Zürich - Der Jahresabschluss ist Bayer 04 Leverkusen ziemlich perfekt geglückt, gestern Abend jedenfalls beherrschte der Bundesligist im Uefa-Pokal seinen Gegner FC Zürich 90 Minuten lang. Am Ende stand ein souveräner 5:0 (2:0)-Erfolg für die Gäste aus Deutschland. Damit belegt Bayer 04 in der Vorrunden-Gruppe E Rang eins vor Spartak Moskau sowie Zürich und zieht mit drei Siegen aus vier Spielen ungefährdet in die Runde der letzten 32 ein. Trainer Michael Skibbe fasste hochzufrieden und treffend zusammen: „Das war heute ganz toller Fußball von uns.“
Vor dem Spiel hatte sich der Bayer-Coach doppelzüngig über seine Anfangsformation geäußert. Einmal hieß es, er wolle seine besten Spieler sehen. Ein anderes Mal, dass er in einer Art Aufstellungslotto seinen Bankdrückern eine Chance geben wollte. Tatsächlich verzichtete er beim Anpfiff nur auf den mit zwei gelben Karten vorbelasteten Gonzalo Castro und auf Paul Freier. Stattdessen rückten Lukas Sinkiewicz und der Russe Dimitry Bulykin (28) in die Startelf. Klar war, dass für den am rechten Zeigefinger verletzten Stammtorhüter René Adler zwischen den Pfosten Benedikt Fernandez beginnen würde.
Leverkusen übernahm mit dem Anpfiff die Initiative, der FC Zürich, der zuvor vier Spiele in Folge verloren hatte, wirkte fahrig und unkonzentriert. Immer wieder stieß Stefan Kießling auf der rechten Außenbahn leicht durch die gegnerische Abwehr und verbereitete permanent und ungestört Gefahr. In der Zentrale hatten Simon Rolfes und Sergej Barbarez ein ganz leichtes Spiel, weil sie nie in ihren Aktionen gestört wurden. Schließlich hatte die Bayer-Abwehr den hoch gelobten Brasilianer Raffael lässig im Griff. Der Stürmer wurde gestern erneut von einer Delegation aus der Bundesliga beobachtet - Hertha BSC Berlin interessiert sich für ihn. Nach den gestrigen Eindrücken überrascht das sehr, Raffael offenbarte Laufdefizite und wirkte vielleicht auch angesichts der Eiseskälte im frisch renovierten Letzigrund-Stadion zu Zürich völlig lustlos.
Bayers Überlegenheit führte rasch zu Zählbarem. In der 19. Minute wurde Kießling bei einem Alleingang gefoult, den fälligen Freistoß aus halbrechter Position verwandelte der Slowake Vratislav Gresko mit einem satten Schuss direkt. Zwei Minuten später glänzte dann Bulykin. Schön freigespielt von Kießling vollendete er ein kurzes Solo mit einem harten Schuss aus sechs Metern ins kurze Eck - 0:2. Anschließend feierte er seinen Treffer mit seinen Kollegen, indem er Liebes- und Babygrüße nach Moskau schickte, wo seine Frau seine gerade geborene Tochter Agathe betreut. Bulykin und seine Kollegen taten so, als schüttelten sie einen Säugling. Der ehemalige Torjäger von Spartak Moskau machte auch ansonsten Eigenwerbung. Skibbe wollte ihn unter Wettkampfbedingungen testen, jetzt weiß er, dass er mit ihm eine starke Alternative besitzt - zumal er später noch einmal glänzte. Die Leverkusener Leichtigkeit hielt auch noch im zweiten Durchgang an. In der 50. Minute servierte Kießling dem Schweizer Tranquillo Barnetta eine perfekte Flanke auf den Kopf, es hieß 0:3, das Spiel war entschieden.
Und doch lieferte es Bulykin noch einmal die Chance zur PR in eigener Sache. In der 57. Minute ließ er wieder alle Gegenspieler stehen und vollendete zum 0:4. Anschließend vergab Kießling noch eine Chance (64.), und Bulykin hätte fast noch sein drittes Tor erzielt (75.), scheiterte aber am Außennetz. In der 80. Minute krönte Kießling seine Leistung mit dem 5:0.
FC Zürich: Leoni - Stahel, Barmettler, Rochat, Marc Schneider - Chikhaoui, Konde, Aegerter (63. Tico), Abdi - Raffael (85. Schönbächler), Alphonse (63. Eudi). - Bayer 04 Leverkusen: Fernandez - Sarpei, Friedrich (29. Callsen-Bracker), Haggui, Gresko - Sinkiewicz (61. Fathy), Rolfes - Kießling, Barbarez, Barnetta - Bulykin (78. Gekas). - Schiedsrichter: Santiago (Spanien).- Zuschauer: 20 000. - Tore: 0:1 Gresko (19.), 0:2 Bulykin (23.), 0:3 Barnetta (50.), 0:4 Bulykin (57.), 0:5 Kießling (80.).
Quelle: ksta.de