Beiträge von Strelczyk

    Da haben die Basketballer der Bayer Giants doch noch ein halbwegs schönes Weihnachtsfest verbringen können. Zwar macht der 87:76-Erfolg in Ludwigsburg vom letzten Freitag natürlich nicht die Niederlagenserie der letzten Wochen wett, doch dürfte der Erfolg beim bis dahin Zuhause ungeschlagenen Spitzenteam psychologisch immens wichtig für die Leverkusener sein. In Ludwigsburg haben die Giants zur Freude der 50 mitgereisten Fans schon beim Aufwärmen eine bislang nicht gesehene Aggressivität an den Tag gelegt und diese anschließend nahtlos ins Spiel transportiert. „Wir haben nicht nur damit etwas neues ausprobiert, sondern auch durch andere Maßnahmen versucht, die Mannschaft noch mehr zusammen zu schweißen und einen gemeinsamen Willen zum Erfolg deutlich zu machen. Das ist in Ludwigsburg voll aufgegangen“, freute sich Coach Achim Kuczmann über den Überraschungs-Coup im Land der Schwaben.
    So konnten danach auch alle US-Amerikaner im Team etwas glücklicher die lang ersehnte Heimreise in die Staaten antreten. Vor allem die jungen Akteure haben sich sehr über das erste Wiedersehen mit ihren Familien nach einigen Monaten der Abwesenheit gefreut. Heute trudeln alle US-Boys wieder in Leverkusen ein. „Danach werden wir uns aber wieder konzentriert und hart auf die nächste Begegnung am sechsten Januar in Nürnberg vorbereiten“, weist Achim Kuczmann bereits auf die kommende, ganz wichtige Begegnung mit den Franken hin. (mz)


    KStA

    Das Team von Achim Kuczmann zeigt erneut große Schwächen in der Defense und lässt so den Gegner zu leichten Punkten kommen.


    Die Basketball-Bundesliga präsentiert sich weiterhin als Wundertüte. Nürnberg gewinnt sein erstes Saisonspiel in Bonn, Tübingen verliert zum ersten Mal zu Hause und das gegen Trier, und die Bayer Giants kassieren die sechste Pleite in Folge. Wobei das zuletzt genannte Beispiel eigentlich nicht in den Bereich der Überraschungen zu packen ist, auch wenn es für die Giants gegen den Aufsteiger aus Paderborn ging. Wie so oft in der bisher absolvierten Spielzeit verlief auch diese Begegnung für die Leverkusener sehr eng und wie oftmals zuvor geschehen, behielt auch dieses Mal der Gegner knapp die Oberhand. 87:90 (40:45) hieß es am Ende vor 2600 Fans zugunsten der Gäste. Man kann den Bayer-Basketballern sicherlich nicht vorwerfen, dass sie nicht gekämpft haben. Egal, wer auf dem Parkett stand - sie haben es versucht. Dennoch hatten es die Paderborner immer wieder leicht, zu Punkten zu kommen.


    Zum Ablauf der Begegnung: Bis zur siebten Minute hatten sich die Gastgeber, bei denen Derrick Allen eine bärenstarke erste Hälfte ablieferte (21 Punkte / 100 Prozent Trefferquote), auf 16:10 abgesetzt, dann allerdings führten etliche Fehlversuche (ganz schwach Jared Newson (8 / 1 Würfe) und einige Ballverluste zum Führungswechsel (21:30, 14.). Anschließend sollte es bis zur 37. Minute dauern, ehe die Giants beim 82:81 noch mal kurz vorne lagen. Wie gesagt, kurz. Denn der Aufsteiger hatte prompt die passende Antwort parat und nutzte misslungene Einzelaktionen der Gastgeber zu Punkten.


    Was wieder einmal im Spiel der Giants auffiel: In der Defense gibt es keine Überraschungsmomente für den Gegner und so muss sich dieser nicht auf neue Situationen einstellen, wird nicht gefordert. In der Offense war, abgesehen von den gesuchten Eins-gegen-Eins-Aktionen von Derrick Allen und Brandon Woudstra, keine Erfolg versprechende Rezeptur zu erkennen. Zwar entpuppte sich John Goldsberry wieder als hochprozentiger Schütze, allerdings verpufft diese Sicherheit bei nur fünf genommenen Würfen. Warum nimmt Goldsberry nicht mehr Würfe? Will er nicht oder ist dies nicht vorgesehen? Nate Fox, die Verunsicherung der letzten Wochen in Person, nahm sich zurück, wurde dieses Mal allerdings auch nur knapp 13 Minuten auf das Parkett gelassen.


    Penland eine Nullnummer


    Sein Kumpel Brant Bailey feierte keinen schlechten Einstand, während Adrian Penland sich bei seinem Ausstand vor heimischem Publikum nicht das erste Mal als Nullnummer im Spiel der Giants entpuppte. Da wäre ein längeres Verbleiben von Gordon Geib auf dem Feld wünschenswert gewesen. „Wir waren wieder dran, aber es hat eben wieder nicht gereicht. Am Ende haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Wir müssen so schnell wie möglich ein Erfolgserlebnis holen“, erklärte Coach Achim Kuczmann.


    Kuczmann ist sich bewusst, dass die Diskussionen um seinen Job nicht leiser werden. „Aber was soll ich machen? Ich kann nur ruhig weiter arbeiten und mit der Mannschaft, in der es atmosphärisch stimmt, versuchen, Erfolg zu haben. Die Situation kenne ich ja bereits aus dem letzten Jahr“, erklärt der Bayer-Coach unaufgeregt. Da käme ein Sieg in Ludwigsburg sicherlich nicht ungelegen und vielleicht wäre es für die Giants auch der lang ersehnte Befreiungsschlag.


    Bayer Giants Leverkusen: Woudstra (20 Punkte / 58 Prozent Trefferquote, 3 Rebounds, 3 Assists, 1 Steal, 1 Ballverlust / 31:50 Minuten Einsatzzeit), Geib (8 / 75 / 1 / 1 / 3 / 1 / 18:13), Goldsberry (12 / 80 / 5 / 1 / 5 / 1 / 33:03), Newson (11 / 25 / 2 / 3 / 0 / 2 / 29:10), Allen (25 / 66 / 7 / 2 / 0 / 4 / 33:44), Bailey (5 / 40 / 3 / 1 / 0 / 2 / 12:25), Penland (0 / 0 / 0 / 1 / 0 / 2 / 7:44), Fox (0 / 0 / 5 / 2 / 1 / 1 / 12:48), Taylor (6 / 50 / 6 / 0 / 1 / 1 / 21:03).


    KStA

    Bayer Leverkusen gewinnt in der Haberland-Halle gegen die Berliner knapp mit 12:10.


    Noch lange nach seinem Kampf lief Franjo Tartai wie ein aufgescheuchtes Kaninchen durch die Haberland-Halle. Der Leverkusener Bantamgewichtler wirkte, als müsse er sein überschüssiges Adrenalin irgendwie abbauen. Immer wieder schweifte sein Blick in den Ring, wo seine Kollegen den Kampfabend gegen Hertha BSC Berlin II knapp mit 12:10 siegreich beendeten. Tartai musste dabei als Erster in den Ring und feierte seine Premiere in der Box-Oberliga.


    Starke Aufholjagd


    Sichtlich nervös lag der 17-Jährige bereits nach der ersten Runde mit zehn Punkten in Rückstand. Eventuell eine günstige Fügung. Nun hatte er nichts mehr zu verlieren und begann eine beeindruckende Aufholjagd. Eine Faust nach der anderen landete im Ziel und in der letzten Runde übernahm Tartai die Führung. Auch Geschäftsführer Mario Gruben zeigte sich tief beeindruckt von dem spannenden Kampf: „Es war die herausragende Leistung an diesem Abend. Tartai agierte technisch gut, boxerisch klug und mit einem tollen Willen. Ich habe selten ein so starkes Debüt gesehen.“ Die Vorstellung des Nachwuchs-Athleten war auch daher so beeindruckend, weil er den Kampf bereits vor dem ersten Schlag gewonnen hatte. Sein Berliner Kontrahent brachte ein paar Kilo zu viel mit nach Leverkusen und fiel bereits beim Wiegen durch. Tartai wird glücklich sein, dass die Statuen vorschreiben, dass der Kampf trotzdem ausgetragen werden muss. Im Gegensatz zu Bayers Khaibar Akhondzada, der sich in der Vorweihnachtszeit scheinbar zu viele Plätzchen gönnte. Er gewann zwar sein Duell, schaffte es vorher jedoch nicht, sich auf die geforderten 57 Kilo im Federgewicht abzukochen. Somit gingen die Punkte an die Berliner. „Das ist natürlich eine Katastrophe, wenn einem Boxer so etwas passiert. Ich hätte ihm ganz schön die Ohren lang gezogen, wenn es entscheidend gewesen wäre“, sagte Gruben. Auch Arnold Borgardt hätte eine Standpauke verdient, während Cagdas Güler und Sascha Felber souverän siegten, zeigte er eine ganz schwache Leistung. Fehlende Punkte, die vor dem Kampf im Schwergewicht noch ein Unentschieden für die Hertha ermöglichten. Hier blieb es bis zum Schlussgong spannend. Der Leverkusener Robert Koch setzte kurz vor dem Ende zwei wichtige Treffer, und die Bayer-Boxer feierten ihren ersten Saisonsieg.


    KStA

    Zitat

    Original von BigB
    http://www.hostelworld.com


    Fährt hier eigentlich noch jemand über/ab Manchester?


    Mindestens noch drei. :LEV19


    Beim 2:1 über Besiktas Istanbul wird Stefan Kießling zum todunglücklichen Matchwinner.


    Als Schiedsrichter Paparesta abpfiff und die Leute von der Leverkusener Bank jubelnd auf den Platz stürmten, kam ihnen ihr Kollege Stefan Kießling mit gesenktem Kopf entgegen. Nur fort wollte der 22-Jährige, ab in die Kabine und allein sein, trotz des Erfolges seiner Mannschaft, trotz des Weiterkommens im Uefa-Pokal gegen Besiktas Istanbul und trotz des Anteils, den Stefan Kießling daran hatte. Es war Trainer Michael Skibbe, der den davonschleichenden Kießling im Trubel bemerkte und aufhielt: „Ich habe ihn gefragt: "Was ist los? Du bist einer von uns´,“ erzählte der Trainer. Es dauert noch einige Momente, ehe sich der Stürmer in die Gruppe der jubelnden Leverkusener einreihte. Die Kollegen spendeten reichlich Trost, einer nach dem anderen nahm den Angreifer in den Arm, erst Simon Rolfes, dann Juan, Sergej Barbarez, schließlich auch Andrej Woronin, sein Konkurrent um den Platz im Sturm, der selbst das leere Tor verfehlt hatte.


    Aber das war nichts gegen die Szenen, die Kießling hatte. Oder soll man sagen: die ihm passierten? Er kam nach 72 Minuten für den Verteidiger Karim Haggui, als Leverkusen unbedingt ein Tor brauchte. Stefan Kießling holte einen Freistoß heraus, aus dem eine Kopfballchance für ihn resultierte, aus der sich wiederum ein Elfmeter ergab, den Bernd Schneider im Nachschuss verwandelte. Vier Minuten vor Schluss stand Kießling frei vor Istanbuls Torwart Runje, endlich waren ihm Ballannahme und Drehung geglückt, aber der türkische Schlussmann parierte. Sergej Barbarez war zur Stelle und erzielte das letztlich entscheidende 2:0. Zweimal war Kießling an der Entstehung eines Tores beteiligt: also ein Matchwinner, ein perfekter Joker, ein König.


    Wäre da nicht die andere Seite, die Stefan Kießling zum tragischsten Matchwinner der bisherigen Saison machte. Es war, als wollte ihn der Ball verspotten für den Versuch, ihn zu kontrollieren. Kießling stoppte mit der Brust - der Ball kullerte nach hinten durch seine Beine. Kießling passte scharf nach innen zum freistehenden Barbarez - die Kugel flog hoch in Richtung der Logen davon. Schneider legte den Ball in seinen Lauf - doch wie von einer Flipperkelle getroffen, sprang er Kießling meterweit vom Fuß. Kießling holte mit dem linken Fuß zum Gewaltschuss aus - der Ball rollte als weiche Rückgabe zu Runje. Selten sieht man so viel Stolperei in 18 Minuten. „Bei mir ist absolut der Wurm drin“, sagte Kießling. Wenigstens endete der Abend versöhnlich: Die Bayer-Fans baten ihn auf dem Zaun, um das Leverkusener Sieg-Ritual des „Uffta“ zu zelebrieren - zum ersten Mal . „Das hat gut getan“, sagte Kießling.


    Seit seinem Wechsel vom 1. FC Nürnberg nach Leverkusen läuft es nicht mehr beim Kapitän der deutschen U 21. Regelmäßig enden seine Einsätze in einem Teufelskreis aus einer ersten misslungenen Aktion, Verunsicherung, noch mehr Fehlern. „Ich wusste, dass es schwer wird. Aber so schwer?“, sagt Kießling, „so etwas kenne ich nicht. In Nürnberg hatte ich drei gute Jahre und in den Zeitungsnoten nie einen Fünfer.“ „Solche Phasen gibt es. Es ist nicht schlecht, wenn man sie in jungen Jahren schon einmal durchmacht. Er muss sich gegen die Situation wehren“, sagt Torhüter Hans-Jörg Butt. Die Torquote des abgewanderten Dimitar Berbatow hat niemand bei Bayer 04 vom 5,5-Millionen-Einkauf erwartet. Etwas mehr als bisher einen Saisontreffer aber wohl schon. „Er hat Chancen. Schlechte Stürmer haben keine“, sagt Sportdirektor Rudi Völler. „Wir haben Geduld mit ihm“, verspricht Trainer Michael Skibbe vor dem letzten Hinrundenspiel am Sonntag bei Borussia Dortmund (17 Uhr, arena). Dort wird Andrej Woronin im Sturm beginnen. „Ich packe noch mal hundert Prozent an. Danach fahr ich in den Urlaub, da will ich vom Fußball erst mal nichts mehr hören.“, sagt Kießling. Sportdirektor Völler rät zu Süßwaren zur Krisenbewältigung: „Er soll jetzt Weihnachten heim zu Mama fahren, ein paar Plätzchen backen, und dann geht´s in der Vorbereitung wieder richtig ab.“


    Aufstellungen, Borussia Dortmund: Weidenfeller - Degen, Amedick, Wörns, Dede - Kruska - Kringe, Sahin - Pienaar, Amoah, Smolarek. - Bayer 04: Butt - Castro, Haggui, Juan, Babic - Schneider, Rolfes - Freier, Barbarez, Athirson - Woronin. - Schiedsrichter: Merk (Otterbach).


    KStA

    Leverkusens Stefan Kießling rettet sein missratenes Spiel


    Am Freitag verfolgte Stefan Kießling die Auslosung ür den Uefa-Pokal mit großer Gelassenheit. Über das Los für Bayer Leverkusen mit den Duellen gegen Blackburn Rovers in der dritten Runde freute sich der 22-jährige Angreifer mit den Kollegen. Die Aufgabe gegen den Tabellen-Sechzehnten aus England ist attraktiv, aber durchaus lösbar. Wie seine Mitspieler hofft Kießling heimlich, Bayer Leverkusen zur besten Uefa-Cup-Saison seit dem Pokalgewinn 1988 verhelfen zu können.


    Am Vorabend waren seine Gefühle noch wesentlich verwirrter gewesen. Die Stimmung bei den Leverkusenern nach dem 2:1 (0:0) gegen Besiktas Istanbul erinnerte an die besten Zeiten in der Champions League, aber Kießling hatte dennoch die Flucht ergriffen. Der Stürmer wollte sofort in die Kabine eilen, wurde aber von Michael Skibbe aufgehalten. "Ich wollte ihn wieder in den Kreis der Mannschaft ziehen", sagte der Bayer-Trainer, der Kießling zurück zu den Teamkollegen schickte. Der Kapitän der U 21-Nationalmannschaft war, wie so oft in den vergangenen Wochen, schwer frustriert wegen seiner enttäuschenden Leistung. Widerwillig bewegte er sich mit den Mitspielern vor die Fantribüne der Leverkusener Arena.


    Der eigene Anhang hatte ihn beim 2:1 gegen Hertha BSC sechs Tage zuvor noch ausgepfiffen und seine Auswechslung gegen Andrej Voronin verlangt. Doch nun forderte ihn der Chef der Fans auf, sich auf ein Podest zu begeben und in ein Mikrofon die Kommandos für den beliebten Humba-Gesang ( Der Derichs lernt es nie! , Strelczyk ) zu rufen. Das Stimmungsritual begann der Angriffsspieler zögernd. Seine Kollegen saßen in einer Reihe im Strafraum, und 2 500 Fans feierten die Mannschaft, unter der Regie von Kießling, der eigentlich in der Kabine allein sein wollte. Nach der Jubel-Prozedur aber wirkte der große Blonde erleichtert, endlich konnte auch er den Abend genießen.


    Die Leverkusener werteten die Qualifikation in die Runde der besten 32 Teams des Uefa-Pokals als Durchbruch, denn endlich hatte das Team einmal sein wahres Leistungsvermögen gezeigt. Nur der eine Viertelstunde vor Spielschluss einwechselte Kießling lief wieder seiner Form hinterher. Skibbe sprach von "vielen missratenen Aktionen", lobte ihn aber dennoch. Denn Kießling hatte die späten Tore von Bernd Schneider (77.) und Sergej Barbarez (86.) zur 2:0-Führung vorbereitet. Bei seinem Kopfball und einer Parade des Besiktas-Torwarts Vedran Runje verursachte Baki Mercimek einen Foulelfmeter, den Marko Babic vergab und Schneider im Nachschuss verwertete. Vor dem Treffer von Barbarez, der den Ball nur einschieben brauchte, schoss Kießling Runje an.


    Im nächsten Jahr will der Offensivspieler wieder an jene Form anknüpfen, wegen der ihn Bayer für 5,5 Millionen vom 1. FC Nürnberg verpflichtete und ihn zum Kandidaten von Bundestrainer Joachim Löw werden ließ. "Ich bin froh, dass das Jahr 2006 bald vorbei ist. In Nürnberg hatte ich drei konstante Jahre. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte er vor dem letzten Bundesligaspiel des Jahres am Sonntag in Dortmund. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist", sagte Stefan Kießling. Nach einem guten Saisonstart fiel er Anfang September in ein Loch, nachdem er sich im U 21-Länderspiel gegen Nordirland eine schwere Adduktorenverletzung zugezogen hatte. Dass die Leverkusener mit nur einem Sieg gegen Istanbul auf der europäischen Bühne verbleiben, fand sogar Trainer Skibbe seltsam: "Wir haben es erst im vierten Anlauf fertig gebracht, das erforderliche Niveau zu zeigen. Unsere Leistungen vorher waren untauglich."


    Gregor Derichs


    BZ

    Der bei Nate Fox einquartierte Brent Bailey soll die Lücke des verletzten
    Beckham Wyrick schließen.


    Gute Freunde zu haben, ist immer gut. Nicht nur in Notlagen, aber besonders dann. So freut sich zur Zeit Nate Fox, der wie sein Team seit Wochen ein Erfolgserlebnis sucht, über den Besuch seines Kumpels Brent Bailey. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Basketball-Zeiten und vielleicht lassen sich diese sogar kurzfristig wieder zum Leben erwecken. Bailey, der sich bei Fox einquartiert hat, trainiert seit zwei Wochen bei den Bayer Giants mit und belebt die Übungseinheiten. „Er ist nun mal ein Profi, der Erfahrung in diversen Ländern gesammelt hat. Das ist schon ein Unterschied zu unseren jungen Leuten und er füllt die Lücke aus, die Beckham Wyrick eröffnet hat“, erklärt Trainer Achim Kuczmann erfreut. Möglicherweise kann Kuczmann seinen bisherigen Trainingsgast sogar in den beiden letzten Partien dieses Jahres einsetzen, „wenn wir die Freigabe für ihn erhalten.“


    So können sich die Leverkusener Fans am Sonntag (16 Uhr, Dopatka-Halle) gegen Paderborn vielleicht auf ein neues Gesicht bei den Giants freuen. Unabhängig vom Mitwirken Baileys bleibt jedoch festzuhalten: Es zählt nur ein Sieg. Gegen den seit vier Spielen sieglosen Aufsteiger wollen und müssen die Gastgeber ihrer eigene Serie von fünf Pleiten in Folge beenden. Was benötigt wird, um dieses Ziel zu erreichen, weiß Achim Kuczmann. „Wir müssen mit der Intensität des Köln-Spiels gegen Paderborn antreten. Wenn uns dann noch die Fans so unterstützen wie es in Köln der Fall war, steigert das sicherlich noch unsere Chancen“, so der Bayer-Coach. Für Adrian Penland wird es der letzte Auftritt bei den Giants vor eigenem Publikum sein, denn der Kontrakt des US-Amerikaners, der vor einigen Wochen für den verletzten, nun aber wieder genesenen John Goldsberry geholt wurde, läuft aus und wird auch nicht mehr verlängert.


    KStA

    Durch den Sieg gegen Besiktas Instanbul hat Bayer Leverkusen die Gruppenphase glücklich überstanden. Weil die Bundesliga im Europapokal neben Bayern München und Werder Bremen dadurch mit einem weiteren Klub vertreten ist, steigen die Chancen, den zweiten festen Champions-League-Platz gegen Portugiesen und Rumänen erfolgreich zu verteidigen


    Von Till Schwertfeger


    Bayer Leverkusen hat am fünften und letzten Spieltag der Uefa-Cup-Gruppenphase sein erstes Spiel gewonnen. Durch das 2:1 (0:0) gegen Besiktas Istanbul qualifizierten sich die Leverkusener als Gruppendritter für die Runde der letzten 32. "In den ersten Spielen hatten wir uns nicht mit Ruhm bekleckert. Wir wollten zeigen, dass Bayer Leverkusen noch da ist, kämpfen und fighten kann. Es war von der ersten Sekunde an zu
    erkennen, dass wir volles Programm nach vorne spielen wollten", sagte Trainer Michael Skibbe, dem die Erleichterung anzusehen war, nach dem Schlusspfiff im ZDF.


    Weil sich auch die anderen deutschen Mannschaften im Uefa-Cup (Schalke, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt) nicht mit Ruhm bekleckert hatten, war die entscheidende Gruppenpartie der Leverkusener quasi von nationaler Bedeutung. Dass unser Sieg auch wahnsinnig wichtig für die anderen ist, wird in der Mannschaft besprochen", hatte Skibbe vor dem Spiel gesagt. "Aber nur am Rande, denn das Beste für uns ist auch das Beste für die Liga." Durch die wenigen Siege in den europäischen Wettbewerben dieser Spielzeit droht die Bundesliga in der Fünfjahreswertung der Uefa vom fünften auf den siebten Platz - hinter Portugal und Rumänien - abzurutschen. Damit verbunden wäre der Verlust des zweiten festen Champions-League-Platzes.


    Das Schöne an der Uefa-Cup-Gruppenphase ist, dass sie nach dem fünften Spieltag ein Ende findet - und dann für einige allenfalls durchschnittliche Mannschaften so etwas wie ein Finale auf dem Programm steht. Bayer Leverkusen jazzte die Partie gegen Besiktas Istanbul gar zum "Spiel des Jahres" hoch. Obwohl der Tabellensiebte der Bundesliga insgesamt nur einen Punkt in den den ersten drei Begegnungen gewonnen hatte, war ihnen tatsächlich noch die Chance aufs Weiterkommen in die Runde der letzten 32 gegeben. Nur, diesmal mussten sie endlich mal gewinnen.


    Vielleicht half die eindeutige Ausgangslage den gegen Tottenham und in Bukarest so enttäuschenden Bayer-Profis (Skibbe: "Das war kein Uefa-Cup-Niveau") auf die Sprünge. Im eigenen Stadion, das zur Hälfte von Zuschauern türkischer Abstammung besetzt war, kombinierten die Leverkusener zielstrebig wie lange nicht mehr und zeigten, was für ein Potenzial vor allem im aus Athirson, Bernd Schneider und Paul Freier zusammengesetzten offensiven Mittelfeld steckt.


    Schon in der zweiten Minute prüfte der Brasilianer Athirson nach einem Solo Besiktas-Keeper Runja mit einem Distanzschuss. 60 Sekunden später spielte Freier Sergej Barbarez, der mit Andrej Woronin das Sturmduo bildete, frei, doch der Bosnier schob den Ball am Tor vorbei. Insgesamt sechs große Einschussmöglichkeiten besaßen die Platzherren in der Anfangsviertelstunde. Doch Barbarez und Woronin gingen grob fahrlässig mit den Chancen um, so dass Trainer Michael Skibbe trotz der guten Leistung seiner Mannschaft missmutig dreinblickte. Um zu gewinnen, musste Leverkusen ja mindestens ein Tor schießen.


    Mit zunehmender Spieldauer stellten sich die vom Franzosen Jean Tigana trainierten Gäste besser auf die Angriffe der Leverkusener ein, und Besiktas mit den brasilianischen Weltmeistern von 2002, Ricardinho und Kleberson, wurde ein ebenbürtiger Gegner. Die beste Tormöglichkeit vergab Bobo, der dritte Brasilianer in Istanbuls Startelf, nach 20 Minuten. Tigana konnte den Fehlschuss verschmerzen. Besiktas reichte das Unentschieden.


    Nach dem Seitenwechsel schien das Gewinnenmüssen die Leverkusener zu belasten. Der Offensive fehlten die Ideen, wie die mittlerweile kompakte Hintermannschaft der Türken zu überwinden wäre. Erst nach 62 Minuten schwor ein Schuss des emsigen Athirson wieder Torgefahr herauf. Besser wäre allerdings in diesem Fall ein Pass auf den freistehenden Barbarez gewesen.


    Skibbe reagierte auf das drohende Unentschieden und wechselte in der 65. Minute Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta für Außenverteidiger Gonzalo Castro ein. Sturmtalent Stefan Kießling jedoch ließ er weiter auf der Bank. Dafür dass sie wirklich nichts mehr zu verlieren hatten, taten die Leverkusener nun viel zu wenig. Nachdem Kleberson per Kopf fast das 1:0 für Besiktas gelungen wäre (75.), gab Skibbe mit der Einwechslung Kießlings (für Innenverteidiger Karim Haggui) endlich das Alles-oder-Nichts-Signal - und wurde prompt belohnt. Zwar vergab Simon Rolfes nach einem Athirson-Freistoß eine herausragende Kopfballchance, aber im Kampf um den Abpraller wurde Innenverteidiger Juan nach Meinung des italienischen Schiedsrichters Paparesta elfmeterreif gefoult.


    Es passte zur Leverkusener Vorstellung, dass Marko Babic mit dem Strafstoß schmächlich an Runje scheiterte, glücklicherweise aber brachte Kapitän Schneider den Nachschuss zum 1:0 über die Linie (77.). Und glücklicherweise sah Paparesta auch darüber hinweg, dass Schneider und einige seiner Kollegen zu früh in den Strafraum der Türken gelaufen waren.


    Zwar zogen sich die Bayer-Spieler instinktiv in die eigene Hälfte zurück, um die knappe Führung über die Zeit zu retten. Doch noch ehe das große Zittern beginnen konnte, stand Kießling allein vor dem Gäste-Tor. Der 22-Jährige zeigte, warum er in Leverkusen noch nicht erste Wahl ist, er schoss den Torwart an (Skibbe: "Man merkt, dass sein Nervenkostüm blank liegt"), Routinier Barbarez aber staubte zum 2:0 ab (86.). Weil Barnetta in der 90. Minute Tandogan im eigenen Strafraum ungeschickt zu Fall brachte, wurde es doch noch einmal spannend. Ricardinho verkürzte per Foulelfmeter auf 2:1. Mehr aber war für Besiktas in der Nachspielzeit nicht drin.


    Bei der Auslosung am Freitag in Nyon erhält Bayer Leverkusen einen der acht Gruppensieger zugelost. Deutschland ist im neuen Jahr im Europacup neben Leverkusen noch mit Bayern München (Achtelfinale der Champions League) und Bundesliga-Tabellenführer Werder Bremen vertreten, der aus der Champions League in den Uefa-Cup absteigen musste. Die Verfolger in der Uefa-Fünfjahreswertung Portugal (FC Porto, Benfica Lissabon, Sporting Braga) und Rumänien (Steaua und Dinamo Bukarest) sind noch durch drei bzw. zwei Mannschaften vertreten.


    welt.de

    Sechs Vereine der englischen Premier League gehören bereits ausländischen Investoren - Weitere Kandidaten


    Von Peter Herkenhoff


    Nach dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz musste der Trainer des Londoner Erstligaklubs West Ham United vorzeitig gehen. Der neue Eigentümer Bjorgolfur Gudmundsson hatte den Verein im Sommer schließlich nicht übernommen, um in die zweite Liga abzusteigen. Der isländische Geschäftsmann will mit West Ham in die Champions League und irgendwann Zinsen für die investierten 85 Mio. Pfund (126 Mio. Euro) sehen.


    Sechs von 20 Klubs der höchsten englischen Spielklasse, der Premier League, gehören bereits ausländischen Investoren. Neben dem Verein aus dem Londoner Osten sind das die beiden Stadtkonkurrenten FC Fulham und FC Chelsea sowie Aston Villa aus Birmingham, Manchester United und der FC Portsmouth. Gut möglich, dass bis zum Ende der Saison die Hälfte der Liga von Eigentümern aus Übersee kontrolliert wird.


    In der vergangenen Woche gab der FC Liverpool bekannt, dass arabische Investoren 450 Mio. Pfund (667 Mio. Euro) für die Übernahme des fünfmaligen Gewinners des europäischen Landesmeisterpokals bezahlen möchten. Die Liverpooler könnten das Geld gut gebrauchen: Den letzten nationalen Titel hat der englische Rekordmeister 1990 gewonnen. Von dem Geld der Araber könnte der Club ein größeres Stadion finanzieren und bei den Ticketeinnahmen endlich mit Erzkonkurrent Manchester United gleichziehen. Als vorläufig letzter Verein hat jetzt Manchester City Übernahmegespräche mit einem Investor bekannt gegeben. Als Kaufpreis kursieren 75 Mio. Pfund. Nicht schlecht für ein Fußballunternehmen, das an der Börse gerade mal 15 Mio. Pfund wert ist.


    Bis vor Kurzem waren der ägyptische Harrods-Eigentümer Mohammed al-Fayed (FC Fulham) und der russische Milliardär Roman Abramowitsch (FC Chelsea) die einzigen Mäzene, die sich ihre Fußball-Leidenschaft zwei- bis dreistellige Millionenbeträge kosten ließen. In den vergangenen beiden Jahren sind jedoch weitere Geschäftsleute bei den Fußballklubs vorstellig geworden. Sie wollen mit ihren Sportinvestments zweistellige Renditen erwirtschaften.


    Beispiel Manchester United: Der amerikanische Milliardär Malcolm Glazer hat sich die Übernahme von "ManU" vor einem Jahr 790 Mio. Pfund kosten lassen. Würde er den Serienmeister der Neunzigerjahre jetzt verkaufen, könnte er mit mindestens 930 Mio. Pfund rechnen. Das hat eine Umfrage des "Independent" bei Investmentbanken und Branchenexperten ergeben.


    Keine andere europäische Liga prosperiert wie die Premier League. Nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte erwirtschafteten die besten englischen Klubs in der vergangenen Saison mit dem Verkauf von Fernseh- und Namensrechten, Eintrittskarten und Fanartikeln mehr als 1,3 Mrd. Pfund - 40 Prozent mehr als die zweitplatzierte italienische Serie A.


    Der neue Fernsehvertrag dürfte noch mehr Investoren locken. Der Bezahlsender BskyB und der irische Konkurrent Setanta legen für die kommenden drei Spielzeiten knapp 1,7 Mrd. Pfund (2,5 Mrd. Euro) auf den Tisch. Zum Vergleich: In Deutschland zahlt Arena für drei Jahre Bundesliga lediglich 720 Mio. Euro.


    welt.de

    Bayer Leverkusen hat von den drei bisherigen Partien in der Uefa-Cup-Gruppenphase keine einzige gewonnen - und kann sich trotzdem mit einem Sieg heute Abend gegen Besiktas Istanbul für die Runde der besten 32 Mannschaften qualifizieren.


    Von Björn Lindert


    Es geht ums Image, es geht um Geld. Man könnte auch sagen, es geht schlicht und einfach in 90 Minuten um alles oder nichts. "Es liegt ein Meilenstein vor uns", sagt Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler. "Das Spiel gegen Besiktas Istanbul ist das wichtigste Spiel des Jahres", stellt Trainer Michael Skibbe unmissverständlich klar, "es ist zwar nur ein Gruppenspiel, aber doch irgendwie ein K.o.-Spiel, ein Endspiel."


    Nur mit einem Sieg zum Abschluss der Uefa-Cup-Zwischenrunde über den Tabellendrit- ten der türkischen Liga würde Bayer doch noch in die Runde der letzten 32 Teams einziehen. Istanbul reicht hingegen schon ein Remis. "Alles andere als ein Erfolg wäre eine Enttäuschung", sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. "Es wäre aus Imagegründen sehr wichtig, im Uefa-Cup zu überwintern."


    Aber auch unter finanziellen Gesichtspunkten wird der Wettbewerb ab der nächsten Runde so langsam interessant. "Ein hoher sechsstelliger Betrag wäre mit dem Weiterkommen zu erzielen", rechnet Holzhäuser vor. "Ab dem Achtelfinale wird auch der Uefa-Cup durchaus lukrativ."


    Der Modus der Uefa-Cup-Gruppenphase ist schon etwas fragwürdig. Drei von fünf Teams qualifizieren sich für die nächste Runde. So hat Bayer Leverkusen noch eine Chance aufs Weiterkommen, obwohl der Bundesligaklub in den bisher drei Spielen in Brügge (1:1), gegen Tottenham (0:1) sowie bei Dinamo Bukarest (1:2) internationale Klasse nicht unbedingt unter Beweis gestellt hat. "Es ist schon irgendwie absurd, dass man mit bisher gerade einmal einem Punkt noch alles aus eigener Kraft schaffen kann", sagt Mittelfeldspieler Simon Rolfes. "Aber am Ende redet da keiner mehr drüber, jetzt ist wichtig, diese Chance zu nutzen."


    Heute Abend kann Bayer Leverkusen im ausverkauften Stadion nach langer Zeit also mal wieder zumindest ein kleines Ausrufezeichen setzen und den Eindruck von biederem Mittelmaß der vergangenen Monate korrigieren. "Unsere Gruppe war einfach sehr stark. Aber jetzt haben wir es noch selbst in der Hand. Wir wollen an einem tollen Europapokalabend unser wahres Gesicht zeigen, gewinnen und weiterkommen", sagt Völler.


    Allerdings fehlt beim hehren Unterfangen der Kapitän. Carsten Ramelow fällt weiter wegen einer Sprunggelenksverletzung aus. Er kann nicht mithelfen, wenn Bayer heute nicht nur für die eigenen Interessen kämpft. Denn ganz Fußball-Deutschland richtet die Blicke nach Leverkusen, weil derzeit jedes internationale Spiel auch für die gesamte Bundesliga von immenser Bedeutung ist. Schließlich droht der Liga der Verlust internationaler Startplätze. "Auch darüber wird bei uns natürlich gesprochen. Wir spielen in erster Linie für uns, aber wenn wir das gut machen, können wir auch für die gesamte Liga etwas tun und helfen, dass wir den dritten Champions-League-Startplatz verteidigen", ist sich Skibbe der nationalen Verantwortung durchaus bewusst.


    Sein Chef blickt ohnehin schon viel weiter. Der Sportbeauftragte der Bayer-AG, Meinolf Sprink, verrät: "Es wäre mein Traum, dass wir im Mai in Glasgow im Uefa-Cup-Endspiel stehen. Dann würde sich auch ein Kreis schließen", sagt Sprink. Eben dort, in Glasgow, verlor Bayer Leverkusen im Jahr 2002 das Champions League Finale gegen Real Madrid 1:2.


    welt.de

    Michael Skibbe hat die Latte hoch gelegt. Vom „wichtigsten Spiel des Jahres“ spricht der Trainer von Bayer 04 Leverkusen vor dem Duell im Uefa-Cup mit Besiktas Istanbul heute Abend in der BayArena (ab 20.15 Uhr, ZDF) und fordert von seiner Mannschaft: „Noch einmal alle Kräfte mobilisieren, über die Leistungsgrenze gehen, läuferisch und kämpferisch alles versuchen“. Die Uhr läuft von der ersten Minute an gegen Leverkusen. Dem elfmaligen türkischen Meister aus Istanbul genügt ein Unentschieden. Leverkusen braucht einen Sieg. Aber sie brauchen eben auch nur diesen einen Sieg, um nach einer schwachen Gruppenphase doch als Dritter der Gruppe B in die Runde der letzten 32 Mannschaften einzuziehen. Der seltsame Modus des zur Saison 2004 / 05 reformierten Uefa-Cups macht solche Konstellationen möglich und widerlegt im Leverkusener Fall die Fußball-These, dass man sich Glück verdienen müsste. Bayer 04 hat es einfach als Kredit bekommen. „Abgesehen vom ersten Spiel in Brügge haben wir kein internationales Niveau gezeigt“, sagt Skibbe. Und in Brügge war es mit dem internationalen Niveau auch nicht weit her, behauptet diese Zeitung.


    Die Spieler sehen solche Dinge eher pragmatisch: „Wenn wir weiterkommen, machen wir uns wenig Gedanken, ob es verdient ist“, sagt Bayer-Torwart Hans-Jörg Butt. „Wenn wir im Uefa-Cup überwintern, dann dürfen wir wirklich noch von einem versöhnlichen Jahresabschluss sprechen, egal wie das letzte Hinrundenspiel in Dortmund ausgeht“, findet Sportdirektor Rudi Völler. Für Leverkusen geht es um Image, um Stimmung, auch um Punkte für Deutschland in der Uefa-Fünfjahreswertung. Bis zu den viel zitierten Einnahmen aus dem internationalen Geschäft dauert es laut Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser noch ein bisschen: „Lukrativ wird es erst ab dem Achtelfinale.“ Die Auslosung der nächsten Runde findet am Freitag statt. Leverkusen würde als Gruppendritter einen Gruppensieger zugelost bekommen: Der Sieger der Bayer 04-Gruppe B (Bukarest oder Tottenham) kann es nicht werden.


    Noch hat Leverkusen in dieser Saison nicht zweimal hintereinander gewonnen. Man könnte das 2:1 über Hertha BSC am Freitag als schlechtes Zeichen deuten. Trainer Skibbe denkt natürlich anders. „Das Spiel gegen Hertha hat uns Auftrieb gegeben“. Die taktische Marschroute beschreibt Mittelfeldspieler Simon Rolfes: „Nicht abwartend spielen, sondern attackieren.“ Im Angriff wird sein Trainer dafür dem ungefährlichen Stefan Kießling den Vorzug vor dem ungefährlichen Andrej Woronin geben. Der Ukrainer Woronin gilt als der bessere Einwechselspieler. Nur eine Änderung gegenüber dem Berlin-Spiel plant Skibbe: Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker muss für Karim Haggui Platz machen


    Während nichts darauf hindeutet, dass es im Fall des Ausscheidens in Leverkusen weniger gemütlich zugehen wird als zuvor, muss Gäste-Trainer Jean Tigana (Frankreich), der auf den verletzten Ex-Kölner Mustafa Dogan verzichten muss, im Fall des Scheiterns eine Trainerdiskussion fürchten. Zwar ist Besiktas Tabellendritter und hat am Wochenende hochüberlegen 2:1 gegen Kayserispor gewonnen. Aber Präsident Yildrim Demiröen verlangt von seinem Team um die Brasilianer Ricardinho und Kleberson: „Für mich zählt nur das Weiterkommen im Uefa-Cup.“


    Aufstellungen, Bayer 04: Butt - Castro, Juan, Haggui, Babic - Freier, Schneider, Rolfes, Athirson - Barbarez - Woronin. - Besik tas Istanbul: Runje - Toraman, Mercimek, Avci, Üzülmez - Tandogan, Kurtulus, Kleberson, Akin, Ricardinho - Nobre.- Schiedsrich ter: Paparesta (Italien).


    KStA

    „Das ist das wichtigste Spiel des Jahres“, sagt Bayer-Trainer Michael Skibbe. Nun hat es für seine Mannschaft im Jahr 2006 schon einige ziemlich wichtige Spiele gegeben. Zum Beispiel im Sommer, als sich die Leverkusener gerade so eben noch für den Uefa-Cup qualifizieren konnte. Heute aber geht es für den Fußball-Bundesligisten darum, auf internationalem Parkett vertreten zu bleiben. Die Ausgangslage ist klar. „Das ist ein klassisches Finale, ein K.o.-Spiel“, erklärt Skibbe. Bayer Leverkusen muss das letzte Duell in der Gruppe B gegen Besiktas Istanbul (20.45 Uhr / ZDF) gewinnen, nur dann erreichen die Rheinländer die Zwischenrunde und überwintert im Uefa-Cup. Den Türken reicht hierzu schon ein Unentschieden.
    „Wenn man mir vor der Saison gesagt hätte: ,Ihr braucht einen Sieg gegen Besiktas, um weiterzukommen, hätte ich das okay gefunden. Dass wir uns in dieser Konstellation mit nur einem Punkt auf dem Konto befinden, ist Extra-Motivation.“ Extra-Motivation und ein weiteres Kapitel aus dem Buch der Fußball-Skurrilitäten. Denn bisher, das sieht auch Skibbe so, hat Bayer bis auf das erste Gruppenspiel in Brügge „keine Partie auf internationalem Niveau“ gezeigt. Das aber wir heute Abend vonnöten sein, denn mit Besiktas kommt immerhin der Drittplatzierte der türkischen Süper Lig. „Sie haben mir Vedran Runje einen starken Torwart, starke Außenverteidiger und auf dem Weg nach vorne stützen sie sich auf ihre brasilianische Achse mit Kleberson und Ricardinho“, sagt Skibbe.


    Ramelow fällt für den Rest der Hinrunde aus


    Der Bayer-Trainer muss weiter auf Kapitän Carsten Ramelow verzichten. „Seine Sprunggelenksverletzung ist hartnäckiger als gedacht“, erklärt der 41-Jährige. Mit der Mannschaft kann Ramelow erst im Januar trainieren. Dafür ist Ahmed Madouni wieder fit. Nach seinem bescheidenen Auftritt beim 1:2 in Bukarest wird er aber zunächst auf der Bank Platz nehmen. Neben Juan spielt Karim Haggui in der Innenverteidigung. Um den Angreifer neben Sergej Barbarez macht Skibbe indes ein großes Geheimnis. Da unter der Woche türkische Kamerateams am Trainingsgelände vorbeischauten, hat der Fußballlehrer in den Trainingsspielchen mal Stefan Kießling, mal Andrey Voronin stürmen lassen. „Beide sind nicht in Topform“, urteilt Skibbe und hofft, dass „sie vielleicht so ein besonderes Spiel brauchen, um sich zu steigern.“


    Über die Uefa-Fünfjahreswertung, nach der die Champions-League-Plätze für die Saison 2008 / 09 vergeben werden, wird in der Mannschaft zwar nur am Rande gesprochen. „Aber natürlich sind wir in der Pflicht“, sagt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Sollte Bayer scheitern, könnten die rumänischen Clubs weiter Boden gutmachen und den Deutschen den zweiten fixen Platz in der Königsklasse streitig machen.


    Die voraussichtlichen Aufstellungen: Bayer: Butt; Castro, Haggui, Juan, Babic; Rolfes; Freier, Schneider, Athirson; Barbarez; Kießling (Voronin). - Besiktas: Runje; Toraman, Mercimek, Avci, Üzülmez; Tandogan, Kurtulus, Kleberson, Burak, Ricardinho; Nobre. - SR.: Paparesta (Italien).


    KR

    Bei Bayer 04 Leverkusen zeichnet sich eine überraschende Wende in der Geschichte um Roque Junior ab - einer Geschichte, der es ohnehin nicht an überraschenden Wendungen mangelt. Diesmal: Wie aus Klubkreisen verlautet, macht die Genesung des Weltmeisters von 2002 so gute Fortschritte, dass der Abwehrspieler ein Comeback im Lauf der Rückrunde offenbar ernsthaft ins Auge gefasst hat. Es besteht offenbar sogar die Möglichkeit, dass der Brasilianer bereits im Leverkusener Wintertrainingslager in Rom (ab 8. Januar) auftauchen wird. Roque Junior absolviere zurzeit ein „verschärftes Lauftraining“ und dies beschwerdefrei, hieß es. Der 30 Jahre alte Champions-League-Sieger von 2003 laboriert seit rund einem Jahr an Problemen mit den Achillessehnen. In der Rückrunde 2005 / 06 bestritt er nur zwei Spiele für Bayer 04, verpasste die WM-Teilnahme und konnte in der laufenden Saison noch keinen Einsatz für Leverkusen absolvieren.


    Immer wieder Rückschläge


    Zur Rehabilitation hält sich der Verteidiger zurzeit noch in Brasilien auf. In der Zwischenzeit wurde zwei- mal seine Rückkehr nach Deutschland und ins Training bei Bayer 04 erwartet. In beiden Fällen wurde daraus nichts - wegen Rückschlägen bei der Genesung. Bereits im Winter 2005 / 06 benutzte der damalige Vereinsarzt Thomas Pfeifer in Verbindung mit Roque Juniors Verletzung den Begriff „chronisch“. Spekulationen über mangelnde Einstellung des Profis bei seinem Bemühen um eine Fortsetzung der Karriere hat Bayer 04 stets zurückgewiesen. Roque Juniors Vertrag in Leverkusen läuft im Sommer 2007 aus.


    Letzteres gilt auch für eine Reihe anderer Protagonisten in Leverkusen. Wollte man sie alphabetisch ordnen, müsste man bei „B“ wie Marko Babic anfangen und bei „V“ wie Rudi Völler aufhören. Dazwischen käme S wie Michael Skibbe, der Trainer. All diese und einige andere Personalien sollen in der Winterpause geklärt werden, auch die schon als festes Vorhaben verkündete und dann doch verschobene Vertragsverlängerung mit Trainer Skibbe. Anfang Januar will die Klubführung beraten, Bilanz ziehen und entscheiden.


    Einstweilen gilt die Konzentration den letzten beiden Spielen des Jahres, zunächst der Uefa-Cup-Partie gegen Besiktas Istanbul am Donnerstag und dann am Sonntag dem Bundesliga-Vorrunden-Abschluss gegen Borussia Dortmund. Gegen Istanbul muss Bayer 04 gewinnen, um im Wettbewerb zu bleiben. Der verletzte Kapitän Carsten Ramelow wird gegen die vom französischen Ex-Europameister Jean Tigana trainierten Türken weiter fehlen. Dafür stehen Ahmed Madouni und der beim 1:2 in Bukarest gesperrte Karim Haggui wieder zur Verfügung. Ein Leverkusener Erfolg wäre auch wichtig für die Uefa-Fünfjahreswertung, nach der die Verteilung der Plätze in den europäischen Wettbewerben berechnet wird. Die deutschen Uefa-Cup-Starter Frankfurt (siehe unten) und Leverkusen haben in der Gruppenphase noch nicht gewonnen. Man muss die komplizierte Berechnung der Wertung nicht kennen, um zu verstehen, dass Verlieren auf Dauer nicht weiterhilft.


    KStA

    Im Basketball-Derby am Sonntag bei RheinEnergie Köln ist der deutsche Rekordmeister Außenseiter.


    Da nutzte auch das wohlformulierte Entschuldigungsschreiben von Nate Fox nichts: Der Forward und Kapitän der Bayer Giants wurde für seine verbale, nach dem Schlusspfiff in Ulm vor zwei Wochen vorgenommene Schiedsrichter-Kritik zu einer Geldstrafe von 2750 Euro verdonnert. Kein schlechtes Sümmchen für ein paar vielleicht nicht druckreife Worte eines Akteurs, der - noch aufgebracht wegen einiger nicht geahndeter Fouls in der Schlussphase des mit 92:95 verlorenen Spiels - seinem Frust freien Lauf gelassen hatte. Referee Markus Hesse hatte sich die Worte des Leverkuseners gut gemerkt und einen Bericht an den Spielleiter der BBL versandt.


    Ob und wie Schiedsrichter für dürftige Leistungen bestraft werden, bleibt allerdings im Unklaren. So sollte sich beispielsweise, ohne damit jedoch ein Alibi für die letzte Pleite der Giants gegen Oldenburg abliefern zu wollen, Dr. Ralf Brand mal ein Video der Begegnung anschauen und kontrollieren, ob es da nicht etliche Situationen gegeben hat, die sich unmittelbar vor ihm abspielten (Fußspiel, Fouls), ihn aber nicht zum Gebrauch seiner Pfeife animierten. Aber Schwamm drüber und kein weiterer Kommentar zu den Unantastbaren des Basketballs.


    Der Blick der Leverkusener richtet sich nun nach Köln, denn da steht am Sonntag (live ab 17 Uhr auf Premiere) das Derby mit RheinEnergie an. Klar, dass die Giants angesichts der Tabellenkonstellation als krasser Außenseiter an den Start gehen. Um seinen Spielern ein bisschen Anschauungsunterricht über die Stärken und Schwächen des Gegners zu geben, gab es am Mittwochabend einen Team-Ausflug nach Düsseldorf, um dort den Auftritt der Kölner gegen Olympiakos Piräus zu beobachten. Ob es was nutzt, können die Bayer-Fans dann am Sonntag am Girlitzweg bewerten.


    Giants-Trainer Achim Kuczmann weiß natürlich um die Stärke des Gegners, sieht sein Team aber trotz der Niederlage gegen Oldenburg auf dem richtigen Weg. Maßgeblich für diese Einschätzung ist eine Person: John Goldsberry. „Natürlich kann John nicht der alleinige Retter sein, aber sein Mitwirken bewirkt schon einiges bei uns. Sowohl im Training als auch im Spiel, wo er nach sechs Wochen Pause und dieser schweren Verletzung ein ganz starkes Comeback gegeben hat“, so Kuczmann über seinen Denker und Lenker.


    Aber wie der Bayer-Trainer feststellt: Ein Goldsberry allein sorgt nicht für Siege. Da müssen auch seine Team-Kollegen ran, am besten jeder einzelne, der gerade auf dem Feld steht. Denn ansonsten sieht es für ein positives Abschneiden in Köln schlecht aus. Wie auch immer es in der Domstadt ausgehen wird: Man kann sicher sein, dass Nate Fox dieses Mal seine Worte mit Bedacht wählt. Wenn es überhaupt etwas zu kommentieren gibt.


    KStA

    Aufgrund des Freitagsspiels der Profis kann Trainer Ulf Kirsten mit Verstärkungen von oben rechnen.


    Die vom Fernsehen auferlegte Renaissance der Freitagsspiele in der Fußball-Bundesliga, kennen Leverkusener Fans bisher nur aus Erzählungen. Tatsächlich gibt es Jahreskarteninhaber, die Anfang der Woche noch ungläubig staunten, als ihnen erzählt wurde, dass am Freitag in der BayArena Hertha BSC zu Gast ist. Ob es sein muss, einen Spieltag dreifach zu splitten, ist umstritten. Einen klaren Vorteil daraus könnte allerdings an diesem Wochenende die Mannschaft von Bayer II ziehen.


    Zum Jahresabschluss empfängt die Elf von Ulf Kirsten den VfB Lübeck im Haberland-Stadion (Samstag, 14 Uhr). Somit kann nach dem Schlusspfiff am Freitag in aller Ruhe überlegt werden, welche Spieler aus dem Profikader in der Regionalliga Spielpraxis erhalten. An erster Stelle solcher Überlegungen steht natürlich Mittelfeldregisseur Pierre De Wit. Zu mehr als einem zwanzigminütigem Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse reichte es für ihn noch nicht.


    Papadopulos braucht Praxis


    Er hätte Spielpraxis also dringend nötig. Noch extremer sieht die Situation bei Stürmer Michal Papadopulos. Er ist ebenfalls topfit, spielt jedoch keine Rolle in der Startelf von Michael Skibbe. Möglich wäre sogar ein Einsatz von Fredrik Stenman. Kirsten könnten gegen den VfB Lübeck also einige Alternativen mehr zur Verfügung stehen, als in den letzten Wochen. „Mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker rechnen wir aber momentan nicht. Da Karim Haggui gesperrt und Ahmed Madouni verletzt ist, könnte es sein, dass er gegen Berlin in die Startaufstellung rückt“, erklärt Co-Trainer Dirk Dreher.


    Auch wenn die Leverkusener Innenverteidigung zuletzt mit Thomas Hübener und Marius Schultens überzeugen konnte, müssen sie gegen Lübeck im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinauswachsen. Der Stoßstürmer bei den Norddeutschen ist nämlich der 1,88 Meter große Dustin Heun. Er erzielte vergangenes Wochenende beim 3:1 in Wilhelmshaven zwei Treffer.


    Die Ziele für das letzte Pflichtspiel in dieser Saison formuliert Dreher derweil eher vorsichtig: „Mit einem Punkt könnten wir zufrieden sein. Ein Sieg wäre natürlich ein toller Abschluss.“ Sollten De Wit und Papadopulos tatsächlich auflaufen, wären die Leverkusener konkurrenzfähiger. Gewinnen und dabei eine gute Leistung zeigen ist ein Ziel, welches das Team von Ulf Kirsten in der Hinrunde eher selten erreichte. Von daher könnte jetzt zum Start der Rückrunde ein Zeichen gesetzt werden. „Wir haben in der vergangenen Saison auch unsere letzten beiden Partien im alten Jahr gewonnen“, betont Dreher. Anschließend hielt Bayer die Klasse. Es gibt Renaissancen, deren Sinn wesentlich umstrittener ist.


    KStA

    Bayer Leverkusen wirtschaftet endlich seriös, verliert dabei aber seine alte Attraktivität


    Reiner Calmund hält sich in den vergangenen Tagen auffallend oft dort auf, wo die Entscheidungen beim 1. FC Köln getroffen werden. Vorigen Montag stapfte er durch die Vip-Räume des Rhein-Energie-Stadions, Tags darauf traf er sich in Köln mit seinem Intimus, dem Spielerberater Volker Graul, woraufhin Graul am Geißbockheim gesichtet wurde. Der einkaufsfreudige Trainer Christoph Daum ist mit Calmund befreundet, die alte Leverkusener Seilschaft scheint sich nun beim FC einzunisten. Merkwürdigerweise jubelt die Mehrheit der Kölner Fans über die Anwesenheit der andernorts als untauglich verschmähten Herren.


    Noch seltsamer ist, dass man sie dort, wo sie fortgejagt wurden, gerne wieder hätte. "Fans, Sponsoren, aber auch Vertreter der Bayer AG und Medienleute leiden unter einem gewissen Nostalgieeffekt", sagt Meinolf Sprink, der als Sportbeauftragter des Pharmaunternehmens Bayer an der Schnittstelle zwischen Konzern und Fußball GmbH arbeitet. Sieben Mal spielte der Klub, der am Freitag Hertha BSC Berlin empfängt, in den vergangenen zehn Jahren in der Champions League, zwei Mal im Uefa-Cup, Könner wie Michael Ballack, Emerson oder Lucio trugen das Bayer-Trikot, doch angeblich verbrannte Reiner Calmund dafür 200 Millionen Euro. Zusätzlich zu den 20 bis 25 Millionen, die Bayer jährlich regulär zuschießt.


    Wenn diese Zahl stimmt, gehört der Klub hinsichtlich des Schuldenstandes zur Kategorie Dortmund oder Schalke - mit dem Unterschied, dass in Leverkusen kein Stadion gebaut wurde und die Bayer AG den Schuldenstand ausglich. Die genannte Summe ist bis heute weder dementiert noch bestätigt worden, allerdings gilt es als sicher, dass Calmund wegen seines Umgangs mit Geld weggelobt wurde. "Wir orientieren uns inzwischen am Machbaren und nicht mehr an den Wünschen", sagt Wolfgang Holzhäuser, Calmunds Nachfolger als Geschäftsführer. Bei Bayer 04 wird mittlerweile seriös gewirtschaftet, es werden Gewinne mit Spielerverkäufen gemacht, man setzt auf den Nachwuchs, doch das ist kein Trost angesichts des Gefühls, dass die große alte Zeit unwiederbringlich vorbei ist. Wenngleich Holzhäuser stets betont, dass man damals auch keinen Titel gewann.


    Der Geschäftsführer, das Gesicht des Sparkurses, wird trotzdem fast jede Woche mit "Holzhäuser-Raus"-Rufen beschimpft. Er sagt: "Zur Konsolidierung gibt es keine Alternative. Das war kaufmännische und betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Ich habe immer gesagt: Nicht Deutscher Meister werden kann ich auch mit weniger Geld." Ein Hieb gegen Vorgänger Calmund.


    Doch nicht nur hinsichtlich der finanziellen Ausstattung hat der ewige Zweite an Boden verloren. In Leverkusen machen sich die Folgen der WM negativ bemerkbar. Es ist nur acht Jahre her, da galt die BayArena als Schmuckkästchen der Liga, mittlerweile verfügen viele Klubs über größere Stadien mit gewaltigen Vermarktungsmöglichkeiten. Finanziert oft durch Steuermittel, während die Kicker aus Leverkusen unter den globalisierten Zwängen der Pharmabranche zu leiden haben.


    Modernisiert wird später


    Beim Weltkonzern schrumpfen die Ressourcen für den Sport. "Zuwendungen an den Sport müssen in einen gewissen Kontext passen", sagt Sprink. 6 000 Arbeitsplätze sollen nach der Übernahme des Unternehmens Schering abgebaut werden, da ist es kaum vermittelbar, ungehemmt Millionenbeträge in die Taschen 20-jähriger Fußballspieler abfließen zu lassen. Auch die fertigen Pläne für eine Modernisierung des Stadions, die rund 50 Millionen Euro kosten würde, liegen auf Eis. "Ich bin froh, dass ich mir das nicht mehr antun muss", sagte Calmund nach seinem Abgang.


    Die Interessen des Weltkonzerns sind derzeit alles andere als ein Vorteil. "Wir haben ganz bestimmte Rahmenbedingungen, das ist zum Teil positiv, kann aber auch negativ sein", gibt Sprink zu. Bis vor wenigen Jahren profitierte der Bayer-Sport noch von der wohlfahrtsstaatlichen Auffassung, man müsse der Mitarbeiterschaft interessante Freizeitoptionen bieten. Nicht nur die Fußballtochter wurde großzügig finanziert.


    Mittlerweile aber droht eine Negativspirale: Für gute Spieler verliert der Klub ebenso an Attraktivität, wie für Sponsoren und den umworbenen Sportdirektor Rudi Völler. Leverkusen muss aufpassen, dass es nicht ausblutet, denn es ist möglich, dass die Kölner Recht behalten: Wer international erfolgreich sein will, verschuldet sich besser, obgleich Holzhäuser betont: "Unser Projekt Nachwuchs braucht Geduld. Aber längerfristig sehe ich gute Perspektiven, auch wieder ganz oben mitzuspielen."


    Berliner Zeitung

    Nein, er schmollt nicht. „Jedenfalls nicht erkennbar.“ Das sagt Michael Skibbe über Andrey Voronin, seinen Stürmer, den er ja immerhin im letzten Pflichtspiel bei Arminia Bielefeld aus Unzufriedenheit mit dessen Leistungen auf die Bank gesetzt hatte. „Er wird sich zerreißen in den letzten drei Spielen vor der Winterpause“, glaubt Skibbe nun zu wissen. Gesetzt den Fall natürlich, dass er den Ukrainer überhaupt spielen lässt heute Abend gegen Hertha BSC (20.30 Uhr / BayArena), am kommenden Donnerstag im „Uefa-Cup-Endspiel“ gegen Besiktas Istanbul und am darauf folgenden Sonntag bei Borussia Dortmund.
    Wer Voronin nur ein bisschen kennt, der weiß nur allzu gut, wie er auf derartige Degradierungen wie in der Vorwoche in Bielefeld reagiert: trotzig, beleidigt, einzelgängerisch. Wenn dann ausgerechnet in solch einer Situation andere Clubs bei dem Nationalspieler anklopfen, ist dessen Gesprächsbereitschaft wohl alles andere als gering. Nun will der „Kicker“ wissen, dass der Champions-League-Teilnehmer Celtic Glasgow seine Fühler nach Voronin ausgestreckt hat. Ein Tapetenwechsel zur Winterpause sei nicht unwahrscheinlich. „Eine offizielle Anfrage liegt uns nicht vor. Wir gehen nicht von einem Wechsel aus“, heißt es dazu lapidar von Vereinsseite.


    Bayer 04 hat ohnehin derzeit andere Sorgen - oder sagen wir lieber Hoffnungen. Denn trotz einer „bisher nicht so prickelnden Saison“ (Sportdirektor Rudi Völler) besteht heute gegen Hertha die große Chance, bis auf zwei Punkte an den derzeitigen Bundesliga-Fünften und damit in die Reichweite eines Uefa-Cup-Platzes heranzukommen. Und wenn am Donnerstag Besiktas geschlagen wird, muss das bislang wenig ruhmreiche aktuelle Kapitel Europapokal auch noch nicht geschlossen werden. „Das sind beides keine unlösbaren Aufgaben“, betont Skibbe, der dort einen Heimvorteil sieht, wo Völler vor zwei Wochen nach der Niederlage gegen Tottenham noch einen „Heimkomplex“ befürchtet hatte. Alles soll also gut werden in der BayArena.


    Obwohl Skibbe zumindest heute wieder mal Personalprobleme drücken. Carsten Ramelow (Knöchelverletzung) und Karim Haggui (Gelbsperre) fallen aus, Ahmed Madouni (Oberschenkel- und Leistenprobleme) wohl auch.


    Die möglichen Aufstellungen: Leverkusen: Butt; Castro, Callsen-Bracker (Madouni), Juan, Babic; Schneider, Rolfes; Freier, Barbarez, Athirson; Kießling (Voronin). - Berlin: Fiedler; Chahed, Friedrich, Simunic, Fathi; Dardai; Dejagah, Bastürk, Gilberto, Ede; Pantelic. - SR.: Brych (München).


    KR