Bundesliga verliert gegen Anne Will
Jetzt ist es raus: Die Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga werden im Ersten ab kommender Saison erst gegen 23 Uhr zu sehen sein. Die dritten Programme könnten Zusammenfassungen schon früher zeigen - aber das wollen offenbar nicht alle.
Hamburg - "Wir haben uns für vier Jahre alle Optionen gesichert. Das ist ein Erfolg für die ARD - nicht nur für das Erste, sondern auch für die dritten Programme, die in Zeiten des Kabel- und Satellitenfernsehens eine bundesweite Verbreitung haben", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres im Gespräch mit dem Sport-Informationsdienst.
In den Dritten Programmen "können sich die Fans ab 21.45 Uhr umfassend über das Spielgeschehen informieren", erklärte Herres weiter. Bislang strahlt das DSF sie ab 22 Uhr aus. Die Zusammenfassung in den Tagesthemen soll über die bisher übliche Kurzberichterstattung in Nachrichtensendungen hinausgehen.
Die ARD-Sender entscheiden laut Herres, ob und wann sie die attraktiven Rechte in ihren dritten Programmen nutzen, "im Ersten werden wir die Zusammenfassungen der Sonntagsspiele in den Tagesthemen zeigen". Vor allem das "ob" ist trotz der Attraktivität der Fußball-Bundesliga nicht bei allen Sendern klar.
Während NDR und WDR mit ihren in der Liga zahlreich vertretenen Vereinen ein attraktives Programm im Dritten stricken können - eine Mannschaft aus deren angestammten Sendegebieten spielt voraussichtlich immer sonntags -, hieß es aus München bereits, der Bayerische Rundfunk sei nicht das Überlaufbecken der ARD.
Gesendet wird im ersten Programm bundesweit definitiv erst in den Tagesthemen ab 22.45 Uhr. Vorher läuft nach dem Krimi im Superwahljahr 2009 auch weiterhin die Polittalkshow mit Anne Will. Ein Erfolg für die Journalistin, deren Sendeplatz nach der Vergabe der Rechte schon in Gefahr schien, als sich die ARD die Rechte der Erstausstrahlung der Zusammenfassung der Fußball-Bundesliga im frei empfangbaren Fernsehen nicht nur für die Sportschau am Samstag, sondern auch für die Sonntagsspiele sicherte - ab 21.45 Uhr.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollte die Entscheidung der ARD pro Anne Will nicht kommentieren. Das Argument: Jeder könne mit seinen Rechten machen, was er wolle. Verwundert zeigte man sich am DFL-Sitz in Frankfurt allerdings, weshalb die ARD entgegen der ursprünglichen Ausschreibung, die wie bisher 22 Uhr als Zeitgrenze vorsah, auf 21.45 Uhr bestanden habe, wenn die zeitnahe Berichterstattung jetzt in den dritten Programmen zersplittert werde.
Da die Sportschau am Samstag durch das Live-Spiel um 18.30 Uhr eine Begegnung verliert und zudem direkte Konkurrenz im Pay-TV erhält (Premiere überträgt live), war die bisher von der ARD gezahlte Summe von rund 100 Millionen Euro pro Saison nur weiterhin zu rechtfertigen, wenn ein Mehrwert hinzukam - also die Sonntagsspiele.
goe/sid
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,600152,00.html