Die Erde bebt in Madrid
Wie ein Meteorit schlug AD Alcorcón in der galaktischen Welt des spanischen Rekordmeisters Real Madrid ein! Mit 4:0 entzauberte der Drittligist aus der Vorstadt die "Königlichen" am Mittwochabend im Achtelfinal-Hinspiel der Copa del Rey. Eine unvorstellbare Schmach für Real, das zwar mit einer 1b-Formation angetreten war, sich dennoch bis auf die Knochen blamierte. Der Meteoriteneinschlag brachte den Trainerstuhl bedenklich zum Wackeln.
Ganz Spanien schüttet Hohn und Spott über Real aus. Verstärkt mit 250 Millionen Euro war der Rekordmeister in diese Saison gestartet. Durchwachsenen Vorstellungen in Liga und Champions League folgte am Mittwoch schlichtweg ein Fiasko. "Die Lachnummer des Jahrhunderts" titelte die Sportzeitung "AS", während Konkurrent "Marca" gerade heraus den Rücktritt des Trainers Manuel Pellegrini forderte: "Hau endlich ab!", hieß es dort schnörkellos.
"Der Chilene darf nicht eine Zehntelsekunde länger im Amt bleiben", so das Blatt weiter und bezeichnete die Niederlage als "größte Lächerlichkeit in der Geschichte Reals". Zwar ist das Aus im Rückspiel am 10. November noch abzuwenden, doch auch in diesem Fall wird Alcorcón nicht unvergessen bleiben.
"Es gibt nichts zu beschönigen. Das war eine Schande", gestand Pellegrini, um sogleich hinterherzuschieben: "An einen Rücktritt denke ich nicht." Seine Stars leisteten den Offenbarungseid und ließen sich phasenweise förmlich zerlegen. Und das, obwohl nach einem 24-stündigen Trainingslager keineswegs eine Ansammlung von ausschließlich Edelreservisten auf dem Platz stand.
In den Medien wird vor einem weiteren Lokalderby am Samstag gegen Getafe - der FC ist kaum weiter weg vom Bernabeustadion als das 16 Kilometer entfernte Alcorcón - schon über eine Nachfolgeregelung im Traineramt spekuliert. So könne Sportdirektor Jorge Valdano ab sofort übernehmen. Der Argentinier stellte jedoch klar: "Jetzt ist nicht die Zeit, über den Trainer zu sprechen. Wir können uns bei den Fans nur entschuldigen."
Der kleine Nachbar zeigte sich nach dem Triumph vor 4000 Fans im kleinen Santo-Domingo-Stadion über die "Allmächtigen" bescheiden. "Wir freuen uns über den Erfolg, aber für uns haben die Punktspiele Vorrang", sagte Trainer Juan Antonio Anquela. Seine Elf rangiert in der 2. Staffel der dritten Liga derzeit auf dem 6. Platz. Der Klub aus der 170.000-Einwohnerstadt verfügt über ein Budget von rund einer Million Euro. Real kann mit 420 Millionen spielen.
Pikante Notiz am Rande: Doppeltorschütze Borja Pérez entstammt dem Real-Nachwuchs. Während er seine Nominierung für die Startelf der Gastgeber wahrlich verdient hatte, ätzte die "AS": "Einige Real-Profis spielten so schlecht, dass sie in der Elf von Alcorcón keinen Stammplatz hätten." Hierzu kann auch deutsche Innenverteidiger Christoph Metzelder gezählt werden, der nach einer Verletzungspause von Beginn an ran durfte und mit seinen Teamkollegen unterging. Und das unter den Augen von Real-Präsident Florentino Pérez, der das Geschehen von der Ehrentribüne fassungslos mitverfolgte.
krass was da in spanien im mom abgeht