Nun hat es Enke selbst in der Hand
Vor dem Länderspiel: Keeper kann sich durch starke Leistungen zum Lehmann-Nachfolger küren
Vom 19.08.2008
HERZOGENAURACH (dpa) Offiziell sprechen alle Verantwortlichen noch von einem offenen Kampf um die neue Nummer eins in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft - doch ab sofort hat der Hannoveraner Robert Enke die besten Möglichkeiten. "Robert wird gegen Belgien im Tor stehen. Er hat es jetzt selbst in der Hand, durch Leistung zu überzeugen", sagte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke gestern in Herzogenaurach. Der 30-jährige Enke ist sich seiner Situation vor dem Länderspiel gegen Belgien morgen in Nürnberg (21 Uhr/ZDF live) bewusst. "Wenn ich die Chance habe, zwei, drei Spiele am Stück zu machen, muss ich die nutzen", sagte Enke, der im ersten Länderspiel nach der Europameisterschaft 90 Minuten lang zum Einsatz kommen soll. Ein Tausch mit dem Bremer Tim Wiese sei nicht vorgesehen, erklärte Köpke.
Eineinhalb Jahre nach seinem Debüt im deutschen Gehäuse kann Enke mit guten Leistungen gegen Belgien und in den danach folgenden WM-Qualifikationsspielen in Liechtenstein (6. September) und Finnland (10. September) die Frage nach dem neuen Stammtorwart im DFB-Team selbst weitgehend beeinflussen. Enke, der am 28. März 2007 in Duisburg gegen Dänemark (0:1) sein bislang einziges Länderspiel bestritt, gibt sich dementsprechend selbstbewusst: "Solange ich die Chance habe, Nummer eins zu sein, beschäftige ich mich mit anderen Sachen nicht."
Nach der Verletzung des Leverkuseners René Adler könnte die Frage nach dem Lehmann-Nachfolger damit schneller als gedacht beantwortet sein. "Sobald wir von einem Torwart als Nummer eins überzeugt sind, werden wir dies auch kommunizieren und ihm bedingungslos den Rücken stärken", kündigte Köpke an. Der Europameister von 1996 und Bundestrainer Joachim Löw sprechen in der Torwartfrage zwar offiziell weiter von einem "offenen Konkurrenzkampf mit leichten Bonuspunkten für Adler und Enke". Tatsächlich liegt es aber an Enke selbst, das Thema schnell zu beenden. Leistet sich der Torwart Nummer zwei der EM in den kommenden drei Spielen keinen Patzer, ist er schwer zu verdrängen.
Dass die DFB-Verantwortlichen dem früheren Gladbacher die Rolle als Lehmann-Nachfolger zutrauen, machte Köpke deutlich. "Robert ist ein sehr erfahrener Torwart, auch wenn er noch nicht so viele Länderspiele absolviert hat. Er hat in der Bundesliga über Jahre seine Leistung gebracht." Der von vielen bereits als Kronprinz ins Gespräch gebrachte Michael Rensing muss sich dagegen vorerst noch gedulden. "Ich denke, man tut Michael keinen Gefallen, wenn man ihn jetzt nominiert. Er soll zunächst bei den Bayern seine Leistung bringen, dann wird er automatisch ein Thema für uns", meinte Köpke.
Vorerst nicht für sich werben können wegen Verletzungen der Schalker Manuel Neuer und Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund). Mit dem vor der EM ausgebooteten Timo Hildebrand soll "zeitnah" ein Gespräch geführt werden. "Bei ihm haben uns einige Aussagen nicht gefallen", erklärte Köpke, der sich in den Tagen vor dem Belgien-Spiel zudem mit Wiese unterhalten will. Der Bremer hat trotz seiner erstmaligen Nominierung aber weiter nur Außenseiterchancen.
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