Frankfurter Rundschau:
"Das wird ein heißer Tanz"
Bayer-Kapitän Carsten Ramelow über den Auftakt in Frankfurt und die Aussichten
Am letzten Spieltag sicherte sich Bayer 04 Leverkusen durch ein 5:1 gegen Mönchengladbach die teilnahme am Uefa-Cup und erreichte so das Minimalziel. Ob diese Saison mehr drin ist für den Werksclub? Kapitän Carsten Ramelow ist sich da nicht so sicher. "Nur wenn alles passt", sagt er im Interview. Die fetten Jahre sind jedenfalls vorbei, Bayer fährt einen rigiden Sparkurs. Erst gestern wurde der einst als Superstar geholte Franca nach Japan verkauft. Kashiwa Reysol zahlt mehr als 2,5 Millionen Euro für den Brasilianer. Als mögliche Nachfolgekandidaten werden Artur Wichnariek, Fredi Bobic und Markus Daun gehandelt.
Frankfurter Rundschau:Herr Ramelow, wenn man das Training beobachtet, gewinnt man den Eindruck, dass der Trainer sehr viel Wert auf die Defensive legt. Ist das richtig?
Carsten Ramelow: Ja. Wir hatten in der vergangenen Saison ein Problem in der Defensive. Gemessen an unserer Qualität, haben wir zu viele Gegentore kassiert. Ich hoffe, wir haben daraus gelernt.
Für Sie ist es erst die zweite Saison, in der Sie sich ausschließlich auf den Vereinsfußball konzentrieren können. War er es für Sie im Rückblick die richtige Entscheidung, den Rücktritt aus der Nationalmannschaft zu erklären?
Ja, ich habe alles richtig gemacht. Ich kann mich jetzt voll auf den Verein konzentrieren, und die Aufgabe mit Bayer wird schwer genug. Ich hoffe auf einen guten Start. Wir müssen einfach konstanter spielen, dann ist Vieles machbar. Aber gerade in der Spitze ist alles sehr dicht beieinander, da wird es schon schwierig, oben dranzubleiben.
Trainer Klaus Augenthaler sagte klipp und klar, Carsten Ramelow ist mein Kapitän, auch wenn Jens Nowotny zurückkommt. Ist das für Sie eine kleine Beförderung? Müssen Sie jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen?
Das denke ich nicht. Die Öffentlichkeit wird es vielleicht so interpretieren, aber ich bekleide diese Rolle jetzt schon lange Zeit. Ich habe immer alles gegeben und will meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich Fußball spielen. Da ist es doch völlig egal, ob ich die Binde trage oder nicht.
Gibt es Hinweise, dass die Mannschaft in dieser Runde tatsächlich konstanter spielen wird?
Das kann man jetzt nicht sagen. Wir sind gut vorbereitet, aber wie wir wirklich drauf sind, das wissen wir erst, wenn es am Sonntag um Punkte geht.
Sie sprechen das erste Spiel an, ihr Gegner heißt Eintracht Frankfurt. Gegen vermeintlich kleine Klubs hat sich Bayer in der Vergangenheit schwer getan. Droht diese Gefahr jetzt auch?
Ich hoffe nicht. In der vergangenen Saison mussten wir viel Lehrgeld bezahlen. Wir haben gegen die Kleinen zu viele Zähler abgegeben. Wenn wir ein paar mehr geholt hätten, wären wir jetzt in der Champions League. Alles liegt sehr eng beieinander. Deshalb müssen wir hellwach sein. Aber ich weiß auch, was uns erwartet: Frankfurt hat ein neues Stadion, die Euphorie ist riesengroß, das wird ein heißer Tanz. Darauf muss sich jeder einstellen. Wenn wir Biss und Einstellung zeigen, dann werden wir gewinnen. Wenn nicht, wird es ganz schwierig.
Ihre Mannschaft hat sehr große individuelle Klasse. Sehen Sie Bayer in der Rolle des Bayern-Jägers?
Ich hoffe, wir können sie jagen. Da muss aber alles einhundertprozentig passen.
Interview: Jan Christian Müller
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