so gesagt werden.


    3. Die Verschwörung (Groß)


    Wenn Sie sich den ganz großen Auftritt zutrauen, dann greifen Sie ruhig zur Neutronenbombe. »Wenn ihr uns nicht in der Liga haben wollt, dann könnt ihr uns das auch sagen«, barmte einst Lauterns Trainer Wolfgang Wolf und ließ dabei geschickt offen, wen er denn mit »ihr« so alles meinte. DFB? CIA? DSF? ADAC? ACAB? Den gleichen bewährten Trick bemühte Peter Neururer in Diensten des VfL Bochum und grantelte nebulös: »Wenn einige Leute etwas dagegen haben, dass wir drin bleiben, können wir den Spielbetrieb auch einstellen.« Auch gerne gesehen: die »Aber«-Variante von Cottbus-Präsident Ulrich Lepsch: »Ich will an eine Verschwörung nicht glauben, aber angesichts der vielen Entscheidungen gegen uns geht die Tendenz eindeutig gegen den Klub.« Tja, da kann man schon mal an eine Verschwörung glauben. Aber nur, wenn man Ulrich Lepsch heißt.


    4. Der Bayern-Faktor


    Auch wenn sich die Beteiligung hoher Regierungskreise an der Verschwörung gegen Ihren Klub nicht bis ins Detail beweisen lässt, einen Nutznießer des Komplotts können alle benennen: den Rekordmeister aus München. »Ich kann nicht verstehen, warum sich die Riege der Schiedsrichter immer auf die Seite der Bayern schlägt« (Friedhelm Runge, Präsident des Wuppertaler SV). Aber auch als Angestellter des FC Bayern müssen Sie nicht auf Verschwörungstheorien verzichten. Halten Sie sich an die ebenfalls sehr schlüssige Argumentationslinie von Manager Uli Hoeneß: »Schiedsrichter sind im Zweifelsfall immer daran interessiert, Bayern München keinen Vorteil zu verschaffen, weil sie dann in der nächsten Woche Telefonterror haben und nicht zur Arbeit gehen können.« Oder Sie halten sich an den Argumentationsleitfaden von FCB-Vorstand Kalle Rummenigge, dem das Bedauern über die Maueröffnung 1989 noch heute anzumerken ist: »Wir sind alle nicht angenehm überrascht, dass ein Russe, ein sehr unerfahrener dazu, das Spiel leitet. Im vergangenen Jahr hat auch ein Russe gegen uns sehr unglücklich gepfiffen.« Exakt! Und Tofik Bachramow erst! Auch ein Russe! Fast jedenfalls.


    5. Der Migrationshintergrund


    Natürlich können auch Spieler die Schiedsrichter beschimpfen. Oft entfalten schon konventionell-stumpfe Attacken auf Saalwetten-Niveau gehörige Schlagwirkung. »Ich habe schon viele Blinde gesehen, aber das war die Krönung« (Tim Wiese). »Anscheinend haben die Unparteiischen etwas gegen mich. Der Schiri war der schlechteste Mann auf dem Platz« (Torsten Frings). Wer etwas auf sich hält, versieht seine Attacken aber mit einer skurrilen Note. Vorbildhaft hier der Dortmunder Alex Frei, der alpine Minderwertigkeitskomplexe kongenial mit ostdeutschem Herrentags-Slang verschmilzt. »Die Schweizer Fußballer genießen hier so viel Anerkennung wie die von den Fidschi-Inseln«, schnaubte der Eidgenosse Frei sinnfrei aber amüsant, als ihm ein Tor aberkannt worden war.


    6. Der Ego-Shooter


    Dass du paranoid bist, heißt nicht, dass sie nicht hinter dir her sind. Sagt der Volksmund. Konstruieren Sie also zur Abwechslung einen persönlichen Rachefeldzug des Schiedsrichters. Und zwar gegen Sie ganz allein! Kap der Angst auf dem Fußballplatz, Max Cady im schwarzen Kittel! »Ich kann mittlerweile schon glauben, dass Herr Merk mit mir irgendwas am Hut hat«, argwöhnte Nürnbergs Ex-Coach Hans Meyer, nachdem Markus Merk auf eine Schwalbe des Bielefelders Artur Wichniarek hereingefallen war. Was genau, wusste Meyer nicht zu sagen, und auch nicht, warum ihn Merk mit seinem unbändigen Hass verfolgen sollte. Klang dennoch sehr schlüssig. Noch ein wenig melodramatischer inszenierte sich dann Kölns Christoph Daum, der es nach der Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach hinbekam, mindestens so geschafft auszusehen wie Nick Nolte auf dem Hausboot und mit flackerndem Blick in die Mikrofone zu jammern: »Solange ich beim 1. FC Köln bin, fallen die meisten Entscheidungen gegen uns. Das werde ich nicht mehr hinnehmen.« Um dann melancholisch zu werden, wie ein indischer Teepflücker: »Ich möchte zukünftig fair behandelt werden.« Große Schauspielkunst.


    7. Die Systemkritik


    Auch wenn sich der Referee bis auf einen nicht gegebenen Einwurf an der Mittellinie nichts hat zu Schulden kommen lassen, müssen Sie nicht auf die Schiedsrichter-Schelte verzichten. Um ihr aber die nötige Schlagkraft zu verleihen, vermengen Sie die Kritik am Referee mit kritischen Anmerkungen zur Entwicklung des modernen Fußballs. Das muss keinen Sinn machen und darf gerne so schlicht daher kommen wie ein Leserbrief an die Sportredaktion der »Bild«-Zeitung. Machen Sie es einfach wie Engelbert Kupka, Präsident der Spvgg Unterhaching. Der polterte nach einer verdienten 0:1-Schlappe gegen den Lokalrivalen 1860: »Man schwächt ganz bewusst kleine Mannschaften, die man nicht in der Liga haben will. Beim DFB ist das ganze System marode: Die Schiedsrichter spielen verrückt und tote Vereine holen sich große Investoren ins Haus.« Noch nicht wirr genug? Noch einmal Kupka: »Diese Arroganz der Schiedsrichter ist nicht mehr zu ertragen, die verhalten sich wie geistige Sklaven!« Investoren! Arroganz! Sklaven! So gewinnt man die Lufthoheit über die Stammtische.


    8. Die direkte Ansprache


    Sie können es natürlich auch so machen wie Jürgen Klopp. »Ey, du Idiot«, sprach der Trainer von Mainz 05 geradeheraus zu Schiedsrichter Kinhöfer. Aber das kostet dann 12.500 Euro.


    (http://www.11freunde.de; sueddeutsche.de/tbc)

    Mit 22 Jahren beendete Fußball-Profi Oliver Pagé seine Karriere, um Pastor zu werden. Heute arbeitet er als übergemeindlicher Prediger und betreut einen Verbandsligisten. Eine Rückkehr in die Bundesliga als Trainer schließt er nicht aus: „Wenn Gott mich durch diese Tür führt, gehe ich den Weg."

    Wenn es Oliver Pagé für angebracht hält, zitiert der Fußballtrainer der Sportfreunde Siegen II bei seiner Halbzeitansprache aus der Bibel. Als der Verbandsligist neulich mit einem scheinbar beruhigenden Vorsprung in die Pause ging, ließ der Trainer die Spieler beispielsweise wissen, dass „Hochmut vor dem Fall“ komme.

    Für Pagé ist eine Kabinenpredigt nicht ungewöhnlich. „Es gibt vieles, das man über die Bibel ausdrücken kann“, sagt der einstige Bundesligaspieler, der seine Karriere mit 22 Jahren abbrach, um sich zum Pastor ausbilden zu lassen. Inzwischen hat der 36-Jährige an der Sporthochschule Köln sein Fußballlehrer-Diplom bestanden, und er schließt eine Rückkehr in die Bundesliga nicht aus. „Wenn Gott mich durch diese Tür führt, gehe ich den Weg.“


    Früher war Pagé ein "kultureller Christ"

    Pagé muss weit ausholen, um die Geschichte zu erzählen, die ihm Jesus Christus näher brachte. In jungen Jahren sei er das gewesen, was er heute als „kulturellen Christ“ bezeichnet. „Weihnachten und Ostern ging ich in die Kirche, fand das aber relativ uninteressant“, erzählt Pagé, für den der Sport einen weitaus höheren Stellenwert hatte. 1986 wurde er Rheinland-Pfalz-Meister im Weitsprung, Bayer Leverkusen erkannte zudem sein Fußballtalent und ließ ihn mit 17 in der Bundesliga debütieren. „Am Morgen hatte ich noch eine Klausur geschrieben, am Abend durfte ich in Kaiserslautern bei Regen und Flutlicht auf dem Betzenberg ran. Das war ein echter Traum“, erinnert sich Pagé. Fortan zählte er zum Profikader und lernte den brasilianischen Ausnahmespieler Jorginho kennen, der Pagé zum Bibelkreis einlud. „Das war ein entscheidender Einschnitt“, sagt Pagé. Gemeinsam mit weiteren Christen wie Nationalstürmer Heiko Herrlich wurde im Trainingslager gesungen, vor Spielen gebetet. „Gott hat in jeden Menschen eine Sehnsucht nach ihm selbst gelegt. Ich habe das einfach zugelassen und Jesus Christus mein Leben anvertraut“, erzählt Pagé. Wie eine „innere Dusche“ sei dieser Prozess gewesen. Vor allem gab ihm der Glaube Halt.


    Rassistische Beleidigungen in Dresden


    1991 hatte ihn der Bundesligaklub Dynamo Dresden für 450.000 Mark verpflichtet. Doch der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter wurde wegen seiner Hautfarbe nicht überall akzeptiert. Im Stadion erlebte er rassistische Beleidigungen. „Es war ein komisches Gefühl, immer vorsichtig sein zu müssen und schon an der Tankstelle zu hören, dass ich mich vordrängele“, sagt Pagé. Einen Bibelkreis besuchte er auch in Dresden, wo er nach einem Jahr kündigte, um sich später dem Regionalligaverein Rot-Weiß Essen anzuschließen. Pagé gewann die Freude am Fußball zurück. Als ihn sein Trainer Jürgen Röber am Rande der Aufstiegsfeier in die Zweite Liga aber überreden wollte zu verlängern, war Pagés Entscheidung schon gefallen. Der Abwehrspieler beendete seine Profikarriere und ließ sich an einer theologischen Akademie in England zum Pastor ausbilden. Reaktionen aus dem Kollegenkreis gab es kaum. „Wenn du im Fußball da bist, ist es gut. Verlässt du deinen Klub, bist du aus den Augen, aus dem Sinn.“


    In England ordiniert


    Zwei Jahre blieb Pagé in England, wurde ordiniert und hat seitdem dieselben Rechte und Pflichten wie etwa ein katholischer Priester. „Gott hat mir diesen Weg vorgegeben“, sagt Pagé, der drei Jahre nur zum Vergnügen Fußball spielte. Ganz loslassen mochte er aber nicht. In Stuttgart war Pagé Mitgründer eines christlichen Sportvereins, schaffte als Spielertrainer in drei Jahren den Aufstieg in die Bezirksliga, engagierte sich in der Initiative „Sportler ruft Sportler“ und betreute als Seelsorger Spitzensportler. Inzwischen lebt er mit seiner Familie im Westerwald, arbeitet als übergemeindlicher Prediger und ist in seinem freikirchlichen Bund für den Sport verantwortlich. „Ich inspiriere die Gemeinden, dass sie den Sport ins kirchliche Leben aufnehmen“, erklärt Pagé, der vergangenen Sommer seine Fußballlehrer-Prüfung mit der Note 2,0 abschloss. „Fußball ist eine Weltsprache, die verbindet“, glaubt Pagé, der sich momentan in der Verbandsliga Westfalen wohl fühlt und dabei auf gemeinschaftliche Werte setzt. „Mit fünf Egoisten kannst du kein Spiel gewinnen“, findet Pagé, der die junge Siegener Mannschaft ins obere Tabellendrittel führte.

    Er drängt seinen Glauben niemand auf


    Seinen Glauben drängt er keinem auf. Wenn es sich ergibt, sei Gott aber immer ein Thema, erzählt Pagé, der für alle, die sie annehmen wollen, eine Sportlerbibel dabei hat, um sie auch an Schiedsrichter und Gegenspieler zu verteilen. „Jorginho hat die Bibel früher immer bei der Seitenwahl verschenkt“, sagt Pagé, der es als Klischee empfindet, dass Pastoren stets in ruhiger Andacht verharren müssen. Ebenso wie beim Fußball kann er auch in der Kirche emotional auftreten. „Der Gottesdienst ist bisweilen ein Fest mit Zimbeln, Schellen, Schlagzeug und Gitarre. Es gibt doch keine schönere Botschaft, als das Christus auferstanden ist“, sagt er und gibt zu: „Ich kann auch richtig laut werden.“ Nur wenn er auf den „Fußballgott“ angesprochen, rümpft Pagé die Nase: „Es gibt nur einen Gott, der für alle da ist.“ Berührungsängste hat Pagé keine. Selbst nach Dresden reist er häufig, weil er in der Stadt seiner größten Pein die Patenschaft für das Handballtalent Felix Schulz übernommen hat. Noch immer sei es „ein etwas anderes Empfinden, dort durch die Straßen zu laufen, aber das Bild ist positiver geworden“, erzählt der erste Pastor, der in Deutschland einen Verbandsligaverein trainiert und sich auch höhere Aufgaben vorstellen kann. Als er in seiner Trainerausbildung bei Werder Bremen hospitierte, bekam Pagé vom Kollegen Thomas Schaaf und den Profis positive Reaktionen. „Werder hat eine lange Christengeschichte, dort gründeten die früheren Profis Wynton Rufer und Rune Bratseth schon vor 20 Jahren einen Sportlerbibelkreis, den es heute noch gibt“, sagt Pagé und lächelt: „Es ist schön zu wissen, dass Gott immer bei mir ist und die richtigen Türen öffnet.“


    welt.de

    Nach den Berichten über Ausschreitungen beim Regionalliga-Derby TSV 1860 München gegen den FC Bayern am Sonntag vor einer Woche werfen einige Löwenfans der Polizei ein "überfallartiges und brutales Vorgehen" vor.

    Von Susi Wimmer


    Wie Augenzeugen berichten, sei eine Sondereinheit der Polizei nach Spielende an der Grünwalder Straße mit erhobenen Schlagstöcken in die Fan-Menge gestürmt und habe "wahllos" zugeschlagen. "So etwas gibt es bei unseren Sondereinheiten nicht", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

    Der 9. Dezember, der Tag, an dem das Derby der Amateure im Grünwalderstadion angesetzt war, begann schon mit einer Rangelei. Löwenfans, darunter auch Ultras der als gewaltbereit eingestuften Fangruppe "Cosa Nostra", besetzten den Wienerwald neben dem Stadion. Als die ersten Bayernfans gegen 9 Uhr dort auftauchten, kam es zu einem kurzen Schlagabtausch. "Etwa 50 Blaue gegen zehn, zwölf Rote", schätzen Augenzeugen. Nach zwei Minuten sei alles vorbeigewesen. Die Polizei habe dann die etwa 50 Löwenfans an einer Stelle versammelt, um sie in Gewahrsam zu nehmen. "Aber auch Löwenfans, die später hinzukamen, wurden gebeten, sich zu dieser Gruppe zu stellen", erzählt Günter Krause vom Fanprojekt der Stadt München, einer Kooperation von Stadtjugendamt und Arbeiterwohlfahrt. "Die Stimmung war relativ relaxed", sagt Krause. Die hinzugekommenen Löwenfreunde staunten aber nicht schlecht, als sie plötzlich allesamt von der Polizei abtransportiert wurden. 82 Personen blieben in Gewahrsam. Für diese Fans war der Spieltag gelaufen.


    Der Rest erlebte an diesem Tag neben der Löwen-Niederlage gegen die Bayern noch einen Einsatz der Sondereinheit Unterstützungskommando (USK) der Polizei. Martin Schönberger, 41, und Alexander Mutschler, 37, standen nach dem Schlusspfiff gezwungenermaßen noch in der Westkurve des Stadions: Die Polizei war bereits 15 Minuten vor Spielende in den Löwen-Fanblock marschiert und hatte dort alle Abgänge und Treppen blockiert, um die Roten und Blauen nach Spielende zu trennen. "Insgesamt etwa eine halbe Stunde dauerte die Sperre", sagt Schönberger. Die Kinder seines Freundes, acht und zehn Jahre alt, mussten zur Toilette - keine Chance. "Das war taktisch etwas unglücklich", meint Günter Krause vom Fanprojekt. Man hätte den unteren Umlauf öffnen können, dann hätten die Leute noch Zugang zum Kiosk- und Treppenbereich gehabt und etwas mehr Luft bekommen. Auch dort wären sie nicht mit den Bayern-Fans in Kontakt gekommen.

    So aber blieben die Fans im Block stehen. Und langsam kam Unruhe auf. "Keine polizeifreundlichen Gesänge", erzählt Günter Krause. "Es flogen auch Bierbecher", sagt Alexander Mutschler. Die Stimmung heizte sich langsam auf, die Leute begannen nach unten, gegen die Polizeibeamten zu drängeln. Und dann ließ der Einsatzleiter die Sperre öffnen. "Explosionsartig, durch den Druck von hinten", berichtet Krause, seien die Fans die Treppe hinab gelaufen. Was dann geschah, so berichten Schönberger, Mutschler und Krause einhellig, sei völlig unverständlich und alles andere als deeskalierend gewesen: Laut schreiend seien schwarzgekleidete USK-Beamte auf die Fans zugestürmt, einige mit erhobenen Schlagstöcken, und hätten wahllos auf die Leute eingeprügelt. "Ich hab nur noch geschaut, dass ich wegkomme", erzählt Martin Schönberger. Sein Freund sei mit den Händen über dem Kopf am Zaun gekauert vor Angst. "Die haben richtig zugeschlagen, wahllos, keine Ahnung, warum", sagt auch Günter Krause vom städtischen Fanprojekt. So etwas habe er in den fünf Jahren seiner Arbeitszeit noch nie erlebt.


    Auch Michael Dietl nicht. Der 35-jährige Key Account Manager stand nach dem Spiel hinter dem Stadion, mit dem Rücken zum Candidberg an ein Geländer gelehnt und wartete auf seine Freunde. "Plötzlich kommen von links zehn oder 20 USK-Leute und schlagen einfach so im Vorbeilaufen auf mich ein." Der erste Schlag traf ihn am Oberarm, "der zweite Beamte, der einfach draufhaute, hat mich dann Gott sei Dank verfehlt". Jetzt stand Dietl schon in Abwehrhaltung da, die Arme zum Schutz des Kopfes nach oben genommen, als ein dritter USKler den Knüppel hochreißt, ihn kurz anschaut und dann doch von ihm ablässt. "Andere Leute sind in Panik einfach über das Geländer gesprungen und den Candidberg hinuntergefallen", erzählt Dietl. Die Polizisten, sagt er, hätten nicht gezielt nach jemandem gesucht, sondern einfach draufgeschlagen. Jetzt überlegt Dietl, eine Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. "Aber wie soll ich die Beamten wiedererkennen? Die hatten doch alle Helme auf." Dietl fürchtet, dass sich eine Anzeige für ihn zum Nachteil entwickeln könnte. Nun erwägen die geschädigten Löwen-Fans eine Sammelklage.

    Die Polizei rechtfertigt den USK-Einsatz mit dem Hinweis, die Fans seien "vehement und aggressiv aus dem Block gestürmt". Man habe mit dem USK "dagegenhalten müssen, um die Löwen- von den Bayernfans zu trennen", die noch auf dem Vorplatz gewartet hätten. Mögliche Übergriffe seitens des USK, so sagt Wenger, werde man aber überprüfen.


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