Original von kmb666
Hi,
interessantes Thema, wollt hier auch kurz was dazu sagen.
Normalerweise pflege ich, bevor ich was poste, den Thread möglichst ganz zu lesen, um doppelte Gedanken zu vermeiden,
bitte seht es mir nach, wenn ich's diesmal nicht gemacht habe, es ist ja auch so, dass Gedanken um die Zukunft eines Vereins auch entscheidend
von der momentanen Lage beeinflusst werden, es bringt also auch nix auf Posts, die 30 Seiten vorher geschrieben wurden einzugehen, weil sie
unter komplett anderen Umständen entstanden sind.
Aber zum Thema: Ich finde es schwierig hier die Balance zwischen Aussagen zur langfristigen Strategie eines Vereins und der momentanen Lage zu halten,
ich hoffe es gelingt mir irgendwie.
Ich habe es an anderer Stelle schon gepostet, die langfristige Strategie vom Bayer war immer, bei allem Erfolgsdruck, dem Zuschauer schönen Fussball bieten zu wollen.
Bayer ist für mich, vielleicht mit Bremen zusammen, der Verein, der dies schon lange am konsequenstesten (und erfolgreichsten) verfolgt.
Diese Strategie ist einer der Hauptgründe, wiese ich persönlich Fan dieses Vereins geworden bin (ich möchte dies hier nicht nochmal begründen, falls es
jemanden interessiert, es steht in meinem Beitrag zum Thema "Saisonziel"), ich wäre froh wenn diese beibehalten wird.
Die momentane Situation lässt sich für mich nur mit einem Wort beschreiben: KRISENMANAGEMENT.
Ich glaube zwar nicht, dass es hierfür ein Patentrezept gibt, aber für mich gibt es in Deutschland einen Verein der, nicht nur in dieser Saison, sondern über die
letzten Jahre, dies am besten hinkriegt, und das ist Werder Bremen. Um dies zu begründen muss man sich die drei großen Puzzleteile mal differenziert anschauen.
Ich halte nix davon, die Schuld bei den Spielern oder beim Management oder beim Trainer zu suchen, ich finde es besser mal zu schauen,
was jeder einzelne Part beitragen kann, bzw. was man da verändern kann also der Reihe nach:
1. Die Mannschaft:
Vorweg muss ich nochmal sagen, dass ich mich in den diesjährigen Kader und die Spielweise dieser Mannschaft (nein, ich bin nicht schwul!!!!) verliebt hab,
d.h. es kann sein, dass ich einiges nicht ganz objektiv sehe. Aber ich bin so felsenfest vom Potential dieser Jungs überzeugt, dass ich ihnen innerhalb
der nächsten drei Jahre den Titel zutraue...mindestens:LEV2
ABER: Wenn man sich den Bayer, vor allem die Leistungsschwankungen innerhalb einer Saison, über die letzten zehn Jahre anschaut, drängt sich ein erschreckender Gedanke auf:
Viele unserer Jungs sehen den Bayer ja als Sprungbrett. Das ist soweit OK, aber was wenn die Leistungsschwankungen daher kommen, dass für die Spieler
10-20 gute Spiele pro Saison ja reichen, um ihr Potential zu zeigen und sich dadurch weiterzuempfehlen?
Wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass es in den letzten Jahren nicht zu mehr gereicht hat.
Ich will das keinem der Spieler unterstellen, nicht dieses Jahr, aber wenn es so wäre dann tut es mir leid, der muss weg, Talent hin oder her...
Ich persönlich glaube, es liegt an der Jugend der Mannschaft, die Jungs sind einfach verunsichert und brauchen diesen Schmusekurs. Dass dies nicht unbedingt
der schlechteste sein muss hat der VfB Stuttgart in der Meistersaison mit seinen "Jungen Wilden" bewiesen.
Ziel hier also für mich: Mannschaft zusammenhalten und punktuell verstärken (Derdiyok, gestandener IV, eine Ergänzung im Mittelfeld), egal wie diese Saison ausgeht.
Es sei denn, dieses blöde ABER trifft zu...
2. Der Trainer:
Ich finde Bruno leistet Alles in Allem eine hervorragende Arbeit. Er kann gut mit den Jungs umgehen, er lässt wirklich herzerfrischenden Fussball spielen
und er vertritt den Bayer trotz seiner wenigen Erfahrung sehr professionell, ich finde gerade kein besseres Wort als das englische "classy" (will sagen, sein Auftreten hat Niveau)
ABER: Ein richtig guter Trainer muss auch in der Lage sein, seine Jungs aus so einem Loch wieder rauszholen. Bruno muss noch zeigen, dass er diese
Fähigkeit besitzt, aber die Chance dazu hat er aus meiner Sicht allemal verdient und ich traue ihm dies auf jeden Fall zu.
3. Die Vereinsführung:
Auch hier ist die geleistete Arbeit unsreres Triumvirats, vor allem im Vorfeld der Saison, aus meiner Sicht nicht anders als mit "Klasse" zu bewerten. Ich will hier nicht detaillierter werden,
ich glaube jeder weiß was gemeint ist...Spielertransfers, Marketing...
Ich finde den momentanen Kurs, die Ruhe zu bewahren per se nicht schlecht...
...ABER: Hier möchte ich jetz mal kurz auf Werder, vor allem Klaus Allofs eingehen: Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man es hier schafft, sich, in aller Ruhe,
an den eigenen Haaren aus dem Sumpf herauszuholen.
Auf den ersten Blick wirkt unser Rudi, von seinen Aussagen her aber genau gleich. Für mich gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: die Glaubwürdigkeit.
Wenn man K.A. in Krisenzeiten so hört, ist man irgendwie auch fest davon überzeugt, dass alles was er sagt auch zutrifft...und aus irgend einem Grund tut es das auch.
Dies überträgt sich durchaus auf Mannschaft und Trainer und könnte auch der Grund dafür sein, dass es immer wieder klappt.
Bei unserem Rudi schwingt für mich immer eine latente Angst mit, dass es doch schief gehen könnte.
In dieses Bild passen auch Hozi's etwas ünglückliche und wiedersprüchliche Aussagen, die er in den letzten Jahren zu Trainern getätigt hat.
Wie soll das dann Mannschaft und Trainer wirklich weiterhelfen?
Ich weiß nicht, seht Ihr das auch so?
Mein Fazit lautet hier also: Ich finde den Kurs, auch momentan, inhaltlich durchaus richtig, aber bitte, liebe Vereinsführung, legt mehr Selbstvertrauen an den Tag.
Ihr habt Euch doch das Recht, von Eurem Kurs überzeugt zu sein doch schon längst verdient, grübelt nicht so viel, vertretet ihn!!!!
Und das gegenüber allen, Mannschaft, Trainer, Fans und Medien, erst dann überträgt sich das auch auf die Jungs.
Aaaaalso: Sehr lange Rede, kurzer Sinn:
Ich finde den jetzigen Kurs wirklich gut, der Bayer hat sich in Deutschland und darüber hinaus dadurch ein sehr sympatisches Image aufgebaut, was gerade
bei einem Werksklub schwer genug ist. Bayer hat dadurch einen eigenständigen und einzigartigen Status erreicht, manchmal schadet es aber trotzdem nicht,
mal über seine eigenen Schultern zu blicken und zu schauen, wie andere Probleme lösen...
Wenn jetzt noch jeder Part einige kleine Beiträge leistet und der Kurs mit mehr Vehemenz, Selbstvertrauen und Konseqenz vertreten wird ist mir um die Zukunft des bayer nicht bange....
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