Nun ja, man muss ja nicht gleich in schwarz/weiss-Denken verfallen (entweder : Rolfes muss sofort weg, oder : er ist ein inegraler Bestandteil der Mannschaft). Tatsache ist, dass Lewandowski, der an den Spielern der Startelf für die letzten Spiele kaum was änderte, zunächst mal Rolfes auf die Bank setzte. Als es zwischenzeitlich Mitte der Saison überhaupt nicht lief, konnte auch ein Rolfes keinerlei Impulse setzen. Dass er vor sechs oder sieben Jahren Stammspieler war, ist für die Einschätzung seiner Leistungsfähigkeit in der kommenden Saison auch nur sehr bedingt relevant.
Ganz ehrlich : Nach meinem Eindruck bleibt ihm eine Rolle als Edeljoker im Kader, und die könte ein Öztunali ggf. gleichgut, mit mehr Perspektive und mutmaßlich für geringeres Gehalt ausüben. Die aufstrebenden Spieler (Carvajal, Can) brechen uns nach kürzester Zeit weg, Rolfes bleibt. Mal ganz ketzterisch : Vielleicht ist sein fast durchgehender Stammplatz der letzten Jahre weniger ein Ausdruck seiner durchweg guten Leistungen auf höchstem Niveau, sondern dem Umstand geschuldet, dass die Spieler, die ihn verdrängt haben bzw. verdrängt hätten von anderen Vereinen verpflichtet wurden und werden (Vidal mal um ein Beispiel zu nehmen - wäre der geblieben, hätte Rolfes in den letzten drei Jahren etliche Startelf-Spiele weniger gemacht).
Was mich wirklich stört, ist der larmoyant/wehleidige Grundtenor seines letzten Interviews, der fast wortgleich mit Äußerungen von Castro (auch im Kicker) und Reinartz (in der RP) ist (wir langgedienten Spieler werden immer viel kritischer betrachtet). Das har so einen Mimimi-Touch, der leider mit Rolfes' und Castros Verhalten auf dem Platz in Krisenzeiten korrespondiert.
Um das klar zu sagen : Wir sollten Rolfes nicht vom Hof jagen, Reinartz und Castro noch weniger. Aber das Engagement, welches Rolfes und Castro zeigen, wenn sie mal kritiseirt werden, würde ich gerne als Gegenwehr auf dem Platz sehen, wenns drauf ankommt. Daher sollte man Rolfes noch das eine Jahr bis Vertragsablauf beschäftigen und dann das Kapitel im Zweifel schließen. Ein Abnehmer würde sich bei seinem sicher nicht unerheblichem Gehalt zum jetzigen Zeitpunkt allenfalls finden, wenn wir ihm für die Vertragsauflösung eine Abfindung zahlen, und dafür sehe ich keinen Anlass, da er als ballsicherer, erfahrener und abgeklärter Spiele, der den Verein gut kennt, immer noch einen (gewissen) Wert für uns hat (m.E. als Edeljoker). Sein Verlust - wenn er denn wider Erwarten jetzt ginge - würde bei mir aber (anders als ein Verlust von Castro oder Reinartz) nicht das Gefühl hervorrufen, wir seien sportlich in relevanter Weise geschwächt worden.