Ich frage mich ja, was passieren würde, wenn man bei den Spielern ähnlich viel Geduld hätte wie bei den Trainern. Kießling wäre wohl nicht mehr hier, Berbatov wäre vermutlich auch kaum zum Einsatz gekommen, ich behaupte mal, die Spieler, die hier sofort eingeschlagen haben, bilden eine Minderheit.
Warum dann beim Trainer sofort handeln? Ich verstehe nicht, warum die Rückrunde soviel höher bewertet werden sollte als die Hinrunde. Und warum der Pokal ganz außen vor bleiben sollte. Fakt ist doch, dass wir seit 2002 endlich mal wieder in einem Finale stehen. Fakt ist ebenso, dass wir wohl bisher die schlechteste Saison seit 2003 erleben. Nun muss man eben sehen wie man das gewichtet.
Ich komme im Endeffekt dazu, dass man zwar für das Pokalfinale in der Bundesliga ruhig etwas schlechter spielen kann (insbesondere, wenn wir den Pott dann noch gewinnen), aber die Buli-Saison dennoch deutlich zu schlecht ist. Nur: Muss man immer direkt den Trainer entlassen, wenn die Ziele verfehlt werden? Sicher, kann man machen. Aber wer garantiert euch, dass es unter nem neuen Trainer automatisch besser wird? Ist ja nicht so, dass es nicht mehr schlechter werden kann, das kann es ganz sicher. Ich muss ja wohl nicht viel mehr als „Thomas Hörster“ sagen, oder? Das war z.B. so ein Schnellschuss, der beinahe ganz schön ins Auge (Wortwitz nicht beabsichtigt) gegangen wäre. Eine Trainerentlassung ist nicht das Allheilmittel. Ganz im Gegenteil kann es auch nützlich sein, den Spielern klar zu machen, dass sie mit diesem Trainer auskommen müssen – es kann mir keiner sagen, dass Labbadia den Spielern vor dem KSC-Spiel gesagt hat, dass sie so spielen sollen wie sie gespielt haben.
Darum plädiere ich eindeutig für eine zweite Chance ( = zweite Saison) für Labbadia. Wie damals bei Auge, wo es dann leider nicht geklappt hat. Aber zumindest die Chance dazu sollte man ihm geben. Das am restlichen Abschneiden dieser Saison festzumachen, halte ich nur für bedingt tauglich. Jeder weiß, dass die Luft raus ist. Darum ist die restliche Buli-Saison kaum bewertbar, weder positiv noch negativ. Selbst wenn wir jetzt alle restlichen Spiele gewinnen würden – was würde das aussagen? Nichts. Darum eine zweite Saison, wo Labbadia noch mal neu starten kann.
Dass er es kann, hat er im Übrigen schon bewiesen. Darum auch meine Frage, warum die Rückrunde so viel größer gewichtet sein soll als die Hinrunde. Die war nämlich deutlich besser als vieles, was wir in den Saisons zuvor geboten bekamen – womit ich Skibbe nicht schlecht machen will, ich meine auch nicht nur ihn.
Im Übrigen halte ich nicht besonders viel von denjenigen, die jetzt schon rumjammern, dass wir den Pokal ja eh nicht gewinnen. Darunter sind doch bestimmt auch Leute, die sich ganz sicher waren, dass Mainz bei uns gewinnt und vermutlich auch vor dem Bayernspiel schon „wussten“, dass das unser letztes Spiel im Pokal war. War es aber nicht, und daraus könnte man vielleicht mal Lehren ziehen. Dauerpessimismus kann auch eine selbsterfüllende Prophezeiung sein – wobei ich da manchmal das Gefühl habe, genau das wollen die Dauerpessimisten auch. Zumal die Bremer Spielweise ein bisschen mehr Spiel zulässt als das Gemauere der Mainzer, wo ich auch schon das Gemecker nicht verstehen konnte.
Über den Trainer kann man meiner Meinung nach wieder in der kommenden Saison diskutieren. Oder von mir aus auch, wenn das Pokalfinale abgeschenkt wird – wohl gemerkt, nicht verloren, sondern abgeschenkt. Bis dahin tut sich nämlich mMn nicht viel, bei dem man den Trainer ernsthaft bewerten könnte.