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    Zwei Angebote lagen wohl vor


    Es wäre der Königstransfer der Liga geworden. Auch wen andere mehr gekostet oder zuletzt spektakulärer gespielt haben. Es gab keinen größeren Namen als seinen auf dem Markt – doch war er überhaupt drauf? Zwei Angebote soll Michael Ballack (34) gehabt haben. Und in Leverkusen waren sie bereit, den unzufriedenen Star ziehen zu lassen. Doch wenn er diese Offerten tatsächlich hatte, haben sie ihn nicht interessiert. Ballack bleibt bei Bayer und wird sich dort in seinen letzten Bundesligamonaten dem Kampf um den Stammplatz stellen. Bei Bayer sehen sie den Verbleib Ballacks auf keinen Fall negativ. Sie rechnen angesichts vieler Spiele damit, dass er sportlich helfen kann. Und sie haben registriert, dass Ballack sich um Integration in in die Mannschaft bemüht. Schlussspurt also für den „Capitano“ – sie wollen das Beste daraus machen.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.09.11

    LEVERKUSEN: Youngster mit erster Bestmarke


    Freundliches Nicken nach links und rechts, die Schultertasche lässig an der Seite baumelnd, verließ Bernd Leno (19) die Mixed Zone. Dass der aufgeschlossene Blondschopf seine Top-Leistung gegen den Meister nicht kommentierte, lag an einem Missverständnis. Leno dachte, die Interview-Sperre für ihn sei noch in Kraft, tatsächlich aber darf der U-20-Nationalspieler seit der vergangenen Woche (nach einer Stippvisite bei der Pressekonferenz am Donnerstag) nicht nur halten, er darf auch sprechen.


    Wichtiger allerdings ist aktuell sowieso das Halten. Und hier glänzt Leno, der in seinen drei ersten Bundesligaspielen keinen Treffer kassierte. Gegen Dortmund entschärfte er Chancen von Perisic und Kagawa in Klassemanier. Die ersten drei Spiele ohne Gegentor – dies gelang in der Liga-Historie erst einem Keeper, 1991 dem Duisburger Heribert Macherey.


    Leno war damals noch nicht auf der Welt und wird von seinem Vorgänger wahrscheinlich noch nie gehört haben. Der Teenager lebt und hält im Hier und Jetzt und freut sich schlicht und einfach auf jedes Spiel. Die nächsten beiden musste er übrigens absagen: Nach dem Zusammenprall mit Nationalspieler Mario Götze plagt Leno eine schmerzhafte Knieprellung, die U-20-Länderspiele gegen Polen und die Schweiz finden ohne ihn statt.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.08.11

    LEVERKUSEN: Es gibt Interessenten für den Routinier. Doch interessiert ihn das?


    Es wäre unfair, Michael Ballack (34) einen Vorwurf daraus zu machen, dass sein Name pausenlos in Storys und Schlagzeilen auftaucht. Der Ex- Nationalspieler trägt seit Wochen nichts mehr dazu bei, er schweigt vielmehr, als habe er ein Gelübde abgelegt. Genießen freilich kann er die Situation nicht.


    Am Sonntag wurde dem „Buch Ballack“ ein neues Kapitel hinzugefügt. Bayer-Sportchef Rudi Völler (51) gab den Routinier im „Doppelpass“ von Sport 1 offiziell zum Vereinswechsel frei: „Wenn er auf uns zukommen sollte, wären wir aufgrund unseres persönlichen Verhältnisses natürlich gesprächsbereit. Dann würden wir uns zusammensetzen und eine vernünftige Lösung finden“, so Völler, der Ballack auch noch anriet, seine Situation zu akzeptieren, es gäbe eben momentan Spieler, die ein „bisschen stärker“ seien: „Da muss er sich gedulden.“


    Fakt ist, dass für Ballack in der sich langsam, aber sicher findenden Bayer-Mannschaft kein Platz vorgesehen ist. Nicht in der ersten und nicht in der zweiten Reihe. Völlers Trost-Versuch, es gäbe viele Spiele und jeder würde gebraucht, kann einen wie Ballack nicht zufriedenstellen. Und deshalb wären sie froh in Leverkusen, wenn sich ein Interessent finden würde. Nach Informationen des kicker gibt es in der Tat einige Angebote für Ballack. Warum auch nicht?


    So wie es Mannschaften wie Leverkusen und Dortmund gibt, in deren Tempo- und Umschalttaktik Ballack keinen fixen und herausragenden Platz mehr finden wird, so gibt es Teams, die einen Spieler wie ihn dringend benötigen. Trainer Felix Magath (58), das ist kein Geheimnis, wäre froh, hätte er beim VfL Wolfsburg einen derart dominanten Typen im zentralen Mittelfeld. Auch aus dem Ausland soll es Vereine geben, die sich eine kurzfristige Zukunft mit Ballack vorstellen können. Der Ball liegt nun im Feld des Spielers und dessen Beraters, die kurze Zeit bis zur Schließung des Transferfensters wird für alle Beteiligten spannend – so oder so.


    Unabhängig davon kann Bayer sich zufrieden in die Länderspielpause abmelden. „Dieses Spiel war wichtig für alle hier, weil wir gezeigt haben, dass wir auf Augenhöhe sind mit dem Meister. Wir sind dabei“, skizzierte Völler die momentane Lage und erhielt dabei Unterstützung vom Gegner. „Leverkusen war sehr gut eingestellt und wahnsinnig aggressiv. Wir sind lange von einem Gegner nicht mehr so bekämpft worden wie von Bayer. Das war eine ganz harte Nuss“, befand BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (52) auch noch am Sonntagmorgen. Worte, die man bei Bayer gerne hörte. Nicht nur, weil sie einen Moment von den Schlagzeilen um Michael Ballack ablenken. Für die der aber nichts kann.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.08.11

    Die medialen Watschen hatten Ömer Toprak (22) nicht berührt. „Ich bin keiner, der täglich die Zeitung liest. Das habe ich mir seit meinem Kart-Unfall abgewöhnt. Da hieß es, dass ich nie mehr Fußball spielen werde.“ Infrage gestellt wurde Toprak mit Abwehrkollege Stefan Reinartz (22) auch nach dem Fehlstart und sechs Gegentoren in Dresden und Mainz. Die Antwort: Bei den 1:0-Siegen gegen Bremen und in Stuttgart ließ Bayer jeweils nur zwei Chancen zu. Ein Grund dafür ist, dass Trainer Robin Dutt (46) wieder mit zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr agieren lässt. „Mit zwei Sechsern sind wir noch kompakter“, weiß Toprak, „aber der große Unterschied ist, dass die ganze Mannschaft in der Defensive besser arbeitet.“ Und Toprak und Reinartz laut Dutt „am oberen Ende der Skala“ agierten.
    Der Trainer hält ohnehin mehr die Leistung als das System für ausschlaggebend: „Es hat sich nicht gravierend viel geändert. Aber die Mannschaft ist von der Fitness her weiter, läuft verdammt viel.“ Dies ist auch bei der Meisterprüfung nötig.
    Toprak: „Jetzt wollen wir oben bleiben und Dortmund schlagen“ – und die Kritiker widerlegen.
    STEPHAN VON NOCKS



    Quelle: kicker -Printausgabe vom 25.08.11

    LEVERKUSEN: Der Mittelfeldspieler vorm Duell mit Zwillingsbruder Sven


    Michael Ballack oder Simon Rolfes? Diese Frage wurde zuletzt heftig diskutiert. Dass Lars Bender (22) in der Elf steht, ist hingegen unumstritten.


    kicker: Herr Bender, wie bewerten Sie Ihren Schritt zur Stammkraft?


    Lars Bender: Ich bin von 1860 München aus der 2. Liga gekommen zu einem absoluten Topklub Deutschlands, durfte ein paar Spiele mitnehmen und vergangene Saison dann ins internationale Geschäft reinschnuppern. Dieses Jahr sind wir in der Champions League – da sieht man ja, dass der Schritt mit der Mannschaft nach vorne geht und jeder einzelne sich weiterentwickelt. Ich habe den Schritt zum Stammspieler gemacht. Jetzt gilt es, Stammspieler zu bleiben.


    kicker: Nach dem Pokal-Aus in Dresden und der Niederlage in Mainz gab es zwei 1:0-Siege. Ist Bayer wieder in der Spur?


    Bender: Ja. Gerade das Spiel gegen Bremen war enorm wichtig. Wenn wir da gestolpert wären, hätte die Lage kompliziert werden können. Jetzt müssen wir gegen Dortmund nachlegen. Wir wollen drei Punkte.


    kicker: In Mainz hatte Bayer neun Chancen zugelassen, gegen Bremen und Stuttgart je zwei. Woran liegt’s?


    Bender: In Mainz hatten wir eine schlechte Ordnung, keine Struktur im Spiel. Gegen Bremen hatten wir uns die primäre Aufgabe gestellt, aus einer kompakten Defensive schnelle Gegenstöße zu fahren. Natürlich muss man sich immer ein wenig auf den Gegner einstellen, aber wir müssen auch auf uns schauen. Wir haben eine Riesenqualität, nach der sich auch der Gegner richten muss.


    kicker: Gilt das auch für den BVB, der Bayer beim 1:3 zum Rückrundenstart klar beherrscht hat?


    Bender: Ich kann mich noch gut ans Hinspiel erinnern, als wir den BVB beim 2:0 beherrscht haben. Die wissen, dass es für sie keine leichte Aufgabe wird. Wir werden ihnen das Leben schwer machen.


    kicker: Flachst Sie eigentlich Ihr Zwillingsbruder Sven, der beim BVB spielt, wenn es nicht so läuft?


    Bender: Nein, überhaupt nicht. Nach schlechtem Spielen wird man eh zerrissen. Also brauchst du dich nicht auch noch familienintern zu piesacken. Wir pushen uns.


    kicker: Diese Woche aber nicht.


    Bender: Wir werden uns trotzdem pushen. Ich möchte natürlich das Spiel gewinnen, aber ich wünsche Sven auch ein gutes Spiel. Das wäre die Optimallösung.
    INTERVIEW:STEPHAN VON NOCKS




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.08.11

    Der Start ist verpatzt. ROBIN DUTT (46) muss die Werkself jetzt wieder einnorden. Dies geschah auch mit Kapitän Simon Rolfes.


    Nur aus einem Blickwinkel kann man Bayers 0:2-Auftaktniederlage etwas Positives abgewinnen. Also: Wer verlor vergangene Saison zum Start 0:2 – ausgerechnet gegen die Werkself? Richtig, der spätere Meister aus Dortmund.


    Doch nach den Pleiten in Mainz und im Pokal verbieten sich solche Vergleiche. Sportdirektor Rudi Völler (51): „Wir haben gehofft, dass Dresden eine Eintagsfliege war, sind aber leider eines Besseren belehrt worden.“ Nicht umsonst sprach Trainer Robin Dutt (46) von „vielen Feldern, die wir aufarbeiten müssen“.


    Baustelle Torhüter: Neuzugang David Yelldell (29) patzte in Dresden, Fabian Giefer (21), der wegen einer Gehirnerschütterung ausfällt, in Mainz. Am Mittwoch lieh Bayer 04 Bernd Leno (19) vom VfB Stuttgart bis Jahresende ohne Kaufoption aus. Das Ausnahmetalent soll als Kurzzeithilfe den bis in den Oktober ausfallenden Nationaltorhüter René Adler (26) ersetzen. Das muss ihm aus dem Stand gelingen – sonst hat Dutt womöglich die Wahl unter drei psychisch angeknacksten Torhütern. Denn Yelldell und Giefer wurden mit der Leihe als nicht gut genug deklariert. Leno hat „einen gewissen Vertrauensvorschuss“, so Dutt, der klarstellt: „Wir sind Champions-League-Teilnehmer, bei dem der Trainer nach Platz zwei nach oben denkt. Die Luft ist hier für alle dünner. Wenn ein Torwart wie René ausfällt, holst du den Bestmöglichen und nicht einen, um die anderen zu schützen.“ Der 19-Jährige (57 Drittliga-Spiele) als Ideallösung? Abwarten.


    Baustelle Innenverteidigung: Intern gilt die Besetzung als gut genug. Doch mit Sami Hyypiä (37) verlor die Abwehr ihre Führungskraft, an der sich Talente wie Stefan Reinartz (22) anlehnen konnten. Kapitän Simon Rolfes wies schon vor Wochen auf den Qualitätsverlust hin. Ob Reinartz oder Eigentorschütze Ömer Toprak (22) sofort Champions-League-Niveau erreichen, ist bei allem Talent zumindest äußerst fraglich. Ein neuer Top-Mann ist laut Dutt, der die Innenverteidiger in Mainz „bis auf das Eigentor sehr gut“ sah, unrealistisch: „Der Ruf nach Besserem ist aus Fan-Sicht legitim. Doch so ein Spieler ist schlicht nicht zu bekommen, außer du nimmst 10 bis 15 Millionen Euro in die Hand.“ Das ist nicht Bayers Ansatz.


    Baustelle Taktik: Die Mannschaft ist im neuen 4-3-3-System mit einem Sechser beim Umschalten in die Defensive anfällig. „Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt nicht“, kritisiert Stürmer André Schürrle (20), „dadurch sind wir hinten oft in Unterzahl.“ Das sieht auch Dutt so. Die Statistik ist verräterisch: In Mainz ließ die Werkself neun Chancen zu – dies passierte ihr vergangene Saison nur zweimal. Der Schnitt damals: 4,44 pro Partie.


    Baustelle Kapitän: In Mainz bemängelte Simon Rolfes (29) die Einstellung, forderte „mehr Aggressivität und Laufbereitschaft“, verwies bezüglich seiner Auswechslung auf den Trainer. Dies stieß Dutt auf: „Ich habe über die Aussagen mit Simon klar gesprochen. Es haben sich 99 Prozent der Spieler mehr als korrekt verhalten. Wenn es eine Ausnahme gibt, spricht man das an. Damit ist es aber auch erledigt. Da trage ich Simon nichts nach.“ Klar ist aber: Nickeligkeit und Siegeswillen, mit denen der verkaufte Arturo Vidal Zeichen setzte, müssen nun andere vorleben. Völler fordert die Akteure: „Wir haben den letzten Willen vermissen lassen. Es muss auch mal der innere Schweinehund überwunden werden.“


    Baustelle unzufriedene Stars: Torjäger Stefan Kießling (27) durfte in Mainz nur wenige Minuten ran. Als Dutt auf zwei zentrale Offensivkräfte (Derdiyok/Schürrle) umstellte, erhielt gar der unerfahrene Nicolai Jörgensen (20) den Vorzug. Kießling, der durch seinen Einsatz mitreißen kann, musste bis zur Endphase warten. Michael Ballack (34) tat dies vergebens. Der Topstar war überhaupt keine Option. Ein Tiefschlag. Dutt-Vorgänger Jupp Heynckes gelang es, fast alle Stars bei Laune zu halten. Dutt erklärt nur: „Wir haben 18 absolute Topspieler. Damit muss jeder klarkommen.“ Konfliktpotenzial.


    Jetzt helfen nur Siege. „Wir müssen schnell die Kurve kriegen“, so Völler. Sonst war’s das mit dem BVBVergleich.
    STEPHAN VON NOCKS





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.08.11

    LEVERKUSEN: Der Nationalspieler will bei der Rückkehr nach Mainz Taten sprechen lassen


    Am Sonntag sind die Augen auf ihn gerichtet: André Schürrle kehrt in seinem ersten Bundesligaspiel für Bayer 04 nach Mainz zurück. Fast schon in gewohnter Weise fokussiert sich der Nationalspieler auf die Partie: Medientermine fallen flach. „Diese Woche sage ich nichts“ ist der einzige Satz, der dem 20-Jährigen zu entlocken ist. Eine Methode, mit der Schürrle schon in Mainz auf Anraten von Trainer Thomas Tuchel gut fuhr, als er vergangene Saison vor den Spielen gegen Leverkusen stumm blieb, nachdem sein Wechsel feststand. Auch am Sonntag will er Taten statt Worte sprechen lassen. „André hat damals gegen uns sehr gut gespielt“, glaubt Kapitän Simon Rolfes (29), dass der Acht-Millionen-Einkauf mit der Situation gut umgehen kann. „Er muss nur sein Ding machen. Ich erwarte nichts Besonderes von ihm.“


    Wie? Nichts Besonderes? Von Schürrle, der mit der Verbindung von Schnelligkeit, Dribbelkunst und Schussstärke eigentlich immer zu dem gewissen Extra fähig ist? Rolfes erklärt: „Natürlich ist André ein besonderer Spieler, aber wir haben viele Spieler, die auf ihre Art besonders sind. Das Besondere muss bei einer Spitzenmannschaft Normalität sein!“


    Erlebt Mainz also einen „normal“ starken Schürrle? Trainer Robin Dutt (46) sieht zumindest mental kein Hindernis bei seinem linken Flügelspieler: „André ist sehr reflektiert. Über Übermotivation muss ich mit ihm nicht sprechen.“
    STEPHAN VON NOCKS




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 04.08.11

    BRENNPUNKT LEVERKUSEN: Auch Michael Ballack ohne Rezept


    Der Gang in die Öffentlichkeit blieb ihnen immerhin erspart. Trockenübungen im Bauch der Bay-Arena waren angesetzt von Trainer Robin Dutt (46) am Sonntag nach der Schmach von Dresden, die Verlierer der Woche mussten den Fans keine Rechenschaft ablegen. Gut so! Denn sie hätten sich schwergetan, etwas zu erklären, was nicht zu erklären ist. Dummheit? Fehlende Einstellung? Fehlende Klasse gar?


    Widmen wir uns zunächst den ersten 60 dieser denkwürdigen 120 Minuten. Da gab Bayer „Barcelona light“, rund 75 Prozent Ballbesitz, 3:0-Führung, aggressives Spiel gegen den Gegner, die Dresdner wurden – waren sie denn mal am Ball – gehetzt und gejagt, dass es eine Freude war. Die zweite Stunde dann wird Bayer noch lange beschäftigen. Viele Fragen tun sich auf, zu viele. Michael Ballack für den starken Simon Rolfes zu bringen – war das richtig? Einerseits leicht zu beantworten. Beim Stande von 3:0 und dieser Überlegenheit hätte Robin Dutt auch Stan Laurel und Oliver Hardy einwechseln können. Normalerweise hätte nie etwas passieren dürfen. Doch es passierte. Nicht Ballacks Schuld allein. Aber er hatte kein Rezept dagegen. Der Mann, der immer fordert, konnte nichts mehr geben. Selten vermittelte er so stark wie gestern, dass seine Zeit vorbei ist. Zweikampfschwach, ohne Antizipation in der Defensive, schwerfällig – all das war Ballack. Ein Leader war er nicht. Dieses Problem muss Dutt lösen, schnellstens.


    Lösen muss er auch die Torhüterfrage. Traut man Eigengewächs Fabian Giefer nicht zu, René Adler (fällt wohl bis September aus) zu vertreten, dann kann dies seit Samstag bei David Yelldell nicht anders sein. Zwar patzte er „nur“ bei einem Tor, doch Ausstrahlung und Körpersprache ließen zu wünschen übrig. Seit gestern ist Bayer auf Torwartsuche. Beim nächsten Problem hilft kein Geld: die Mentalität. Dutts Schützlinge wirkten geistig überfordert, handlungslahm und waren am Ende nicht mehr in der Lage, ihr Potenzial abzurufen. Die schier unvorstellbare Kontersituation vor dem 3:4 war die direkte Folge. Viele, zu viele Fragen warten auf Dutt. Und die Fans auf Antworten.
    FRANK LUßEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.08.11

    Unter Dutt ist Platz 1 das Ziel


    Keine Angst vor großen Zielen: Offensiv wie nie formuliert der neue Trainer Robin Dutt Ansprüche auf den Titel. Seinen Bossen würde ein Platz unter den ersten vier reichen. Über allem steht die Qualifi kation für die Champions League.


    KOMMEN & GEHEN
    Wer einen Spieler wie Arturo Vidal abgibt und keinen adäquaten Ersatz holt, der sollte normalerweise die Ansprüche reduzieren. Bayer tut dies nicht, weil man den kleinen Kader für stark genug hält. Von den Neuzugängen werden Toprak und Schürrle von Beginn an gesetzt sein. Yelldell kämpft gegen Giefer um den Platz des verletzten Adler. Bellarabi, Oczipka und da Costa sind Ergänzungen mit einer Menge Potenzial, denen durchaus zuzutrauen ist, dass sie eine ähnliche Rolle spielen wie Sam in der vergangenen Saison. Von den anderen Abgängen schmerzt außer dem von Hyypiä keiner, der Finne allerdings hinterlässt sportlich wie menschlich eine große Lücke.


    STÄRKEN & SCHWÄCHEN
    Der Ausfall René Adlers schwächt. Möglich, dass Bayer deshalb noch einmal aktiv wird. Schwächen erwarten Experten in der Innenverteidigung, der es an internationaler Erfahrung mangelt. Angriff und vor allem Mittelfeld sind weit über Schnitt besetzt, auch Michael Ballack ist deshalb objektiv betrachtet nicht zwingend gesetzt.


    TRAINER & UMFELD
    Dutt ist kein Kuscheltyp und kein Verkäufer seiner selbst. Er bewegt sich selbstbewusst und vermittelt jedem, der nicht direkt mit der Mannschaft zu tun hat, das Gefühl, er sei ein Eindringling, den es auf Distanz zu halten gilt. Das Umfeld folgt ihm, kein Wunder, Dutt war der Wunschtrainer aller Leverkusener Entscheidungsträger.


    FAZIT & PROGNOSE
    Bayer ist stark genug für die Spitze, ob stark genug für den Titel, wird sich zeigen. Kriegt Dutt Konstanz, Leidenschaft und Willen rein, ist dank der vorhandenen Klasse Platz eins tatsächlich möglich.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.07.11

    INTERVIEW DER WOCHE


    WOLFGANG HOLZHÄUSER (61, Geschäftsführer Bayer Leverkusen) reagiert im kicker auf die Bayern-Attacken wegen Arturo Vidal.


    kicker: Können Sie den Ärger der Bayern-Verantwortlichen über Arturo Vidal nachvollziehen, Herr Holzhäuser?


    Wolfgang Holzhäuser: Nein! Denn zum einen hat Jupp Heynckes immer den Eindruck erweckt, als werde er nie einen Spieler „mitnehmen“. Zumal dann nicht, wenn dieser ein so starker Führungsspieler ist. Zum anderen kennen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge das Geschäft. Da bekommt man schon mal nicht den Spieler, den man so gerne gehabt hätte. Außerdem hatte Arturo Vidal immer noch einen Vertrag mit uns. Er war also nicht frei. Übrigens: Als wir unsere Bayern-Leihgabe Toni Kroos vor zwei Jahren bei uns zum Top-Spieler gemacht hatten und ihn gerne länger behalten hätten, da haben die Bayern auch Nein gesagt, obwohl Toni bei ihnen nicht zum Stammspieler wurde. Das hat bei uns keinen Ärger verbreitet – bestenfalls Enttäuschung.


    kicker: Fehlt dem Spieler Charakter?


    Holzhäuser: Dass ist mir zu hoch gegriffen. Nur weil ein Spieler eine vermeintliche Wechselzusage nicht einhält, gleich von fehlendem Charakter zu sprechen, halte ich für absolut übertrieben. Außerdem wären wir dann ja für seine „Charakterlosigkeit“ mitverantwortlich. Wir haben ihm schließlich verwehrt, innerhalb der Bundesliga vorzeitig wechseln zu können. Und: Arturo Vidal hat sich bei uns immer als tadelloser Spieler gezeigt und nie etwas angestellt, um zum Beispiel einen Wechsel zu provozieren.


    kicker: Warum haben Sie ihn nicht nach München verkauft?


    Holzhäuser: Weil wir die Konkurrenz nicht stärken wollen. Unser Ziel ist es, ganz oben – und ich meine ganz oben – mitzuspielen. Deshalb haben wir mit Zustimmung all unserer Entscheidungs-Gremien festgelegt, dass Vidal nur ins Ausland wechseln darf. Jetzt wechselt er genau für den Betrag, den wir als Schmerzgrenze bezeichnet haben. Aber eben ins Ausland. Da hat Rudi Völler übrigens einen hervorragenden Job gemacht.


    kicker: Glauben Sie, dass nur Heynckes den Spieler wollte, Rummenigge vielleicht sogar froh war über die Entwicklung?


    Holzhäuser: Diese Frage müssen Sie Karl-Heinz Rummenigge stellen.


    kicker: Sind Sie enttäuscht von Heynckes?

    Holzhäuser:
    Sagen wir so: Es gibt viele, die daran geglaubt haben, dass Jupp Heynckes keinen Spieler weglocken würde. Er hat ja auch lange den Eindruck erweckt, als werde er bei uns bleiben und dann in Rente gehen. Beides stimmte nicht. Ich persönlich will das nicht bewerten und auch nicht kommentieren.


    kicker: Ist das die neue Bayer-Maxime, Spieler nicht an die Konkurrenz zu verkaufen?


    Holzhäuser: Wie gesagt: Unsere Ziele sind hoch gesteckt. Und da werden wir natürlich versuchen zu verhindern, dass wir unsere Konkurrenten aus unseren eigenen Reihen stark machen. Wir haben darüber hinaus ohne den Zukauf vermeintlich großer Stars seit dem Beginn der Konsolidierung vor sieben Jahren unser Hauptziel Champions League und dabei die Vizemeisterschaft erreicht. Mehr ist uns davor mit dem Einsatz viel größerer Mittel auch nicht gelungen. Wir hatten also keine Not, Arturo Vidal unbedingt zu verkaufen.


    kicker: Glauben Sie, der FC Bayern versteht dies als Kampfansage?


    Holzhäuser: Jede neue Saison ist eine sportliche Kampfansage an alle Konkurrenten – auch an den FC Bayern. Aber ich bin davon überzeugt, dass unser bisher gutes Verhältnis von Fußball-Unternehmen zu Fußball-Unternehmen nicht getrübt ist.


    kicker: Ihr Kader ist nach dem Verkauf des besten Feldspielers der vergangenen Saison und mit insgesamt 22 Profis nicht zu dünn gestrickt?


    Holzhäuser: Wir haben jede Position zweimal gleichwertig besetzt – zumindest fast gleichwertig. Bis jetzt hat unser neuer Trainer Robin Dutt nicht „aufgeschrien“, zumal wir gerade im Mittelfeld sehr gut aufgestellt sind. Und sollte sich herausstellen, dass Nachbesserungsbedarf besteht, werden wir schnell reagieren.


    kicker: Themenwechsel! Ihr Kollege Karl-Heinz Rummenigge griff auch DFB-Präsident Theo Zwanziger massiv an, nahm dessen Rolle im FIFA-Exekutivkomitee aufs Korn. Wie sehen Sie diesen Fall?


    Holzhäuser: Grundsätzlich halte ich es für problematisch, sich eine Meinung auf Basis von Sekundärinformationen zu bilden. Ob Rummenigge Primärinformationen besitzt, kann ich nicht beurteilen. Man sollte dem DFB-Präsidenten nun die Chance geben, in seiner ersten Amtszeit in diesem Gremium Änderungen anzustoßen und nicht vorher schon alles zerreden.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.07.11

    EREN DERDIYOK (23) in Torlaune: Und an den Treffern will der Coach den Stürmer messen.


    Der genaue Blick auf die Kaderliste und die Ein-und Verkaufsbilanz lohnt. Einfach weil es ungewöhnlich ist, dass ein Klub, der als Titel-Mitfavorit gilt, dieses Unternehmen mit 20 Feldspielern startet und einem Transferüberschuss von rund vier Millionen Euro.


    Bayer wagt einiges mit der qualitativ zwar hochwertig, aber quantitativ dünn gestrickten Spielerdecke. Und Robin Dutt, der Trainer, reiht sich nicht ein in die Riege der Kollegen, die immer neue Spieler für viel Geld fordern. Er stützt die Politik: „Ich fordere nichts. Ich habe Vertrauen in diesen Kader!“ Bayer spart sich also den Reflex, die rund zehn Millionen Vidal-Euro (der Rest ging an Colo Colo) sofort in den Markt zu pumpen. Die Gewissheit, reagieren zu können, langt zunächst.


    Ob und wann man reagieren muss, entscheidet sich bis Ende August. Heute beginnt Nationaltorhüter René Adler nach seiner Knieoperation mit vorsichtigem Aufbautraining. Wer ihn im Pokalspiel bei Dynamo Dresden ersetzt, steht noch nicht fest. Sicher ist nur, dass der Torhüter, der in Dresden spielt, die Nase vorne hat. Sowohl Fabian Giefer (21) als auch David Yelldell (29) spielten im Test gegen den Belgischen Meister KRC Genk eine Halbzeit, wurden aber beide nicht ernsthaft geprüft. Giefer kassierte den (unhaltbaren) Treff er. Für Yelldell spricht die Praxis, die er sich in der vergangenen Saison als Stammtorhüter des Pokalfinalisten MSV Duisburg erworben hat, zudem die Erfahrung des acht Jahre Älteren. Für Giefer spricht, dass er nie enttäuschte und hohes Ansehen im Team genießt. Wer auch immer spielt: Bayer behält sich vor, auf dieser Position noch nachzuladen, abhängig ist dies von der Prognose der Ärzte in Sachen Adler. Sollte er länger als befürchtet ausfallen, ist der Zukauf eines erfahrenen Keepers sehr wahrscheinlich. Nicht nur im Tor ist das Rennen offen. Simon Rolfes (29) untermauerte seine Anwartschaft auf einen Platz in der ersten Elf am Samstag mit einer starken Leistung.


    Ebenso Stürmer Eren Derdiyok (23), der nach knapp einer Stunde für den glücklos agierenden Kießling kam und einen Hattrick erzielte. „Er hat die Messlatte heute sehr hochgelegt, an dieser Leistung werden wir ihn messen“, sagte Robin Dutt. Derdiyok weiß, was der Trainer von ihm erwartet: „Ich bin froh, dass ich mich zeigen konnte. Aber entscheidend wird sein, dass ich Konstanz in meine Leistung bringe. Ich muss so etwas über die gesamte Saison zeigen.“
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.07.11

    LEVERKUSEN: Neueinkauf nach Vidal-Transfer? – Torwartfrage offen


    Die Wahrscheinlichkeit, dass Bayer Leverkusen bei einem Vidal-Verkauf noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird, ist groß. Zum einen, weil der Kader (20 Feldspieler) dünn gestrickt ist, zum anderen, weil die Innenverteidigung durchaus noch einen Qualitätsschub inklusive internationaler Erfahrung vertragen kann.


    Auf Vidals Posten im defensiven Mittelfeld wird ziemlich sicher nicht nachgerüstet. Gonzalo Castro (24) könnte die Position übernehmen und erstmals für Bayer da spielen, wo er am liebsten spielt. Trainer Robin Dutt (46) sagt: „Ich sehe ihn schwerpunktmäßig zentral.“ Er verspricht sich von Castro spielerische Potenz bei defensiver Zuverlässigkeit. Aber Dutt sagt auch: „Die Konkurrenz ist groß.“ Außer Castro warten Schwergewichte wie Simon Rolfes (29) oder Michael Ballack (33) auf Einsätze, ebenso Lars Bender (21).


    Derweil muss Dutt sich weiter hinten für nur einen Hauptdarsteller entscheiden. Noch ist die Frage nach der Vertretung für den verletzten René Adler (26) nicht beantwortet. Fabian Giefer (21) und Neuzugang David Yelldell (29) kämpfen um den Platz im Tor. Das Testspiel gegen KRC Genk am Samstag gibt einen Fingerzeig, auf jeden Fall aber das Pokalspiel in Dresden: „Wer da im Tor steht, der hat die Nase vorn“, sagt Robin Dutt.
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 21.07.11

    LEVERKUSEN: Allrounder startet rechts durch


    Stand in der vergangenen Saison ein Trainingsspiel an, dann wartete Hanno Balitsch (30) meist ab, bis die Kollegen ihren Platz eingenommen hatten. Um da zu spielen, wo ein Platz frei blieb. Ein Allrounder eben.


    Es scheint, diese Zeiten sind vorbei. „So wie es aussieht, hat sich der Trainer erst mal festgelegt“, sagt Balitsch, der während der gesamten Vorbereitung rechts hinten regelmäßig überzeugte. Das Verletzungspech der Kollegen Daniel Schwaab und Danny da Costa begünstigte ihn, doch Robin Dutt sagt auch: „Natürlich hat er deshalb mehr Spielanteile. Aber er hat es sehr gut gemacht.“


    Wie damals in Freiburg, im letzten Saisonspiel. Da spielte Balitsch ebenfalls Rechtsverteidiger, „das war eine sehr gute Partie von ihm“, erinnert sich Dutt, seinerzeit Coach der Badener. Diese Leistung wird er möglicherweise zum Saisonstart bestätigen können. Auf der gleichen Position. „Ich bin bereit“, sagt Balitsch und freut sich, „dass sich der gute Eindruck von damals beim Trainer verfestigt hat.“ Aber: „Das alles hilft eben nur, wenn ich das jetzt bestätige.“


    Bestätigt bekam er unlängst mit der Wahl in den Mannschaftsrat seinen gestiegenen Stellenwert im Kader. Eine Nominierung für das Pokalspiel würde das noch toppen.
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 21.07.11

    1 Was war der schönste Moment in Ihrer Karriere?
    Das 4:0 gegen England im Finale der U-21-Europameisterschaft 2009 war sicherlich der schönste Moment bisher. Wir hatten nicht damit gerechnet, so weit zu kommen, und dann dieses Ergebnis, bei dem ich auch noch das erste Tor schoss.


    2 An welches Spiel erinnern Sie sich überhaupt nicht gerne?
    Das ist noch gar nicht so lange her. Das 1:5 beim FC Bayern in der vergangenen Saison war ganz schlimm. Da haben wir uns vier Dinger selbst rein getan.


    3 Wer war der Held Ihrer Kindheit?
    Fernando Redondo, der geniale Mittelfeldspieler von Real Madrid. Ihn habe ich, speziell während seiner Zeit in Madrid, bewundert. Ein Stratege mit überragenden Fähigkeiten, oft unauffällig, aber immer gut.


    4 Welche Frau – außer Ihrer eigenen – finden Sie klasse?
    Ich bin Single, und deshalb darf ich viele Frauen klasse finden. Aber die US-Schauspielerin Eva Mendes finde ich ganz besonders super!


    5 Wer ist für Sie die/der bedeutendste Deutsche?
    Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Weil er sich in einer ganz besonderen Situation nicht verstellt und seinen Fernsehpreis nicht angenommen hat. Das fand ich sehr, sehr mutig und seiner Lebensgeschichte angemessen.


    6 Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin?
    Ich wäre gerne Offizier auf der „Santa Maria“, mit der Kolumbus Amerika entdeckt hat. Auf der einen Seite die vielen Entbehrungen, auf der anderen Seite die Möglichkeit, als Erster etwas zu sehen, was die Menschen weiterbringt, das finde ich total spannend.


    7 Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag tauschen?
    Mit James Cameron, dem Regisseur, würde ich gerne tauschen. Ich finde seine Filme, wie zuletzt Avatar, faszinierend. Und dass er nicht nur Regie führt, sondern auch Drehbücher schreibt und selbst produziert. Das ist sehr interessant.


    8 Welche Sportlerin oder welchen Sportler bewundern Sie?
    Rafael Nadal! Der Spanier hat alle wichtigen Grand-Slam-Turniere gewonnen, war Olympiasieger und Weltranglistenerster. Beeindruckend ist die Konstanz, mit der er sich unter den Top drei der Welt hält. Ein ganz großer Sportler.


    10 Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
    Über mich muss es keine sein. „Deutscher Meister Bayer Leverkusen“ wäre meine Traumzeile!


    9 Was fehlt in Ihrem Kühlschrank nie?
    Milchschnitte habe ich immer. Und Fuet. Das ist eine katalanische Spezialität, eine Art Salami. Sie schmeckt süßlich und ist ganz dünn. Fuet ist der Begriff für Peitsche.


    11 Was wären Sie geworden, wenn nicht Fußballer?
    Ich habe eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Aber wer mit 17 Jahren schon in der Bundesliga spielt, der hat den schönsten Job der Welt. AUFGEZEICHNET VON FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.07.11

    LEVERKUSEN: Zweikampf mit Kumpel Kießling geht weiter


    Wie die Saite eines Bogens spannt sich der Körper, im exakt richtigen Augenblick schnellt der Kopf nach vorne und mit unglaublicher Wucht landet der Ball im Netz. Keine Chance für David Yelldell, den neuen dritten Torhüter von Bayer Leverkusen. Mit Urgewalt kam dieses Geschoss von Eren Derdiyok, ein Kopfball wie ein Schuss, für den der Schweizer Beifall auf offener Szene von den Kollegen im Trainingslager kassierte.


    Ein paar Tage vorher. Der fein getimte Pass von Renato Augusto fliegt genau in den Raum zwischen Stürmer und Torwart. Mit einer Schnelligkeit, die man seinem athletischen Körper nicht sofort zutraut, ist Eren Derdiyok vor Salzburgs Torhüter am Ball und lupft die Kugel mit Eleganz über Edward Gustafsson ins Netz.


    Zwei Szenen zum Genießen. Zwei Szenen, die viel von dem zeigen, was Eren Derdiyok zu bringen in der Lage ist. Kraft, Technik, Schnelligkeit, Wucht, Eleganz – viele Experten halten den jungen Schweizer (23) für einen kompletten Stürmer. Und Derdiyok selbst? Der sagt „Danke“ und relativiert diese Aussagen: „Es reicht nicht, über die Talente zu verfügen. Ich muss sie ausspielen.“ Dies tat er in der vergangenen Saison nicht in dem Maße, dass er so richtig zufrieden sein könnte. Sechs Tore in 32 Spielen, „das ist nicht optimal“, weiß Derdiyok. In der ersten Spielzeit waren es doppelt so viele, doch seitdem hat sich einiges geändert. Das System wurde umgestellt, statt 4-4-2 ließ Jupp Heynckes im 4-2-3-1 antreten, aus dem Partner Stefan Kießling wurde der Konkurrent. Und er wird es auch in der neuen Saison bleiben. Denn auch Robin Dutt bevorzugt das System mit einer einzigen Spitze. Derdiyok stellt sich auf den internen Zweikampf mit Kumpel Kießling („Wir verstehen uns gut!“) ein: „Das ist ein Kampf, der dem Team weiterhelfen wird. Jeder von uns will spielen und wird dafür alles geben.“


    Spielen will er so oft es geht. Rotation hin, Rotation her: „Wenn du dich gut fühlst, dann willst du nicht auf die Bank. Oder zumindest nicht oft.“ Eren Derdiyok will sich zeigen. Dem neuen Trainer in erster Linie. Aber auch sich muss er unbedingt noch etwas beweisen: „Es reicht nicht, dass man das Gefühl hat, in der Bundesliga mithalten zu können. Da muss schon ein bisschen mehr kommen.“ Kraft, Technik, Schnelligkeit, Wucht, Eleganz – Eren Derdiyok besitzt von allem im Überfluss. Jetzt muss er es nur noch zeigen.
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.07.11

    Er war die deutsche Nummer 1 – dann das Tief: RENÉ ADLER (26) spricht über die WM, die Erfüllung eines Traums und die Perspektiven mit Leverkusen.



    kicker: Seit einer Woche sind Sie im Training. Wie ist Ihr Eindruck vom neuen Coach, von seiner Arbeit?


    René Adler: Der erste Eindruck ist positiv. Robin Dutt ist ja ein vergleichsweise junger Trainer, er ist sehr aufgeschlossen und arbeitet akribisch mit seinem Team.


    kicker: Woran machen Sie Änderungen fest?


    Adler: Die Besprechung jeder Trainingseinheit ist sehr ausführlich. Und Power-Point-Präsentationen bei diesen Vorgesprächen hatten wir bislang auch nicht.


    kicker: Bringt’s was?


    Adler: Ohne das 4:0 gegen Red Bull Salzburg zu hoch zu hängen, aber da hat man gesehen, dass auch nach so kurzer Zeit verschiedene taktische Dinge schon greifen.


    kicker: Der Trainer will von Platz zwei nach oben schauen. Schließen Sie sich dem an?


    Adler: Es ist sicher gut, hohe Ziele zu stecken. Klar haben wir uns die Qualifikation für die Champions League auf die Fahne geschrieben. Wir haben uns qualitativ gut verstärkt. Wir können den Anspruch stellen, ganz oben mitzumischen. Jetzt freuen wir uns erst einmal unglaublich auf die Champions League.


    kicker: Es wird Ihre Premiere in der Königsklasse. Mit welchen Gefühlen denken Sie an diese Spiele?


    Adler: Da ist einfach nur Vorfreude. Ich habe das ja bisher nur als Zuschauer erlebt, damals in Leverkusen auf der Tribüne. Wenn ich die Hymne gehört habe, das war Gänsehaut pur. Da bin ich abends mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen. Und dann habe ich geträumt, da mal zu spielen. Und jetzt wird der Traum Wirklichkeit.


    kicker: Die Weltmeisterschaft 2010 war ebenfalls einer Ihrer Träume. Er zerplatzte wegen einer schweren Verletzung. Denken Sie heute noch mit Wehmut an dieses dunkle Kapitel?


    Adler: Ich will da eigentlich gar nicht mehr drüber reden. Das Thema wurde in der Vergangenheit ausreichend besprochen.


    kicker: Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?


    Adler: Die Sache hat mich sicherlich reifen lassen. Bei mir ist es von null auf hundert gegangen. Und dann kam diese Verletzung, die mich hinderte, mein großes Ziel zu erreichen. Und damit muss man sich auseinandersetzen.


    kicker: Das konnten Sie?


    Adler: Ja, weil gerade das eine meiner Stärken ist. Aus Rückschlägen die richtigen Lehren zu ziehen.


    kicker: Welche?


    Adler: Dass man die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung haben sollte, um kontinuierlich Topleistung zu bringen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ, fast schon perfektionistisch. Ich habe gelernt, dass weniger manchmal mehr ist. Das bedeutet nicht, dass ich weniger trainiere. Man kommt nur in der Karriere an Punkte, an denen man sein Spiel, sein Training oder die persönliche Vorbereitung hinterfragt und nach Möglichkeiten sucht, diese zu optimieren. Kein großer Spieler beendet seine Karriere so, wie er sie begann.


    kicker: Uns kam es so vor, als hätten Sie sich leistungsmäßig in der Rückrunde der vergangenen Saison zurückentwickelt. Täuschte der Eindruck?


    Adler: Ich war schwächer als in der Hinrunde. Das ist richtig. Aber was daraus gemacht wurde, war teilweise nicht in Ordnung.


    kicker: Warum waren Sie nicht mehr so stark?


    Adler: Das hatte einige Gründe, wir reden nur über die sportlichen. Die Hinrunde hat enorm Kraft gekostet. Wir hatten viele Verletzte und eine Menge Spiele. Da musste jeder von uns erfahrenen Spielern vorangehen. Das haben wir gut gemacht.


    kicker: In der Rückrunde nicht mehr?


    Adler: Wir sind Zweiter geworden. Da kann nicht alles so schlecht gewesen sein. Und ich war fünf Jahre lang der notenbeste Spieler in Leverkusen. Da reicht eine normale Leistung nicht mehr aus. Als Nationalspieler wirst du eben anders beurteilt. Der eigene Anspruch wird höher, dem bin ich im einen oder anderen Spiel nicht gerecht geworden. Aber es war sicherlich nicht alles schlecht.


    kicker: Wie sehr störte Sie in dieser Phase, dass Details mit angeblichen Gehaltsforderungen publik wurden?


    Adler: So etwas ist völlig unnötig. Und da geht es nicht um mich. Solche Indiskretionen zum diesem Zeitpunkt einer Saison, wo es um Platz zwei geht, schaden der Mannschaft, sie bringen Unruhe in den Verein. Das hat mich total enttäuscht und das habe ich auch intern kundgetan.


    kicker: Sehen Sie Ihre Zukunft in Leverkusen?


    Adler: Mein Berater hat Kontakt zu Bayer. Ich will mich jetzt optimal auf die neue Saison vorbereiten und deshalb haben wir das Thema zur Seite geschoben. Und das ist mir aktuell sehr recht.


    kicker: Gibt es eine Frist?


    Adler: Nein, so etwas gibt es nicht.


    kicker: Ist das Tischtuch zerschnitten?


    Adler: Nein, für solche Gedanken bin ich zu lange im Geschäft. Aber ein bisschen Bedenkzeit räume ich mir schon ein.


    kicker: Zurück zur neuen Saison: Kann Bayer in der kommenden Saison eine ähnliche Rolle spielen wie Borussia Dortmund zuletzt?


    Adler: Wenn wir beide Teams nehmen und Spieler für Spieler vergleichen, dann schneiden wir ganz gut ab. Aber – und damit will ich nicht unsere Leistung schmälern – der BVB hat als Team Herausragendes geleistet. Und das machte den Unterschied aus. Und was wir nie vergessen dürfen: Wir reden hier gar nicht über das stärkste deutsche Team. Die Bayern haben ein Trainerteam, dessen Qualitäten wir ganz genau kennen. Diese Mannschaft wird schwer zu schlagen sein. Wir wollen ganz nach oben. Aber wenn es so käme wie zuletzt, wäre das auch okay. Ich will jetzt nicht Platz zwei als Ziel ausgeben. Aber die direkte Qualifikation für die Champions League ist ganz wichtig.


    kicker: München, Dortmund, Leverkusen – wird es sich darauf konzentrieren in der Ligaspitze?


    Adler: Das ist schwer zu sagen. Jupp Heynckes hat immer gepredigt, man soll sich auf das nächste Spiel konzentrieren. Das ist völlig richtig. Man kann keine Prognose auf der Basis der letzten Saison abgeben. Dazu ändert sich einfach zu viel.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 07.07.11

    Zweiter war Bayer Leverkusen, jetzt soll der Titel her. Das sehen auch zwei Angreifer so:
    Acht-Millionen-Kauf ANDRÉ SCHÜRRLE (20) und STEFAN KIESSLING (27).



    kicker: Herr Kießling, Herr Schürrle, Ihr neuer Trainer Robin Dutt formulierte zum Einstand, Bayer 04 wolle von Platz zwei nach oben schauen. Wie gefällt den Spielern diese Ansage?


    Stefan Kießling: Diese Ansage muss aus dem ganzen Verein kommen! Wir waren Zweiter und wollen uns verbessern. Unsere Neuzugänge sind richtig gut, jetzt kann es einen Schritt weiter gehen.


    kicker: Einer der Neuen ist André Schürrle. Welche Rolle kann er spielen?


    Kießling: Er ist ein riesen Kicker und vielseitig. Solch ein unberechenbarer Spieler tut jedem Kader gut. Er wird auf jeden Fall auch merken, dass er jetzt wieder einen Schritt nach oben macht. Aber er wird sich reinbeißen und uns weiterhelfen.


    kicker: Herr Schürrle, haben Sie schon einen Plan für die neue Saison?


    André Schürrle: Ich werde eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen. Aber mir hilft jede Einheit, jedes Spiel weiter.


    kicker: Wird es schwerer als in Mainz?


    Schürrle: Mainz, das war richtig harte Arbeit. Und die Mannschaft hat sich mit dem Erreichen der Europa League selbst belohnt. Hier komme ich in eine gefestigte Truppe, in der jeder weiß, wie so etwas geht. Da will ich erst mal lernen, einfach in der Entwicklung vorankommen.


    kicker: Wie groß ist der Respekt vor der Dreifachbelastung?


    Kießling: Ach, jeder Profi spielt doch lieber, als zu trainieren!


    Schürrle: Für mich ist das ganz neu und ich muss sehen, wie ich damit zurechtkomme. Aber ich will mir da keinen großen Kopf machen, ich will arbeiten und Spaß haben.


    kicker: Und in Leverkusen eine neue „Boy Group“ für den Torjubel gründen?


    Schürrle: Nein, das ist nicht nötig. Spaß kann man auch so haben.


    kicker: Wird er viel Spaß haben, Herr Kießling? Als Sie vor fünf Jahren aus Nürnberg nach Leverkusen kamen, hatten Sie zunächst einmal große Probleme.


    Kießling: Wenn er Tipps braucht, kann er gerne kommen. Ich kann André erzählen, wie schwer das am Anfang sein kann.


    kicker: André Schürrle war in der vergangenen Saison mit 15 Toren der beste deutsche Stürmer hinter Mario Gomez. Wollen Sie ihm diesen Rang streitig machen, Herr Kießling?


    Kießling: Ach, immer diese Statistiken. In der Saison davor habe ich 21 Tore erzielt und wir wurden Vierter. Jetzt habe ich wegen der langen Verletzungspause nur sieben Dinger gemacht und wir sind in der Champions League. Raten Sie mal, was mir lieber ist! Also: Wenn wir den Titel holen, ist es mir auch recht, wenn ich nur 14 Tore schieße.


    Schürrle: So sehe ich es auch. Ich werde den Teufel tun und persönliche Saisonziele ausgeben. Wir haben ein Ziel mit der Mannschaft, und das heißt Champions League. Da wollen wir wieder rein und das geht eben nur über eine gute Platzierung in der Bundesliga.


    kicker: Für Sie geht das Abenteuer am 7. August direkt mit einem Duell in Mainz los!


    Schürrle: Das ist Wahnsinn, oder? Als der Spielplan rauskam, habe ich auf einen Schlag 10 SMS bekommen.


    kicker: Das muss ein besonderer Tag für Sie werden.


    Schürrle: Ich wäre ja scheinheilig, wenn ich sagen würde, dass es ein normales Spiel wäre. Das ist schon ein Hammer.


    Kießling: Sei froh, dass du es früh hinter dir hast. Für das Spiel brauchst du auf jeden Fall keine Extra-Motivation.


    kicker: Noch ein paar Worte zur Nationalmannschaft. Herr Schürrle, Sie erzielten zuletzt gegen Uruguay und Aserbaidschan zwei Treffer. War das eine Kampfansage in Richtung Stammplatz?


    Schürrle: Es hat ganz gut geklappt zuletzt. Konkurrenz tut jeder Mannschaft gut. Aber eine Kampfansage ist das nicht.


    kicker: Und Sie, Herr Kießling? Ist die Karriere bei Joachim Löw vorbei?


    Kießling: Warum? Ich bin erst 27. Das wird sich alles auf dem Platz zeigen. Da werde ich meine Antworten geben.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 04.07.11

    Bayers Kader steht fast – eine Stelle gilt es noch zu besetzen: Ein dritter Torhüter wird gesucht. Nach kicker-Informationen steht der Klub in Verhandlungen mit David Yelldell (29, Foto). Der US-Nationaltorhüter bekam in Duisburg trotz starker Leistungen mit Florian Fromlowitz einen Neuen vor die Nase gesetzt. Bei Bayer träfe er auf einen alten Bekannten: 2003 entdeckte ihn Robin Dutt, damals Trainer der Stuttgarter Kickers II. Nach seinem Wechsel nach England (Blackburn, Brighton) kehrte er 2005 zu den Kickers zurück, in die Erste, deren Trainer wieder Dutt hieß.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 04.07.11

    Klose scheint ja nun auf die alten Tage vernünftig geworden zu sein und die Bauern zu verlassen?


    Und dann in die italienische Liga abzusteigen, die ja wohl ihren alten Glanz schon lange verloren hat und sich auf´m absteigenden Ast befindet. Noch dazu bei diesem Fascho-Verein ... na toll!
    Hätt´s ja verstanden, wie es erst hieß, dass er nach Spanien zu Valencia geht (hätte ja wohl auch seine Gattin favorisiert zwecks umfeld, deutsche Schule für Kinder usw.) :LEV9
    Rein sportlich gesehen hätte es bestimmt auch interessantere Angebote gegeben aber naja, das liebe Geld ... hat ja bisher in seiner Karriere noch nicht genug verdient. :LEV18