Beiträge von BayAddict

    LEVERKUSEN: Neuer Trainer testet Mittelfeldtalent hinter den Spitzen


    Der erste Schritt ist gelungen. Als Toni Kroos im Januar auf Leihbasis vom FC Bayern nach Leverkusen wechselte, wollte er Spielpraxis gewinnen. Obwohl zu Beginn verletzt, kam der Mittelfeldspieler auf zehn Rückrundeneinsätze, die letzten sechs in der Startelf. Folglich stellt er fest: „Ich bin im Plan.“


    Der beinhaltet für diese Saison die nächste Stufe, damit Kroos sich in Jahresfrist im Münchner Starensemble um einen Platz bewerben kann. Dafür reicht es nicht allein, bei Bayer Stammkraft zu sein, auch wenn Kroos erklärt, er wolle „erst mal so viel wie möglich spielen“.


    Der Anspruch an das Top-Talent ist ein anderer. Rudi Völler erwartet, dass Kroos „sein Potenzial noch mehr unter Beweis stellt“. Die ersten Eindrücke sind positiv. „Er hat gut trainiert und gegen Casablanca ein ordentliches Spiel gemacht“, lobt der Sportdirektor. Beim 3:3 gegen den Wydad Athletic Club setzte Jupp Heynckes Kroos hinter den Spitzen ein. Heynckes bevorzugt eine Raute im Mittelfeld – anders als Vorgänger Bruno Labbadia, der auf ein 4-1-3-2 vertraute. Während unter Labbadia meist der defensivstarke Arturo Vidal (22) zentral offensiv spielte, testet Heynckes die kreativere Lösung mit Kroos.


    „Da brauchen wir ihn auch“, sagt Völler, der drei Qualitäten nennt, die Kroos als Zehner prädestinieren: „Toni hat eine überragende Technik, kann seine Mitspieler einsetzen und selbst torgefährlich werden.“ Spielmacherqualitäten eben, die zentral besser zum Tragen kommen als links, wo Kroos unter Labbadia meist nominiert wurde. Doch um außen eine Idealbesetzung zu sein, fehlt Kroos die Schnelligkeit. Seinen Stammplatz muss er sich noch sichern. Völler: „Wir haben auch noch Vidal. Da muss er sich erst mal durchsetzen. Die Konkurrenz ist da. Die brauchen wir auch.“


    Und wohl auch Kroos, wie Heynckes vermutet. Der schrieb dem 19-jährigen ins Stammbuch: „Toni ist noch nicht ausgereift, muss intensiv an sich arbeiten. Man darf Potenzial nicht brachliegen lassen.“ Dessen ist sich auch Kroos bewusst, der sich nicht auf eine Position festnageln lassen will. „Die ist mir eigentlich egal“, sagt er, „tendenziell sehe ich mich eher offensiv.“ Auch die Halbpositionen in der Raute würden passen. Auf eine solche setzt auch Bayern-Trainer Louis van Gaal. Gute Vorzeichen für Kroos vor einem für ihn richtungweisenden Jahr?
    STEPHAN VON NOCKS



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.07.09

    Immer neue, bemerkenswerte Details sickern aus der Endphase von Bruno Labbadia (43) als Coach in Leverkusen durch.
    So erfuhr der kicker von einem dringenden Anruf des Co-Trainers Eddy Sözer (40) bei einem Scouting-Mitarbeiter am Vorabend des DFB-Pokalfinales:
    Sözer wollte wissen, wie eigentlich die über Gegner Werder angelegten Video-Dateien zu öffnen seien. Die freilich hatte Labbadia bereits vier Tage vorher angefordert und erhalten. Doch wie inzwischen bekannt ist, war der Fußballlehrer in der Endspiel-Woche ja auch schon anderweitig beschäftigt – mit Verhandlungen über seine Zukunft beim HSV …



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.07.09

    LEVERKUSEN: Kießling fordert Konzentration


    Das Inselleben fand am Sonntag endgültig ein Ende für die Bayer-Delegation, Borkum ist Vergangenheit, gestern Abend stand das erste ernstzunehmende Testspiel (bei Druckbeginn noch nicht beendet) auf dem Programm, in Wattenscheid gegen den marokkanischen Rekordmeister Wydad Athletic. Insgesamt drei Testspiele stehen in dieser Woche auf dem Plan, zur Freude der Spieler, die auch im 21. Jahrhundert lieber ein Spiel nach dem anderen absolvieren als eine Trainingseinheit nach der anderen. Obwohl: „Borkum war okay“, sagt Stefan Kießling (25). Die Intensität sei zwar hoch gewesen, „doch wir bekamen immer wieder Phasen der Erholung zugestanden.“ Außerdem registriert der Nationalspieler „entkrampfte Stimmung“ und einen Trainer, „der eine lockere Art hat und bei dem man die große Erfahrung förmlich spürt.“


    Heynckes ließ den Spielern Freiräume. Reglementierungen (etwa bei Essenszeiten) schaffte er ab, Vertrauen ist ihm momentan wichtiger als bedingungslose Kontrolle, er wird spüren, ob es zurückgezahlt oder aber ausgenutzt wird. Kießling: „Danach sieht es ganz sicher nicht aus, hier zieht jeder mit. Jeder hat begriffen, auf was es ankommt!“ Auf eine gute Saison kommt es an, auf viele Siege und jede Menge Tore. Deshalb reagierte Kießling auch „regelrecht schockiert“, als er einen Tag vor seiner eigenen Hochzeit erfuhr, dass Patrick Helmes, sein „sportlicher Partner“ sich das Kreuzband gerissen hatte: „Mal so ganz locker 21 Tore in einer Saison, das schaffen nur ganz wenige in Deutschland. Deshalb sind wir alle gefordert, Patricks Ausfall zu kompensieren.“


    Dass dem Schweizer Neuzugang Eren Derdiyok (21) aktuell die besten Chancen eingeräumt werden, den freien Platz im Angriff neben Kießling einzunehmen, ist kein Geheimnis. Dass beide mit 1,90 Meter Körpergröße zu statisch in der Angriffsmitte verharren, sieht Kießling nicht: „Wir sind zwar beide sehr groß, aber trotzdem nicht die gleichen Typen. Ich bin sicher, wir werden uns gegenseitig ergänzen und nicht auf den Füßen herumstehen. Wichtig ist sowieso, dass jeder Spieler dem anderen hilft, dass jeder auch für die Fehler des anderen einsteht.“


    Die vergangene Saison hat tiefe Wunden geschlagen. So etwas, das weiß jeder im Kader, darf nicht mehr passieren. Eitelkeiten und Egoismen sollen keinen Platz mehr haben. Stefan Kießling geht mit gutem Beispiel voran und fängt bei sich an, sieht keinen Grund, einen Platz im Sturm für sich zu reklamieren: „Wenn es der Mannschaft hilft, bin ich für alles offen. Das kann auch im Mittelfeld sein. Eins ist klar: Geredet worden ist genug, wir müssen jetzt handeln. Es liegt an uns, Platz neun aus der letzten Saison vergessen zu machen!“
    FRANK LUSSEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.07.09

    LEVERKUSEN: Gespräche mit Barnetta – Der Kapitän über die Lage im Bayer-Team


    Frisch vermählt und gut erholt kam Simon Rolfes (27) aus dem Toskana-Urlaub und machte sich für den kicker Gedanken zur anstehenden Saison. Hier spricht der Nationalspieler über …


    … den neuen Trainer:
    „Ich habe mit Jupp Heynckes ein paar lockere Gespräche geführt in den ersten Tagen. Wir werden noch viele Gelegenheiten haben, miteinander zu reden. Er macht einen sehr entspannten Eindruck, vermittelt diese natürliche Autorität des erfahrenen Trainers.“


    … Berufsehre:
    „Jeder einzelne Spieler im Kader und die gesamte Mannschaft ist gefragt und will beweisen, dass wir besser sind, als Platz neun es aussagt. Diese Platzierung hat richtig wehgetan, das entsprach in keinster Weise unserem Leistungsvermögen. Wir haben es klar vermasselt und mit dieser Mannschaft schmerzt das ganz besonders. Deshalb kann es für uns nur dieses eine Ziel geben: die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb.“


    … die Komfortzone, aus der der Ex-Trainer die Mannschaft holen wollte:
    „Die wahre Komfortzone ist ein Platz ganz vorne in der Tabelle. Da haben wir uns leider selbst rausgeführt. Keine Frage, wir wollen zurück in diese Komfortzone.“


    … Heynckes’ Ankündigung, ein Klima der Harmonie zu schaffen:
    „Der Trainer ist ganz sicher erfahren genug, um schnell zu wissen, wie er uns begegnet. Wir Spieler müssen seinen Plan jetzt voller Engagement angehen.“


    … Bernd Schneiders Rücktritt:
    „Das war ein Schock für mich und jeden im Verein. Nach der verpassten Europameisterschaft hatte er sich wieder rangekämpft, ein emotionales Comeback gefeiert, und dann diese Nachricht. Wir haben uns alle auf ihn gefreut, Bernd ist ein außergewöhnlicher Fußballer. Das ist sehr, sehr schade.“


    … die Verletzung von Patrick Helmes:
    „Das ist ohne Zweifel ein schwerer Schlag. 21 Tore ersetzt man nicht so leicht. Aber wie das so ist im Fußball – es ist eine Chance für die anderen, sich zu zeigen. Wer sonst unzufrieden auf der Bank sitzt, der kann jetzt richtig Vollgas geben.“


    … die Verpflichtung von Sami Hyypiä:
    „Sami hat uns allen etwas voraus, nämlich immense Erfahrung auf allerhöchstem Niveau. Und ich bin sicher, dass wir davon profitieren werden. Als Nord-Europäer wird er sich schnell integrieren, da sehe ich überhaupt keine Probleme. Er ist das beste Beispiel dafür, dass eine Diskussion über jung oder alt im Fußball völlig überflüssig ist. Die Leistung entscheidet und die wird er bringen, davon bin ich überzeugt.“


    … das Kapitänsamt:
    „Ich habe noch kein Gespräch mit dem Trainer deswegen geführt. Aber ich würde es gerne weiter machen, keine Frage.“


    So weit Simon Rolfes, der mit Bayer Leverkusen auf der Nordseeinsel Borkum weilt. Dort traf gestern Rudi Völler (49) verspätet ein (wegen Küstennebels konnte der Flieger nicht auf Borkum landen, er musste eine Nacht auf Juist einschieben), der Gespräche führen will. In erster Linie mit Tranquillo Barnetta (24), dessen 2010 auslaufender Vertrag möglichst um ein Jahr verlängert werden soll.
    FRANK LUSSEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.07.09

    LEVERKUSEN: Rudi Völler im Interview


    Heute um 15 Uhr startet Bayer Leverkusen in die Saisonvorbereitung. Der kicker sprach mit Sportchef Rudi Völler (49) über den neuen Trainer und alte Ziele.


    kicker: Herr Völler, mit welchen Zielen gehen Sie in die Saison?


    Rudi Völler: Ich erwarte, dass die Mannschaft effizienter wird. Dass der Ertrag dem Aufwand entspricht und dass unser Potenzial, so wie in der Hinrunde der vergangenen Saison, dauerhaft abgerufen wird.


    kicker: Wird Jupp Heynckes es einfacher haben, weil den Spielern das Alibi fehlt nach Bruno Labbadia?


    Völler: Die Mannschaft hat gezeigt, was möglich ist. Auch unter Labbadia. Das war kein Zufall.


    kicker: Das Ziel ist also, trotz zweimaligen Scheiterns zuletzt, der internationale Wettbewerb?


    Völler: Natürlich, das ist unser Anspruch. Aber es ist schwerer als noch vor ein paar Jahren. Die Bayern sind gesetzt, es bleiben vier Plätze für neun Vereine. Das ist eine Herausforderung, der stellen wir uns. Aber es wird schwer.


    kicker: Labbadia wollte die Spieler aus der Komfortzone herausholen. Heynckes dagegen setzt auf Harmonie. Welcher Weg ist richtig?


    Völler: Ich habe mich nie von diesen Klischees verrückt machen lassen. Den Profis bei Bayer geht es nicht besser und nicht schlechter als denen in anderen Klubs. Die Klasse eines Trainers zeigt sich, dass er nicht alle Spieler über einen Kamm schert. Dass er Nähe vermittelt – aber immer auch Respekt! Diese Mischung macht den Top-Trainer.


    kicker: Das kann Heynckes?


    Völler: Ich bin sicher, er kann die Mannschaft führen und entwickeln. In München präsentierte er sich mit Leidenschaft und dem Willen, etwas zu erreichen. Das war für mich die Initialzündung, das Gespräch mit ihm zu suchen. Und in diesem Gespräch hat er mich bestätigt.


    kicker: Patrick Helmes hat sich verletzt, für ihn kommt Gekas. Gesucht wurde zuletzt nur noch ein Innenverteidiger. Während viele Klubs hektisch nach Spielern fahnden, herrscht bei Bayer Ruhe. Täuscht der Eindruck?


    Völler: Nein! Der Kader steht. Aber wir halten die Augen offen, und wenn sich ein Spieler findet, der gut und bezahlbar ist, dann schlagen wir zu. Jupp Heynckes wird sich ab heute ein Bild machen.


    kicker: Mit Patrick Helmes fehlt immerhin der Top-Stürmer …


    Völler: Das ist ganz bitter für den Jungen. Wichtig ist nun, dass er fit wird und die WM packt. Wir vertrauen unseren Spielern. Eren Derdiyok ist ein toller Neuzugang, Gekas hat seine Klasse nachgewiesen.


    kicker: Barnetta wird bleiben?


    Völler: Wir wollen mit ihm verlängern, daran hat sich nichts geändert.


    kicker: Geändert hat sich die Position von Michael Reschke. Was wird er künftig machen?


    Völler: Nicht viel anderes als bisher auch. Er wird nicht mehr so nah bei der Mannschaft sein, aber wie gehabt gemeinsam mit der Scouting-Abteilung dafür sorgen, dass wir schnell am Markt sind. Das wird immer wichtiger, und deshalb wird er weiterhin eine ganz wichtige Rolle für Bayer Leverkusen spielen.
    INTERVIEW: FRANK LUSSEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.06.09

    Der Körper macht nicht mehr mit. BERND SCHNEIDER (35) muss seine Karriere beenden. Er war in großen Spielen am Ball, zum großen Coup langte es jedoch nie. Hier sagt der Leverkusener, warum nicht.


    kicker: Die Bekanntgabe Ihres Karriereendes kam für die Öffentlichkeit am Freitag überraschend. Hatte es sich für Sie schon länger angebahnt, Herr Schneider?


    Bernd Schneider: Eigentlich nicht, es ist auch für mich ein abruptes Ende. Ich hatte während der Reha in den vergangenen 14 Monaten immer auf die vollständige Genesung gehofft. Das ist nun leider nicht der Fall, wie mir die Ärzte vor einer Woche mitgeteilt haben.


    kicker: Was ist der Grund?


    Schneider: Bei der Nachuntersuchung wurde festgestellt, dass es bei dem Sportunfall, bei dem ich mir den Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule zugezogen habe, auch zur Verletzung des Rückenmarks gekommen ist. Die Laufbahn fortzusetzen wäre riskant. Das ist bitter, zumal die Fitnesswerte richtig gut sind. Aber ich will nicht alles aufs Spiel setzen, das Leben geht auch nach dem Fußball weiter.


    kicker: Wie schwer ist Ihnen dieser Entschluss gefallen?


    Schneider: Jeder, der mich kennt, weiß, was Fußball für mich bedeutet hat. Ich habe immer mit absoluter Leidenschaft gespielt, hatte immer Spaß auf dem Platz. Und deshalb kann sich jeder vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist zu sagen: Es geht nicht mehr. Aber man darf das Risiko nicht außer Acht lassen, ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meiner Familie.


    kicker: Wie gehen Sie mit der neuen Situation um?


    Schneider: Es ist leichter zu verkraften, wenn die Karriere mit 35 und nicht mit 25 endet. Und im Moment geht’s auch deshalb noch, weil der Ball nicht rollt. Das wird sich ändern, wenn die Bundesliga wieder anfängt, wenn Länderspiele sind, wenn ich in die Bay-Arena gehe. Das wird dann schon wehtun, aber das gehört einfach dazu. Ich muss lernen, das Positive aus der Situation mitzunehmen und nach vorn zu schauen.


    kicker: Was sind die positiven Aspekte?


    Schneider: Mehr Privatleben zum Beispiel und weniger Zeitdruck. Mal Freunde übers Wochenende besuchen, das ging in den letzten Jahren doch nur zwischen Weihnachten und Silvester oder in den drei Wochen Sommerurlaub.


    kicker: Was wird Ihnen fehlen?


    Schneider: Vieles, vor allem die einzigartigen Stadien in Deutschland. Und mir wird die Anspannung vor den Spielen fehlen. Ich habe mich immer darauf gefreut, wenn es darum ging, sich bewähren und beweisen zu müssen.


    kicker: Was werden Sie nicht vermissen?


    Schneider: Die langen Laufeinheiten in der Vorbereitung. Ich muss mich ja auch jetzt fit halten. Aber nun kann ich das entspannter angehen, die Natur genießen statt die Stoppuhr im Auge zu behalten.


    kicker: Am vorletzten Spieltag wurden Sie beim 5:0 gegen Mönchengladbach eingewechselt. Hat sich dafür die lange Schinderei in der Reha gelohnt?


    Schneider: Auf jeden Fall, auch wenn es eine immense Qual war. Aber diese 13 Minuten werde ich nie vergessen. Es war beeindruckend, wie ehrlich sich die Leute über mein Comeback gefreut haben. Das war das totale Gänsehaut-Gefühl. Leider durfte ich das nicht noch mal erleben.


    kicker: Sie sprechen das DFB-Pokalfinale an und den Umstand, dass Sie gegen Werder von Bruno Labbadia nicht berücksichtigt wurden.


    Schneider: Richtig. Dass ich dort nicht mal eingewechselt wurde, war eine sehr große Enttäuschung. Die Spielsituation hätte dies durchaus gerechtfertigt, aber der Ex-Trainer wechselte trotz 0:1-Rückstands erst in der 85. Minute. Warum so spät, das hat niemand verstanden. Er hat in seiner ersten Saison als Erstligatrainer gleich ein Pokalfinale an die Wand gefahren ...


    kicker: Im Rückblick: War es eine erfüllte Karriere?


    Schneider: Auf jeden Fall. Ich habe fast 300 Bundesligaspiele gemacht, 81 Länderspiele, ich habe Europameisterschaften und Weltmeisterschaften gespielt, sogar 2006 eine WM im eigenen Land. Das ist das Größte gewesen, was ein Fußballer erleben kann. Ich bin insgesamt gut über die Jahre gekommen, ohne größere Verletzungen. Ich denke, ich kann dankbar sein für meine Karriere, auch wenn letztendlich kein Titel rausgesprungen ist.


    kicker: Welche verspielte Titelchance ärgert Sie am meisten?


    Schneider: Dass wir mit Leverkusen vor neun Jahren in Unterhaching verloren und damit die Meisterschaft verpasst haben, war die ganz große Enttäuschung. Nicht aber, dass wir 2002 das Champions-League-Finale gegen Real Madrid und dann das WM-Finale gegen Brasilien verloren haben. In beiden Fällen hatten wir weit mehr ereicht, als uns zugetraut worden war.


    kicker: Sie waren mal beim FC Barcelona im Gespräch. Bedauern Sie, dass es nicht zum Wechsel kam?


    Schneider: Na klar, von meiner Spielart hätte mir Spanien wahrscheinlich gelegen. Ich hatte wirklich eine sehr schöne Zeit in Leverkusen und mich immer wohl und heimisch gefühlt. Aber wenn ich die Wahl hätte, in meiner Karriere etwas anders zu machen, dann wäre es der Wechsel ins Ausland. Ich hätte gerne eine andere Mentalität und eine andere Spielweise kennengelernt. Und ich hätte gerne erfahren, wie es ist, sich im Ausland durchsetzen zu müssen. Man sieht ja an Michael Ballack, dass solch ein Wechsel einen nicht nur fußballerisch, sondern auch als Persönlichkeit weiterbringt.


    kicker: Sie nennen Ballack Ihren Freund. Wie viele Freunde haben Sie gewonnen in Ihren Profijahren?


    Schneider: Mit dem Begriff Freund sollte man vorsichtig umgehen, Michael Ballack ist einer, auch Oliver Neuville, mit dem ich fünf Jahre lang das Zimmer geteilt habe. Aber ansonsten gab es eher gute Weggefährten denn Freunde. Die meisten Freundschaften stammen aus meiner Jenaer Zeit.


    kicker: Wie sehen Ihre neuen beruflichen Pläne aus?


    Schneider: Ich möchte den Trainerschein machen. Aber Stand heute sehe ich mich nicht als Trainer, sondern eher in anderer Weise im sportlichen Bereich tätig.


    kicker: Als Sportdirektor?


    Schneider: Wie man das dann bezeichnet und wo das dann sein wird, muss man dann sehen. Ich werde auf jeden Fall dem Fußball erhalten bleiben. Und ich bin noch mindestens ein Jahr in Leverkusen, wo ich mal die andere Seite kennenlernen kann: Management, Scouting-Bereich, Nachwuchs. Ich bin selbst gespannt, in welche Richtung es mich dann letztendlich verschlagen wird. Aber ich denke, es ist richtig, erst einmal alles sacken zu lassen und sich nicht gleich in etwas Neues zu stürzen.


    kicker: Abschließend: Welche Bedeutung hat Ihr Spitzname Schnix?


    Schneider: Schnix kommt von schnixeln, was in Thüringen so viel heißt wie dribbeln, tricksen. Das konnte ich schon früh ziemlich gut, wenn wir auf dem Schulhof oder zwischen den Wäschestangen gespielt haben. Deshalb habe ich den Namen seit der Jugend weg.


    INTERVIEW: OLIVER HARTMANN




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.06.09

    LEVERKUSEN: Der neue Trainer lernt seinen Klub kennen, ist angetan von den Möglichkeiten


    Die Zeit wird Jupp Heynckes (64) nicht lang. Zwar steigt Bayer Leverkusen erst am kommenden Dienstag wieder ins Training ein, doch der neue Trainer des Pokalfinalisten ist Tag für Tag im Einsatz. „Wir müssen eine Saison vorbereiten“, sagt Heynckes, der in den vergangenen zwei Wochen jede erreichbare Abteilung durchlief und Gespräche führte. Mit seinen Assistenten, seinen Reha-Trainern, den Ärzten und Physiotherapeuten, den Scouts, mit ein paar neuen Spielern wie Stefan Reinartz (20) und Eren Derdiyok (21) und immer wieder mit Sportchef Rudi Völler (49). So langsam kann sich der erfahrene Coach ein Bild machen von seinem neuen Arbeitsplatz, es wirkt positiv: „Was ich bisher gesehen habe – ob handelnde Personen oder die Infrastruktur dieses fantastischen Stadions – ist absolut top.“


    Ein Bild gemacht hat er sich auch von seiner Mannschaft. Auf die traf er als Bayern-Trainer in der Endphase der vergangenen Saison noch als Gegner, analysierte sie damals vor dem 3:0-Sieg der Bayern entsprechend, sitzt aktuell an den DVDs mit Toren und Gegentoren und bereitet sich darauf vor, das große Mysterium dieser Bayer- Generation zu enträtseln: „Dieser Mannschaft fehlt Konstanz. Und wir müssen herausbekommen, woran das liegt.“


    Die Mannschaft will er bei dieser Arbeit mit ins Boot nehmen: „Ich will das mit den Spielern analysieren. Sie sind verantwortlich. Und ich möchte von ihnen die Bestätigung, ob meine Eindrücke richtig sind.“


    Viel sprechen möchte er, allerdings nicht nur zu den Spielern, in erster Linie mit ihnen: „Der zwischenmenschliche Bereich ist von allergrößter Bedeutung. Es muss hier eine Atmosphäre geschaffen werden, in der es sich angenehm arbeiten lässt. Bei höchster Ernsthaftigkeit, bei größter Intensität. Druck haben die Jungs genug, den machen sie sich selber, den machen ihnen die Fans, die Medien. Ich muss dafür sorgen, dass es unverkrampft zugeht.“ Würde Heynckes dies gelingen, davon sind viele Kenner der Leverkusener Szene überzeugt, wäre nach den Irrungen und Wirrungen der abgelaufenen Spielzeit schon einiges gewonnen. Der Routinier propagiert Vertrauen, Lockerheit und Offenheit und hofft auf den Erfolg. Eine Mannschaft hat er noch nicht im Kopf, vermeidet aber auch Plattitüden wie „Jeder beginnt bei null“. Heynckes: „Das ist doch Quatsch.“ Jeder wisse ohnehin, auf welche Spieler er bauen kann. Dass er keinen verkaufen will, ist ebenfalls bekannt. Im Gegenteil: Mit Tranquillo Barnetta steigen Gespräche wegen einer Vertragsverlängerung bis 2011. Und in Argentinien läuft die Suche nach einem Defensivspieler unverändert intensiv.
    FRANK LUSSEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 22.06.09

    LEVERKUSEN: Der Stürmer lässt sich vom Trainerwechsel bei Bayer nicht irritieren


    Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Ibiza, knapp 30 Grad in der Sonne, Strand und gute Laune satt. Diese vergleichsweise verlockenden Umstände sind aktuell angesagt für Eren Derdiyok – wie für unzählige andere Twens, die ihren Jahresurlaub genießen. Seinen 21. Geburtstag am Freitag feiert er noch auf der Balearen-Insel, sein größter Wunsch erfüllte sich allerdings schon Ende Mai – an dem Tag, als Bayer Leverkusen den Transfer des Stürmers vom FC Basel zum Bundesligisten offiziell bestätigte, den der kicker übrigens schon 2. Oktober 2008 ankündigte. Derdiyok sagte damals unserer Zeitung, angesprochen auf das Interesse von Bayer: „Das würde fußballerisch passen.“


    Rund fünf Millionen Euro legte Bayer auf den Tisch des Hauses beim FCB und sicherte sich damit für die kommenden vier Jahre die Dienste eines der begehrtesten Stürmertalente Europas. Schalke 04 buhlte ebenso um ihn wie die TSG Hoffenheim, Lazio Rom, Newcastle United sowie russische und türkische Klubs. Derdiyok aber legte sich früh fest, bereits im Herbst 2008 entschied er sich – trotz finanziell besserer Angebote – für die Werkself: „Bei den Gesprächen mit den Bayer-Verantwortlichen wurde mir klar, dass ich meinen nächsten Karriereschritt hier absolvieren will. Das Konzept hat mich überzeugt.“ Vom Trainerwechsel von Bruno Labbadia zu Jupp Heynckes lässt sich der Nationalspieler (12 Einsätze, EM-Teilnehmer 2008, kicker-Notenschnitt aus drei Spielen 3,25) nicht irritieren: „Natürlich informiert man sich. Und wenn man dann liest, dass Herr Heynckes auf jeder Station jungen Spielern immer wieder Chancen gab, dann ermutigt das“, sagt der 1,90 Meter große Angreifer, den Leverkusens Sportchef Rudi Völler (49) so beschreibt: „Er ist enorm kopfballstark, sehr ballsicher und er wird sich sicherlich noch entwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass er unsere Möglichkeiten im Angriff vergrößern wird.“


    Kein Konfliktpotenzial sieht sein Umfeld im bevorstehenden Konkurrenzkampf mit den beiden Bayer-Nationalspielern Patrick Helmes (25) und Stefan Kießling (25). „Er hätte es sich leichter machen können bei anderen Klubs. Aber er will sich Schritt für Schritt verbessern, und dies kann er seiner Meinung nach in dieser Mannschaft am besten“, sagt Derdiyoks Berater Volker Struth (43) von der Agentur „Sportstotal“.
    FRANK LUSSEM





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.06.09

    Zu Bruno Labbadias Abgang zum HSV sagt Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zu SPORT BILD: „Wir haben Bruno Labbadia viele Brücken gebaut". Aber er habe keine nutzen wollen. Lesen Sie, was er heute über Labbadia denkt und warum er von Neu-Trainer Heynckes begeistert ist.


    Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser über:


    ...den neuen Bayer-Trainer Jupp Heynckes:


    "Es war sehr beeindruckend, wie genau er die Stärken und Schwächen unserer Mannschaft kannte. Am 32. Spieltag der letzten Saison hat er mit Bayern gegen uns gespielt. Er wusste nahezu alles und hat sehr treffend analysiert, wo die Probleme von Bayer sind."


    "Natürlich haben wir uns mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß über Jupp Heynckes unterhalten. Alles, was sie uns erzählt haben, hat uns in unserer Entscheidung bestärkt."


    ... Ex-Trainer Bruno Labbadia:


    "Das Verhältnis zwischen Bruno und der Mannschaft war einfach irreparabel. Wir haben ihm viele Brücken gebaut und gehofft, dass es doch noch eine Zukunft mit ihm bei Bayer gäbe. Aber er hat keine dieser Brücken nutzen wollen. Selbst ein Gespräch beim Abendessen mit Werner Wenning hat keinen Erfolg gebracht. Der mischt sich normalerweise nie ins operative Geschäft ein, wollte in diesem besonderen Fall aber Bruno Labbadia klarmachen, in welch ausgezeichneter Position er ist und welche Möglichkeiten er bei Bayer hat.... Fachlich ist Bruno Labbadia ein sehr guter Trainer. Langfristig traue ich ihm dennoch mit dem notwendigen Quäntchen Glück und vielleicht auch etwas mehr Flexibilität in der Führung der Mannschaft eine große Trainerkarriere zu."


    ... Bruno Labbadias Verhalten:


    "Einen Trainer, der seinen Vertrag derart gleichgültig bricht, muss man spüren lassen, dass so ein Verhalten nicht geht. Hier wurden Vereinbarung mit den Füßen getreten - und das darf man sich nicht so bieten lassen. Schließlich müssen Vereine richtig bezahlen, wenn sie sich von einem Trainer glauben trennen zu müsse, das gleiche Recht reklamieren die Vereine für sich, sollte ein Trainer trotz klarer Vertragslage zu einem anderen Verein wechseln wollen. Man kann im deutschen Recht zwar niemanden zur Arbeit zwingen, aber man kann verhindern dass sie trotz Vertrag bei einem anderen Club arbeiten."


    ... die Tatsache, dass sich Labbadia bereits am Mittwoch mit den HSV-Bossen getroffen hat:


    "Ich habe am Samstag vor dem Pokalfinale bei Bernd Hoffmann angerufen. Der hat mir bestätigt, dass es zuvor ein Treffen mit unserem Trainer gab. Möglicherweise hat Bruno Labbadia mit seinem Rauswurf in Leverkusen gerechnet. Wobei die Gespräche mit Bernd Hoffmann und Katja Kraus, nachdem am Donnerstag Morgen feststand, dass Labbadia nicht weiter machen will, sehr konstruktiv und kollegial verliefen."




    Quelle: Sportbild

    Es war gemütlich bei Jupp Heynckes (64). Dort saßen Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Bauernhaus „Casa de los Gatos“, dem Haus der Katzen . Die beiden Gäste waren tief beeindruckt von dem, was ihnen der Hausherr zu erzählen hatte.


    „Leverkusen hat in vielen Spielzeiten versucht, einen attraktiven Fußball nach vorne zu spielen. Aber zügellos. Ohne Rückendeckung nach hinten. Das versuche ich zu ändern. Man kann, wie es mir zuletzt bei Bayern gelang, auch in kurzer Zeit verbessern. Ich werde das wahrscheinlich auch in Leverkusen schaffen“, sagt Heynckes.


    Bei Bayer wird er deshalb demnächst einen Zweijahresvertrag unterschreiben. Aber Papier ist ihm nicht wichtig. In München hatte er zuletzt das Wort Geld außen vor gelassen. Erst bei der Abschlussfeier flüsterte ihm Manager Uli Hoeneß eine Summe ins Ohr. Über die Höhe schweigt der Gentleman. Er sagt nur: „Wenn Bayern etwas freiwillig macht, kann man zufrieden sein.“


    Auch bei Bayer Leverkusen stellte er keine Forderungen, bat nur, den jungen Kader zusammenzuhalten. Mit dem neuen 35-jährigen finnischen Riesen Sami Hyypiä vom FC Liverpool könnte das Ziel erreicht werden, hinten stabiler zu werden. Neben Hyypiä könnte der 20-jährige Stefan Reinartz aus Nürnberg spielen. Er war dort ein Garant des Aufstiegs.


    Heynckes arbeitete immer gut mit jungen Spielern, rieb sich an den Stars. Wie an denen von Real Madrid, die er 1998 zum Champions-League-Titel führte.


    Im Gespräch mit SPORTBILD wirkte er milde. „Heute in der rasanten, lauten Gesellschaft muss man versuchen, von den Spielern den Druck zu nehmen, damit sie sich in einer Atmosphäre bewegen können, die nicht so hektisch, nicht so ungeduldig und fordernd ist“, merkt er fast philosophisch an.Früher sagte er oft, die Spieler in Spanien hätten mehr Respekt vor den Trainern. Heute sagt er: „Es kommt immer auf den Zeitgeist an, in dem man lebt. Heute muss man den Spielern mit höherer Sensibilität und Respekt begegnen.“


    „Jupp ist für die Rente zu jung“, sagte Gladbachs Retter Hans Meyer (66) noch vor Kurzem. Wenn Heynckes zwei Jahre in Leverkusen bleibt, ist er 66 Jahre alt. „Na und“, sagt der. „Mit 66 fängt das Leben erst an.“


    Raimund Hinko/Kai Psotta




    Quelle: Sportbild-Printausgabe vom 10.06.09

    Von ARNO SCHMITZ


    Köln/Rom – Entspannung in der ewigen Stadt? Nach der stressigen letzten Woche mit der Verpflichtung und Präsentation von Labbadia-Nachfolger Jupp Heynckes gönnte sich Rudi Völler einen „blauen“ Montag in seiner zweiten Heimat Rom.


    Doch auch da ließ ihn der Job nicht los. Schließlich muss sich Bayers Sportdirektor mit Nürnberg über die „Rückholmodalitäten“ für Co-Trainer Peter Hermann einigen. Am Montagvormittag telefonierte Völler ausgiebig mit FCN-Sportchef Martin Bader, Ende der Woche soll ein Ergebnis her.


    „Wir werden eine vernünftige, harmonische Lösung finden“, versichert Völler, nachdem Bader Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser der „Doppel-Moral“ bezichtigt hatte.


    Ob Defensivmann Stefan Reinartz ein weiteres Jahr an den Club ausgeliehen wird, soll Heynckes entscheiden, sobald er sich einen genauen Überblick über den Kader verschafft hat. Holt Bayer Reinartz zurück, fordert Nürnberg Ablöse für Hermann, heißt es. „Beide Sachen haben nicht direkt miteinander zu tun“, sagt jedoch Völler.


    Der ist sich übrigens sicher, dass keiner der Leistungsträger wie René Adler oder Patrick Helmes die „Flucht“ ergreift, um bei einem international vertretenen Klub bessere Karten im Kampf um ein WM-Ticket zu haben: „Die Spieler, die wir halten wollen, werden wir halten!“



    Quelle: express

    NÜRNBERG: Co-Trainer nicht zu halten


    Eigentlich pflegt Martin Bader ein gutes Verhältnis zu den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen. Am Samstag jedoch reagierte der Sportdirektor des 1. FC Nürnberg irritiert, ja verärgert, als er den Medien entnehmen musste, Co-Trainer Peter Hermann (57) werde Assistent von Jupp Heynckes beim Pokalfinalisten. Zu einem Zeitpunkt, als weder Hermann noch Leverkusen Bader kontaktiert hatten.


    Eine voreilige Vollzugsmeldung, denn Hermann hat seine Ausstiegsklausel mit der Frist 31. Mai nicht gezogen und ist daher noch bis zum 30. Juni 2010 an die Franken gebunden. Ergo hat er auch noch keinen Vertrag bei Bayer unterschrieben. Soweit die nackten Fakten, die Geschichte dahinter ist viel komplizierter und Bader Realist genug, um zu wissen: „Ich kann ihn nicht zwingen zu bleiben.“


    Hermann gehörte über 30 Jahre zum Leverkusener Inventar, ehe er im September dem Lockruf von Cheftrainer Michael Oenning nach Nürnberg folgte. Bei Bayer durfte der ruhige, loyale Hermann nur noch Scout sein, wollte jedoch weiter täglich Rasenduft einatmen. In Nürnberg erarbeitete er sich schnell den Respekt und die Achtung aller im Verein, gerade die jungen Spieler schauten zu ihm auf. „Er kannte mich überhaupt nicht, hat aber in vielen Einzelschichten mit mir gearbeitet. Ich habe ihm viel zu verdanken“, lobt beispielsweise Mike Frantz (22).


    Doch da ist noch die andere, die familiäre Seite. Der Co-Trainer leidet unter der räumlichen Trennung von seiner Familie und tendiert zu einer Rückkehr in den Westen. „Die Option mit Bayer hat sich überraschend ergeben“, erklärt Hermann, dem die ganze Sache unangenehm ist: „Die Meldung war übereilt und nicht korrekt. Erst mal muss ich mit Nürnberg reden.“


    Dies wird am heutigen Montag geschehen. Danach geht es mit Leverkusen um die Modalitäten und Michael Oenning wird sich, so viel scheint klar, einen neuen Assistenten suchen müssen. „Ein bisschen werde ich schon um ihn kämpfen“, wehrt sich Bader noch.


    Zur Sprache wird der Name Stefan Reinartz kommen. Den 20-jährigen Leihspieler kann Leverkusen schon diesen Sommer zurückholen. Ein möglicher Deal: Er bleibt noch ein Jahr beim Club und Hermann, den auch Michael Skibbe nach Frankfurt holen wollte, erhält dafür die Freigabe. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser blockt freilich ab: „Man kann beide Personalien nicht in Einklang bringen, weil bei Reinartz der Trainer das letzte Wort hat.“
    FRANK LINKESCH



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.06.09

    Der neue Leverkusener Trainer verlangt vom Team mehr Konstanz und mentale Robustheit


    Seine Verpflichtung schlug ein wie eine Bombe. Mit Jupp Heynckes (64) als Nachfolger von Bruno Labbadia (43) hatte niemand gerechnet. Am Donnerstag nahm Rudi Völler (49) erstmals Kontakt zu Heynckes auf, am Freitag erzielte man nach einem fünfstündigen Gespräch Einigung. Seine letzten Bundesliga-Stationen beim FC Schalke (2003/2004) und Borussia Mönchengladbach (2006/2007) verliefen eher freudlos. Heynckes ficht dies nicht an, er wagt den Schritt.


    Hier spricht er über...


    ... seine Frau: „Ich war überrascht von Rudi Völlers Anruf. Durch meine Zeit in München habe ich gemerkt, was es mir bedeutet, dieses Bundesliga-Feeling zu spüren. Ich habe dann mit meiner Frau darüber gesprochen. Und sie hat gesagt: „Du tust ja doch, was du für richtig hälst!’“


    ... Autorität und Disziplin: „Es ist wichtig, Harmonie und Verständnis untereinander herzustellen, den Druck von den Spielern zu nehmen. Man muss offen und ehrlich miteinander umgehen, damit die Spieler sich
    wohlfühlen. Aber sie müssen auch wissen, dass es Regeln gibt und für den Erfolg hart gearbeitet werden muss.“


    ... Veränderungen: „Ich habe in den vergangenen zwei Jahren, als es mir gesundheitlich nicht so gut ging, viel nachgedacht. Jeder Mensch durchlebt Prozesse, die einen Dinge anders sehen lassen, Ich denke aber nicht, dass ich mich verändert habe.“


    ... Leverkusen: „Bayer ist ein seriös geführter Klub. Hier entsteht ein neues Stadion, eine Fußball-Stätte mit einer tollen Atmosphäre. Die Mannschaft ist jung, talentiert und entwicklungsfähig. Ich hatte gleich ein gutes Bauchgefühl und denke, hier etwas bewegen zu können mit meiner Erfahrung, meinem Knowhow. Durch die Zeit in München haben sich einige Klubs an mich erinnert. In der Bundesliga hätte ich keine andere Mannschaft übernommen als Bayer.“


    ... Ziele: „Natürlich muss ein Klub wie Bayer das Ziel haben, international zu spielen. Dafür werde ich alles tun.“
    ... die Wankelmütigkeit des Kaders und das Ergebnis der vergangenen Saison: „Die Mannschaft muss konstanter und mental robuster werden. Wir müssen mit den Spielern analysieren, warum Bayer eine sehr gute Hinrunde und eine nicht so gute Rückrunde gespielt hat. Die Meinung der Jungs ist mir da sehr wichtig.“


    ... abwanderungswillige Spieler: „Ich weiß natürlich, wie die Mechanismen in der Liga laufen. Aber ich möchte, dass mir alle Spieler zur Verfügung stehen. Barnetta ist sehr talentiert, schnell, dribbelstark. Ich würde ihn ungern verlieren. Wenn man eine junge Mannschaft bekommt, darf man die Eckpfeiler nicht verlieren.“



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.06.09

    Die Farce um Bruno Labbadia konnte sogar mit finanziellem Gewinn beendet werden, die Wutrede des Sportdirektors von BAYER LEVERKUSEN trifft auch Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff.


    ÜBER LEVERKUSEN BERICHTET FRANK LUSSEM


    Es war eine Woche, die sich Harmoniemensch Rudi Völler (49) gerne
    erspart hätte. Aber: „Sowas passiert eben, wenn du die Rückrunde vergeigst, das Pokalfinale verlierst und der Trainer diskutiert wird. Dann wird es stressig.“


    Am vergangenen Donnerstag war klar, dass es mit Bruno Labbadia (43) nicht mehr geht. Zwar baute man dem Trainer noch die ein oder andere goldene Brücke, doch dessen seit Tagen laufende Verhandlungen mit dem Hamburger SV waren bereits so weit gediehen, dass Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser die Hanseaten am Ende noch um rund eine Million Euro Ablöse erleichtern konnte – was für eine Farce! Immerhin konnte Bayer so letztlich doch noch einen Gewinn aus der Personalie Labbadia verbuchen. Die vom HSV zu erwartende Summe übersteigt jene, die man vor Jahresfrist an Labbadias Ex-Verein SpVgg Greuther Fürth zahlte, um einiges. Das darüber hinaus verzapfte Gerede von Sitte, Moral und Anstand in diesem Geschäft freilich hätte man sich gut und gerne sparen können.


    Die Pressekonferenz am Samstag nutzte Rudi Völler nicht nur zur stolzen Präsentation des neuen Trainers Jupp Heynckes. Der Sportchef verteilte auch mächtig Hiebe Richtung Labbadia und dessen Medienberater Christian Frommert. Den beschuldigte er, Labbadia falsch beraten zu haben bei der Veröffentlichung des Interviews in der Süddeutschen Zeitung am Tage des Pokalfinales. In diesem Interview hatte Labbadia sich zu einem Rundumschlag gegen den Verein im Allgemeinen und Manager Michael Reschke (der in Zukunft neue Aufgabengebiete zugewiesen bekommt, Rudi Völler wird ein neuer Assistent zur Seite gestellt) im Besonderen hinreißen lassen und ebenso naiv wie erstaunt registriert, dass die Zeitung die wichtigsten Passagen vorveröffentlichte. Völler: „Wozu braucht er einen Medienberater? Das kotzt mich an! Ich kann das nicht verstehen. Man muss doch authentisch bleiben und darf sich nicht verbiegen lassen. Bruno ist da falsch beraten!“ Völler nutzte die Gelegenheit zu einem Seitenhieb auch auf Jürgen Klinsmann: „Der hat ja auch einen Medienberater, der Fragen vor einem Interview schon vorformuliert. Vielleicht bin ja altmodisch. Aber ich brauche keinen Medienberater.“ Einmal in Fahrt, setzte es auch noch was
    für Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, Völlers ganz besonderen Spezi: „Ich brauche keine Medienberater, um bei Niederlagen gut rauszukommen. Mag Zufall sein, dass Oliver Bierhoff den gleichen wie Bruno Labbadia hat.“ Aber letztlich ginge es weder um den einen noch um den anderen: „Es geht nicht um Labbadia oder Rudi Völler. Es geht immer nur um den Verein. Wenn da Dinge passieren, die schaden, dann muss man dazwischenhauen.“


    Dies tat Völler eindrucksvoll, ebenso wie Jupp Heynckes die Gelegenheit nutzte, die „Job-Hopperei“ seiner Gilde zu geißeln: „Wichtig ist, sich mit dem Verein, der Region, der Arbeit und der Laufzeit des Vertrages zu identifizieren. Das ist eine Sache der Ethik und des Selbstverständnisses.“


    Ruhe wird einkehren in Leverkusen, Heynckes steht für Souveränität. An ihm liegt es nun, alles herauszuholen aus dem Potenzial des Kaders, von dem Rudi Völler sagt: „Außer hinter den Bayern brauchen wir uns vor niemanden zu verstecken!“ Nach der bleiernen Zeit unter Berti Vogts 2001 feierte Bayer in der folgenden Saison unter Klaus Toppmöller rauschende Fußballfeste. Gelingt es Heynckes, die Lockerheit zurückzubringen, ist eine Light-Version (weil ohne internationalen Wettbewerb) dieser Ereignisse nicht auszuschließen.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.06.09

    So ... erster Schock is verdaut. :LEV7


    Denke der Verein zieht die logischen Schlüsse. Nach den letzten eher unerfahrenen, mehr o. weniger Trainer-Neulingen ist wohl mal die Zeit gekommen, einen Alten Hasen zu installieren. Aus dieser Sicht u. den gegebenen Umständen ist es wohl die einzig realisierbare Lösung gewesen.
    Habe zwar auch nach wie vor gewisse Zweifel bei der Geschichte aber warum soll man das ganze auch nicht mal optimistisch sehen.
    Es ist wohl auch klar, dass dies nicht die Lösung ist, die auf Langfristgkeit ausgelegt ist aber D. Jupp könnte wirklich derjenige sein, der der Mannschaft mal wieder zu Konstanz verhelfen könnte um wieder langsam in höhere Gefilde vorzudringen. Dann ergeben sich auch eher wieder Möglichkeiten, zukunftsweisendere Personalien anzuwerben.
    Jedenfalls wird dem Jupp wohl keiner unserer Spieler so auf der Nase rumtanzen, wie es bis jetzt oft der Fall gewesen ist.
    Hoffe, das bringt den erhofften Effekt und mögliche Zweifel werden sich nicht bestätigen.



    Mach`et Jupp!!! :LEV3

    Oh my god !!!


    Weiss nich, ob ich :bayerapplaus oder :LEV15 soll ???!!! Kann denn das gut gehen ?!


    Äääähm .... äähm ......


    ... muß mich erstmal sammeln. Bis später ....
    :LEV7 :LEV7 :LEV7


    Tolles Statemennt! :bayerapplaus Spricht mir aus der Seele.
    (aber nur bis dahin)

    Bin froh, dass er eindeutig vermeldet, beim Bayer zu bleiben.
    Er ist halt ein Stürmer, der lauert und dann im entscheidenden Moment explodieren kann um zu netzen.
    Verstehe nicht, was hier manche verlangen, dass er sich ständig die Bälle aus`m MF selber holt um dann jeden 2. Abschluss versenkt oder was!?
    Is halt `n Stürmer, der gefüttert werden muss und daraus ständig für Gefahr sorgt. Natürlich sieht dann so ein Spielertyp umso mehr verloren aus, wenn die ganze Mannschaft Probleme hat.