Beiträge von BayAddict

    Der Bayer-Sportdirektor spricht über Skeptiker, Höhenflüge, Duelle und die Bayern


    Spitzenspiel, die Zweite! Zwei Wochen nach dem 0:0 in Hamburg reist Bayer Leverkusen zum FC Schalke.
    Im kicker spricht Bayer-Sportchef Rudi Völler (49) über ...


    ... den Eindruck, dass der Spitzenreiter aktuell schwächelt: „Nein, das 0:0 in Hamburg war ein absolut positives Ergebnis und ein 0:0 auf hohem taktischen Niveau. Und wer das 1:1 gegen Dortmund gesehen hat, der muss auch gesehen haben, dass wir lange Zeit total überlegen waren, wenn wir auch nicht geglänzt haben. Richtig ist auch, dass uns die Ausfälle der vier Stammspieler Rolfes, Kadlec, Renato Augusto und Helmes wehtun.“


    ... die Skeptiker, die auf den Einbruch warten: „Wir sind Tabellenführer und dies zu Recht. Aber wir gehen realistisch mit der Situation um. Bremen, Hamburg, Schalke, Hoffenheim – die sind alle stark. Und die Bayern kommen noch. Unser vorrangiges Ziel ist es, möglichst große Distanz auf Platz sechs zu halten. Daran arbeiten wir.“


    ... das Potenzial der Mannschaft: „Wir sind alle mehr als zufrieden. Aber wir wissen ebenso alle, dass es noch Luft nach oben gibt.“


    ... den Höhenflug des FC Schalke: „Was bei den Schalkern immer gut funktionierte, war das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft. Und daran hat sich unter Felix Magath sicher nichts geändert, im Gegenteil. Jetzt können sie dem Gegner auch noch im richtigen Moment wehtun. Eins ist klar: wenn du gegen Schalke in Rückstand gerätst, wird es schwer.“


    ... das Duell Adler gegen Neuer: „Solche Spiele gibt es ja häufiger aufgrund der Konstellation im Tor der Nationalelf. Da spielt René eben gegen Werder mit Tim Wiese, gegen Hannover mit Robert Enke, jetzt gegen Schalke mit Manuel Neuer. Wer den mentalen Druck eines Spiels wie in Moskau so gut verarbeitet wie René, den kann sowieso nichts mehr erschüttern. Für die Öffentlichkeit ist es ein interessantes Duell, die Spieler selbst sehen das nicht so.“

    ... den Vorteil, nur in einem Wettbewerb spielen zu müssen:
    „Im Moment ist das noch kein Vorteil. Schwer zu sagen, ob es einer wird. Es wird sich zeigen.“


    ... den FC Bayern in dieser Saison: „Es ist gefährlich, die in irgendeiner Form abzuschreiben. Die sind nicht weg! Wer die Tabelle sieht, der sieht auch, dass die ganze vier Punkte Rückstand auf uns haben. Das einzig wirklich Überraschende ist, dass sie nicht ganz vorne stehen.“
    FRANK LUßEM






    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.10.09

    LEVERKUSEN: Trainer Heynckes erkrankt – Spekulationen um den Nationaltorhüter


    Nicht mal in Ruhe verreisen kann man heute. Der Kurztrip nach Liverpool am vergangenen Sonntag ließ prompt die Spekulationen ins Kraut schießen. Dabei wollte René Adler (24) sich doch nur ein interessantes Fußballspiel anschauen, immerhin kickte der FC Liverpool gegen Manchester United. „Ich finde es super, wenn sich Spieler so mit ihrem Job auseinandersetzen“, lobt Rudi Völler, der Sportchef, den Nationalkeeper für diese private Fortbildungsmaßnahme. Über die daraus in England entstandenen Zeilen, die ein Interesse von Manchester United am deutschen Nationalkeeper kolportieren, kann man in Leverkusen nur schmunzeln. „Schön, wenn unsere Leute begehrt sind“, sagt Völler. Dies zeige doch, dass man eine gute Mannschaft und nicht so viel falsch gemacht habe bei der Kaderplanung.


    Adler selbst macht seit langem keinen Hehl daraus, dass er irgendwann in England spielen will. Sein bis 2012 laufender Vertrag beinhaltet eine Ausstiegs-Klausel, allerdings für deutlich über 20 Millionen Euro und nur für einen einzigen Klub – dass es sich dabei um ManUnited handelt, pfeifen die Spatzen längst von den Dächern.


    Doch das ist Zukunftsmusik, aktuell wartet Schalke 04 auf Bayer Leverkusen, und René Adler (mit sechs Gegentoren die wenigsten der Liga, kicker-Durchschnittsnote 2,70 nach zehn Spielen) wird sich im direkten Duell mit seinem Kollegen Manuel Neuer (23) messen. Einen Umstand, den er völlig zur Seite schiebt: „So was lenkt nur ab. Ich bin komplett auf dieses Spiel fokussiert!“ Will sagen: Nicht Adler gegen Neuer ist entscheidend, sondern ein Erfolg in Gelsenkirchen.


    Möglicherweise droht am Samstag ein Platz auf der Bayer-Bank frei zu bleiben: Cheftrainer Jupp Heynckes (64) liegt seit Montag mit einem Infekt flach, die Einheiten unter der Woche leitete Assistent Peter Hermann (57) in enger Absprache mit Heynckes. Im Mannschaftstraining begrüßen konnte Hermann dabei Patrick Helmes (25). Der Stürmer hat die Folgen seines im Juni erlittenen Kreuzbandrisses so weit überwunden, dass er die ein oder andere Trainingsform absolvieren kann: „Es geht täglich besser. Ich verspüre keine Schmerzen am Knie. Ich hoffe, nach dem Spiel gegen Frankfurt nächste Woche endgültig wieder ins Training einsteigen zu können.“
    FRANK LUßEM



    Der Vollständigkeit halber noch (da auch gleiche Headline):


    Neuer: Wenn er geht, dann zu ManUnited


    SCHALKE: Die großen Hoffnungen ruhen auf einem Einzug in die Champions League


    Die Spekulationen um Manuel Neuer (23) machen trotz der Absage von Felix Magath in Richtung FC Bayern deutlich: Der Fall Neuer beschäftigt Schalke weiter. Viele Fragen drehen sich um den Torhüter. Der kicker gibt Antworten:
    Ist der FC Bayern der Favorit auf eine Neuer-Verpflichtung?
    Nein, der heißt Manchester United! United sieht sich seit Monaten nach einem Nachfolger für Edwin van der Sar (39) um. Oben auf der Liste: Neuer. Trainer Sir Alex Ferguson beobachtete den Keeper mehrfach – und ist begeistert. Bei den Schalkern ist das Interesse bekannt, sie wissen: Wenn Neuer wechselt, führt sein Weg sehr wahrscheinlich zu Manchester. Nur: Ein Vorvertrag oder eine Option existiert nicht.
    Will Neuer überhaupt weg?
    Sicherlich nicht in der Winterpause. Im Vorfeld der WM 2010 ist der Ur-Schalker bei „seinem“ Klub am besten aufgehoben. Ein Wechsel mit möglichen Anpassungsproblemen könnte Neuers WM-Ambitionen nur schaden.
    Benötigt Schalke Geld aus einem Neuer-Verkauf?
    Nicht aktuell. Der sportlich gelungene Saisonstart eröffnet eine neue Perspektive. Sollte der Klub überraschend in die Champions League einziehen, würde ein riesiger Batzen Geld in die Vereinskasse fließen. Die erwartete Unterdeckung in dieser Saison in Höhe von 20 bis 30 Millionen Euro könnte durch die künftigen Einnahmen bei einem Champions-League-Start quasi ausgeglichen werden. Diesen Spagat versuchen die Schalker Macher hinzubekommen. Sportlich wollen sie die Substanz der Mannschaft erhalten, um die Europacup-Ziele nicht zu gefährden. Deshalb blockten sie auch im Sommer lukrative Angebote ab, unter anderem für Neuer (Bayern) oder Benedikt Höwedes (Wolfsburg). Die Champions League würde alles möglich machen – selbst eine Verlängerung des Neuer-Vertrags über 2012 hinaus. Geht das Vorhaben schief, personifiziert der Keeper das Tafelsilber, das die Unterdeckung durch einen Verkauf schließen könnte.
    Verlässt im Winter ein anderer Spieler Schalke 04?
    Als heißester Verkaufs-Kandidat gilt weiter Rafinha (24). Der FC Barcelona soll mittlerweile bereit sein, an die 15 Millionen Euro für ihn hinzublättern. Bei dieser Summe würde Felix Magath wohl einem
    Wechsel zustimmen.
    JAN LUSTIG





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.10.09

    Leistungsschwankungen ärgern den Torhüter – Renato Augusto wird schmerzlich vermisst


    Der Sonntag gehörte der Aufarbeitung des aktuellen Geschehens ebenso wie der beruflichen Fortbildung. Gemeinsam mit (und auf Initiative von) Sami Hyypiä (36, spielte zehn Jahre für den FC Liverpool) flog René Adler (25) nach Liverpool, genoss zunächst die Atmosphäre an der Anfield Road und dann den anschließenden Kracher (2:0 für die Hausherren) zwischen den „Reds“ und Manchester United.


    Anschauungsunterricht für den Nationaltorhüter, der in seiner Heimat aktuell mit Leistungsschwankungen seines Teams leben muss, die ihm nicht gefallen können. Nachdem er in der vergangenen Woche, nach dem Remis in Hamburg, Bayer noch der „Bundesligaspitze“ zuordnen konnte, musste er dieses Prädikatsurteil nach dem 1:1 gegen den BVB revidieren: „Wer oben bleiben will, muss solch ein Spiel gewinnen. Wir haben uns vor der Pause den Schneid abkaufen lassen, so darf man es nicht runterspielen.“ Da widersprach Adler niemand, deutlich hatte die Mannschaft in „ihrem schlechtesten Saisonspiel“ (Trainer Jupp Heynckes, 64) Defizite aufgezeigt: Mal zu fahrig, mal zu lässig, dann wieder zu unkonzentriert und meist völlig uninspiriert berannte sie einen Gegner, der nach der Führung nur noch tief stand, um den knappen Vorsprung zu verteidigen. Sportchef Rudi Völler (49): „Wir haben sicher nicht gut gespielt. Aber es war absolut okay, wie die Jungs nach der Pause Druck gemacht haben. René Adler hätte nicht mal duschen müssen nach dem Schlusspfiff. Er hat keinen einzigen Ball draufgekriegt.“


    Die defensive Stabilität stimmte auch am Freitag mit Ausnahme der Szene, die zum 0:1 führte. Nach vorne aber fehlt einiges momentan. Was sicherlich daran liegt, dass mit Michal Kadlec (24, Syndesmose), Simon Rolfes (27, Gelenkspülung) und Renato Augusto (21, Wade) drei unumstrittene Stammspieler fehlen, von Patrick Helmes (25, Kreuzbandriss) spricht schon keiner mehr. Doch mit diesem Quartett fehlen Raffinesse, Stabilität, Wucht. Und ebenso die Möglichkeit, jungen Spielern wie Daniel Schwaab (21) oder Eren Derdiyok (21) mal eine Verschnaufpause zu gönnen. Gerade gegen tief stehende Teams wie Dortmund wird Renato Augusto schmerzlich vermisst, seine Finten, seine Flankenläufe, seine Ideen. Dass all dies nach dem schwachen 1:1 kein Thema war, spricht wiederum für die Leverkusener.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.10.09

    LEVERKUSEN: Bender-Zwillinge im Duell


    Er hätte sich auf alle Zeiten verewigen können in der Chronik der Familie Bender aus Brannenburg am Wendelstein. Doch als nach knapp zwei Minuten der Ball über Eren Derdiyok und Toni Kroos zum frei vor dem Dortmunder Tor stehenden Lars Bender (20) kam, verzog der Mittelfeldspieler, verpasste so die Führung und die Chance, dem Spiel einen völlig anderen Weg zu weisen. Und natürlich versäumte er den persönlichen Triumph im ersten „Bruderkampf“ seit dem Wechsel von 1860.


    Zwilling Sven, der Dortmunder, darf das erste Aufeinandertreffen der Bender-Twins deshalb als Punktsieg verbuchen: Nicht verloren und durchgespielt, während der Bruder nach 55 Minuten rausmusste. „Zum Schmunzeln war das schon“, befand der Dortmunder, „er hat halblinks gespielt, ich halbrechts, da standen wir uns relativ häufig gegenüber.“ Einen wirklich krachenden Zweikampf konnten sie verhindern, den Trikottausch mussten sie verschieben, weil Lars früher in der Kabine verschwunden war. Auch das gemeinsame Essen mit der stolzen Zwillings-Mutter musste storniert werden, Svens anstehende Pokalaufgabe mit dem BVB zwang ihn früh ins Bett. „Macht nichts“, kommentierte Lars, „wir holen das nach.“ Sicher kein leeres Versprechen – denn die Benders sind angekommen in der Bundesliga! Wenn auch gegeneinander.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.10.09

    LEVERKUSEN: Trainer Heynckes sieht den Innenverteidiger als Nationalelf-Kandidat


    Alle schwärmen von Bayers neuer Defensivstärke und Abwehrchef Sami Hyypiä (36, kam vom FC Liverpool). Über Manuel Friedrich spricht niemand. Obwohl der 30-Jährige bislang laut Jupp Heynckes „sehr konstant und sehr konzentriert“ in der Innenverteidigung spielt. Friedrichs Hoch habe „auch mit der Gesamt-Defensivstrategie zu tun“, so der Trainer. Die Werkself agiert unter ihm kompakter. „Sami hält durch sein Stellungsspiel einiges weg, wie auch Arturo Vidal und Simon Rolfes vor der Abwehr, dadurch ist es für mich einfacher“, erklärt Friedrich den Unterschied.


    Der schlägt sich in Zahlen nieder: nur fünf Gegentore. Friedrichs kicker-Notenschnitt liegt bei 2,83. Damit ist er zweitbester deutscher Innenverteidiger hinter Per Mertesacker (2,78) und vor den aktuellen DFB-Kandidaten Jerome Boateng (3,00), Serdar Tasci (3,50), Heiko Westermann (3,78) und Arne Friedrich (3,81). Also fragt Heynckes: „Warum sollte Manu nicht noch eine Chance haben, ins Aufgebot für Südafrika zu kommen? Die Chance ist da.“ Friedrich (neun Länderspiele, ein Tor) sieht dies anders: „Ganz klar: Ich bin Ex-Nationalspieler. Ich glaube, der Bundestrainer hat andere Spieler auf dem Zettel. Das ist nachvollziehbar.“ Hat der kopfballstarke Recke also keine Ambitionen auf die WM 2010? Friedrich: „Ich versuche meine Leistung zu bringen, vielleicht meldet sich dann jemand. Aber ich glaube nicht dran – außer Sami wird eingedeutscht…“ Die DFB-Elf hat er abgehakt, weil sein letzter Einsatz dort im Februar 2008 beim 3:0 in Österreich, kicker-Note 5, „katastrophal war. Da habe ich gemerkt, das war mein letztes Länderspiel“.


    So konzentriert er sich auf Bayer, wo er keine Probleme hat, sich Hyypiä unterzuordnen. „Was Sami sagt, ist Gesetz“, erklärt Friedrich zur Hackordnung, aus der gegen Dortmund Simon Rolfes herausfällt. Der Mittelfeldakteur pausiert wegen einer Kniespülung zehn Tage lang. Ohne den Kapitän steht Bayers neue Defensivqualität auf dem Prüfstand. Friedrich will wieder zu dieser beitragen. Über ihn sprechen wird nachher aber wohl erneut keiner.
    STEPHAN VON NOCKS




    NACHGEHAKT
    kicker: Herr Bender, gegen Dortmund könnten Sie erstmals in Ihrem Leben in einem Spiel auf Zwillingsbruder Sven treffen. Haben Sie Vorfreude oder Bammel?


    Lars Bender (20): Ein bisschen gemischte Gefühle, aber auf alle Fälle Vorfreude, weil wir jetzt in der Ersten Liga dabei sind, und es etwas Besonderes ist, gegen seinen Bruder zu spielen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 22.10.09

    Über den Titel will Heynckes noch nicht reden – Sportdirektor Völler fordert Sieg gegen Dortmund


    Sie waren nicht gekommen, um im Hurrastil die Tabellenführung beim direkten Verfolger zu verteidigen. Und auch nicht, um dem Ex-Trainer Bruno Labbadia, dem man, so Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „freundschaftlich“ begegnete, in die Karten zu spielen. Der Spitzenreiter trat vorsichtig, lange Zeit überraschend verhalten beim punktgleichen Tabellenzweiten auf. Vom spektakulären Offensivfußball, den die Mannschaft zweifelsohne spielen kann, war nicht viel zu sehen. Und so gingen Spieler und Verantwortliche trotz des als Erfolg zu wertenden Remis auch kritisch mit der eigenen Darbietung um. „Viele Kontermöglichkeiten haben wir durch unsauberes Passspiel versäumt“, monierte Holzhäuser. Trainer Jupp Heynckes resümierte nicht ganz zufrieden: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir mutiger nach vorne spielen.“


    Allein: Seine Wechsel waren auch nicht gerade der Aufruf zur Attacke auf den HSV. Erst brachte er Mittelfeldmann Toni Kroos für Stürmer Eren Derdiyok, dann den defensiven Stefan Reinartz für den verletzten Offensivaußen Renato Augusto. Heynckes sicherte lieber einen Punkt und die Spitzenposition, verzichtete auf das große Risiko. „Wir haben unser Spielkonzept auf Abwehrorganisation angelegt“, erklärte der Trainer, dessen Taktik zweifelsohne aufging.


    Und so verließen die Bayer-Schützlinge den Ort des Gipfeltreffens erhobenen Hauptes, weiterhin als Tabellenführer. Doch wo will man hin? Ist man schon eine Spitzenmannschaft? Oder doch nur ein Zufalls-Erster? „Eine Spitzenmannschaft hätte dieses Spiel gewonnen“, äußert sich Tranquillo Barnetta bei diesem Thema wie die meisten seiner Mitspieler lieber defensiv. Der europäische Wettbewerb bleibe das Ziel, so Trainer Heynckes, der vor dem 30. Spieltag vom Thema Meisterschaft nichts wissen möchte. „Wenn wir dann auch noch oben stehen, können wir darüber reden.“ Mit breiterer Brust tritt hingegen Nationaltorwart René Adler auf, im Gespräch mit dem kicker sagte er: „Wir stehen auf Platz eins, ich zähle uns zur Spitze des deutschen Fußballs.“


    Die Spitzenposition in der Liga gilt es nun weiter zu verteidigen. „Es ist jetzt alles enger zusammengerückt“, so Sportdirektor Rudi Völler, der einen Sieg am Freitag gegen Dortmund fordert. „Wir müssen jetzt nachziehen.“ Mit mehr Mut nach vorne sollte das möglich sein.



    PERSONALIEN
    Renato Augusto (21) musste nach einem Tritt gegen die ohnehin angeschlagene linke Wade in Hamburg (0:0) ausgewechselt werden, wird aber in dieser Woche wieder normal trainieren.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.10.09

    LEVERKUSEN: Friedrich profitiert vom Finnen


    Sami Hyypiä wollte nicht in Superlative verfallen. „Es war kein perfekter Tag für mich“, sagte der Finne nüchtern. Erstens habe Bayer Leverkusen das Spitzenspiel nicht gewonnen. Und: „Es gibt immer ein paar Dinge, die ich verbessern muss.“ Seine Arbeit in der Hansestadt machte er freilich ausgesprochen gut. Seine Mitspieler waren begeistert. Wieder einmal. „Das ist absolute Weltklasse“, betont Nebenmann Manuel Friedrich, der auf dem Weg zu alter Zuverlässigkeit ist. Dank Hyypiä? „An seiner Seite sieht jeder gut aus“, sagt Friedrich, „ich fühle mich top.“


    Top ist auch das, was die gesamte Defensivabteilung abliefert. Zum vierten Mal in Folge blieb Bayer ohne Gegentor, Torwart René Adler musste beim HSV noch nicht mal einen Ball parieren. Die beste Abwehr der Liga – dank Hyypiä? „Wir profitieren alle von seiner Ausstrahlung“, erklärt Adler, „er coacht uns auf dem Platz.“ Mit seinen 36 Jahren ist der Finne ein Vorbild. „Körperlich wie ein 25-Jähriger“, streicht Trainer Jupp Heynckes heraus. Und Sportdirektor Rudi Völler sieht genüsslich zu. „Viele haben den Kopf geschüttelt, als wir Sami geholt haben. Aber wir wussten: Er ist genau der richtige Mann.“ Der Ex-Liverpooler, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2011, fühlt sich pudelwohl („Ich genieße jede Minute“), sein Karriereende ist nicht in Sicht. Völler hofft: „Mit dieser Zähigkeit, mit diesem Willen kann er noch ein paar Jahre spielen.“ Am besten für Bayer.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.10.09

    Vor dem Topspiel beim HSV erklärt Jupp Heynckes bei Sport1.de Leverkusens Erfolgsrezept. Ein Defensivmann bekommt ein Sonderlob.


    Von Julian Meißner und Martin Volkmar


    München - Das Staunen war groß, als Bayer Leverkusen im Juni Jupp Heynckes als Nachfolger von Bruno Labbadia präsentierte.


    Doch der 64-Jährige, der fünf Spieltage vor Saisonende eigentlich nur zwecks eines Freundschaftsdienstes für Bayern-Manager Uli Hoeneß ins Bundesliga-Geschäft zurückgekehrt war, zeigt momentan mit Leverkusen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.


    Ganz im Gegenteil: Nach acht Spielen führt sein Team ungeschlagen die Bundesligatabelle an und will diese Position im Topspiel der neunten Runde beim - ebenfalls noch unbesiegten - Hamburger SV selbstverständlich verteidigen.


    "Effizienter, ökonomischer"


    Eine Ausgangslage, mit der vor der Saison die wenigsten Experten gerechnet hatten.


    "Die Mannschaft ist in einem Entwicklungsprozess", erklärt Heynckes den Lauf seines Teams gegenüber Sport1.de: "Sie spielt effizienter, ökonomischer, nicht mehr auf Teufel komm raus", so der Bayer-Coach.


    Und weiter: "Sie macht weniger Fehler, vermeidet zum Beispiel einfache Ballverluste, wenn wir mit fünf, sechs Mann in der Vorwärtsbewegung sind."


    Offensive gezügelt


    Zudem hat "Don Jupp" Bayers einst unbändigem Offensivdrang ein Ende gesetzt.


    Er lobt seine Mannschaft: "Sie fokussiert sich nicht mehr nur vornehmlich auf das Erzielen von Toren."


    Heißt: "Auch ein schlichtes 0:0 kann ein Erfolgserlebnis sein, wenn es gegen einen starken Gegner erreicht wird. Die Mannschaft ist gereift. Und sie hat mit einem Spieler wie Sami Hyypiä einen ruhenden Pol bekommen."


    Beste Defensive der Liga


    Auch der Einkauf des finnischen Routiniers im stolzen Alter von 36 Jahren sorgte im Sommer für Aufsehen.


    Doch die neu gewonnene Stabilität der Bayer-Verteidigung gibt den Verantwortlichen um Heynckes und Sportdirektor Rudi Völler Recht.


    Mit nur fünf Gegentreffern stellen die Rheinländer gemeinsam mit Schalke 04 die beste Defensive der Liga.


    Ritual mit Adler


    Und die Bayer-Youngsters wie Torhüter Rene Adler haben in Hyypiä neben dem Trainer eine zweite Vaterfigur.


    So verriet der DFB-Keeper jüngst, dass er sich mit seinem zwölf Jahre älteren Vordermann vor jeder Partie speziell darauf einschwört, auch ja die Null zu halten.


    Immerhin in sechs von zehn Pflichtspielen ging der Plan auf. Auch Rückschläge wurden verkraftet. Etwa als Rechtsverteidiger Michal Kadlec nach einem bei der tschechischen Nationalmannschaft erlittenen Syndesmosebanandriss ausfiel.


    Wie jetzt bekannt wurde wird Kadlec der Bayer-Verteidigung auch noch weitere zwei Wochen nicht zur Verfügung stehen.


    "Niemand klopft sich auf die Brust"


    Heynckes ist natürlich bewusst, dass der Tabellenstand nur eine Momentaufnahme ist. Doch er ist zuversichtlich, dass Leverkusen seine Position halten kann


    "Ich bin überzeugt, dass wir keinen Einbruch wie in den vergangenen Jahren erleben werden", sagt er wohl wissend, dass Leverkusen nicht zum ersten Mal eine starke Hinrunde bestreitet.


    "Nach acht Spieltagen klopft sich hier niemand an die Brust und behauptet, schon etwas erreicht zu haben."


    Heynckes' große Hoffnung: "Ich muss wirklich sagen, dass nicht nur die Spieler, sondern alle im Klub mit unserer momentan hervorragenden Situation angenehm unaufgeregt umgehen. Jeder hier weiß, dass wir noch viel zu arbeiten haben."


    Duell mit Labbadia kein Thema?


    Erster Schritt ist die Partie beim HSV, in der die Leverkusener nach 1899 Hoffenheim (1:0), Meister VfL Wolfsburg (3:2) und Werder Bremen (0:0) zum vierten Mal in dieser Saison auf eines der Top-Teams der Bundesliga treffen.


    Dass der HSV bekanntermaßen von Heynckes-Vorgänger Labbadia trainiert wird, ändert für Bayer-Kapitän Simon Rolfes die Ausgangslage nicht.


    Im Interview mit Sport1.de sagte er: "Es ist ein Spitzenspiel zwischen dem Ersten und dem Zweiten. Da ist es für die Motivation völlig egal, ob unser Ex-Trainer die Hamburger trainiert oder nicht."


    Heynckes dürfte das ähnlich sehen.




    Quelle: sport1.de

    LEVERKUSEN: Kadlec fällt länger aus – Der Brasilianer hat noch Probleme


    In den kommenden zwei Tagen bis zum Spitzenspiel in Hamburg wird Jupp Heynckes (64) bei den Trainingseinheiten noch genauer hinschauen als sonst. Es gilt, Renato Augusto (21) unter die Lupe zu nehmen. „Ich muss restlos davon überzeugt sein, dass er bei 100 Prozent ist“, sagt der Trainer. Der Brasilianer hat schwere Wochen hinter sich. Zunächst quälte ihn eine Einblutung im Knie, kaum genesen, bekam er einen Schlag auf die Wade. Der daraus resultierende Bluterguss, bis heute nicht gänzlich auskuriert, verhinderte seinen Einsatz beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. Dass sein „Vertreter“ Toni Kroos (19) in dieser Partie groß auftrumpfte (ein Tor, ein Assist, kicker-Note 1,5) macht die Sache für Samstag spannend.


    Renato Augusto oder Kroos? Heynckes macht kein Geheimnis daraus, wen er spielen lassen würde, wenn es keine Komplikationen gäbe: „Bei völliger Fitness ist Renato Augusto absoluter Stammspieler, keine Frage!“ Diese Fitness ist aber nicht garantiert. Und so kommt wieder Kroos ins Spiel. Auch der kriegt reichlich Zucker von seinem Chef: „Toni entwickelt sich hervorragend. Er trainiert sehr gut, hat an sich gearbeitet und könnte den Schwung aus dem Nürnberg-Spiel mit nach Hamburg nehmen.“


    Die Bayern-Leihgabe wirkt seit einigen Wochen offener, fitter und präsenter. Kein Wunder, dass man sich Gedanken macht, ihn über die vereinbarte Leihzeit hinaus in Leverkusen zu halten. „Darüber werden wir in der Winterpause reden“, kündigt Heynckes an, der aber auch weiß, dass das Gesetz des Handelns beim Rekordmeister liegt: „Wenn die Bayern nicht wollen, dann haben wir keine Chance.“


    Betroffen von der Personalie Renato Augusto/Kroos wäre auch Tranquillo Barnetta. Der Schweizer rückte bereits gegen Nürnberg von der linken Seite nach rechts, weil Heynckes Kroos lieber links sieht. Schon gegen den Club bildeten der und Gonzalo Castro ein funktionierendes Duo dort. Der Deutsch-Spanier wird wohl noch länger links aushelfen müssen: Pechvogel Michal Kadlec (24, Syndesmose) musste das Lauftraining wegen Schmerzen abbrechen, reist am Montag zur Untersuchung nach München, rechnet selbst mit mindestens zwei zusätzlichen Wochen Pause: „Ich fühle mich beschissen“, so Kadlec. Einen Trost gab es vom Trainer, der ihn auf Heimaturlaub nach Tschechien schickte. Kadlec: „Eine tolle Geste !“
    F. LUßEM




    NACHGEHAKT


    kicker: Herr Helmes, einige Bayer-Fans sind gereizt, weil Sie öffentlich sagten, Sie könnten sich „irgendwann“ eine Rückkehr nach Köln vorstellen. Wollen sie weg?


    Patrick Helmes (25): Ich habe einen Vertrag bis 2013 in Leverkusen und fühle mich wohl hier. Reicht das?





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.10.09

    Der Leverkusener Kapitän SIMON ROLFES (27) ist zum wichtigen Teil der Nationalelf geworden. Hier verrät er seine Pläne für die WM und sagt, warum mit der deutschen Mannschaft zu rechnen sein wird.


    kicker: In Moskau 90 Minuten im Einsatz, gegen Finnland nicht mal auf der Bank. Schmeckt die Belohnung für die vorzeitige WM-Qualifikation bitter, Herr Rolfes?


    Simon Rolfes: Natürlich freut man sich über jedes Länderspiel. Aber nach dem Sieg in Russland war klar, dass es Veränderungen geben wird. Insofern bin ich nicht enttäuscht, dass ich nicht zum Einsatz kam.


    kicker: Welchen Stellenwert hat für Sie die Partie in Moskau?


    Rolfes: Sie gehört zu den drei emotionalsten Spielen, die ich je bestritten habe neben dem Viertelfinale gegen Portugal und dem Halbfinale gegen die Türkei bei der EURO im vergangenen Jahr. Ein Jahr lang lag der Fokus auf diesem Spiel, der Druck war enorm. Denn wir hätten zweifelhaften Ruhm erlangt, wenn wir als die Ersten in der deutschen WM-Geschichte ein Qualifikationsspiel auswärts verloren hätten.


    kicker: Was bedeutet dies im Hinblick auf die WM?


    Rolfes: In solchen Momenten wie in Moskau wächst eine Mannschaft zusammen. Man ruft eine besonders gute Leistung ab, man erlebt besondere Emotionen, man feiert einen besonderen Sieg. Das kann schon eine Signalwirkung für die Zukunft haben.


    kicker: Haben Sie in Moskau auch Ihr persönliches WM-Ticket gelöst?


    Rolfes: Ich denke, mit der Leistung habe ich einen großen Schritt nach vorn gemacht. Aber ich will in Südafrika nicht nur dabei sein, sondern dort auch eine wichtige Rolle spielen. Mein Ziel ist es, Stammspieler zu sein, auf dem Platz zu stehen und nicht auf der Bank zu sitzen. Und ich bin davon überzeugt, dass ich meine Ansprüche in den nächsten Monaten weiterhin durch Leistung bestätigen werde.


    kicker: Mit zwei Einsätzen wie bei der EURO geben Sie sich also nicht zufrieden?


    Rolfes: Das habe ich damals als großen Erfolg für mich verbucht. Aber nun möchte ich den nächsten Schritt machen.


    kicker: In Leverkusen haben Sie Freiheiten nach vorn, in der Nationalmannschaft müssen Sie Ballack den Rücken frei halten. Wie behagt Ihnen die Rolle des Wasserträgers?


    Rolfes: Zwei Dinge sind wichtig: Dass wir gewinnen, und dass ich spiele. Da kann meine Rolle auch eine defensivere sein als in Leverkusen, das ist kein Problem für mich.


    kicker: Ist die Nationalmannschaft heute stärker als 2008?


    Rolfes: Sie ist mit Sicherheit reifer geworden und taktisch flexibler. Wir wissen, dass wir auch richtig starke Gegner schlagen können. Und dieses Wissen verleiht uns Stabilität, gerade im Blick auf die WM.


    kicker: Ist der WM-Titel ein realistisches Ziel?


    Rolfes: Wir sind nicht die Mannschaft, die die Gegner an die Wand spielt. Aber wenn’s drauf ankommt, sind wir da. Das zeichnet die Deutschen seit mehr als 50 Jahren aus, deshalb reist sie immer als Mitfavorit zum Turnier, auch wenn es vielleicht stärkere Mannschaften gibt. Deshalb können wir auch in Südafrika um den Titel spielen.


    kicker: Bundestrainer Joachim Löw meint, Ihre Ernennung zum Kapitän vor gut einem Jahr bei Bayer Leverkusen habe wesentlich zu Ihrer Persönlichkeitsentwicklung beigetragen.


    Rolfes: Das stimmt. Als Kapitän steht man viel mehr in der Pflicht, gerade wenn es nicht so gut läuft wie bei uns in der vergangenen Rückrunde. In der Krise steht auch der Kapitän in der Kritik, da ist man gleich in doppelter Hinsicht gefordert.


    kicker: Wie meinen Sie das?


    Rolfes: Punkt eins: Die eigene Leistung muss stimmen, auch wenn es in der Mannschaft nicht so stimmt. Und zum anderen ist man gefordert, auf die Mannschaft einzuwirken, dass sie ein Team bleibt, dass sie in die richtige Richtung geht, dass einzelne Spieler wieder auf den richtigen Weg gebracht werden. Das war ein wahnsinnig intensiver und guter Lernprozess, der für meine Weiterentwicklung extrem wichtig war. Insofern hatte die vergangene Saison auch etwas Gutes.


    kicker: Was hat der Trainerwechsel im Sommer bewirkt?


    Rolfes: Mit Jupp Heynckes haben wir einen Trainer, der alles erlebt hat. Das Vertrauen der Spieler ist groß, dass er das richtige Händchen für die jeweilige Situation hat.


    kicker: War das Vertrauen in Labbadia nicht in diesem Maße da?


    Rolfes: Der Vergleich ist nicht ganz gerechtfertigt. Jupp Heynckes hat mit Real die Champions League gewonnen und den FC Bayern zum Meister gemacht. Das Vertrauen in diesen Erfahrungsschatz konnte in der vergangenen Saison gar nicht da sein, weil Leverkusen für Bruno Labbadia die erste Trainerstation in der Bundesliga war.


    kicker: Spielen Sie bei Jupp Heynckes als Kapitän eine wichtigere Rolle?


    Rolfes: Ich denke schon, dass sich meine Rolle verändert hat. Jupp Heynckes verlangt viel mehr, dass wir Dinge untereinander regeln. Er will, dass gewisse Sachen funktionieren. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass es umgesetzt wird.


    kicker: In der vergangenen Saison waren Sie meist einziger Abräumer hinter fünf Offensivkräften. Hat Heynckes erkannt, wo Sie am stärksten sind.


    Rolfes: Sicher. Wir pflegen unter ihm einen Stil, der mir entgegenkommt, weil ich auch meine Offensivstärken einbringen kann. Und ich denke, dass es für Leverkusen sehr wichtig ist, dass ich torgefährlich bin.


    kicker: Nun kommt es zum Wiedersehen mit Labbadia. Wie groß sind die Revanchegelüste?


    Rolfes: Keiner von uns fährt nach Hamburg, um irgendjemandem irgendetwas zu beweisen.


    kicker: Sagen Sie jetzt nicht, es sei ein Spiel wie jedes andere.


    Rolfes: Sag ich nicht: Erster gegen Zweiter ist nie etwas Normales, auf solche Spiele freut man sich besonders. Die Hamburger haben sich im Sommer verstärkt wie keine andere Mannschaft in Deutschland, nicht mal die Bayern haben in dem Maß eingekauft. Es würde mich überraschen, wenn der HSV mit diesem Kader am Ende der Saison nicht mit Bayern um die Meisterschaft spielen würde.


    kicker: Und wo landet Leverkusen?


    Rolfes: Wir haben die Qualität für den internationalen Wettbewerb, und der ist nach den beiden letzten enttäuschenden Jahren auch Pflicht.
    INTERVIEW: OLIVER HARTMANN




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.10.09

    Zitat

    ... Er identifiziert sich wie wenige andere Profis mit seinem Arbeitgeber, lebt in Leverkusen, nicht wie viele Kollegen in Köln, und sagt: „Wenn der Klub morgen käme und den Wunsch hätte, würde ich meinen Vertrag direkt um zehn Jahre verlängern. Ich bin komplett glücklich hier.“ ...


    Das sagte Kießling Anfang September im Kicker-Interview. Soviel erstmal dazu...


    Einem Spielerberater spielt das natürlich nicht unbedingt in die Karten. Da packt natürlich ein Herr Bulut die momentane Gelegenheit beim Schopfe um den Vertragswert hochzupokern. Diesbezüglich streut man dann schnell ein paar Gerüchte. Das könnte ja evtl. die letzte Möglichkeit sein, mit seinem Schützling nochmal "groß" Kasse zu machen.

    LEVERKUSEN: Trainer Heynckes freut sich über die internationalen Erfolgserlebnisse


    Da saß Jupp Heynckes (64) am Samstag daheim in Schwalmtal vor dem Fernseher und bekam das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. Wo andere Trainer sich die Haare raufen und abwechselnd nationale und internationale Verbände wegen der Terminflut verfluchen, da zog der älteste Bundesliga-Trainer ein gänzlich anderes Zwischenfazit: „Das war ein gutes Wochenende, richtig toll.“


    Zum einen freute sich der Leverkusener Coach über den Erfolg der deutschen Elf („Diese direkte Qualifikation war sehr wichtig für den deutschen Fußball. Die Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt und René Adler konnte einmal mehr bestätigen, welch hervorragender Torhüter er ist.“). Zum anderen aber registrierte er mit Genugtuung die Erfolgserlebnisse seine Spieler: Sami Hyypiä (36) feierte ein (wenn auch nutzloses) Erfolgserlebnis mit Finnland, das Wales 2:1 besiegte. Arturo Vidal (22) „weckte“ seine Chilenen mit einem Eigentor auf, am Ende stand ein 4:2 in Kolumbien und die Qualifikation für die WM 2010. Tranquillo Barnetta (24) und Eren Derdiyok (21) klopfen nach dem 3:0-Erfolg der Schweiz ganz heftig ans Tor zur WM, dürfen nun allerdings gegen Israel nicht verlieren, um nicht noch von den Griechen abgefangen zu werden. Dass es so weit kam, verdankt der Europameister von 2004 in erster Linie Theofanis Gekas (29), Bayers Edelreservisten. „Wer kriegt das in internationalen Spielen schon hin?“, bestaunte Jupp Heynckes die Top-Leistung seines Stürmers Nummer drei, der beim 5:2 gegen Lettland vier Tore erzielte! Er schätzt den Griechen als listigen Torjäger, gleichwohl kann er ihm nicht die Einsatzzeiten gönnen, die Gekas gerne hätte: „Es ist schwierig, allen Spielern gerecht zu werden“, gibt Heynckes zu, macht Gekas aber im gleichen Atemzug auch Hoffnung: „Er lässt sich nicht hängen und drängt sich auf.“


    Des Griechen Zukunft in Leverkusen ist jedoch absehbar. Jedes Tor ist ein Bewerbungsschreiben für einen neuen Verein, da er nach der anstehenden Rückkehr von Patrick Helmes (25, mit ihm wird nach überstandener Kreuzbandverletzung gegen Ende der Vorrunde gerechnet) wohl nicht als Stürmer Nummer vier seinen bis 2011 laufenden Vertrag absitzen will. Sorgen, die Tranquillo Barnetta nicht kennt. Der Flügelflitzer steht kurz vor einer Verlängerung seines 2010 auslaufenden Arbeitspapiers.


    Am Mittwoch wird Jupp Heynckes sich erneut vor den Fernseher setzen und hoffen, dass am Donnerstag alle Leistungsträger gesund, fit und mit breiter Brust vor dem Spitzenspiel in Hamburg eintrudeln. Das Erfolgserlebnis sollen sie sich notfalls dort holen.
    F.LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.10.09

    Der Leverkusener nutzt Enkes Ausfall erneut glänzend und gilt nun wieder selbst als Nummer 1


    Ganz am Ende geriet René Adler dann doch noch in Erklärungsnotstand. Wo denn seine Emotion geblieben sei, fragte ein Reporter mit fast schon vorwurfsvollem Unterton, schließlich habe Adler direkt nach Abpfiff in Moskau gar nicht gejubelt. Doch auch darauf hatte der Mann des Abends eine Antwort zur Hand, die ähnlich verblüffte wie seine exzellenten Paraden auf dem Feld: „Ich habe gar nicht registriert, dass es schon der Schlusspfiff war“, erklärte Adler, ohne eine Miene zu verziehen. „Ich dachte, es gebe noch einmal Freistoß für Russland. Da wollte ich unbedingt konzentriert bleiben
    und den Ball auf keinen Fall eine Sekunde aus den Augen lassen.“


    Einige Momente später feierte der Leverkusener dann natürlich doch mit den Kollegen. Schließlich hatte er gerade „eines meiner emotionalsten Spiele“ hinter sich. Doch diese Emotion zeigt sich eben nicht in Temperamentsausbrüchen oder spektakulären Posen wie einst bei Oliver Kahn. „Ich habe das Spiel richtig genossen, einfach Spaß gehabt“, schildert Adler sein Empfinden der 90 Minuten. Das wirkt, als wäre der Schlussmann allen äußeren Einflüssen entrückt. Möglicherweise das Ergebnis der gezielten „Kopfarbeit“ mit dem Teampsychologen Hans-Dieter Hermann. „Darauf“, so Adler, „greife ich immer wieder gerne zurück.“


    Und wo ein Oliver Kahn die Gegner durch sein furchterregendes Auftreten einschüchterte, vermag Adler seine Widersacher offenbar gerade durch die Aura der Unnahbarkeit erstarren zu lassen. Sogar einen internationalen Top-Mann wie Andrej Arshavin. „Nach den ersten beiden Bällen hatte ich die Überzeugung: Heute kriege ich keinen rein“, sagt Adler – und strahlte eben das auch aus: „Es war unser Pech, dass wie im Hinspiel dieser Keeper im Tor stand“, klagt der russische Ex-Torhüter Stanislav Cherchessov (46), „das bekamen unsere Spieler irgendwann nicht mehr aus dem Kopf.“


    Diesmal wie beim 2:1 im Oktober 2008 profitierte der 24-Jährige vom Ausfall des als Nummer 1 vorgesehenen Robert Enke (32). Und wird nun wieder selbst als Top-Favorit auf den Stammplatz in Südafrika gehandelt. Doch auch davon will sich der zum „Bundes-Adler“ Auserkorene nicht berühren lassen: „Die Frage nach der Nummer 1 beschäftigt mich nicht. In dem Punkt lasse ich mich auch nicht aus dem Konzept bringen.“ Nicht mal von eigenen Klasse-Leistungen.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.10.09

    Fortsetzung von Teil 1


    ...


    kicker: Bundestrainer Löw entschied sich gegen Kießling. Ein Fehler?


    Heynckes: Entscheidungen des Bundestrainers kommentiere ich nie. Aber ich würde mir wünschen, dass Stefan das nächste Mal dabei ist. Er hat es verdient. Solche Spieler gibt es nicht sehr viele in Deutschland.


    kicker: Sie kennen Robert Enke gut. Wird er oder Adler die Nummer 1?


    Heynckes: Ich nahm Robert mit nach Lissabon, als er in der Schießbude Gladbach stand. Er ist ein fantastischer Mensch und hat sich als Torwart weiterentwickelt. Aber ich sehe René Adler als Nummer 1 im deutschen Tor: Er ist ein Klassekeeper, hat großes Talent und ist dank seines Intellekts schon ein Führungsspieler bei uns. Wenn er ständig im Europapokal spielt, wird er ein Weltklassetorwart.


    kicker: Welche Ihrer Talente sind noch Kandidaten für Löw?


    Heynckes: Castro, wenn er sich mit seinem Riesenpotenzial nicht begnügt und weiterentwickelt.


    kicker: Wenn Sie heute die Tabelle betrachten: Schauen Sie zuallererst auf den Abstand zum FC Bayern?


    Heynckes: Ich schaue immer auf die Gegentore, weil die Defensive entscheidet, ob man etwas gewinnt.


    kicker: Ihr früherer Trainer in Gladbach, Hennes Weisweiler, wird sich im Grab umdrehen.


    Heynckes: Ja. Aber ich bin trotzdem ein Offensivverfechter.


    kicker: Bayer stand 2008/09 am 13. Spieltag auf Platz 1, in der Rückserie folgte der Absturz. Warum droht diese Gefahr jetzt nicht mehr?


    Heynckes: Wir haben Prozesse angeschoben, legen mehr Wert auf das gesamte Defensivverhalten, haben eine gezielte Trainingssteuerung. Zudem glaube ich, so viel Erfahrung zu haben, dass ich weiß, was zu tun ist. Und die Spieler sind überzeugt: Das passiert uns nicht mehr.


    kicker: Was ist also möglich für den ewigen Zweiten Bayer?


    Heynckes: Wir möchten in den europäischen Wettbewerb, zugleich soll die Mannschaft routinierter, cleverer werden. Insgesamt wollen wir unsere Fans zufriedenstellen. Wir wollen das Optimale.


    kicker: In Hamburg wartet Ex-Trainer Labbadia. Fürchten Sie, dass einige Spieler übermotiviert sind?


    Heynckes: Quatsch! Wir spielen gegen den HSV und nicht gegen eine Einzelperson.


    kicker: Wäre mit dem Meistertitel Ihre Mission beendet?


    Heynckes: Ich habe einen Zweijahresvertrag und denke zunächst nur an diese Saison.


    kicker: Sind Sie für die Rente mit 65 oder 67?


    Heynckes: Ich fühle mich auch mit 67 für die Rente noch zu jung.


    INTERVIEW: KARLHEINZ WILD




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.10.09

    JUPP HEYNCKES (64) ist der älteste Trainer der Liga. Und Spitzenreiter. Vor dem Hit beim HSV spricht er über verändertes Training, Toleranz, Vorurteile, Musik, Ohrringe, die Rente mit 67, Adler, Kießling, Podolski, Gomez, van Gaal.


    kicker: Herr Heynckes, wann setzt bei Ihnen vor dem Hit gegen den HSV das Lampenfieber ein?


    Jupp Heynckes: Anspannung ist normal, gerade kurz vor dem Spiel, unabhängig von der Erfahrung.


    kicker: Neuerdings wird Ihre große Gelassenheit bewundert. Haben Sie sich tatsächlich verändert oder spielen Sie eine Rolle?


    Heynckes: Ich bin authentisch. Aufgrund meines Alters und meiner Erfahrung verfolge ich das Ganze unaufgeregt. Früher legte ich auf meine Außenwirkung wenig Wert, sondern war auf die Arbeit mit der Mannschaft fokussiert.


    kicker: Sie waren immer sehr ehrgeizig und professionell. Sind diese erfolgsorientierten Eigenschaften eher in Verbissenheit oder in Gelassenheit auszuleben?


    Heynckes: Als junger Trainer ist man verbissen und ambitioniert, das ist manchmal hinderlich für den großen Erfolg. Souveränität in jeder Situation ist am wichtigsten.


    kicker: Sind Spiele für Sie keine extremen Stresssituationen mehr?


    Heynckes: Doch, aber ich mache mich nicht verrückt. Ich habe als Spieler und Trainer alles durchlebt, es war alles schon 100-mal da. Ich muss rund um das Spiel hoch konzentriert sein, um richtig zu entscheiden. Ich versuche gerecht zu sein, analysiere heute ausgewogener und anders vor der Gruppe als im Einzelgespräch. Man darf nicht verletzend sein.


    kicker: Ist es mit der Gelassenheit vorbei beim ersten Tief?


    Heynckes: Nein, ich werde mich im Misserfolg nicht ändern.


    kicker: Sehen Sie heute Ihren Beruf anders als früher?


    Heynckes: Heute ist alles viel komplexer, man hat größere Mitarbeiterstäbe. Wir haben eine klasse Infrastruktur, meine Fitnesstrainer arbeiten hervorragend. Rüdiger Vollborn zeichnet für René Adlers tolle Entwicklung verantwortlich. Peter Hermann kann mit der Truppe genauso arbeiten wie ich, er hat meine Philosophie, meinen Stil.


    kicker: Was hat sich in Ihrem Beruf am gravierendsten geändert?


    Heynckes: Die Medien. Und extrem der Fußball. Er ist schneller geworden, athletischer. Die Spieler haben es heute schwerer als wir damals.


    kicker: Wie reagieren Sie darauf?


    Heynckes: Beim Taktiktraining reduziere ich die Fläche extrem, viel mehr als früher; weil die Spieler viel weniger Raum und Zeit haben. Ich lege mehr Wert auf Passspiel, auf Ballan- und -mitnahme, es muss schnell gespielt, gepresst werden. Wenn wir Viererkette üben, dann 20 Meter vor dem Tor oder 8 gegen 8 auf extrem engem Raum, dass Einsgegeneins-Duelle entstehen.


    kicker: Welche technischen Hilfsmittel sind für Sie unverzichtbar?


    Heynckes: Über die Laufwege haben wir Auswertungen, die Strecke, wer wo wie weit gespurtet ist, die Anzahl der ankommenden und der Fehlpässe, das beachte ich. Mit diesen Daten habe ich Fakten und Argumente, danach kann ich arbeiten. Man soll die Wissenschaft nutzen, aber nicht überbewerten.


    kicker: Ärgern Sie Bezeichnungen wie Trainer-Oldie?


    Heynckes: Überhaupt nicht.


    kicker: Sie nennen Erfahrung ein goßes Gut. Welche Fehler machen Sie heute nicht mehr?


    Heynckes: In der Menschenführung und Kommunikation habe ich Fehler gemacht. 1985/86 bekamen wir nach dem 5:1-Heimsieg mit Gladbach bei Real Madrid in der 89. Minute das 0:4. Das Aus. Danach habe ich das Team und einzelne Spieler vor versammelter Truppe in den Senkel gestellt. Das würde ich heute nie mehr machen. Aber auch im Alter macht man noch Fehler.


    kicker: Wann spüren Sie den Altersunterschied zu den Spielern?


    Heynckes: Ob Kleidung, Frisur oder Musik – ich bin sehr tolerant. Früher hatte Uwe Kamps in Gladbach Ohrringe, da sagte ich, wie siehst du denn aus. Das würde ich heute nie mehr sagen. Renato Augusto hört im Kraftraum seine brasilianische Musik, in der Kabine legt Kadlec Oldies auf, richtig gute; andere haben fetzigere Musik.


    kicker: Also hat Kadlec einen Stein im Brett?


    Heynckes: Er muss vor allem gut spielen, sonst nichts.


    kicker: Beeinflusst der Kontakt mit jungen Leuten Ihre Sichtweise?


    Heynckes: Junge Leute sind voller Inspirationen, Ideen, auch Blödsinn. Da wird man sensibilisiert für Mode und vieles mehr, das ist eine Bereicherung für mein Leben.


    kicker: Hat sich Ihr Umgang mit den Spielern verändert?


    Heynckes: Es gibt klare Regeln, die alle einhalten, wie die Kleiderordnung. Wer zu spät kommt, zahlt, das verfügt die Truppe. Ich habe nie Geldstrafen ausgesprochen. Kommt einer fünfmal zu spät, greife ich ein. Renato Augusto kehrte einen Tag zu spät aus Brasilien zurück, da nahm ich ihn in den Arm, das hätte ich früher so nicht gemacht. Heute denke ich: Was ist ein Tag? Ich bin toleranter geworden. Wir Menschen können uns nicht von Vorurteilen freisprechen, aber die habe ich mir abgewöhnt. Ich habe keine Vorurteile mehr.


    kicker: Wie kühlen Sie einen Heißsporn wie Arturo Vidal ab?


    Heynckes: Ich nahm ihn in Freiburg raus, erstmals tat ich das in 30 Jahren Trainerdasein vor der Pause. Er spielte immer frei von der Leber weg, das kann er bei mir nicht, jeder hat klare Aufgaben in der defensiven Organisation zu erfüllen.


    kicker: Ist deswegen die Bayer-Abwehr jetzt so stabil?


    Heynckes: Das Defensivverhalten der gesamten Elf wurde besser. Wir müssen ökonomisch spielen, dürfen bei Dribblings nicht den Ball verlieren, wenn sechs Mann in der Vorwärtsbewegung sind. Hyypiä ist zudem ein ruhender Pol, Friedrich bekam neben ihm eine gute Form.


    kicker: Sie hatten großen Abstand vom Fußball. Fühlten Sie sich von der Fußballwelt vergessen?


    Heynckes: Überhaupt nicht. Ich habe nichts vermisst, weil ich zuvor nie in die Öffentlichkeit drängte. Ich hatte Operationen und Krankheiten, da erhielt ich einen Blick für das Wesentliche, etwa dass der Sport die herrlichste Nebensache ist.


    kicker: Sie leben auf einem wunderschönen Anwesen bei Mönchengladbach. Warum haben Sie sich die Last des Trainerberufs erneut angetan?


    Heynckes: Weil mein Freund Ulrich – Uli Hoeneß – und die Bayern-Führung mich dazu animierten. Da kam ich auf Temperatur und konnte den Motor nicht mehr abwürgen.


    kicker: Hatten Sie das Gefühl: Das kann es noch nicht gewesen sein?


    Heynckes: Gar nicht. Dann wäre Bayern ein schöner Abschluss gewesen. Das Unternehmen Bayer 04 habe ich mir reiflich überlegt, ich wusste, das ist ein seriöser, guter Klub.


    kicker: War Ihr Lebenswerk noch nicht vollendet?


    Heynckes: So sehe ich das nicht. In Schalke habe ich sehr gut gearbeitet. Meine Entlassung war eine Enttäuschung. Ich hege aber keinen Groll.


    kicker: Franz Beckenbauer sagt, die Bayern hätten gedacht, Sie würden in den Lehnstuhl zurückkehren. Haben die nicht richtig aufgepasst?


    Heynckes: Nein. Die Bayern haben einen guten Trainer. Wäre die Entscheidung mit van Gaal erst nach dem letzten Spiel gefällt worden, wäre es etwas anderes. Und ohne Champions-League-Qualifikation wäre eine Inthronisierung meiner Person nicht möglich gewesen.


    kicker: Hätten Sie bei entsprechender Nachfrage weitergemacht?


    Heynckes: Ja, ich hätte darüber nachgedacht. Drei Klubs sind in meinem Herzen: Mönchengladbach, Bilbao und Bayern.


    kicker: Sie haben van Gaal in München empfohlen. Hat Ihnen Hoeneß beim letzten Gespräch dafür gedankt oder sich beschwert?


    Heynckes: Ich glaube, man steht dort weiter voll zu van Gaal. Beim FC Bayern hat ein Trainer immer immense Unterstützung.


    kicker: Warum kommt Gomez in München nicht richtig in Tritt?


    Heynckes: Gomez ist ein Wohlfühlspieler. Er muss voll akzeptiert und integriert sein, dann ist er ein Superspieler. Auch bei Lukas Podolski merkte ich: Spieler müssen das uneingeschränkte Vertrauen des Trainers haben.


    kicker: Wie macht man das bei fünf Stürmern?


    Heynckes: Das ist das Problem für Bayern und van Gaal. Aber da muss man sich als Trainer entscheiden.


    ...


    Teil 2 folgt im Anschluss




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.10.09

    LEVERKUSEN: Trainer Jupp Heynckes lobt den vielseitigen Abwehrspieler


    Am (diesmal freien) Samstag wird er vor dem Fernseher sitzen und wie Millionen andere Deutsche auch mit der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zittern. Doch gleichzeitig wird Fernweh hochkommen bei Gonzalo Castro (22), Fernweh nach Südafrika. Der Leverkusener Außenverteidiger (trotz seiner Jugend hat er bereits 128 Bundesligaspiele auf dem Buckel), sonst eher einer der Stillen im Lande, macht keinen Hehl aus seinem Ziel: „Ich will nach Südafrika, ich will bei dieser WM dabei sein.“


    Bis vor zwei Jahren gehörte Castro zum Stamm der Nationalmannschaft, nach einem schlechten Auftritt in der EM-Qualifikation gegen Wales (0:0, 21. November 2007) aber verschwand er aus dem Blickfeld des Bundestrainers, verpasste die EURO 2008. Es folgten Probleme im Verein, Castro konnte sein Potenzial selten konstant abrufen. Glanzleistungen folgten fahrige Auftritte, in der Rückrunde der vergangenen Saison schließlich fiel er endgültig ins Loch.


    Zwei Ereignisse sorgten in diesem Sommer für neuen Schwung in der Karriere: Zunächst der Trainerwechsel bei Bayer, schließlich die U-21-Europameisterschaft. Zu Jupp Heynckes (64) fasste „Gonzo“ sofort Vertrauen: „Er fand von Anfang an die richtige Mischung. Er hat’s einfach drauf!“ Die Junioren-EM in Schweden sah dann den neuen alten Castro. Der zurückhaltende Verteidiger mutierte zum laufstarken, aggressiven Mittelfeldspieler mit Tordrang: „Es war klar, dass ich als älterer Spieler in dieser Mannschaft Führung übernehmen musste. Dieser Erfolg hat uns alle weitergebracht“, erinnert er sich.


    Längst präsentiert er auch in Leverkusen wieder gewohnte Stärke, sein aktueller Notenschnitt liegt bei 3,07. Jupp Heynckes: „Der Junge besitzt ein unglaubliches Potenzial. Aber er muss arbeiten, das Ende der Fahnenstange ist da längst noch nicht erreicht.“ Der Trainer funktionierte den Rechtsverteidiger (der am liebsten im Mittelfeld spielt) um, lässt ihn nach der Verletzung von Michal Kadlec (24) auf der linken Seite abwehren. „Vielseitigkeit schadet nicht“, sagt Heynckes, der in Castro „durchaus einen Kandidaten für die WM“ sieht, „wenn er seine Leistung konstant abruft“.


    Castro weiß, dass er viele gute Spiele zeigen muss, um wieder ins Blickfeld zu geraten: „Das will ich schaffen. Ich will am Ende das Bewusstsein spüren, alles versucht zu haben. Entscheiden muss sowieso der Trainer.“ Schnelligkeit, Technik, Passsicherheit, Cleverness, Vorwärtsdrang – all dies besitzt Castro im Übermaß. Bleibt die Konstanz. Bislang zeigt er sie. Um den Traum zu erfüllen, muss es so bleiben.
    FRANK LUßEM






    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.10.09