14 neue Fahrer
Gerdemann führt Milram-Team an
Von Stephan Klemm
Mit den deutschen Hoffnungsträgern Linus Gerdemann und Gerald Ciolek sowie einer stark veränderten Mannschaft geht das Team-Milram in das Radsport-Jahr 2009. Manager Gerry van Gerwen hat ehrgeizige Ziele, die möglichst ohne Doping erreicht werden sollen.
DORTMUND - Mit der eigenen Vergangenheit will das Team Milram nichts mehr zu tun haben. Es hat vor dieser Radsport-Saison deshalb einfach mal alles geändert. Neu sind: die Trikots, sie sind im blau-weiß-gefleckten Kuh-Design gehalten; 14 frisch verpflichtete Fahrer; die nationale Ausrichtung - Milram ist kein italienisches Team mehr, sondern ein deutsches, und überdies die einzige verbliebene deutsche Equipe. Das alles mündet in einem griffigen Spruch, er heißt: „Alles wird neu, alles wird anders“. Wobei anders durchaus mit besser gleichgesetzt werden soll.
„Wichtigste Neuverpflichtungen“ sind Linus Gerdemann und Gerald Ciolek, die Manager Gerry van Gerwen als „unsere beiden deutschen Kapitäne“ vorstellt. Um sie herum hat er „mit Sinn und Verstand“ ein Team gestaltet, was offenbar auch eine erwähnenswerte Neuerung ist. Der Rundfahrer Gerdemann und der Sprinter Ciolek sollen van Gerwens Wunsch „nach mannschaftlicher Geschlossenheit“ entsprechen, für ihn sind die beiden jetzt schon wichtige Stützen seiner Mannschaft - „und auch für den deutschen Radsport allgemein“.
Der soll im Team Milram einen Aufschwung erleben, van Gerwen nimmt sich mit seinen 17 nationalen Fahrern gleich mal „25 Siege in den 280 Renntagen vor“. Von seiner Mannschaft verlangt er, dass sie „immer offensiv, aggressiv und aktiv mitfährt. Wir gehen in jedem Rennen auf Sieg!“ Von Gerdemann hätte er gerne „ein paar Tage im Gelben Trikot bei der Tour de France“; bei Ciolek könnte es gerne auch der Gewinn „des Grünen Trikots“ sein. Vielleicht muss ein Manager so ambitioniert denken, sein - natürlich - neu integrierter Sportlicher Leiter Christian Henn hätte es lieber ein bisschen moderater: „Wichtig ist einfach, dass wir uns in den Rennen zeigen. Siege kann man nicht planen.“ Henn kommt wie knapp 20 frische Teammitglieder aus dem aufgelösten Gerolsteiner-Team; darunter sind acht Profis. Der allgemeine Teamaustausch war ähnlich groß: Den 14 Ankömmlingen stehen 13 Abgänge gegenüber, 25 Profis fahren 2009 insgesamt für Milram.
Ciolek will Verantwortung übernehmen
Ciolek stört die Erwartungshaltung nicht: „Deshalb bin ich ja gekommen, ich will Verantwortung übernehmen.“ Gerdemann wiederum hofft „auf einen heißen Sommer“ und darauf, „dass unser Team ein Selbstläufer wird. Die Rahmenbedingungen stimmen jedenfalls.“
Sie bleiben mindestens noch ein Jahr erhalten, das hat die Nordmilch-Konzern als geldgebender Sponsor nach internen Beratungen im Herbst beschlossen. Van Gerwen verweist sogar auf einen „wasserdichten Zweijahres-Vertrag“, er geht davon aus, „dass wir auch 2010 noch dabei sind“. Diese definitive Bestätigung wollte Claus Fischer, Nordmilchs kommissarischer Leiter für Marketing und Vertrieb, nicht geben: „Wir werden auch in diesem Herbst unser Engagement überprüfen.“ Ihn interessiert vor allem die Frage der TV-Präsenz, eine Tour de France ohne Live-Bilder wäre ein großer Unfall: „Wenn die mediale Präsenz weg bricht, ist das eine besondere Situation für uns.“
Ach ja: Um Doping ging es auch in der knapp 90-minütigen Team-Präsentation, ganz am Ende und ganz kurz. Auch dafür hat man bei Milram nun einen Slogan entworfen: „Saubere Milch - saubere Leistung“. Dem fühlt sich van Gerwen verpflichtet, dafür unterwirft er sich mit seinem Team allen nationalen und internationalen Auflagen. Er will „eine maximale Transparenz erreichen“ und seine klare Linie fortsetzen. In der vergangenen Saison hat man sich von den überführten Profis Alessandro Petacchi (Italien) und dem Spanier Igor Astarloa getrennt. „Das zeigt, dass wir sehr konsequent sind“, sagt van Gerwen.