Beiträge von BayAddict

    LEVERKUSEN: Freude über den Big Point


    Am Ende versank alles im Jubel. Und auch der sonst so nüchterne Trainer strahlte über das ganze Gesicht: „Das war ein Big Point heute“, resümierte Jupp Heynckes (64) und fasste zusammen: „Der Spieltag ist gut für uns gelaufen!“


    Gut? Perfekt! Der Vorsprung auf Werder wurde ausgebaut, der auf Platz fünf beträgt bereits sieben Zähler. Herausgespielt von einer Truppe, die fußballerisch begeistert und mittlerweile in der Lage ist, einen Gegner an die Wand zu spielen. „Es war ein super Heimspiel“, freute sich der überragende Toni Kroos (19), der zwei Tore direkt vorbereite, eines einleitete und nicht traurig war, dass er zweimal lediglich den Pfosten traf: „Es kann eben nicht jeder Ball reingehen.“


    Den Bayer-Fans wird heute schon übel bei dem Gedanken, dass dieser Instinkt-Fußballer in der kommenden Saison zurück zu den Bayern soll, wo er bis 2012 unter Vertrag steht. „Er muss bleiben“, fordert Stefan Kießling, der Kollege, „jeder sieht doch, wie wohl er sich hier fühlt! Er will doch gar nicht weg.“ Kroos selbst kann wenig sagen, schiebt das Thema von sich: „Ich habe hier die pure Lust auf Fußball. Da interessiert mich nicht, was noch Monate weg ist. Bayer steht ganz klar im Vordergrund. Wir wollen hier etwas erreichen!“ Was genau? Kroos, ein ungemein reifer Teenager, lässt sich nicht locken, das Wort Meisterschaft ist tabu: „Wir wollen uns oben festsetzen und so viele Punkte wie möglich holen.“ Der Sonntag zeigte, was möglich ist.


    Es folgen zwei Auswärtsspiele gegen vermeintlich schwache Gegner, Hannover und Berlin. Schlusswort Stefan Kießling: „Wir wollen die nächsten drei Spiele gewinnen. Zwei davon sind auswärts, schauen wir mal, wie es da läuft.“ Bis gestern beängstigend gut.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 30.11.09

    Kapitän lobt „Ersatzmann“ Stefan Reinartz


    Die erste Prognose im Anschluss an die Operation Mitte Oktober klang optimistisch. Nachdem Simon Rolfes’ rechtes Knie von lästigen Fremdkörpern befreit worden war, sollte er nach zehn Tagen Pause schrittweise wieder ins Training einsteigen. Eine Entzündung, die ins Gelenk drang, warf diesen Zeitplan über den Haufen. Das Knie schwoll an, die Regeneration – dies wurde schnell klar – würde Zeit brauchen. Bis heute absolviert der Bayer-Kapitän lediglich leichte Läufe, Aquajogging sowie Kraft- und Stabilisationsübungen: „Drei bis vier Stunden täglich arbeite ich mit den Physios, wir wollen kein Risiko eingehen und im wahrsten Sinne des Wortes nichts übers Knie brechen. Anfang Januar will ich wieder einsteigen.“


    Die Pause, sagt Rolfes, fiele ihm um so leichter, da seine Mannschaft erfolgreich spiele: „Da kann ich viel entspannter und geduldiger arbeiten.“ Eine Menge Lob hat der Nationalspieler für seinen Platzhalter übrig: „Stefan Reinartz macht das richtig gut“, sagt er und ist sich nicht zu schade ist, dem 20-Jährigen Tipps zu geben: „Klar mache ich das. Wir wollen als Mannschaft Erfolg haben. Und wenn es auf dem Platz nicht geht, dann helfe ich eben so. Das ist selbstverständlich.“




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 30.11.09

    ANALYSE VON FRANK LUSSEM


    Kreativität, Leidenschaft, Laufbereitschaft – dies waren die entscheidenden Vorteile Bayers, das nach zehn relativ ausgeglichenen Minuten das Geschehen entschlossen an sich riss und in der gleichen Erfolgsformation wie zuletzt klar dominierte, zur Pause schon 2:0 führte und da auch noch zwei Pfostenschüsse von Kroos zu verzeichnen hatte. Bei Stuttgart, mit dem genesenen Tasci für Niedermeier und Gebhart für den gesperrten Kuzmanovic (Gelb-Rot), rückte Rudy neben Träsch auf die Doppelsechs, Gebhart sollte mit Hleb über Außen die Angriffe nach vorne tragen, wo in Cacau und Pogrebnyak eine Doppelspitze lauerte. Meistens vergebens, denn bei Bayer übten die Sechser früh Druck aus, griff zudem ein Rädchen ins andere. Stuttgarts Versuch, Bayer vom Tor wegzuhalten und die Räume engzumachen, scheiterte daran, dass Bayers Ballkünstler auch auf engstem Raum Lösungen finden. Die Gastgeber spielten wie aus einem Guss, ließen weitere gute Chancen ungenutzt. Eine perfekte Leistung der Heynckes-Truppe!


    FAZIT
    Ein hochverdienter Erfolg für Bayer, das wesentlich mehr investierte und Stuttgart phasenweise wie eine Schülerelf aussehen ließ.


    SPIELER DES SPIELS
    Stefan Kießling
    Ständig in Bewegung, nie zu halten, traumhaft sicher beim Verwerten der Torchancen. Uneigennützig mit Blick für den Nebenmann.


    ...



    MANN DES SPIELTAGES
    Stefan Kießling
    (Bayer Leverkusen)


    Den krönenden Abschluss wollte er sich selbst versagen. Nacheinander mussten Sami Hyypiä, Tranquillo Barnetta und Toni Kroos den Kollegen überreden, den Elfmeter endlich zu schießen. Schließlich traute Stefan Kießling (25) sich und schaffte zwei Debüts auf einmal: seinen ersten Dreierpack in der Liga und seinen ersten Elfmeter als Bundesligaprofi. Was für ein Abend für „den momentan besten deutschen Stürmer“, wie sein Trainer ihn unter der Woche adelte. Heynckes’ Worten ließ Kießling Taten folgen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 30.11.09

    LEVERKUSEN: Trotz vieler Ausfälle steht die Mannschaft – dank überzeugender Jungstars


    Neun Spieler mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren standen am Sonntag für Bayer Leverkusen auf dem Rasen, lediglich die Innenverteidiger Sami Hyypiä (36) und Manuel Friedrich (30) verhinderten, dass die jüngste Bayer-Elf aller Zeiten in München auf dem Rasen stand. Doch weder Jugendwahn noch Selbstzweck sorgten für diesen Umstand, der begründet liegt in Glück und Pech. Pech, weil Bayer mit Michal Kadlec (24), Patrick Helmes (25), Simon Rolfes (27) und Renato
    Augusto (21) vier Stammspieler fehlen und mehr oder weniger noch länger fehlen werden. Glück, weil Jungs in die Bresche sprangen, mit deren Entwicklung man so nicht hatte rechnen können. Zwar leistete sich Daniel Schwaab (21) beim Rekordmeister ein paar Wackler und verschuldete den Gegentreffer mit. Doch Jupp Heynckes (64) macht sich keine Sorgen um den Ex-Freiburger: „Er ist robust und klar im Kopf. Dass man in dem Alter Fehler macht, ist normal.“ Ebenso hohen Kredit genießt Stefan Reinartz (20). Bayers Eigengewächs (kam in der D-Jugend, war in der vergangenen Saison an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen) überzeugt seit Wochen als Platzhalter für den verletzten Kapitän Simon Rolfes. „Die Entscheidung war absolut richtig“, sagt Rudi Völler heute über die Rückholaktion und Jupp Heynckes lobt seinen Defensivallrounder: „Er überrascht mich nicht. Obwohl er in der Innenverteidigung noch stärker ist, spielt er im defensiven Mittelfeld absolut überzeugend. Er hält die Position, spielt intelligent und verteidigt mit Arturo Vidal sehr gut nach vorne. Beide üben sehr viel Druck auf den Gegner aus.“ Auf Sicht sieht der Trainer ihn bereit für höhere Aufgaben: „Stefan hat ein Riesenpotenzial.“


    Gegen Stuttgart soll er es erneut abrufen. Heynckes warnt davor, den Gegner vom Sonntag am momentanen Tabellenplatz zu messen: „Der VfB ist eine Spitzenmannschaft. Und nur wenn wir dementsprechend dagegenhalten, werden wir Erfolg haben.“ Ein klarer Auftrag – an Jung und Alt!
    FRANK LUßEM



    NACHGEHAKT
    kicker: Herr Völler, Richard Sukuta-Pasu zeigte zuletzt wieder aufsteigende Tendenz. Wie geht es weiter mit ihm?
    Rudi Völler (49): Richie trainiert seit Wochen gut und schießt im Regionalligateam wieder Tore. Das ist ganz wichtig. Er kommt ran. Im Januar werden wir entscheiden, wie es weitergeht.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.11.09

    Keine Entscheidung in der Personalie Kroos – Kießlings Ärger über sein nicht gegebenes Tor


    War das Glas nun halbvoll oder halbleer? War es ein Punktgewinn, mit dem man zufrieden sein konnte, wie Stürmer Eren Derdiyok bilanzierte? Oder eine verpasste Chance, wie Trainer Jupp Heynckes (64) kommentierte, denn: „Wir hätten den Sack zumachen müssen!“


    Hatten sie ja eigentlich, doch Schiedsrichter Knut Kircher (40) versagte Stefan Kießlings Tor nach einer Traumkombination über Derdiyok und Toni Kroos die Anerkennung – zu Unrecht, wie TV-Bilder zeigten, und nicht entsprechend der Empfehlung an die Unparteiischen, im Zweifelsfall für den Angreifer zu entscheiden.


    So mutierte die Gala vor der Pause nach dem Wechsel zu einer Fortsetzung des Fassbinder-Films „Angst essen Seele auf!“ Die Leverkusener zogen sich zurück, gaben verunsicherten Bayern Boden preis. Jupp Heynckes, der Routinier, hatte es kommen sehen: „Nachdem es zur Pause 1:1 stand, wusste ich, dass die Bayern reagieren würden.“


    Zum Wohle des Teams reagierte auch der Trainer. Nach Ivica Olics Einwechslung brachte er bald den erfahrenen Hans Sarpei (33) für den mitunter taktisch überfordert wirkenden Daniel Schwaab. Die Belohnung: Nach Adlers Rettungstat gegen Gomez schlug Sarpei in höchster Not den Abpraller in den Münchner Himmel. Er war ins Abwehrzentrum eingerückt, was Youngster Schwaab vorher zu oft unterlassen hatte. Sarpeis lapidarer Kommentar: „Dafür bin ich da, oder?“


    Für Tore da ist momentan Stefan Kießling (25), der beste Feldspieler an diesem Nachmittag. Allerdings wenig glücklich über die zweite Hälfte, „da haben wir uns ein bisschen versteckt, warum, weiß ich auch nicht. Aber das darf nicht passieren.“ Es passierte, dennoch bleibt Bayer ganz oben, „jetzt hoffentlich bis zur Winterpause. Wir müssen gegen Stuttgart nachlegen“, fordert Kießling.


    Keine Entscheidung fiel in München übrigens über die Zukunft von Toni Kroos (19). Der an Bayer ausgeliehene Münchener widersprach nach der Partie Meldungen, dass er auf jeden Fall im Sommer zurück zu den Bayern müsse: „Fakt ist, dass ich dort einen Vertrag habe. Aber eine Entscheidung hat es noch nicht gegeben. Was letztlich passiert, wird sich in der Rückrunde zeigen.“



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 23.11.09

    LEVERKUSEN: Hyypiäs Mahnung kam an


    Es waren keine glücklichen Gesichter, in die Sami Hyypiä (36) schaute, als er nach dem Schlusspfiff und dem obligatorischen Gang zu den Fans als einer der letzten Leverkusener in die Kabine kam: „So richtig gefreut hat sich keiner“, berichtete der Finne, der zwar erstmals während seiner langen Laufbahn in einem Pflichtspiel auf die Bayern traf, deren Qualität natürlich trotzdem kennt und deshalb resümierte: „So wie das Spiel lief, können wir zufrieden sein!“


    Hyypiäs Wert für die Mannschaft zeigte sich nach der Führung durch Gomez. Da beruhigte der Routinier für jeden sichtbar „seine“ Jungs, „ich versuchte, ihnen klar zu machen, dass sie ruhig weiter spielen sollen.“ Siehe da: Seine Mahnung kam an. Und Hyypiä freute sich: „Gegen Dortmund haben wir nach dem Rückstand den Kopf verloren und ohne Plan gespielt. Das haben wir heute nicht getan. Die Jungs haben sehr schnell gelernt!“


    Dies alles hätte nichts genutzt, wenn René Adler nicht kurz vor Schluss fantastisch gegen Mario Gomez pariert hätte: „Ein Gomez-Tor hat mir gereicht“, lachte Adler, der nach dem Spiel mit dem Bayern-Stürmer das Trikot tauschte und zufrieden in den Abend ging: „Die Bayern haben bis zur letzten Sekunde die Qualität für ein Tor. Das haben wir verhindert. Keine Frage, bei unserer Mannschaft ist eine Entwicklung erkennbar.“




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 23.11.09

    INTERVIEW DER WOCHE


    JUPP HEYNCKES
    Trainer von Bayer Leverkusen


    Als Nothelfer führte JUPP HEYNCKES (64) die Bayern im Endspurt der vergangenen Saison auf Rang zwei. Nun kehrt er mit Leverkusen als Tabellenführer nach München zurück. Der kicker sprach mit ihm.


    kicker: Herr Heynckes, Sie haben in vielen Interviews immer wieder betont, ohne die fünf Wochen München hätte es Ihr Comeback in der Liga nie gegeben. Mit welchen Gefühlen fahren Sie als Trainer des Tabellenführers in die alte Heimat?


    Jupp Heynckes: Momentan spüre ich noch gar nichts, dazu ist das Spiel zu weit weg. Aber es stimmt, diese fünf Wochen waren ausschlaggebend für mein Engagement in Leverkusen. Was am Sonntag sein wird? Ich denke, als gelassener und nüchterner Mensch werde ich so ins Stadion gehen wie sonst auch. Was dann aber während der 90 Minuten passieren wird, das vermag ich nicht zu sagen. Vor allen Dingen aber wird es ein wundervolles Wiedersehen mit den Spielern und den Fans, die mich sehr freundlich verabschiedet haben.


    kicker: Ihnen ist aber bewusst, dass ausgerechnet Sie mit einem Sieg in München einen Flächenbrand entfachen können?


    Heynckes: Damit das klar ist: Wir fahren nach München, um dort zu gewinnen. Wie meine Mannschaft in den vergangenen Wochen aufgetreten ist, das untermauert diese Intention. Wir haben an Stabilität in der Defensive gewonnen, die zweitmeisten Tore geschossen, all dies macht mich zuversichtlich. Aber wir wissen, dass die Bayern ein Top-Team stellen mit großer individueller Klasse.


    kicker: Sie haben den Bayern Louis van Gaal als Ihren Nachfolger empfohlen. Haben Sie mit dessen Problemen gerechnet?


    Heynckes: Sören Lerby und ich haben ihn den Bayern ans Herz gelegt. Er ist ein international erfahrener und renommierter Trainer, feierte große Erfolge in Holland und Spanien. Aber auch er braucht die Zeit, Ideen und Philosophie umzusetzen.


    kicker: Zeit, die Sie in Leverkusen nicht benötigten. Wieso klappte es mit Ihnen schneller bei Ihrem neuen Verein?


    Heynckes: Ach, was hier momentan passiert, das ist doch nicht mein Verdienst. Das ist ein Verdienst von Rudi Völler, Michael Reschke, Jonas Boldt und der Scouting-Abteilung um Norbert Ziegler. Die haben mir einen tollen Kader zusammengestellt. Und die Trainer, die vor mir hier waren, haben genauso ihren Anteil.


    kicker: Diese Bescheidenheit ehrt Sie, keine Frage. Ein wenig Anteil werden Sie aber auch schon haben, oder?


    Heynckes: Die Art und Weise, wie wir spielen, spricht für uns. Ich denke, ich habe der Mannschaft vermitteln können, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Die Jungs verinnerlichen das immer mehr. Wie groß war die Skepsis in der Öffentlichkeit am Anfang? Der Truppe ist nicht zugetraut worden, Rückstände umzubiegen. Das haben wir geschafft. Seit dem fünften Spieltag wird gefragt, wann wir einbrechen. Sind wir eingebrochen? Nein!


    kicker: Wird Bayer einbrechen?


    Heynckes: Ich sehe die Anzeichen nicht. Die Mannschaft hat sich stabilisiert, mit Sami Hyypiä ist ein Weltklasse-Manndecker dazugekommen. Und ganz wichtig: Der ganze Kader kommt sehr gut miteinander aus. Da sind Spieler dabei, die sich schon Jahre kennen. Da verzeiht man dem anderen viel eher mal einen Fehler. Sie unternehmen außerhalb des Platzes viel miteinander, das wirkt sich auf die Harmonie aus. Sie wissen: Es geht nur über das Kollektiv. Und über Kommunikation. Die meisten Spieler sprechen Deutsch. Wir hatten gegen Frankfurt vier deutsche Torschützen! Und gegen Schalke standen am Ende neun deutsche Profis auf dem Platz. Als ich hier anfing, habe ich gesagt, dass sich die Spieler wohl fühlen müssen, um Erfolg zu haben. Ich wollte eine Atmosphäre schaffen, die es einfacher macht, Leistung abzurufen. Für jeden. In Leverkusen harmonieren alle Abteilungen.


    kicker: Warum klappt das in München nicht?


    Heynckes: Noch mal: Bayern München hat mit van Gaal einen sehr guten Fachmann geholt. Er benötigt Zeit. Aber er benötigt auch Erfolge. Das Anspruchsniveau ist extrem in München, der Druck immens. Die Häme, die die Bayern jetzt erreicht, finde ich komplett überzogen. Das ist typisch deutsch. Aber mein Freund Uli Hoeneß und die anderen können sich trösten: Neid muss man sich erarbeiten. Und das haben die Bayern ohne jeden Zweifel geschafft. Sie sind der erfolgreichste Klub aller Zeiten in Deutschland. Das werden sie auch bleiben, wenn der Erfolg mal ein Jahr ausbleibt.


    kicker: Seit exakt 20 Jahren bleibt für Leverkusen der Erfolg in München aus. Warum ist das so?


    Heynckes: Das kann ich nicht beantworten. Was die Aktualität angeht, kann ich nur sagen, dass die Art und Weise, wie wir spielen, ganz einfach für uns spricht. Die Mannschaft will gewinnen.


    kicker: Es fehlen eine Handvoll verletzter Stammspieler. Haben Sie keine Sorgen, dass den jungen Spielern wie Schwaab, Kroos, Reinartz oder Derdiyok bei den großen Bayern das Herz in die Hose rutscht?


    Heynckes: Natürlich sind das junge Spieler, die lernen müssen. Aber die haben auf Schalke auch einen Hexenkessel erlebt und eine Stunde lang exzellenten Fußball gespielt. Nein, wegen der Jungs habe ich absolut keine Bedenken.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.11.09

    VON BERND SCHNEIDER


    Aktuell spricht in diesem Duell einiges für Bayer Leverkusen. Aber Vorsicht: Die Bayern wissen, dass sie neun Punkte hintendran sind, wenn sie verlieren! Das kann sie richtig gefährlich machen. Zumal es ja diese schwarze Serie gibt: 20 Jahre sieglos in München – das ist nicht logisch erklärbar. Wir haben oft gedacht, jetzt sind sie dran. Ob wir als Favorit oder als krasser Außenseiter hingefahren sind, regelmäßig kehrten wir enttäuscht zurück. Es gab Spiele, in denen wir uns selbst geschlagen haben, zum Beispiel durch ein Eigentor. Und es gab Spiele, da haben wir knapp verloren, wie beim 1:2 vor zwei Jahren, und hätten sieben oder acht Tore kassieren können. Der Mannschaft von Jupp Heynckes traue ich einiges zu, weil sie defensiv gut steht und mit Sami Hyypiä einen Top Innenverteidiger hat. Andererseits fehlen wichtige Akteure wie Rolfes, Kadlec, Helmes oder Renato Augusto. Die jungen Spieler konnten zwar zuletzt überzeugen, aber ob sie das auch in diesem speziellen Spiel in München draufhaben, müssen sie erst nachweisen. Ich wünsche es ihnen!





    NACHGEHAKT


    kicker: Herr Lesniak, Sie erzielten am 21. Oktober 1989 Leverkusens letztes Siegtor beim FC Bayern zum 1:0. Werden Sie am Sonntag abgelöst?


    Marek Lesniak (45): Nein, das Spiel endet remis, mein Name bleibt in dieser Statistik. Ich habe Co-Trainer Peter Hermann gesagt, der Verein soll mich einladen, wenn er gewinnen will. Aber das geschah nicht. Ich drücke Bayer trotzdem die Daumen.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.11.09

    LEVERKUSEN: Kroos freut sich auf München


    Sein sonniges Gemüt half ihm schon über so manche Klippe hinweg. Und auch aktuell gibt es für Patrick Helmes (25) keinen Grund, Trübsal zu blasen. Wenn auch seinem Wunsch, schon in München wieder zum Kader zu gehören, nicht entsprochen wird: „Der Trainer hat das so entschieden und er hat so viel Erfahrung, dass ich sicher bin, dass er richtig entschieden hat“, sagt Helmes, der seinen Kreuzbandriss vom Juli offensichtlich komplett überwunden hat, „allerdings fehlen ihm noch zwei, drei Wochen intensives Mannschaftstraining“, erklärt Jupp Heynckes. Helmes verhehlt nicht, dass er heiß auf sein Comeback ist, sagt aber auch: „Auf eine oder zwei Wochen kommt es jetzt auch nicht an.“


    Ohne Helmes also, dafür mit Toni Kroos (19) wird Bayer in der Allianz-Arena auflaufen. Und die Leihgabe aus München freut sich: „Das ist natürlich ein besonderes Spiel.“ Seine Formkurve weist nach oben seit er regelmäßig spielt, drei Tore erzielte er in den vergangenen fünf Spielen. Die aktuelle Form soll mehr sein als ein Zwischenhoch: „Ich weiß ja, was ich kann. Und ich war sicher, dass solch eine Phase kommen wird.“


    Die meisten Beobachter sind sich ebenso sicher, dass die Phase anhält. Auch weil Toni Kroos sich von den Diskussionen um seine Zukunft nicht verrückt machen lässt: „Früher oder später wird eine Entscheidung kommen. Aber ernsthaft diskutiert wird ja ohnehin erst, wenn die Bayern sagen, dass sie mich nicht wollen.“


    Eine Variante, die sich aktuell niemand vorstellen kann. Schon gar nicht, wenn die „Phase“ anhält.
    FRANK LUßEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.11.09

    Erster Startelf-Einsatz des Leverkuseners


    In der Bundesliga ist Stefan Kießling (25) der Top-Torjäger mit erzielten acht Toren. Gegen die Elfenbeinküste gab ihm Joachim Löw die Möglichkeit, sich im Nationaltrikot noch einmal zu zeigen. Und das von Anfang an. Nach zwei Einwechslungen gegen Dänemark (0:1, er spielte 45 Minuten) und Norwegen (0:1, 23 Minuten) stand der Leverkusener nun in der Startelf.


    „Ich habe eine eindeutige Leistungssteigerung bei ihm sehen können. Nicht nur wegen der Tore, sondern auch wegen seiner technischen Fähigkeiten“, so Löw zu der Nominierung des Stürmers. Und Kießling spielte bis zu seiner Auswechslung in der 70. Minute ordentlich. Dass er auch im dritten Länderspiel kein Tor erzielte, lag aber nicht an ihm, sondern vielmehr an Guy Demel, der ihn in der im Strafraum nur noch elfmeterwürdig zu Fall bringen konnte. Kießling zeigte sich vom Anpfiff weg agil, laufstark und legte zwei weitere Male gut für Podolski und Özil auf.


    Der 25-Jährige gab alles. Er betrachtete die Partie als „Chance“ sich zu zeigen. „Ich wollte der Mannschaft mit meinem Spiel helfen.“ Das gelang ihm. Sein drittes Länderspiel darf er getrost als zufriedenstellende Bewerbung für einen Platz in Löws Kader bewerten.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.11.09

    INTERVIEW DER WOCHE
    Seit Wochen präsentiert sich GONZALO CASTRO (22) in toller Verfassung. Als Rechtsverteidiger auf der linken Seite. Im kicker spricht der Leverkusener über alte Fehler, neue Chancen, Kritiker und Ziele.


    kicker: Sie spielen seit Wochen in Topform. Hatten Sie mit einer Nominierung für die Nationalmannschaft gerechnet?


    Castro: Nein, ich hatte mir keine großen Hoffnungen gemacht, nominiert zu werden. Ich bin zwei Jahre weg von der Nationalmannschaft.


    kicker: Wieso eigentlich? Rudi Völler sagte am vergangenen Wochenende nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt, außer Nationalspieler Philipp Lahm könne Ihnen fußballerisch keiner der Konkurrenten um den Außenverteidigerposten bei Joachim Löw das Wasser reichen.


    Castro: Das ist natürlich eine große Ehre, wenn er so etwas sagt. Aber ich darf das nicht nur hinnehmen, ich muss Rudi Völler bestätigen.


    kicker: Klappt das?


    Castro: Ich hatte eigentlich häufiger in den vergangenen zwei Jahren das Gefühl, dass ich eine Berufung verdient gehabt hätte. Aber der negative Eindruck war wohl zu nachhaltig.


    kicker: Woran lag das?


    Castro: Ich habe Fehler gemacht, leichte, vermeidbare Fehler. Die Konzentration war nicht immer ganz oben. Aber das habe ich abgestellt.


    kicker: Auch weil Sie jetzt links spielen?


    Castro: Kann sein. Das gefällt mir auf jeden Fall. Aber für den Erfolg würde ich überall spielen.


    kicker: Glauben Sie, dass Ihnen diese Vielseitigkeit in Sachen Nationalelf-Perspektive hilft?


    Castro: Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nicht, wie und was der Bundestrainer denkt. Ich kann nur durch Leistung auf mich aufmerksam machen.


    kicker: In der U 21 waren sie einer der Führungsspieler beim EM-Sieg im Sommer. Zuletzt wurden Sie bei Joachim Löw von Ihren damaligen Mannschaftskameraden Mesut Özil und Jerome Boateng überholt. Sauer?


    Castro: Ich freue mich für die Jungs. Ihre Berufung war nur eine Frage der Zeit. Genau wie bei mir.


    kicker: Das klingt nach jeder Menge Selbstbewusstsein. Werden Sie unterschätzt?


    Castro: Sagen wir so: Viele Beobachter sehen mich anders, als ich mich sehe.


    kicker: Schlechter?


    Castro: Ja, vielleicht.


    kicker: Warum ist das so?


    Castro: Vielleicht weil sie mehr von mir erwarten. Ich bin zwar erst 22, aber schon fünfeinhalb Jahre dabei. Ich bin dienstältester Profi bei Bayer, habe über 130 Bundesligaspiele. Da wird man wohl anders wahrgenommen als ein Spieler, bei dem es langsamer ging.


    kicker: Reiner Calmund, der Sie seit vielen Jahren kennt, sagte einmal, Sie würden spielen wie ein Spielertrainer. Ruhig und abgeklärt, aber ohne Pep. Trifft Sie das?


    Castro: Nein, weil er mich kritisieren darf. Er kennt mich lange, verfügt über große Erfahrung. Diese Kritik nehme ich an. Weil ich weiß, dass ich viel mehr Dynamik und Torgefahr zeigen kann, als ich dies oft getan habe. Zuletzt hat Herr Calmund mich gelobt, weil ich es verbessert habe. Ich habe mich gegenüber der vergangenen Saison entwickelt.


    kicker: Welche Rolle spielt Jupp Heynckes in diesem Prozess?


    Castro: Eine überragende Rolle! Seine Aura, die Ausstrahlung, die Erfahrung – wenn er etwas sagt, dann nimmt ihm das jeder Spieler ab. Er ist glaubhaft und authentisch. Wenn er Geschichten erzählt von Real, dann wissen wir: Er war da, wo jeder von uns liebend gern mal wäre. Ganz wichtig ist, dass er jeden von uns so lässt, wie er ist. Er arbeitet an unseren Stärken, mahnt viel und hilft viel.


    kicker: Wie äußert sich das auf dem Platz?


    Castro: Enge Spiele wie gegen Bochum (2:1, d. Red), in Köln (1:0) oder gegen Bremen (0:0) hätten wir mit ziemlicher Sicherheit im vergangenen Jahr vergeigt. Der Trainer hat uns vermittelt, dass man im Zweifelsfall auch mal mit einem Punkt zufrieden sein muss und dass man nicht verlieren kann, wenn die Null steht. Auf dem Platz ergänzt ihn Sami Hyypiä, die beiden spielen eine große Rolle.


    kicker: Jetzt wartet Bayern München. Holt Bayer sich wieder die obligatorische Klatsche ab?


    Castro: Die Bayern stecken in der Krise. Da ist richtig Druck. Die wollen sicherlich vermeiden, dass es noch mehr Theater gibt. Aber die Zeiten sind vorbei, dass wir da ehrfürchtig hinfahren und sagen, wir freuen uns über einen Punkt.


    kicker: Das haben natürlich schon Generationen von Bayer-Profis gesagt und alle sind sie frustriert zurückgefahren …

    Castro:
    Wie lange haben wir da nicht mehr gewonnen? 20 Jahre? Okay, dann wollen wir eben den ersten Sieg dort nach langer Zeit schaffen. Wir haben erfahrene Spieler und uns als Mannschaft weiterentwickelt, jeder ist ein Jahr älter und reifer als vergangene Saison. Wir wollen uns oben festsetzen. Und das geht aktuell am besten mit einem Sieg in München.

    kicker:
    Auffällig ist Ihr Spielverständnis mit Toni Kroos, Ihrem Partner auf der linken Seite. Haben sich da zwei gesucht und gefunden?


    Castro: Toni ist ein Toptalent. Es macht Spaß, mit ihm zu kicken. Er sieht Dinge voraus, da verstehen wir uns in vielen Situationen blind.


    kicker: Hoffen Sie noch auf die WM in Südafrika?


    Castro: Ich sehe die Sache realistisch. Wenn ich meine derzeitige Form halte, dann habe ich auch eine Chance. Besser als jetzt kann ich nicht spielen.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM




    PERSONALIEN
    BAYER LEVERKUSEN
    Renato Augusto (21) hat nach der Operation am Wadenbein seine Reha in Rio de Janeiro begonnen und wird nach heutigem Stand Mitte bis Ende der kommenden Woche nach Leverkusen zurückkehren.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.11.09

    Er wurde als ungelenk und nervenschwach kritisiert. Doch STEFAN KIESSLING (25) widerlegt seine Kritiker und glänzt mit bislang acht Saisontreffern. Das überzeugt auch Bundestrainer Joachim Löw.


    Der Regen am Samstagmorgen besaß nicht den Hauch einer Chance gegen die sonnige Laune des Stefan Kießling. Es gibt jede Menge Tage im Leben dieses jungen Mannes, da müsste man das Skalpell bemühen, um das Lächeln aus dem Gesicht des Blondschopfs zu operieren. „Ja, ich lache gerne“, gibt er zu, „ich bin wohl das, was man eine Frohnatur nennt.“


    Seit Monaten sorgt diese Frohnatur dafür, dass in Leverkusen alle lachen. Zumindest alle, die den ortsansässigen Bundesligisten lieber gewinnen als verlieren sehen. „Tabellenführer – und das jetzt zwei Wochen lang, ein geiles Gefühl“, formulierte Kießling nach dem überzeugend herausgespielten 4:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, diesem fußballerischen Katz-und Maus-Spiel, das mit Stefan Kießlings 8. Saisontreffer (50. Bundesligator) bereits zwei Minuten nach dem Anpfiff begann.


    Spitzenreiter für die nächsten zwei Wochen, die spielfreie Zeit, die für ihn keine mehr sein soll. Die Nominierung durch Bundestrainer Joachim Löw (49) für die Test-Länderspiele gegen Chile (Samstag, 14. November in Köln) und die Elfenbeinküste (Mittwoch, 18. November in Gelsenkirchen) fordern Kießling in ganz besonderem Maße. Denn der Blondschopf verspürt Verantwortung: „Ich will die nicht enttäuschen, die sich die ganze Zeit für mich aus dem Fenster gelehnt haben“, sagt er.


    Die Zahl seiner Fürsprecher wuchs stetig seit Saisonbeginn. Kein Wunder nach fünf Toren in den ersten fünf Saisonspielen und der damit verbunden Einstellung dieses Bundesligarekordes. Eine Einladung zu einem der Qualifikations-Länderspiele gab es trotzdem nicht. Rudi Völler (49), Leverkusens Sportdirektor und von 2000 bis 2004 selbst Teamchef der Nationalmannschaft und in dieser Eigenschaft bestens vertraut mit den Problemen der Nominierung, riet seinem Angreifer zur Ruhe: „Lass weiter Tore für dich sprechen, dann kommt alles wie von selbst.“ Gleichwohl ließ Völler keinen Zweifel daran, dass Kießling eine Berufung verdient hätte. Auch Jupp Heynckes (64), Kießlings Trainer, machte keinen Hehl aus seiner Meinung pro Kießling.


    Der Spieler selbst hielt sich vornehm zurück: „Ich kann es ja nicht erzwingen. Deshalb gebe ich keinen Kommentar ab“, so seine Standardantwort auf diesbezügliche Fragen. Auf dem Höhepunkt der Diskussion bat er öffentlich darum, nicht mehr mit dem Thema konfrontiert zu werden, er könne ohnehin nichts zur Klärung beitragen.


    Ab Dienstagnachmittag kann Kießling in Bonn, wo die Löw-Truppe Quartier macht, mit der Klärung der Frage beginnen, wie es für ihn weitergeht in der Nationalmannschaft. Der letzte Kontakt zwischen ihm und dem Bundestrainer datiert vom Februar 2009, damals durfte er für 22 Minuten beim Länderspiel gegen Norwegen (0:1) in Düsseldorf ran, ein Spiel zum Vergessen, für ihn wie für alle Beteiligten. Es war sein zweiter Einsatz in der Nationalelf, Im März 2007 stand er in Duisburg bei der 0:1-Niederlage gegen Dänemark eine Halbzeit auf dem Platz (kicker-Note 3). Zwei Spiele, zwei Pleiten, „das ist nichts, womit ich angeben kann“, meint Kießling lachend und sagt: „Wenn ich morgen in Bonn einlaufe, dann fühle ich mich als Neuling.“ Schüchterne Zurückhaltung impliziert diese realistische Selbsteinschätzung nicht: „Ich will mich jetzt reinkämpfen!“


    Vielen Fachleuten fehlt der Glaube, dass ihm das gelingt. Da ist zunächst die Tatsache, dass Kießling unterschätzt wird, seitdem er mit dem 1. FC Nürnberg auf der Bundesligabühne auftauchte. Zu staksig, zu ungelenk, zu nervenschwach, schimpften die Skeptiker. Die ihn genauer beobachteten, vermerkten bereits damals seine Vorzüge: Vorzügliche Einstellung, nimmermüde Einsatzbereitschaft, taktische Disziplin und Vielseitigkeit. Nach seinem Wechsel zu Bayer spielte er dort auf vier Positionen: als Sturmspitze ebenso wie als Links- und Rechtsaußen, sogar hinter den Spitzen wurde er ausprobiert. Nicht überall überzeugte er spielerisch, doch nie ließ er sich hängen. Es waren die Zeiten, als man den Offensivspieler Kießling vornehmlich über dessen Laufbereitschaft definierte.


    Diese Zeiten sind nun vorbei: „Das freut mich mit am meisten, dass ich jetzt durch Tore auf mich aufmerksam machen kann und nicht nur durch die Laufarbeit.“ Die ist freilich immer noch immens, es gibt wohl in der gesamten Liga keinen Stürmer, der so viele Meter macht wie der Leverkusener. „Das ist einfach mein Spiel. Und ich denke, das verlangt der Fußball heute. Wenn ich vom Rasen gehe, will ich immer sagen: Heute habe ich alles getan!“ Dieses Gefühl kann er fast immer, selbst bei spielerisch schwächeren Leistungen, für sich reklamieren. Umso besser für Kießling, dass nun auch noch die Treffsicherheit dazu kommt: „Ich bin vor dem Tor ruhiger geworden, vergebe keine hundertprozentigen Torchancen mehr.“ Große Geheimnisse um seine Form macht er nicht: „Ich habe eben gerade einen Lauf.“


    Gehörigen Anteil daran hat ohne Zweifel Trainer Jupp Heynckes. Vom ersten Tag an verband ihn mit Kießling ein unsichtbares Band, erklären kann der Spieler das nicht, „ich fühle mich einfach total wohl. Das Training macht Spaß, die Ansprache ist super, die Atmosphäre stimmt.“


    Eine Atmosphäre, in der ein Harmoniemensch wie er auflebt. Und sich vorbereitet auf sein Ziel Südafrika: „Natürlich will ich zur WM. Wenn ich dieses Ziel nicht hätte, könnte ich mir einen anderen Job suchen.“ Dass seine Chancen allenthalben als gering eingestuft werden, kratzt ihn, den Unterschätzten, herzlich wenig. Dass Bundestrainer Joachim Löw in der vergangenen Woche zitiert wurde, mit Gomez und Klose haben man bereits zwei zentrale Stürmer, da mache ein dritter von dieser Sorte wenig Sinn, schreckt ihn auch nicht wirklich. „Ich sehe es so: Mit Klose, Gomez und Podolski stehen drei Stürmer fest. Bleiben also noch zwei Plätze übrig.“ Der Vergleich mit Klose und noch mehr mit Gomez hinkt ohnehin. Kießling agiert noch mannschaftsdienlicher, ist nicht nur zentraler Stürmer: „Meine Vielseitigkeit spricht sicherlich nicht gegen mich.“ Gegen ihn spricht, dass Löw gern auf Altbewährtes setzt und sich zumindest auf Klose und Podolski immer verlassen konnte. Sicherlich wartet er die Entwicklung von Patrick Helmes ab, der in zwei Wochen in München erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder auf der Bank sitzen will. Für Kießling wird letztlich vieles davon abhängen, ob der Bundestrainer den verschlungenen Pfaden weiter folgt, die ihn beispielsweise zur Nominierung des Stuttgarters Cacau führte.


    Kießling hat selbst alle Karten in der Hand. Enden die Länderspiele drei und vier wie die ersten beiden, ist der Zug wohl abgefahren. Zeigt er auch im Nationalteam Leverkusener Form, wird Südafrika schnell ein Thema.
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.11.09

    LEVERKUSEN: Auch ohne fünf Stammspieler überzeugt Bayer


    Man kennt sich, man mag sich. Am Freitagmorgen ging Rudi Völler (49) in Leverkusen gemeinsam mit Michael Skibbe (44) frühstücken. Danach düste er mit Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (59) und Rainer Falkenhain (47), dem Lizenzspieler-Chef der Eintracht, nach Frankfurt zum Geburtstagsempfang von Wolfgang Wirthmann (60), dem Reiseorganisator des DFB. Auf der Rückfahrt gesellte sich noch Frankfurt-Boss Heribert Bruchhagen zur Fahrgemeinschaft. Das Spiel am Abend war natürlich ein Thema und Völler verriet den Frankfurtern, dass er „ein mulmiges Gefühl im Bauch“ verspürte – kein Wunder angesichts der Leverkusener Verletztenliste: René Adler (24), Michal Kadlec (24), Simon Rolfes (27), Renato Augusto (21) und Patrick Helmes (25) mussten ersetzt werden. Ein paar Stunden später war Völler kuriert und lachte zufrieden: „Die Jungs haben das sensationell gemacht.“


    Simon Rolfes, der außer Dienst gestellte Kapitän, hatte Rudi Völlers durchaus berechtigte Skepsis schon vor dem Spiel nicht teilen können: „Ich war vor dem Anpfiff in der Kabine“, so Rolfes am Sonntag zum kicker, „und die Jungs waren total konzentriert und fokussiert. Und so sind sie ja auch rausgegangen.“ Nach elf Minuten stand es 3:0, anschließend begann, was Rudi Völler „die Kür“ nannte und Trainer Jupp Heynckes (64) ein Lächeln aufs Gesicht zauberte: „Die Mannschaft hat sich nach dem klaren Vorsprung taktisch sehr klug verhalten, dem Gegner keine Chancen gelassen. Sie haben dazugelernt, das hat mich sehr gefreut.“


    Daniel Schwaab (21), Stefan Reinartz (20), Toni Kroos (19), Eren Derdiyok (21) – die jungen Burschen füllen die Lücken, die die verletzten Stammkräfte rissen. Bayers Kader ist breiter aufgestellt als in den vergangenen Jahren – die Personalpolitik trägt Früchte, das Niveau wird auch dann hoch gehalten, wenn der ein oder andere Nationalspieler einmal passen muss.


    Was dies alles für die Partie bei Rekordmeister Bayern am nächsten Spieltag bedeutet? Gar nichts! Dort haben die Leverkusener seit 20 Jahren nichts geholt, auch nicht mit den großen Teams aus der Zeit zwischen 1996 und 2002. „Warum sollen wir da nicht gewinnen?“, fragt Jupp Heynckes. Und Außenverteidiger Gonzalo Castro (Völler: „Außer Philipp Lahm kann ihm fußballerisch keiner das Wasser reichen!“) kündigt an: „Wir fahren mit breiter Brust dorthin!“ Nun denn!





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.11.09

    Mittelfeldspieler genießt den Augenblick und wartet auf München


    Im kicker-Interview am vergangenen Montag hatte Toni Kroos (19) es angekündigt. Man solle ihm nur regelmäßig die Chance geben, er würde sicher mit Leistung zurückzahlen. Große Worte – große Taten! Nach der Gala von Schalke (kicker-Note 1,5) nun der starke Auftritt gegen Frankfurt (Note 2), beide Vorstellungen gekrönt mit einem Tor, jeweils mit präzisem Schuss und technisch perfekt aus der zweiten Reihe erzielt.


    Keine Frage: Toni Kroos macht auf sich aufmerksam in diesem Herbst, umso mehr, als Bayer das nächste Spiel in der Allianz-Arena austrägt, bei den Bayern, Kroos’ letztem und – nach Lage der Dinge – auch kommenden Arbeitgeber. „Ich kann es nicht beeinflussen“, kommentiert der Offensiv-Allrounder die Fragen nach seiner Zukunft. Sein Vertrag in München läuft bis 2012, „die Bayern entscheiden“. Die Situation belastet ihn nicht, zu sehr genießt er den Augenblick und die Tatsache, dass er kurz vor dem Durchbruch steht: „Ich wollte mich durchsetzen. Jetzt will ich mich etablieren.“ Ein Spiel dort kommt ihm gerade recht, „auch wenn es letztlich nicht mehr als ein Spiel ist. Zuletzt standen wir immer hinter den Bayern, weil die konstanter spielten. Da müssen wir hin, wenn wir international spielen wollen.“ Mit „wir“ meint er Leverkusen. In München wird sich zeigen, wohin der Weg geht.




    NACHGEFRAGT
    „Ein Schritt zurück, zwei nach vorne“


    kicker: Herr Reinartz, Ihr Tor zum 2:0 nach Ecke Barnetta wirkte wie einstudiert …
    Stefan Reinartz (20): Ich stand am kurzen Pfosten, also da, wo ich stehen sollte. Es hat eben alles geklappt.
    kicker: Waren Sie nervös vor Ihrem Heim-Debüt in der Startelf?
    Reinartz: Es war etwas Besonderes, ohne Zweifel. Ein Tor, eine Vorarbeit – damit kann man im ersten Spiel nicht rechnen.
    kicker: Vor zwei Wochen mussten Sie noch im Regionalliga-Team aushelfen ...
    Reinartz: Man muss manchmal eben einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu kommen. Es ist für mich absolut in Ordnung, in der Zweiten auszuhelfen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.11.09


    DAS HAT DIR DER TEUFEL GESAGT !!! :LEV5 :levz1


    Mehr Möglichkeiten bleiben dann ja wohl nicht... Kannst danach jedenfalls auf jeden Fall behaupten: "Ich hab´s doch gesagt...!" :LEV14

    Derdiyok sieht Bayer „noch nicht da, wo wir sein müssten“ – Adler erklärt den späten Ausgleich

    Folgt man der prallen Bundesliga-Historie, kann Bayer Leverkusen sich bereits heute darauf vorbereiten, ab der kommenden Saison wieder international dabei zu sein. Zum 17. Mal erst in der 46-jährigen Geschichte der Eliteliga gelang es einem Team, die ersten elf Saisonspiele ungeschlagen zu überstehen. In acht Fällen wurde diese Mannschaft am Ende der Saison Deutscher Meister, belegte in jedem Falle aber mindestens einen Platz unter den ersten fünf der Tabelle.


    „Schöne Statistik“, sagt Stefan Kießling (25), dem von Bundestrainer Joachim Löw zugesichert wurde, für die Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste im November auf jeden Fall nominiert zu werden, „sie hilft uns aber nicht weiter. Die Punkte müssen wir selbst holen.“ Exakt in diesem Bereich weist Bayer jedoch Defizite auf. Zwar sammelte die Werkself aktuell mit 23 Zählern in elf Spielen schon sechs mehr als in der gesamten Rückrunde der Vorsaison. „Aber“, moniert Kießling, „wir haben die Big Points nicht gemacht!“


    Drei Unentschieden in Hamburg (0:0), gegen Dortmund (1:1) und nun in Schalke, „und jedesmal“, findet der Torjäger, „hätten wir gewinnen können. Und das 2:2 jetzt schmerzt besonders, weil die Konkurrenz uns eine schöne Vorlage geliefert hatte und wir sie nicht nutzen konnten. Das ist ärgerlich.“ Hin- und hergerissen ist der Stürmer bei der Bewertung der Lage: „Einerseits sind wir immer noch Tabellenführer, andererseits müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, nicht alles getan zu haben.“


    Nach der Pause verlor Bayer spielerisch den Faden, „da haben wir nicht mehr richtig Fußball gespielt“, analysierte Eren Derdiyok (21), der selbst eine gute Konterchance in einer Überzahlsituation überhastet vergab und zu folgendem Ergebnis kam: „Wir sind eben noch nicht da, wo wir eigentlich sein müssten!“


    Nicht da, wo er hingehört, war auch René Adler. Der Nationalkeeper sah bei beiden Gegentoren nicht wirklich glücklich aus. Beim 1:2 hätte er vorher das Gestochere vor seinem Tor unterbinden können, „verpasste“ seinen Einsatz und griff (obwohl im Fünfer) nicht beherzt genug zu, bis Kuranyi schließlich einschieben konnte. Den Ausgleich konnte er dann nicht verhindern, „weil ich weggerutscht bin, deshalb kam ich zu spät“. Sein Rezept gegen den Frust: „Mund abputzen, weiter machen und auf Freitag schauen.“ Dann kommt Frankfurt.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.11.09

    LEVERKUSEN: Geht der Verteidiger bald?


    Die Entwarnung kam am Sonntag und sorgte für hellere Mienen in Leverkusen. Sami Hyypiäs lädierter Knöchel war nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen, die Bänder sind in Ordnung, der Finne wird bald wieder ins Training einsteigen. Nach 73 Minuten und einer starken Leistung (die durch einen dicken Bolzen bei einem zu kurzen Rückpass auf René Adler etwas getrübt wurde) musste Hyypiä raus: „Ich konnte nicht mehr richtig laufen, es machte keinen Sinn mehr.“


    Für ihn kam Lukas Sinkiewicz (24), bislang in dieser Saison mit 14 Minuten Spielpraxis (beim 4:0 gegen Nürnberg) – und offenbarte in der nun folgenden Schalker Drangperiode Schwächen, die einer eben zeigt, wenn er selten spielt: „Ich kam in einer schwierigen Phase, es ist richtig blöd gelaufen“, so Sinkiewicz am Sonntag. An den Situationen, die zu den Gegentoren führten, sei er beteiligt gewesen, „dieses Spiel spricht sicher nicht für mich“.


    Mit Pech startete „Sinke“ in diese Saison. Zunächst erkrankte er, dann verletzte er sich. Am Duo Hyypiä/ Friedrich kam er nicht mehr vorbei. Die große Perspektive sieht er bei Bayer nicht mehr: „Ich mache mir meine Gedanken“, sagt der blonde Defensiv-Allrounder, dessen Vertrag 2011 ausläuft. Was allerdings nichts mit dem Spiel von Samstag zu tun hat: „Nein, das war nicht gut. Aber ich bin total überzeugt von mir!“




    PERSONALIEN


    BAYER LEVERKUSEN
    Gonzalo Castro (22) musste wegen einer Oberschenkelverhärtung auf Schalke (2:2) ausgewechselt werden, steigt aber am Dienstag wieder ins Training ein. + + + Renato Augusto (21) kann wegen einer Verletzung am Wadenbeinköpfchen immer noch nicht trainieren und fällt auch am kommenden Freitag gegen Eintracht Frankfurt aus. + + + Stefan Kießling (25) erlitt am Samstag in einem Zweikampf einen Hexenschuss und wurde am Sonntag nur behandelt. Der Angreifer will aber am Dienstag wieder ins Training einsteigen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.11.09

    Supertalent, Wunderknabe – das alles soll er sein. In einem seiner seltenen Interviews spricht TONI KROOS (19) über diesen Ruf, über Bayer, Bayern, Kahn, Hoeneß und die Nummer 10.


    kicker: Toni Kroos, Sie machen im Topspiel auf Schalke ein Traumtor, aber für Leverkusen steht trotz eines 2:0 nur ein 2:2. Freuen Sie sich dennoch über den Kunstschuss?


    Toni Kroos: Es war mein schönstes Tor im Profifußball, aber davon kann ich mir nichts kaufen. Die Enttäuschung überwiegt. Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben, waren klar besser, haben die Konter aber unglaublich schlecht ausgespielt.


    kicker: Interviews mit Ihnen finden sich eher selten. Was macht Sie so zurückhaltend?


    Kroos: Wer bei den Bayern war, wird automatisch vorsichtiger. Da gibt es jeden Tag einen riesigen Medienauflauf und nach zwei Pleiten herrscht bereits Abstiegsstimmung. Da ist diese Zurückhaltung sicherlich auch ein bisschen Selbstschutz. Aber unabhängig davon bin ich ohnehin nicht der Typ, der pro Woche zwei Interviews geben muss.


    kicker: Nach dem Motto „Lieber Taten als Worte“?


    Kroos: Sie sprechen auf mein Ziel an, mehr Spielanteile zu bekommen.


    kicker: Zum Beispiel.


    Kroos: Die zu bekommen, war Sinn der Sache, aus München wegzugehen.


    kicker: Wie weit ist München momentan entfernt?


    Kroos: Ich spiele für Bayer Leverkusen. Da kann ich keinen Gedanken an die Bayern verschwenden.


    kicker: Kein Blick zurück im Zorn? Haben Sie sich nicht einmal die Frage gestellt: Warum holen die Baumjohann und lassen mich gehen?


    Kroos: Ich gehe mal davon aus, dass seine Verpflichtung meinen Abgang beschleunigte. Natürlich macht man sich seine Gedanken. Aber letztlich hat mir diese Entscheidung ja geholfen.


    kicker: Das Trikot mit der 10, das Uli Hoeneß für Sie reservieren wollte, trägt nun Arjen Robben. Sauer?


    Kroos: Mir persönlich hat Herr Hoeneß das nie gesagt. Und ehrlich gesagt war es für mich nie ein Thema, mit welcher Nummer ich in München auf der Bank sitze.


    kicker: In Leverkusen tragen Sie die 39, spielen aber häufiger. Wie fällt die Zwischenbilanz aus?


    Kroos: Eindeutig positiv. Ich wollte häufiger spielen und maximalen Erfolg mit der Mannschaft. In der Rückrunde der vergangenen Saison hat das mit den Spielanteilen auf jeden Fall geklappt, das mit den Erfolgen weniger. In dieser Saison klappt bislang beides ganz gut. Ich spiele oft und wir stehen in der Tabelle oben. Das ist okay.


    kicker: Die Experten streiten sich über Ihre Position. Wo sehen Sie sich am liebsten?


    Kroos: In der Mannschaft. Nein, Spaß beiseite: Meine Lieblingsposition ist die zentral hinter den Spitzen. Aber diese Position gibt es in Leverkusen nicht. Deshalb muss ich mich umschauen und sehen, wo ich am besten hinpasse. Und da favorisiere ich von meiner Spielweise her die linke Seite.


    kicker: Als „Ausnahmespieler“ und „absolutes Talent“ bezeichnete Sie Ottmar Hitzfeld, für Oliver Kahn waren Sie „das Beste, was ich seit Jahren im Nachwuchsbereich gesehen habe“. Mehmet Scholl wollte bereits den 16-jährigen Toni Kroos zum Training der Profis holen. Sie wurden zum besten Spieler der U-17-Weltmeisterschaft 2007 gewählt – wie geht man mit diesem Lob um, das ja auch immer mit Erwartungen verbunden ist?


    Kroos: Zunächst finde ich es schön, wenn solche Experten so etwas über mich sagen. Diese Aussagen machen mir auch keinen Druck. Aber ich verspüre schon eine gewisse Verpflichtung. Oliver Kahn hat das ja nicht nach dem ersten Training gesagt und danach nie wieder. Er hat das gesagt, nachdem wir ein halbes Jahr oder so miteinander trainiert hatten. Da steckt also etwas dahinter. Und dem versuche ich gerecht zu werden.


    kicker: Kritiker werfen Ihnen vor, Sie würden stagnieren und nicht immer so am Spiel teilnehmen, wie es Ihrem Können entspricht. Was entgegnen Sie diesen?


    Kroos: In jedem Spiel Top-Leistung abzurufen – das geht nicht! Bei mir ist es so: Wenn ich weiß, dass ich spiele, auch dann spiele, wenn ich mal zwei nicht so gute Leistungen gezeigt habe, dann verspüre ich das Vertrauen, das ich brauche. Und dann kommt die Konstanz automatisch. Ansonsten sage ich: Was ich bisher gezeigt habe, ist für einen 19-Jährigen absolut okay.


    kicker: Der Leihvertrag mit Bayer läuft im Sommer aus. Wie sieht Ihre Karriereplanung aus?


    Kroos: Zunächst fand ich es ungewöhnlich, dass Bayer mich im Januar so kurz vor Ende der Transferperiode geholt hat. Anfragen hatte ich ja schon vorher viele. Aber keine Freigabe. Die kam dann ganz plötzlich und Bayer ist drangeblieben. Obwohl ich verletzt war und die Bayern sich eine Rückholklausel für den Sommer einbauen ließen, haben sie das durchgezogen. Das hat mir gefallen. Wie es im kommenden Sommer weitergeht, liegt nicht bei mir. Ich habe in München einen Vertrag bis 2012, der FC Bayern entscheidet.


    kicker: Gab es bereits Signale?


    Kroos: Nein, keine.


    kicker: Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was wäre das?


    Kroos: Gute Frage! Mir bleibt nichts, als möglichst erfolgreich und gut zu spielen. Dann sehen wir weiter.


    kicker: Theoretisch wäre auch ein Wechsel zu einem anderen Klub möglich?


    Kroos: Theoretisch ist vieles möglich. Auch das.


    kicker: Arbeiten Sie deshalb erstmals in Ihrer Karriere mit einem Berater zusammen?


    Kroos: Es gab ja schon viele Anfragen diesbezüglich. Mein Vater, mein Bruder Felix und ich haben uns dann für die Zusammenarbeit mit der Kölner Agentur „Sports Total“ entschieden, weil das Gesamtpaket stimmte. Was mir da gefällt, ist, dass der Geschäftsführer Volker Struth und sein Team sehr oft rausgehen zum Training und mir ihre Eindrücke schildern.


    kicker: Lassen Sie sich etwas sagen?


    Kroos: Auf jeden Fall. Allerdings nicke ich nicht alles ab, da werden die Meinungen schon ausgetauscht.


    kicker: Von Beginn an wurden Sie und Ihr 14 Monate jüngerer Bruder Felix, der für Hansa Rostock spielt, von Ihrem Vater sportlich begleitet. So etwas kann Probleme bringen. Wie war es bei Ihnen?


    Kroos: Mein Vater ist besonders kritisch. Er hat es uns nie leicht gemacht, viel gefordert und uns von Anfang an klargemacht, dass wir mehr tun müssen. Deshalb haben wir viel zusätzlich gearbeitet. Das war sicherlich mitunter nervig, aber das Ergebnis ist positiv, kann sich bei beiden sehen lassen. Und das ist entscheidend. Ich bin meinem Vater sehr, sehr dankbar.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.11.09