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    LEVERKUSEN: Nationalstürmer mit drei Treffern beim 6:1 gegen Chinas Olympia-Auswahl


    Am Freitag bestaunte Patrick Helmes mit seinen Kollegen die Chinesische Mauer. Während so mancher froh war über diese Gelegenheit, hätte der Stürmer gerne darauf verzichtet. Statt mit Bayer 04 China zu entdecken, hätte der 26-Jährige Sizilien als Reiseziel vorgezogen, wo sich die Nationalelf auf Südafrika vorbereitet. Doch eine verkorkste Saison mit einem Kreuzbandriss und muskulären Problemen im Nachklang, in der er nur zweimal in Bayers Startelf stand, bedeuteten sein WM-Aus.


    Das Turnier verpasst. Und auch bei Bayer hatte der Torjäger (21 Treffer in 2008/09) nach seiner Genesung schlechte Karten. Jupp Heynckes setzte auf Top-Scorer Stefan Kießling und den Schweizer Eren Derdiyok, die harmonierten, trafen (21 bzw. 12 Tore) und auch wegen ihrer Kopfballstärke wertvoll waren. Wo Helmes, der Sprinter mit der glänzenden Schusstechnik, aber Schwächen in Defensive und beim Kopfball seine Perspektive sieht? Dieser will die Saison nur abhaken und schweigt. Am Sonntag beim 6:1 gegen Chinas Olympia-Auswahl ließ er dafür Tore sprechen, traf dreimal, bereitete zwei weitere Treffer vor.
    „Es hat sich in den letzten Wochen angedeutet, dass Pat in guter Form ist“, lobt Heynckes, der künftig wieder Großtaten erwartet: „Es ist für mich keine Frage, dass Patrick mit einer guten Vorbereitung kommende Saison eine gewichtige Rolle spielen wird. Einen solchen Torriecher wie er haben in der Bundesliga nur wenige.“ Der Trainer ist sich sicher, dass Helmes zu alter Form finden wird. Und das nicht nur, weil er anders als die WM-Fahrer Kießling und Derdiyok die Vorbereitung vom ersten Tag an bestreiten kann: „Wer Patrick hier in China erlebt, der spürt schon, dass er sich viel vorgenommen hat“, so Heynckes, „in der kommenden Saison werden wir einen anderen Helmes erleben“. Und zwar bei Bayer 04. Ein Wechsel ist für seinen Trainer kein Thema: „Sie glauben doch nicht, dass wir auf einen wie ihn verzichten.“
    STEPHAN VON NOCKS




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 17.05.10

    LEVERKUSEN: Der „wunderbare Fußballer“ absolviert seine Aufbauübungen in der Heimat


    Je später der Abend wurde in der stilvollen Location „Bahnhof Pattscheid“, desto schneller verflüchtigten sich bei der Saisonabschlussfeier (auf der man um Mitternacht in den 65. Geburtstag von Jupp Heynckes reinfeierte) die negativen Gedanken. Selbst Stefan Kießling (25) war nicht mehr bereit, enttäuscht zu sein: „Heute hatte ich die Seuche am Fuß. Aber soll ich mich hinlegen und heulen? Ich gratuliere Edin Dzeko und bin stolz auf meine Saison. Und nächste Saison greifen wir wieder an“, so der Stürmer, der den Frust über die verpasste kicker-Torjägerkanone in Angriffslust umwandelte.


    Diesen Angriff werden sie freilich ohne Toni Kroos (20) starten müssen. Der Spaß-Fußballer demonstrierte am Samstag noch einmal eindrucksvoll den großen Verlust, den Bayer durch die Rückkehr des Nationalspielers nach München erleidet. Dass man einen Spieler wie ihn nicht so einfach auf dem Markt findet, wissen die Leverkusener. Auf dieser Position setzen sie auf vorhandenes Personal: Renato Augusto (22), wegen diverser Verletzungen in der abgelaufenen Saison zwangsläufig nur Teilzeitarbeiter, gilt als der große Hoffnungsträger in der Kreativzentrale. Heynckes: „Er ist ein wunderbarer Fußballer. Wir bauen auf ihn.“ Renato befindet sich nach einer Muskelverletzung seit vergangener Woche wieder im Lauftraining, fliegt am Dienstag nach Rio de Janeiro, wo er unter ärztlicher Aufsicht seine Aufbauübungen absolvieren wird: „Er hat“, berichtet der Trainer, „einen dezidierten Trainingsplan mit auf den Weg bekommen. Zum Trainingsauftakt wird er uns fit und gesund zur Verfügung stehen.“


    Und Toni Kroos? Der freut sich auf seine Aufgabe bei den Bayern, betont aber auch: „Ich gehe mit Wehmut! Es fällt ein bisschen schwer. Es war eine schöne Zeit und es ist schön zu wissen, dass die Menschen hier mich in guter Erinnerung behalten werden.“ Dessen kann er sich sicher sein.
    FRANK LUßEM




    NACHGEFRAGT
    „Es ist eine sehr aufregende Liga!“


    kicker: Herr Hyypiä, Sie wurden mehrmals wegen einer blutenden Wunde behandelt. Was war los?
    Sami Hyypiä (36): Ich bin mit Dante zusammengeprallt. Aber unser Doc hat gute Arbeit geleistet.
    kicker: Ihr Fazit Ihrer ersten Bundesligasaison?
    Hyypiä: Ich hatte eine aufregende, interessante Liga erwartet und es war wirklich sehr aufregend. Die Bayern mussten hart kämpfen. Für uns war es eine gute Saison, aber leider keine sehr gute. Es war wie das Spiel heute: gute Arbeit, zu wenig Lohn.
    kicker: Wird es besser?
    Hyypiä: Ja, die Jungs lernen schnell und reifen. Es wird besser!





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 10.05.10

    Am heutigen Montag sagt BERND SCHNEIDER (36) Adieu. In der Bay-Arena feiert der frühere Nationalspieler ab 20.25 Uhr mit Freunden groß Abschied.


    Nicht viel reden, trotzdem eine Menge sagen – diese Charaktereigenschaft kennzeichnet Bernd Schneider, den „weißen Brasilianer“, wie wenige andere. „Hauptsache nicht schon wieder Zweiter“, kommentierte er 2007 seinen dritten Platz bei der Wahl zum „Fußballer des Jahres“. Immer wieder Zweiter, und trotzdem auf einem Spitzenplatz in der Gunst der Fans! Preisverdächtig gar erscheint die Replik auf eine Aussage von Michael Ballack (33), der in der Pause des Champions-League-Endspiels 2002 die Kollegen anfeuerte: „Gebt alles! So weit kommen wir nie wieder.“ Schneiders trockener Konter: „Du vielleicht nicht!“


    Als zentrale Figur von Bayer „Vize“kusen erlebte Schneider seine Hoch-Zeit. So wurde er 2000 und 2002 Liga-Zweiter, 2002 verlor er das DFB-Pokalfi nale (2:4 gegen Schalke) mit seinem Klub, das Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid (1:2) und mit Deutschland das WM-Finale in Yokohama gegen Brasilien mit 0:2. Viele seiner Weggefährten aus diesen Jahren werden heute Abend in der Bernd-Schneider-Auswahl gegen die aktuelle Bayer-Truppe mit ihm Abschied feiern.


    Dass es ein Profi auch ohne Titel zu großer Beliebtheit bringen kann, spricht für den Menschen Bernd Schneider. Bescheiden, gar schüchtern und trotzdem zugänglich, gerade für Fans und Kinder. Wer beobachten konnte, mit welcher Begeisterung er sich in den vergangenen Monaten als Trainer-Praktikant um den Nachwuchs von Bayer kümmerte, der sah einen Ex-Profi mit 81 Länderspielen, der den Fußball liebt und die Menschen mag.


    Wie nah Glück und Pech beieinanderliegen, offenbarte sich in seinem letzten Monat als Profi : Den komplizierten Bandscheibenvorfall, der ihn über ein Jahr in den Krankenstand gezwungen hatte, schien er überwunden zu haben. Am 33. Spieltag der vergangenen Saison gab er nach 398 Tagen banger Hoffnung und harter Arbeit sein Comeback. Beim 5:0 von Bayer gegen Borussia Mönchengladbach bereitete er, unter frenetischem Beifall eingewechselt, einen Treffer vor, sein Ziel – die Teilnahme am DFB-Pokalfi nale am 30. Mai – rückte in greifbare Nähe. Es wurde nichts draus, Bayer unterlag Werder Bremen 0:1, Schneider blieb auf der Bank. Was er Trainer Bruno Labbadia nie verzieh und ein bisschen sich selbst auch nicht. Auf die Frage, was er anders hätte machen können in seiner Karriere, sagte er unlängst: „Ich hätte mich beim Pokalfinale selbst einwechseln sollen.“ 27 Tage nach diesem Spiel musste er seine Karriere beenden. FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 10.05.10

    LEVERKUSEN: Positive Bilanz auch auf Rang vier


    Das Gefühl ist neu und ungewohnt: „Stimmt, wir haben nichts zu verlieren“, sagt Stefan Kießling (26) vor der Partie in Mönchengladbach und nach dem Blick auf die Tabelle. Eine komfortable Situation, geschaffen durch die frühzeitige Qualifikation für den internationalen Wettbewerb. „Jetzt“, so Kießling, „jetzt können wir nur noch gewinnen.“


    Platz drei ist unwahrscheinlich, aber möglich. „Es bleibt“, so drückte es der verletzte Keeper René Adler am vergangenen Samstag aus, „ein Funke Hoffnung.“ Er selbst fährt am Samstag mit nach Mönchengladbach, zur moralischen Stärkung der Truppe.


    Stand heute kann Bayer, unabhängig davon, was am 34. Spieltag passiert, die Saison als Erfolg verbuchen. Gegenüber dem vergangenen Jahr blieb unter dem Strich in der Bundesliga eine Verbesserung auf allen Ebenen. Fünf Plätze steht man nach 33 Spieltagen höher, neun Punkte holte man mehr. Mitbewerber wie der Hamburger SV (zwei Plätze schlechter, zehn Punkte weniger), die TSG Hoffenheim (vier Plätze tiefer, 14 Zähler weniger) oder gar der entthronte Meister Wolfsburg (sieben Ränge und 22 Punkte schlechter) würden jubeln über das, was in Leverkusen einige „eine Enttäuschung“ nannten, nur weil sie die Saison bereits nach 24 Spieltagen weitgehend entschieden wähnten.


    Diese Bilanz wurde erreicht trotz vieler verletzter Stars, und hier errang das Trainerteam um Jupp Heynckes (64) den nächsten Erfolg: Junge Spieler wie Kaplan (20), Reinartz (21), Kroos (20), Bender (21), Schwaab (21) oder Derdiyok (21), die entweder aus der Jugend, der 2. Liga oder von der Ersatzbank ihres Vereins kamen, entwickelten sich enorm bis verblüffend. Kroos und Derdiyok werden mit zur WM fahren, Reinartz sehen Experten auf dem Sprung zu Jogi Löw, Bender und Schwaab mauserten sich zu Alternativen, Kaplan ist auf dem Weg dorthin.


    Ein Arbeitsnachweis, der sich sehen lassen kann. Wertsteigerung in allen Bereichen nennt man dies. Unzufriedenheit verbietet sich da von selbst. Mit Marcel Risse (21), Jens Hegeler (22) und Domagoj Vida (21) wurden erneut drei junge, entwicklungsfähige Spieler (zurück-) geholt. Als nennenswerter Abgang ist nur Kroos zu verzeichnen. Für ihn sucht man Ersatz, die Verletzten kommen wieder – so schlecht sind die Aussichten für die kommende Saison nicht. FRANK LUßEM



    NACHGEHAKT
    kicker: Herr Kroos, wie viele Assists haben Sie Stefan Kießling für Samstag versprochen?
    Toni Kroos: So viele wie möglich. Stefan kann sich darauf verlassen, dass ich ihm selbst dann noch auflege, wenn ich mit dem Ball auf der Torlinie stehe!




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.05.10

    EDIN DZEKO (24) oder STEFAN KIESSLING (26). Es lauern KEVIN KURANYI (28) und LUCAS BARRIOS (25). Das heiße Finale um die kicker-Torjägerkanone.


    Die Scharfschützen der Bundesliga nehmen ein letztes Mal Maß. Am finalen Spieltag liefern sich Wolfsburgs Edin Dzeko (gegen Frankfurt) und Leverkusens Stefan Kießling (in Gladbach) ein Fernduell im Kampf um die kicker-Torjägerkanone. Mit 21 Treffern liegen beide gleichauf – spannender Showdown bis zum letzten Schuss. Drei Tore dahinter lauern auch noch Dortmunds Lucas Barrios (in Freiburg) und Schalkes Kevin Kuranyi (in Mainz) auf ihre – wenn auch kleine – Chance.


    Vielleicht entscheidet am Ende der Wille. Dann dürfte Edin Dzeko die Nase vorne haben. Für den Bosnier ist die Kanone „wichtig, so etwas schafft man vielleicht nur einmal in seiner Karriere. Für mich ist es der einzige Titel, den ich in dieser Saison holen kann“. Dagegen sieht es Kießling etwas lockerer: „Es ist nicht so, dass ich es unbedingt werden will. Wenn es so kommt, ist es ein gutes Zubrot.“


    Der Nationalstürmer wäre nach Miroslav Klose der erste deutsche Torschützenkönig seit 2006 und der zweite Leverkusener nach Ulf Kirsten. Dzeko dagegen will nach Platz zwei (26 Tore) im vergangenen Jahr hinter seinem Vereinskollegen Grafite (28) nun ganz nach oben und zugleich für ein Novum sorgen: Noch nie gewannen zwei Spieler aus einem Klub hintereinander die kicker-Kanone.


    Bei aller Konkurrenz findet Dzeko, dass auch „Kießling die Kanone auf jeden Fall verdient hätte, er war die gesamte Saison über oben in der Torjägerliste. Und wenn wir uns Platz eins teilen, hätte ich auch nichts dagegen.“


    Der kicker ist jedenfalls auf alle denkbaren Szenarien vorbereitet und wird am Samstag direkt nach dem Saisonfinale den (oder die) Torschützenkönig(e) der Saison 2009/20 mit der begehrten Trophäe
    ehren. MICHAEL PFEIFER



    ULF KIRSTEN: Kießling/Dzeko – der Vergleich
    „Ich glaube, Stefan schafft es!“


    Ulf Kirsten – er ist hinter dem großen Gerd Müller mit Karl-Heinz Rummenigge „Rekord-Kanonier“. Und der einzige Leverkusener bislang in dieser Liste. Er wünscht sich Gesellschaft: „Ich glaube, Stefan Kießling wird es schaffen. Er hat eine tolle Entwicklung hinter sich und gegen Mönchengladbach wird es ein Spiel, bei dem Torszenen garantiert sind. Stefan ist robuster geworden, auch variantenreicher, lauert mal vor dem Tor, dann kommt er mit Anlauf. Er hat in jedem Spiel seine Chancen und nutzt sie effektiv besser als früher. Edin Dzeko bleibt erneut nur Rang zwei, wie vergangene Saison. Aber diese Konstanz spricht für seine Klasse – zweimal hintereinander über 20 Tore schaffen nicht viele Stürmer heutzutage.“




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.05.10

    PERSONALIEN - kicker-Printausgabe vom 03.05.10


    BAYER LEVERKUSEN


    Bayer verpflichtete den Kroaten Domogaj Vida (21, NK Osijek) für rund 2,5 Millionen Euro. Der vielseitige Abwehrspieler erhält einen Vertrag bis 2015. + + + Endgültig geklärt ist auch die Zukunft von Marcel Risse (20): Der an den 1. FC Nürnberg ausgeliehene Offensivspieler kehrt ebenso nach Leverkusen zurück wie Defensivspieler Jens Hegeler (22, FC Augsburg).

    Nationaltorhüter mit starken Comeback – Heynckes fordert Qualität


    Die gemeinsame Feier mit den Fans fiel aus. Kein Abklatschen, keine Ehrenrunde – die Bayer-Profis zog es zügig in die Kabine. Ein unschöner Abgang, provoziert auch durch lautstarke Pfiffe, die keiner der Spieler verstand: „Es ist schwierig nachzuvollziehen, warum nach 20 Minuten gepfiffen wird. Ich dachte, wir hätten mehr Kredit“, fragte sich nicht nur Toni Kroos.


    Das Publikum der BayArena gilt als „Operettenpublikum“, fähig zum Support nur dann, wenn es läuft. Und zuletzt lief es eben zu selten. Immerhin: Der Totalabsturz, den man in der vergangenen Saison unter Bruno Labbadias Leitung erleben musste, blieb aus. Und die theoretische Möglichkeit auf Rang drei ist da. René Adler, der – mit Brustpanzer spielend – ein tolles Comeback nach seinem Rippenbruch feierte, sprach von einem „minimalen Funken Hoffnung auf Platz drei “ für das letzte Spiel in Mönchengladbach und schob alle Fragen nach seiner Person weg: „Es ging nicht darum, ein Zeichen zu setzen, es ging um die Mannschaft. Es ist eine Schmerzgeschichte und Schmerz kann ich ausblenden.“


    Jupp Heynckes (64) wird nicht müde, den Zeigefinger zu heben in Richtung derer, die Platz vier als Enttäuschung sehen. Als einer der wenigen hat der Trainer nicht vergessen, wo die Mannschaft herkam – nämlich von Platz neun. Und er sagt auch, wo sie stehen könnte: „Wenn wir qualitative Alternativen zu Spielern wie Rolfes, Renato Augusto oder einem fitten Helmes gehabt hätten, dann hätten wir es geschafft.“ Weil er kommende Saison kein böses Erwachen erleben will, wird Heynckes nicht müde, Alternativen zu fordern. Der Trainer weiß: Wer sich verbessern will, muss was tun. Reden allein reicht nicht.



    NACHGEFRAGT
    „Wir können es noch packen!“


    kicker: Herr Kießling, Wie geht es Ihnen am Tag nach dem Spiel?
    Stefan Kießling (27): Auf gut Deutsch gesagt, beschissen. Es ist nicht zu fassen, was wir vor der Pause gezeigt haben.
    kicker: Gehen Sie enttäuscht aus dieser Saison?
    Kießling: Wenn du die Champions League so verpasst, dann bist du enttäuscht, logisch. Aber noch können wir es packen.
    kicker: Wenn nicht, woran lag es?
    Kießling: Wir haben unsere Schwächephase nicht richtig überwunden. Jeder wollte, aber wir haben es leider nicht gepackt. Und die vielen Verletzten haben sicherlich eine Rolle gespielt.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 03.05.10

    LEVERKUSEN: Die Leihgabe geht als Gewinner


    Wie auch der Kollege Thomas Zdebel (36, wechselt nach Aachen) wurde Toni Kroos (20) vor der Partie von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (60) und Sportchef Rudi Völler (50) mit Blumen verabschiedet und bedankte sich für diese Geste anschließend mit einem starken letzten Auftritt vor den eigenen Fans. Kroos wird zum Deutschen Meister nach München wechseln, dort steht er noch zwei Jahre unter Vertrag. Er geht als Gewinner, wie dieses Leihgeschäft – das einst Bayer-Manager Michael Reschke (52) mit Uli Hoeneß (58) ausbaldowerte – nur Gewinner produzierte.
    Doch er geht auch mit einem weinenden Auge. „Denn“, so Kroos, „es war mehr drin in dieser Saison. Auch mehr als der dritte Platz. Wenn wir nur die Spiele in Frankfurt und Stuttgart (2:3 und 1:2, d. Red.) gewonnen hätten, würden wir heute über ganz andere Ziele reden.“ Gesiegt wurde nicht, weil Bayer sich durch unnötige Platzverweise selbst dezimierte. Ganz besonders schmerzt, dass man 16 Punkte Vorsprung auf Werder Bremen verspielte: „Das darf nicht passieren, da müssen wir uns Vorwürfe gefallen lassen!“ Ein Spiel noch, dann geht es nach München, zum Meister. Zum logischen Meister? Kroos lacht und nickt: „In dem Moment, in dem wir schwächer wurden und abreißen lassen mussten, wusste ich, dass die Bayern Meister werden.“





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 03.05.10

    Ersatzkeeper Fabian Giefer überzeugte während und nach dem Spiel


    Die Minuten im Mittelpunkt absolvierte Fabian Giefer (19) souverän. Sowohl auf dem Rasen als auch da, wo sich Spieler und Journalisten nach dem Spiel treffen. Das wenige, was er zu bewältigen hatte während der 90 Minuten, bewältigte er gut, den Slalom um Mikrofone und Blöcke ohnehin.


    Fabian Giefer ist ein eloquenter junger Mann, früher hätte man einen wie ihn „eine stattliche Erscheinung“ genannt, seine 196 Zentimeter Körpergröße verhelfen ihm zu einer „super Präsenz“ wie Jupp Heynckes es ausdrückte. Diesem Umstand verdankte Giefer seine Nominierung, ebenso der Tatsache, dass er in dieser Saison bereits ein Spiel absolvieren konnte, am 12. Spieltag beim 4:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Pech für Benedikt Fernandez (26), über den Heynckes sagt: „Er hätte ebenso spielen können.“ Artig kommentierte Giefer die Situation und brachte die Sache auf den Punkt: „Wir hoffen alle, dass René schnell gesund wird, weil er natürlich Ziele hat in Hinsicht auf die WM.“ Diese Ziele wird Adler ab Dienstag wieder verfolgen können. Die Untersuchung durch Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Dr. Ludwig Seebauer ergab, dass ihn die Rippenfraktur nicht langfristig in den Krankenstand zwingt. Ob er in dieser Saison noch einmal in der Bundesliga zum Einsatz kommt, wird kurzfristig entschieden.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.04.10

    LEVERKUSEN: Helmes frustriert – Kommt Shechter aus Tel Aviv?


    Das vor der Saison angestrebte Ziel, das während der Saison zum „Minimalziel“ schrumpfte, ist erreicht. Nach dem 3:0-Sieg gegen Hannover steht fest: Bayer Leverkusen ist nach zweijähriger Abstinenz wieder international vertreten.


    Die Freude darüber hielt sich in Grenzen. Kein Wunder, wenn man 16 Spieltage an der Tabellenspitze stand. Stefan Kießling (26): „Es ist ein Teilerfolg. Aber jetzt wollen wir Platz drei zurückerobern. Dass es nicht noch mehr sein kann, haben wir selbst verbockt. Aber damit müssen wir klarkommen und in den letzten beiden Spielen alles geben.“ Der Trend scheint gedreht, und mit der Sicherheit, auf jeden Fall für die Europa League qualifiziert zu sein, lässt es sich womöglich unbeschwerter spielen.


    Auf jeden Fall kann Bayer mit der Qualifikation im Rücken die Planungen intensivieren. Die Forderungen des Trainers stehen, und Jupp Heynckes rückt kein Jota davon ab, dass dem Kader Qualität und Erfahrung zugeführt werden müssen, wenn man auch in den kommenden Jahren europäisch spielen will. Ein „kalkuliertes Risiko“ solle man eingehen. Heynckes Ansinnen ist verständlich: Die Zahl der Mitbewerber wächst, in der Tabelle wie auf dem Transfermarkt. Bayer kann den Vorsprung, den sich der Klub durch hervorragende Scouting-Arbeit erarbeitet hat, nur kaputtmachen, wenn Entscheidungen zu lange herausgezögert werden – Schnelligkeit ist nicht nur auf dem Rasen oberstes Gebot, auch auf dem internationalen Basar gilt es, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein, um den Kader entsprechend bestücken zu können.


    Heute, Montag, beobachten die Bayer-Scouts in Tel Aviv das Spitzenspiel von Hapoel Tel Aviv gegen Maccabi Haifa und dort ganz besonders Hapoel-Stürmer Itay Shechter. Der 23-jährige Angreifer erzielte bislang 20 Saisontore, traf auch im Europa-League-Duell von Hapoel gegen den Hamburger SV (kicker-Noten 2 und 5) einmal ins Tor. Shechter ist – trotz eher geringer Körpergröße von 1,79 Meter – ein wuchtiger, technisch beschlagener Sturm-Allrounder. Er hat Vertrag bis 2014, für ihn würde eine Ablöse im unteren einstelligen Millionenbereich fällig. Eine andere Personalie wird noch an Bedeutung gewinnen: Patrick Helmes (26) wurde am Samstag erneut nicht eingewechselt, die Unzufriedenheit wächst ins Unermessliche. Seine Zukunft wird demnächst Gesprächsthema bei Bayer sein.



    NACHGEFRAGT
    „Tor und Vorarbeit – geht in Ordnung“
    kicker: Herr Kaplan, wann haben Sie von Ihrer Nominierung erfahren?
    Burak Kaplan (19): Am Samstag hat der Trainer es mir gesagt.
    kicker: Waren Sie überrascht?
    Kaplan: Nachdem praktisch alle, die rechts spielen können, ausfielen, habe ich mit so was gerechnet.
    kicker: Ihr Fazit?
    Kaplan: Wir haben uns schwergetan.
    kicker: Sie persönlich weniger.
    Kaplan: Die Quote mit einem Tor und einer Vorarbeit geht in Ordnung.
    kicker: Wie geht es weiter?
    Kaplan: Wie bisher! Wenn ich eine Chance bekomme, muss ich sie nutzen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.04.10

    Trotz des Abrutschens in der Tabelle: Es ist fast alles anders als in der vergangenen Saison


    Was so ähnlich aussieht wie in der vergangenen Saison, präsentiert sich doch in der Tat völlig anders. Bayer Leverkusens Absacken in der Tabelle ist nicht vergleichbar mit dem Einbruch vor 12 Monaten. Damals versagte eine Mannschaft, die sich in Opposition zu ihrem Trainer begeben hatte, deren Eigenmotivation nicht ausreichte, um im Alltagsgeschäft Bundesliga zu bestehen. Vom 14. Spieltag an verfielen Form und Stimmung rapide, bis am Ende gar nichts mehr ging.


    Das Bild in dieser Saison ist ein völlig anderes. Mit 19 Punkten aus den bisherigen Rückrundenspielen bietet Bayer zwar lediglich Mittelmaß. Trotzdem darf Jupp Heynckes auch nach der Niederlage von Stuttgart mit Fug und Recht behaupten: „Es gibt in der Bundesliga nur wenige Mannschaften mit dieser Moral, dieser Einstellung und dieser Laufbereitschaft!“


    Es gibt auch nur wenige Teams, die einen derart gepflegten Ball spielen können wie Bayer, das 24 Spieltage unbesiegt blieb. Und trotzdem läuft die Mannschaft Gefahr, alles zu verspielen. Es gibt Gründe. Von den dauerverletzten Leistungsträgern (Rolfes, Helmes, Renato Augusto) mag man nicht reden. Eher schon von den Spielern, die sich nicht gerade förderlich verhalten. Zuletzt in Frankfurt Daniel Schwaab, der früh vom Platz musste. Nun Tranquillo Barnetta, der nach der unberechtigten ersten Gelben Karte nie das Risiko der zweiten hätte suchen dürfen. Trotz dieser Dusseligkeit dominierte Bayer lange den VfB, erspielte sich dezimiert mehr Chancen – und stand am Ende mit leeren Händen da.


    Was aktuell geschieht, untermauert die Forderung von Jupp Heynckes nach einer qualitativen Aufbesserung des Personals. Zwar stressten diesen Kader nicht die internationalen Spiele. Doch Profis wie Schwaab, Reinartz, Kroos, Bender oder Derdiyok absolvieren ihre erste Bundesligasaison als Stammspieler. Sie sind unerfahren, dementsprechend reagiert der ein oder andere in Gefahrensituationen falsch – daran krankte das Bayer-Spiel etwa beim 0:3 in Dortmund oder beim 0:2 gegen Schalke. Jupp Heynckes fordert auch Erfahrung. Das Beispiel Sami Hyypiä zeigt, wie wertvoll sie sein kann. Ebenso Heynckes selbst. Statt Ratlosigkeit und Schuldzuweisungen herrschen Kampf und Selbstkritik vor: „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und drei Spiele lang alles geben. Erst dann wird abgerechnet!“




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.04.10

    LEVERKUSEN: Sarpei und Bender stehen bereit


    Die vorerst letzte Hiobsbotschaft erreichte Jupp Heynckes (64) am Sonntag gegen 14 Uhr. Bei Gonzalo Castro (22) wurde nach einer Kernspintomographie ein Muskelfaserriss im hinteren rechten Oberschenkel diagnostiziert: „Es ist nicht ganz so schlimm, aber gegen Hannover werde ich auf jeden Fall pausieren. Ich hoffe, ich bin gegen Berlin wieder dabei“, so der Außenverteidiger, den seit Wochen Probleme in der Muskulatur plagen, bei einem Sprint am Samstag kam es dann zu dieser Verletzung. Weil auch Tranquillo Barnetta (24) ausfallen wird, muss der Trainer die gesamte rechte Seite umbauen. Gegen Hannover wird wohl Hans Sarpei Castro vertreten, Lars Bender (20) steht für Barnetta bereit – wenn die Muskelquetschung beim Ex-Löwen auskuriert ist.


    Zur Stärkung der Personaldecke und Verbesserung der Qualität im Kader sind die Scouts von Bayer Leverkusen aktuell fleißig unterwegs. Verpflichtet wurde unter der Woche der 19-jährige Zvonko Pamic. Der Mittelfeldspieler vom kroatischen Klub NK Karlovac soll aber zwecks Weiterbildung zunächst verliehen werden, Interessenten sind reichlich vorhanden. Beobachtet wurde am Samstag Abwehrspieler Domagoj Vida (20, NK Osijek, Vertrag bis 2011) im Ligaspiel gegen HNK Rijeka (1:0). An ihm ist auch Borussia Dortmund interessiert.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.04.10

    LEVERKUSEN: Der Klub prüft erneuten Einspruch gegen Schwaab-Sperre


    Die erste Niederlage der Woche erlitt Bayer Leverkusen am Mittwoch in Frankfurt. Dort, wo Rechtsverteidiger Daniel Schwaab (21) vor knapp zwei Wochen wegen rohen Spiels vom Platz gestellt wurde, bestätigte DFB-Sportrichter Achim Späth die Entscheidung des Einzelrichters aus der vergangenen Woche in der mündlichen Verhandlung: Schwaabs Drei-Spiele-Sperre bleibt bestehen. „Wir prüfen, ob wir Einspruch einlegen“, so Sportchef Rudi Völler (50) nach dem Richterspruch, den er für überzogen hält: „Da stimmt die Verhältnismäßigkeit zu anderen Fällen nicht. Daniel ist ein anständiger Junge, der sich nie etwas zuschulden kommen ließ, nie auffällig war.“ In der Tat mutet das Strafmaß hoch an, angesichts der Tatsache, dass der Hamburger Paolo Guerrero (26) für seinen Flaschenwurf lediglich fünf Spiele Sperre bekam.


    Diese erste Niederlage – zumal erlitten vor den Schranken des Gerichtes – soll die einzige in dieser Woche bleiben. Nach dem Remis gegen die Bayern geht ganz Leverkusen auch in Stuttgart von einem selbstbewussten Aufritt aus: „Warum nicht? Der VfB ist nicht unschlagbar!“, sagt Gonzalo Castro, Und der Tatsache, dass Bayer im Falle einer Pleite den Spieltag auf Platz fünf beenden könnte, will Trainer Jupp Heynckes (64) gar nicht erst ins Auge schauen: „An solche Fälle denke ich nicht. Wir sind im Aufwind. Die Mannschaft spielt gut, wir wollen gewinnen“, formuliert er die Ansprüche. Ein Abrutschen auf Rang fünf würde ein Novum für die Saison bedeuten: Die Plätze acht und sechs standen an den ersten beiden Spieltagen zu Buche, danach fünfmal Rang zwei, 17-mal Platz eins und sechsmal Platz drei.


    Großen Anteil an dieser imponierenden Bilanz hat sicherlich Eren Derdiyok (21). Der vom FC Basel gekommene Stürmer steht am Samstag vor einem besonderen Spiel, trifft nicht nur auf den Ex-Kollegen Zdravko Kuzmanovic (22), sondern auch auf Entdecker und Förderer Christian Gross (55). Der heutige VfB-Coach holte den 17-jährigen Derdiyok einst von den Old Boys Basel zum Meisterklub und formte ihn zum Nationalspieler: „Ihm habe ich zum großen Teil zu verdanken, was ich heute bin“, sagt Derdiyok, der längst verziehen hat, dass Gross ihn in seiner letzten Saison für den FCB häufig links liegen ließ: „Als mein Wechsel feststand, baute er auf Marco Streller. Aber das ist heute kein Problem mehr. Wir sind beide unseren Weg gegangen und beide glücklich geworden.“ Damit dies für ihn so bleibt, „ist gegen den VfB mal wieder ein Tor fällig“. Genau zwölf Treffer stehen bisher zu Buche, eine reife Leistung für einen 21-jährigen Liga-Novizen. Aber er will mehr: „Um Platz drei zu sichern, brauchen wir die Punkte. Und die holen wir nur mit Toren!“
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.04.10

    LEVERKUSEN: Interview mit Jupp Heynckes


    Es ist kein Spiel wie jedes andere. Zwar geht es auch gegen Bayern um „nur“ drei Punkte. Doch da ist ja noch das besondere Verhältnis zwischen Jupp Heynckes (64) und dem Rekordmeister. Der kicker sprach mit dem Bayer-Trainer.


    kicker: Am Samstag kommen die Bayern. Ein Feiertag für Jupp Heynckes?


    Jupp Heynckes: Nein, ein Feiertag nicht. Es ist immer interessant, gegen die Bayern zu spielen.


    kicker: Und zu gewinnen?


    Heynckes: Natürlich!


    kicker: Auch wenn Freundschaften darunter leiden könnten?


    Heynckes: Die ruhen selbstverständlich. Ich bin Angestellter von Bayer.


    kicker: Aber auch eng befreundet mit Uli Hoeneß. Können Sie sich vorstellen, ihm die Meisterschaft zu versauen?


    Heynckes: Unabhängig vom Ergebnis am Samstag bin ich davon überzeugt, dass die Meisterschaft am letzten Spieltag entschieden wird. Und der Ausgang wird nichts an unserem Verhältnis ändern. Eine Freundschaft muss so etwas aushalten.


    kicker: Was macht Sie zuversichtlich für dieses Spiel nach zuletzt drei Niederlagen hintereinander?


    Heynckes: Zum Beispiel, dass wir in Frankfurt stark gespielt haben. Trotz der Niederlage. Die Mannschaft hat auch mit zehn Mann nach vorne gespielt. Tatsache ist, dass wir keine fußballerische Krise haben. Das würde mir Angst machen. Nein, wir bringen uns durch individuelle Fehler selbst um den Lohn.


    kicker: Wie wollen Sie das abstellen?


    Heynckes: Durch intensive Trainingsarbeit. Verhalten bei Standards, Positionsspiel, Zweikämpfe. Wir müssen das Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive wieder herstellen, das, was uns in der Vorrunde stark gemacht hat.


    kicker: Bayer stand 16 Spieltage an der Spitze, verlor zuletzt mächtig an Boden, allein zehn Punkte auf Borussia Dortmund. Glauben Sie, dass Platz drei noch ein realistisches Ziel ist angesichts der kommenden Gegner München und Stuttgart?


    Heynckes: Ich glaube es nicht nur, ich bin sogar sicher und fest davon überzeugt, dass wir Dritter werden! Diese Mannschaft hat sowohl das Potenzial als auch die Moral. Sie wird dieses Tief überwinden.


    kicker: Sie haben trotz der drei Niederlagen nichts in den Abläufen im Trainingsbetrieb oder vor dem Spiel geändert. Wäre es nicht an der Zeit gewesen, ein Zeichen zu setzen?


    Heynckes: Wissen Sie, es ist viel wichtiger, gerade jetzt seinen Arbeitsstil beizubehalten, wenn man von ihm überzeugt ist. Aktionismus ist da völlig fehl am Platz. Man muss den Spielern Fehler zugestehen. Und man darf ihnen nicht vermitteln, dass alles schlecht ist, was zwei Drittel der Saison gut war. Die Jungs müssen lernen, mit dem Druck umzugehen, der da oben herrscht. Sie müssen lernen, permanent damit konfrontiert zu werden.


    kicker: Lernen sie das?


    Heynckes: Natürlich! Nicht von heute auf morgen. Aber sie lernen es. Sie haben fußballerisch ja selbst die Messlatte sehr hoch gelegt mit ihren starken Leistungen. Diesen Druck dann auszuhalten, das ist ein Prozess. Und der ist bei diesen jungen Spielern nicht abgeschlossen.


    kicker: Hatten Sie in den letzten Tagen Kontakt zu Ihrem Freund Uli Hoeneß?


    Heynckes: Ja, wir haben Ostern telefoniert. Aber es ging nicht ums Spiel, Uli war total auf Manchester
    fixiert.


    kicker: Es ging auch nicht um Toni Kroos?


    Heynckes: Nein! Meine Güte, das Thema zieht sich ja wie Kaugummi. Zum letzten Mal: Meiner Meinung nach wäre es für ihn besser, noch ein Jahr hier zu spielen. Weil es seiner Entwicklung guttut, wenn er regelmäßig spielt. Und das ist in Leverkusen eher möglich als in München. Aber Bayer hat das Heft des Handelns nicht in der Hand. Und wenn die Bayern ihn zurückholen, dann müssen wir diese Entscheidung eben respektieren.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM



    PERSONALIEN
    BAYER LEVERKUSEN
    Renato Augusto (22, Muskelfaserriss) fällt auch gegen die Bayern aus. + + + Patrick Helmes (26) erlitt einen Bluterguss im Knie und musste mit dem Training aussetzen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.04.10

    RENÉ ADLER (25) spricht über die Nationalelf, seine Parallelen zu Kahn und van der Saar, den Umgang mit Patzern. Und vom großen Druck der Bayern.


    kicker: Herr Adler, wissen Sie schon, wer am Mittwoch im Tor steht?


    René Adler: Näheres weiß ich nicht. Ich hoffe, ich spiele. Die letzten Spiele habe ich gut gemacht.


    kicker: Sehen Sie sich im Vorteil?


    Adler: Diese Torwartdiskussion vor Turnieren hat Tradition. In jedem Fall trug ich meinen Teil zur Qualifikation bei. Einen Freifahrtschein habe und will ich nicht, sondern mit Leistung überzeugen.


    kicker: Wissen Sie lieber frühzeitig Bescheid? Oder sagen Sie sich, Hauptsache ich bin WM-Keeper?


    Adler: Generell ist es angenehmer, wenn man es vorzeitig weiß, damit man sich mental einstellen kann. Ich fände es deshalb besser, wenn da Klarheit herrschen würde.


    kicker: Wer ist Ihr Hauptkonkurrent: Manuel Neuer oder Tim Wiese?


    Adler: Es ist ein ausgerufener Dreikampf, den wir sportlich fair führen. Aber jeder will die Nummer 1 sein.


    kicker: Am 23. Spieltag patzten alle drei Kandidaten: Ist es der Druck?


    Adler: Das hat damit nichts zu tun. Ab und zu unterlaufen Fehler.


    kicker: Sind Sie, Neuer und Wiese das Trio für Südafrika?


    Adler: Wir drei sind zurzeit zu Recht im Nationalkader, diese Position haben wir uns durch konstante Leistungen erarbeitet.


    kicker: Anders als Wiese gestanden Sie Ihren Patzer gegen Bremen ein: Darf ein Torhüter Fehler zugeben?


    Adler: Das muss jeder mit sich ausmachen. Ich kann mit Fehlern offensiv umgehen, Fußballer sind keine besseren, fehlerlosen Menschen. Ich halte es für eine Stärke, zu meinen Schwächen zu stehen und finde es albern, nach Ausreden zu suchen.


    kicker: Wie verarbeiten Sie Patzer?


    Adler: Als junger Torwart kann, muss und werde ich noch viel lernen. Früher habe ich mehr mit mir gehadert, heute weiß ich, dass Fehler dazugehören: Ich musste lernen, dass es ein elementarer Teil im Leben eines Torwarts ist, damit umzugehen. Entscheidend für einen guten Torwart ist, dass man nach einem schweren Patzer cool reagiert und sein Spiel durchzieht, ohne dass das eigene Spiel zusammenbricht. Das ist eine absolute Stärke, und das ist mir in Bremen gelungen, wie mir Jupp Heynckes bestätigte. Es ist übrigens erstaunlich, wie viel Ahnung unser Trainer vom Torwartspiel hat.


    kicker: Was sagte Ihnen Heynckes?


    Adler: Er weiß, dass ich Perfektionist bin, und versuchte den Druck von mir zu nehmen. Er hat da ein sehr gutes pädagogisches Händchen.


    kicker: Ist der Umgang mit Negativem eine Frage der Erfahrung?


    Adler: Klar. Deshalb sagt man aus gutem Grund, das optimale Torwartalter beginne Anfang 30. Wenn man Situationen abertausende Male erlebt hat, reagiert man anders. Bei Flanken, im Stellungsspiel, im eins gegen eins verhalte ich mich heute anders als vor drei Jahren. Man erinnert sich unbewusst an Szenen, in denen man falsch reagierte, und macht es jetzt instinktiv anders: Das nennt man Erfahrung.


    kicker: Den drei Torwart-Kandidaten für die WM fehlt die große Turniererfahrung. Ist das ein Nachteil?


    Adler: Irgendwann muss man anfangen, diese Erfahrung zu sammeln. Mit 20 kann ich nicht schon drei Turniere gespielt haben.


    kicker: Ist der Druck im Meisterschaftsrennen ein Vorteil?


    Adler: Da kann etwas Wahres dran sein.


    kicker: Die Keeper in den letzten Turnieren hießen Jens Lehmann und Oliver Kahn. Sind Sie der junge Kahn oder der junge Lehmann?


    Adler: Ich bin der junge Adler. An Kahn begeistert mich viel, bei Lehmann beeindruckt mich viel.


    kicker: Was bei wem?


    Adler: Wie Kahn messe ich dem mentalen Bereich großen Wert bei, weil ich weiß, dass auf Topniveau die mentale Schiene Spiele entscheiden kann. Olli hatte den Tunnelblick, die Fokussierung auf den Punkt. Ich versuche das auch. Bei Jens beeindruckte mich 2008, mit welcher Akribie, mit welchem Ehrgeiz, er jedes Training anging.


    kicker: Wer ist für Sie der aktuell beste Torwart der Welt?


    Adler: Es ist besser, von fünf zu sprechen: Casillas wurde zu Recht Welttorhüter; van der Saar beeindruckt mit 39, wie er das Torwartspiel interpretiert – ich habe eine ähnliche Spielweise und versuche seine Elemente zu übernehmen, etwa wie er den Ball abschlägt oder mitspielt; Peter Cech; Buffon; Pepe Reina.


    kicker: Braucht ein Torhüter zur Weltklasse ein gewisses Alter?


    Adler: Zunächst definiert sich Weltklasse über Leistung, aber die Erfahrung spielt eine wesentliche Rolle. Mit meinen 25 Jahren spiele ich schon auf einem hohen Niveau, aber in fünf Jahren werde ich definitiv auf einem höheren Niveau spielen als jetzt.


    kicker: Braucht ein Torhüter wie Sie irgendwann die Champions League für den letzten Schritt nach oben?


    Adler: Nein, auch wenn es die Entwicklung fördert. Ich will das auch erleben. Es gibt aber Nationaltorhüter, die da nicht spielten oder nicht immer: Köpke, Illgner, Schumacher. Ich hoffe, wir sind mit Bayer 2010/11 dabei.


    kicker: Müssen Sie sonst weg?


    Adler: Das ist auch falsch. Aber ich mache kein Hehl daraus, dass ich irgendwann ins Ausland möchte. Den Zeitpunkt entscheide allein ich. Zurzeit fühle ich mich in Leverkusen sehr wohl und glaube, dass ich mich hier in den nächsten Jahren sehr gut weiterentwickeln kann.


    kicker: Heynckes nennt Sie einen Führungsspieler. Was tun Sie da?


    Adler: Ich spreche Dinge klar an und möchte den jungen Spielern helfen, weil ich weiß, wie ich mit 20 ehrfürchtig in der Kabine saß und auf die älteren Spieler aufschaute. Wenn man dann Führungsspieler ist, bin ich es gerne.


    kicker: Muss das gesamte Team Ehrfurcht abbauen diese Saison?


    Adler: Ja. Jupp Heynckes hat uns immer wieder eingebleut, dass wir unsere Stärken ausspielen sollen.


    kicker: Darf ein Führungsspieler von Bayer auch vom Titel sprechen?


    Adler: Prinzipiell gibt es da kein Verbot. Völler sagt zu Recht, dass der Titel über Bayern entschieden wird, aber auch einen Großteil über uns. Der FC Bayern ist noch eine ganz andere Hausnummer mit seinen gestandenen Weltklassespielern.


    kicker: Muss bei Bayer jetzt der nächste Schritt, hin zu noch mehr Selbstbewusstsein, kommen?


    Adler: Wir wissen, welche Eigendynamik im vorigen Jahr in Wolfsburg entstand. Irgendwann kommt der Punkt, da wir sagen: Hey, da ist was möglich! Jetzt ist es noch zu früh.


    kicker: Brachte das 0:0 gegen Köln die Bestätigung für diese Vorsicht?


    Adler: Das Spiel war, wie wir es uns vorgestellt haben. Unser Ziel bleibt das internationale Geschäft.


    kicker: Völler nennt auch Platz zwei einen Erfolg. Baut er damit vor?


    Adler: Quatsch. Und es würdigt nicht die Leistung unserer jungen Truppe, wenn ganz Deutschland – so mein Gefühl – darauf wartet, dass Bayer wieder nur Zweiter ist. Da fehlt der Respekt.


    kicker: Heynckes ist etwas forscher gegenüber den Bayern.


    Adler: Der Trainer weiß genau, was er tut. Er kennt die Strukturen in München und die handelnden Figuren. Das ist ein Vorteil. Die Bayern haben einen anderen Druck als wir.


    kicker: Was muss Mittwoch passieren, damit Sie zufrieden sind?


    Adler: Es muss einen Sieg geben, und als Torwart will man immer zu null halten. Das wäre das Optimum.


    kicker: Und 90 Minuten mit Ihnen?


    Adler: Das setzt das voraus.


    kicker: Fahren Sie mit einem Titel zur WM?


    Adler: Das wäre sensationell.


    kicker: Kehren Sie mit dem Titel aus Südafrika zurück?


    Adler: Deutschland ist eine Turniermannschaft. Und als Fußballer strebt man nach dem Höchsten.
    INTERVIEW: KARLHEINZ WILD


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.03.10

    Kapitän Rolfes startet nach Knie-OP mit dem Reha-Programm


    Der gewohnte Gesichtsausdruck hatte sich etwas verloren in den vergangenen Monaten. Doch am Samstag schmückte das breite Lächeln wieder Renato Augustos (22) Gesicht. Gemeinsam mit dem Chilenen Arturo Vidal (22) verließ der Brasilianer die BayArena, wohl wissend, dass dieser Abend ihn weit nach vorne gebracht hatte in der aktuellen Stammplatzdiskussion: „Mit ihm waren wir sofort gefährlicher, er hat sich gezeigt, eine tolle Körpersprache gehabt“, beurteilte Rudi Völler den Auftritt des Brasilianers, „der sich endlich wieder etwas zugetraut hat.“


    Nach einer Verletzung am Wadenbeinköpfchen beließ Trainer Heynckes ihn lange zur Reha in der Heimat. Exakt diesen Vertrauensbeweis zahlt der Mittelfeldspieler nun zurück: „Es macht Spaß in diesem Team. Ich bin froh, dass ich eine gute Leistung gezeigt habe, auch wenn es nicht zum Sieg reichte!“ Nach Monaten der Verletzungssorgen kann Jupp Heynckes nun wieder auf den gesamten Kader zurückgreifen. Ausnahme: Simon Rolfes (27). Der Kapitän will nach überstandener Knie-Operation in der kommenden Woche „die Krücken in die Ecke pfeffern und dann langsam das Reha-Programm starten.“ Seine Chancen für die WM will er nicht beziffern: „Es bringt gar nichts, sich unter Druck zu setzen.“



    NACHGEFRAGT
    „Das 0:0 tut weh, keine Frage!“


    kicker: Herr Hyypiä, gegen Ende sind Sie zweimal auf Linksaußen durchgestartet und haben geflankt. Ist das Ihre neue Position?
    Sami Hyypiä (36): Ganz sicher nicht. Wir haben alles versucht. Es war nicht einfach. Aber Linksaußen ist sicher nicht meine Position für die nächsten Jahre.
    kicker: Wie sehr schmerzt das Remis?
    Hyppiä: Das 0:0 tut weh, keine Frage. Aber Bayern und Schalke werden auch noch Punkte liegen lassen. Und sie müssen beide noch zu uns.
    kicker: Sind Sie stolz auf den Rekord mit 24 Spielen ohne Niederlage?
    Hyypiä: Ja, in 20 Jahren wenn ich wiederkomme und davon lese. Jetzt nicht.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.03.10

    LEVERKUSEN: Helmes und Sinkiewicz fallen aus


    Ausgerechnet zwei Ex-Kölner schieben kurz vor dem Derby Frust: Patrick Helmes (25) muss seit Tagen ebenso mit dem Training aussetzen wie Kollege Lukas Sinkiewicz (24). Beide plagen muskuläre Probleme im Oberschenkel- und Adduktorenbereich, die eine Nominierung für Samstag Stand heute unmöglich machen. Auf den zuletzt gesperrten Abwehrchef Sami Hyypiä (36) kann Trainer Jupp Heynckes (64) wieder bauen, Stefan Reinartz (21) wechselt zurück ins Mittelfeld. Wahrscheinlich wird Gonzalo Castro (22) hinten links den Vorzug vor Michal Kadlec (24) erhalten. Castro verlor noch nie ein Derby gegen Köln, seit 1997 gab es keinen FC-Erfolg mehr in dieser Partie. Castro kennt das Rezept: „Das ist ein spezielles Spiel. Ein frühes Tor ist wichtig, damit wir Ruhe in die Partie bekommen. In solchen Derbys wird es schnell mal hektisch, das sollten wir verhindern.“ An den zuletzt gezeigten Leistungen sollte man den Gegner nicht messen: „Die werden schön zur Sache gehen. Da müssen wir gegenhalten.“
    FLU




    PERSONALIEN


    BAYER LEVERKUSEN
    Simon Rolfes (28, Knorpelschaden) wird sich am heutigen Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz zum Stand seiner Reha äußern.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.02.10

    LEVERKUSEN: Eren Derdiyok über das Tor in Bremen und die Titelchance


    Er ist so etwas wie der „Mann der Stunde“ in Leverkusen. Sechs Tore in den letzten sieben Spielen, vier davon in Folge, sprechen eine deutliche Sprache für Eren Derdiyok (21), der als einer der Stillen im Lande gilt. Im kicker spricht er über Ottmar Hitzfeld, Köln und die Meisterschaft.


    kicker: Herr Derdiyok, wie viele SMS haben Sie nach Ihrem Tor in Bremen bekommen?


    Eren Derdiyok: Einige, wieso?


    kicker: Diesmal keine von Ihrem Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld?


    Derdiyok: Nein, diesmal nicht. Aber es stimmt schon. Er meldet sich häufig, gratuliert mir nach guten Spielen und Siegen. Das ist zusätzliche Motivation, das finde ich stark. Er beobachtet uns ganz genau.


    kicker: Sie leben in Köln, arbeiten in Leverkusen. Stehen Sie in der Großstadt auch unter besonderer Beobachtung?


    Derdiyok: Im Gegenteil. Als Bayer-Spieler steht man hier nicht so im Fokus. Obwohl sich das nach dem Derby ändern kann. Es ist schon ein ganz spezielles Spiel.


    kicker: Sie haben noch nie ein Bundesligaspiel verloren. Ist einem das bewusst?


    Derdiyok: Sami Hyypiä geht’s ja genauso. Das ist schon komisch.


    kicker: Wie schätzen Sie die Titelchancen ein?


    Derdiyok: Jetzt werden die Weichen gestellt. Wenn wir bis zum Spiel gegen Bayern München am 30. Spieltag ganz oben dabei bleiben, dann liegt es in unseren Händen. Aber es geht nicht, wenn der Fokus nicht immer auf dem nächsten Spiel liegt. Wenn wir den zweiten Schritt vor dem ersten machen wollen, laufen wir Gefahr zu stolpern.


    kicker: Sie selber wussten nicht, was Sie in der Bundesliga erwartet. Haben Sie mit dieser Entwicklung gerechnet?


    Derdiyok: Nein. Ich kam mit ziemlich wenig Spielpraxis aus Basel. Ich wusste schon, dass ich mich durchsetzen kann in der Bundesliga. Aber dass es so gut klappen würde, habe ich mir nicht mal erträumt. Mir ist hier von allen Beteiligten sehr viel Druck genommen und sehr viel Vertrauen geschenkt worden.


    kicker: In Bremen trafen Sie per Freistoß. Eine neue Spezialität?


    Derdiyok: Das war perfektes Teamwork. Ich habe mich mit Toni Kroos abgesprochen, Stefan Kießling ist in die Mauer, hat beim Schuss den Kopf eingezogen und es passte.


    kicker: Nach zuletzt sechs Toren – was ist Ihr Geheimnis und wie lange hält Ihr Lauf an?


    Derdiyok: Er begann, als meine Verlobte Alev zu mir zog. Und deshalb hoffe ich, dass er noch ganz lange andauert. Das Geheimnis ist schnell gelüftet: viel, viel Arbeit!
    INTERVIEW: FRANK LußEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.02.10

    Auch BAYER LEVERKUSEN trifft der Ausfall von Rolfes hart – allerdings kennt Trainer Jupp Heynckes die Situation. Er setzt weiter auf Vidal und Reinartz.


    Mittlerweile ist Simon Rolfes (27) wieder daheim in Helrath bei Aachen. Bereitet sich auf das vor, was kommt, was er zur Genüge kennt nach der dritten Operation am rechten Knie binnen sieben Monaten: Krafttraining, Reha-Training, Aufbautraining!


    Die neuerliche Knorpelverletzung des Nationalspielers traf Bundes- wie Vereinstrainer ins Mark, unisono sprachen Joachim Löw (49) und Jupp Heynckes (64) von „einem Schock“, dachten dabei weniger an die Schwächung des jeweils eigenen Teams als an das Pech, das ausgerechnet jenen Spieler ereilte, der vor seiner ersten Operation in 132 Bundesligaspielen hintereinander auf dem Rasen stand und damit den aktuellen Rekord hielt.


    Lange Jahre ging es gut, nun kommt es knüppeldick für den sympathischen Blondschopf. Er selbst – Vernunftsmensch der er ist – will die Sache nicht hoch hängen, weder Prognosen abgeben noch Ziele formulieren: „Wichtig ist nun alleine meine Gesundheit“, formulierte er am Mittwoch den Kern seiner Gedanken, die sich momentan weniger um die Weltmeisterschaft in Südafrika drehen als um die Verfassung seines rechten Knies: Vor Wochen zeigte eine Untersuchung völlige Fitness an, nun musste beim Eingriff in Augsburg von Dr. Ulrich Boenisch ein erneuter Knorpelschaden an anderer Stelle behoben werden.


    Als Kapitän, Führungsspieler und guter Geist der Truppe ist Simon Rolfes in Leverkusen nicht zu ersetzen. Auf dem Rasen jedoch muss Jupp Heynckes dies bereits seit dem neunten Spieltag schaffen und die Bilanz des ungeschlagenen Tabellenführers spricht dafür, dass der Trainer bislang die richtigen Maßnahmen ergriffen hat.


    Sicher ist, dass Bayer aktuell keinen Neueinkauf tätigen wird. Sportchef Rudi Völler (49): „Die Belastungen für den Kader sind überschaubar und das vorhandene Personal hat sich ja bewährt. Wenn wir Englische Wochen zu bewältigen hätten, wäre es sicherlich etwas anderes. Aber so gibt es keine Not.“


    Ein Lichtblick: Lars Bender (20) (Völler: „Ihn haben wir ja bereits im Vorgriff auf die kommende Saison verpflichtet!“) ist nach sechswöchiger Pause und ausgeheilter Meniskusverletzung im rechten Knie seit Mittwoch wieder im Mannschaftstraining und überstand die Einheit in eisiger Kälte (und mit kurzen Hosen) problemlos: „Das Knie zeigt keine Reaktionen, ich fühle mich gut, von mir aus kann es schon am Sonntag losgehen“, so der Zwillingsbruder des Dortmunder Profis Sven. Sein Trainer bestärkt ihn: „Es ist gut möglich, dass Lars gegen Freiburg im Kader steht.“


    Im Kader heißt in diesem Falle: auf der Bank. Die Plätze im Team sind bis auf Weiteres vergeben, „Arturo Vidal und Stefan Reinartz machen ihre Sache fantastisch“, lobt Heynckes, der sich nur zu gerne vor allem über die Vorzüge des jungen Reinartz (19) auslässt. Äußeres Zeichen der Wertschätzung: Der Mann aus dem eigenen Nachwuchs (von einem Bayer-Scout übrigens in einem E-Jugend-Spiel entdeckt, das Reinartz’ Mannschaft mit 0:21 verlor!) stand auch nicht zu Disposition, als Rolfes augenscheinlich fit war. Und nun schon gar nicht!
    FRANK LußEM




    Aus KICKER-KULISSE ...


    Herausgefordert sah sich Uli Hoeneß (58) vergangenen Sonntagabend von seinem alten Freund Jupp Heynckes (64). Nach dem 3:0 in Hoffenheim antwortete Leverkusens Coach bei Sky auf die Frage, ob er nun Anruf oder SMS vom Bayern-Präsidenten erwarte:
    „Uli meldet sich im Moment nicht bei mir.“ Was Hoeneß daheim live mitbekam – während seine Gattin Susi gerade mit Heynckes’ Ehefrau Iris telefonierte. Prompt rief Hoeneß in den Hörer: „Jetzt schreib ich Jupp ’ne SMS!“ Wenig später erschien auf dessen Handy-Display: „Ein schönes Halali vom Tegernsee, die Jagd hat begonnen. Dein Freund Uli.“
    Heynckes kontert gegenüber dem kicker: „Sehr lustig. Wen wollen die mit ihren Platzpatronen treffen?“ Zumal Hoeneß schon bei der Kampfansage Hilfe brauchte, wie er selbst einräumt: „Getippt hat’s meine Tochter. Ich kann’s ja nicht.“





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.01.10

    Teil 2


    kicker: Sie waren von Juli 2000 bis Juni 2004 Teamchef der Nationalmannschaft, aber auch jeweils kurz Vereinstrainer bei Bayer und dem AS Rom. Sind Sie froh, heute Sportdirektor zu sein?


    Völler: Ja, ich sehe mich eher in dieser Funktion. Wobei mir auch die Aufgabe als Trainer Spaß gemacht hat, obwohl ich nie Trainer werden wollte. Nationaltrainer und Vereinstrainer sind zwei grundverschiedene Dinge. In der Bundesliga stehst du Woche für Woche unter Druck, arbeitest nahezu täglich mit den Spielern. Als Nationalcoach hast du außerhalb der Länderspiele auch viele andere Aufgaben, aber bei entscheidenden Spielen schaut die ganze Nation auf dich. Ich erinnere mich an unsere Relegationsspiele zur WM 2002 gegen die Ukraine. Wir haben’s schließlich ja geschafft, aber es war ein riesiger Druck. Schließlich wollte ich nicht der erste Trainer sein, der mit dem DFB-Team in der WM-Qualifikation scheitert.


    kicker: In welches heutige Team hätte Rudi Völler gut gepasst?


    Völler: Schwer zu sagen. Tatsache ist, dass ich mir als Spieler schon immer Gedanken gemacht habe, was der Mannschaft und dann letztlich auch mir zugutekommt. So habe ich beim AS Rom zum Beispiel darauf gedrängt, Thomas Häßler von Juve zu uns zu holen. Der damalige Präsident hat mich geliebt und rund 14 Millionen Mark für „Icke“ gezahlt. Ich wusste: Der kann der gesamten Mannschaft helfen und haut mir von rechts die Bälle exakt auf die Rübe – und das war natürlich auch gut für mich. In Rom hatte ich sicher meine beste Zeit. Seitdem bin ich ein halber Römer und werde später sicher auch meinen Alterssitz dort haben.


    kicker: Wer von den heutigen Stürmern erinnert Sie am ehesten an Rudi Völler?


    Völler: Nun, ich war ja so eine Mischung aus Messi und Cristiano Ronaldo . . . (lacht). Im Ernst, so eine Kopie von mir sehe ich nicht.


    kicker: Sie sind einer der populärsten Sportler in Deutschland. Ist es nicht schwer, jedermanns „Rudi“ zu sein?


    Völler: Natürlich gehe ich am Freitagabend nicht unbedingt in die Kölner Altstadt, aber generell habe ich kein Problem mit der Popularität. Die Aufmerksamkeit, die ich noch immer bekomme, werte ich als Anerkennung für meine Leistungen.


    kicker: Wie gehen Ihre Kinder mit der Situation um ihren äußerst populären Vater um?


    Völler: Das ist für die unproblematisch. Okay, sie wissen, der Papa ist ein bisschen bekannter und ab und zu im Fernsehen, aber sie gehen damit unbelastet und auch distanziert um.


    kicker: Was würde Rudi Völler heute machen, wenn er nicht Fußballprofi geworden wäre?


    Völler: Ich habe zu meiner Offenbacher Zeit eine Lehre zum Bürokaufmann gemacht. Aber mir war schon mit 14, 15 Jahren klar: Ich werde Fußball-Profi! Mit beruflichen Alternativen habe ich mich nie beschäftigt.


    kicker: Wann hat Rudi Völler zuletzt ein Buch gelesen?


    Völler: Ich lese regelmäßig. Zuletzt waren es meist Bücher von Andreas Franz. Spannende Krimis, die in meiner alten Heimat Frankfurt/Offenbach spielen.


    kicker: Gibt es einen Menschen, den Sie bewundern?


    Völler: Karlheinz Böhm. Ich finde es überragend, wie er sich mit seiner Stiftung „Menschen für Menschen“ in Äthiopien engagiert. Als Prominenter kannst du relativ einfach mal deinen Namen für eine gute Sache geben, aber mit vollem Engagement eine Sache so zu betreiben, wie er es seit Jahrzehnten tut, davor ziehe ich den Hut.


    kicker: Welche Musik hören Sie am liebsten?


    Völler: Italienische Musik, Rock, Bryan Adams, Foreigner.


    kicker: Was bringt Rudi Völler auf die Palme – außer Waldemar Hartmann?


    Völler: Ach, diese Geschichte 2003 nach dem 0:0 auf Island. Die gehört zu meiner Vita. Einige Wörter, die ich damals gebraucht habe, würde ich heute sicher nicht mehr so verwenden, aber die Sache ist geklärt. Mit Waldi, mit Delling und Netzer. Waldi hat mir letztlich seine Weißbier-Werbeverträge zu verdanken.


    kicker: Sind Sie gläubig, beten Sie?


    Völler: Ich bin gläubig und bete auch gelegentlich, aber ich bin nicht der klassische Kirchgänger.


    kicker: Sie haben insgesamt fünf Kinder. Ihr Sohn Marco ist Basketballer und spielt in der 2. Bundesliga beim TV Langen. Was ist denn da „schiefgelaufen“?


    Völler: Er hat früher auch bei den Offenbacher Kickers Fußball gespielt. Aber dann hat ihn der Basketball-Boom um Michael Jordan und Co. in seinen Bann gezogen. Er ist jetzt 21 Jahre jung, 1,97 m groß und hat sich sensationell entwickelt. Wenn’s möglich ist, schaue ich mir seine Spiele an.


    kicker: Welcher deutsche Stürmer hat das Zeug, in den nächsten Jahren international eine große Nummer zu werden?


    Völler: Wir verfügen in Deutschland endlich wieder über eine ganze Reihe sehr guter Stürmer. Stefan Kießling traue ich zum Beispiel noch sehr viel zu.


    kicker: Wie können Sie vom Fußball etwas abschalten?


    Völler: Indem ich selbst Sport treibe, zum Beispiel jogge, oder mit meiner Frau Sabrina Karten spiele.


    kicker: Wovon träumen Sie?


    Völler: Von meinem alten Kampfgewicht.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.01.10