Kölns Manager will, dass beide Werksklubs 20 Prozent ihres TV-Geldes abtreten
Von Robin Halle
Es kracht mal wieder zwischen den beiden rheinischen Klubs aus Köln und Leverkusen. Anlass ist eine Forderung von Kölns Sportmanager Michael Meier (58), die Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser (58) „unverantwortlich“ und „absurd“ findet.
Meier will, dass Bayer Leverkusen und auch der VFL Wolfsburg „zehn bis 20 Prozent“ ihrer Fernsehgelder in einen Solidarfonds zahlen. Die Begründung: Das Bayer-Werk und der Volkswagen-Konzern würde beide Klubs finanziell unterstützen – und das sei unfair gegenüber anderen Vereinen.
„Im Zusammenhang mit der Regelung 50+1 sollten wir den Fokus zunächst auf den nationalen Wettbewerb richten“, sagt Meier, „hier sehe ich durch den Lex Leverkusen/Wolfsburg einen Wettbewerb nicht mehr gleichberechtigt gestaltet.“
Im Klartext“ Wahrend anderen Klubs durch die 50+1 Regel von DFL und DFB verboten wird, die Anteilsmehrheit an ihrer Profifußball-AG für viel Geld an Investoren zu verkaufen, kassieren Leverkusen und Wolfsburg seit Jahren groß ab und können teure Spieler kaufen!
Meier: „Bis heute frage ich mich: Was ist die Gegenleistung der beiden Klubs für die Zustimmung zu der Ausnahmeregelung, dass wir eine Mehrheitsbeteiligung der Mutterkonzerne erlauben? Diese Gegenleistung fordert Meier als Vorstandsmitglied des Ligaverbandes jetzt ein: Er will Geld sehen!
„Es wäre nur fair, wenn von diesen Klubs bei der Vergabe der TV-Gelder eine Solidar-Abgabe von zehn bis 20 Prozent an die Liga geleistet würde“, sagt Meier.
Leverkusen hat in der vorigen Saison 23,09 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung bekommen. Laut Meier müsste der Verein davon 20 Prozent, also 4,62 Millionen, an die Liga zahlen.
Holzhäuser bringen diese Rechenspiele auf die Palme. „Es ist bedauerlich, wenn Fußballverantwortliche wie Michael Meier eigentlich unverantwortlich mit Fakten umgehen“, kontert er.
Der Bayer-Boss zu SPORT BILD: „Zum einen kann Michael Meier nicht beurteilen, wie viel Geld die Bayer AG der Fußball GmbH zur Verfügung stellt. Zum anderen verhält sich der Konzern wie jeder Großsponsor bei anderen Klubs.“
Wolfsburgs Teammanager Felix Magath (55) sagt zu den Meier-Plänen zynisch: „Das kann er nur scherzhaft gemeint haben.“
Holzhäuser greift Meier sogar frontal an: „Wenn Michael Meier von Wettbewerbsverzerrung spricht, sollte man zuallererst beim 1. FC Köln beginnen“, sagt er. „Nicht wir müssen eine Solidar-Abgabe an die Liga zahlen, sondern der FC!“
Holzhäuser ärgert es, dass die Stadt Köln den 117,5 Millionen Euro teuren Umbau des Kölner Stadions maßgeblich finanziert hat, während Leverkusen den Umbau der BayArena alleine stemmen muss. „Der FC hat mit enormen staatlichen Hilfen einen Palast hingestellt bekommen“, klagt Holzhäuser, „dabei ist die Miete, die der FC für sein Stadion bezahlt, nicht annähernd kostendeckend.“ Köln zahlt lediglich sechs Millionen Euro pro Saison. Holzhäuser: „Das ist wahre Wettbewerbsverzerrung!“
Holzhäuser erzürnt ebenfalls, dass Meier als Mitglied des Ligavorstands mit seinem Vorschlag an die Öffentlichkeit geht. „Ich halte es für absurd, über die Verteilung von Fernsehgeldern zu reden, wenn es der Ligavorstand bis heute nicht geschafft hat, der Liga einen tragkräftigen Fernsehvertrag vorzulegen“, sagt der Bayer-Boss.
So hilft die Bayer-AG dem TSV Bayer 04 Leverkusen
Bayer Leverkusen spielt in der BayArena , die auf 30 000 Plätze erweitert wird (vorher (22 500). Die Umbaukosten von 70 Millionen Euro finanziert die Bayer AG, eine Immobiliengesellschaft und der Klub. Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Bayer AG. Der Klub konnte diese Saison für 12,4 Mio. Euro Spieler kaufen. Wie viel die Bayer AG davon bezahlt hat, ist geheim.
So hilft Volkswagen dem VFL Wolfsburg
Der VFL Wolfsburg spielt seit 2002 in der 30 000 Zuschauer fassenden Volkswagen-Arena. Die Baukosten von 53 Millionen Euro wurden zur Hälfte von der Volkswagen AG und der Wolfsburg AG übernommen, eine Gesellschaft der Stadt und des VW-Konzerns. Trainer Magath und die VFL Wolfsburg Fußball GmbH durften diese Saison für 30 Millionen Euro Spieler kaufen, der VW-Konzern zahlte den größten Teil.
Quelle: SPORT BILD-Printausgabe, Mittwoch, 17. September 2008, Ausgabe-Nr.: 38, Seite 44/45