Beziehungsdrama in der BayArena
Sport | 16.04.2012 | 11.54 | Wären wir ein Liebespaar, wir Fans und der Bayer, wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem der eine zum anderen sagt „Wir müssen reden“ und beide wüssten, was kommt. Wären wir in einer Beziehung, stünde das Ende unmittelbar bevor. Enttäuschung und Verletzung auf beiden Seiten, der wöchentliche Versuch, gemeinsam zum Höhepunkt zu kommen, nur weil halt Wochenende ist und eine postejakulative Depression, die selbst dann eintritt, wenn es eigentlich ganz gut war, der gegenseitige Widerwillen, Fehler zu verzeihen – das alles wären untrügerische Zeichen für eine baldige Trennung.
Glaubt man den Andeutungen aus der Vereinsführung, dann haben viele Fans diese Trennung für sich vollzogen. 4.000 Dauerkarten wurden gekündigt. Vier Tausend. Das sind mehr Kündigungen als der Zuschauerschnitt manch eines der mit so viel Tradition behafteten großen Vereine der 70er und 80er, die heute vor jedem Auswärtsspiel aufpassen müssen, dass sie die richtigen Schuhe mitnehmen, falls sie auf Asche spielen müssen.
Woran liegt das? Warum ist bei einem Verein, der wahrscheinlich das dritte Jahr hintereinander internationale Ränge erreichen wird, der das Champions League Achtelfinale erreicht, München geschlagen und seit 16 Jahren am Ende der Saison immer vor dem ärgsten Rivalen steht, die Stimmung derart am Ende?
Die Schuld nur auf einer Seite zu suchen, wäre ebenso wie in einer Beziehung zu einfach. Einfacher ist aber die Frage, wer die Situation ändern kann.
Aussprachen hat es schon gegeben, Ergebnis dessen war einfach ausgedrückt „Wir Spieler geben immer alles auf dem Feld, aber brauchen Eure Unterstützung auch, wenn es mal nicht gut läuft.“ Wer die Spiele gegen Mainz, Freiburg, Augsburg, Berlin gesehen hat, kann sich über die Aussage amüsieren – wenn er denn nicht Fan dieses Vereins ist. Wir Fans nämlich fühlen uns betrogen und verarscht. Verarscht, wenn Herr Castro nach seiner versemmelten Ecke zu faul ist, den 3 Meter entfernten Gegenspieler anzugehen um einen Konter zu verhindern.
Betrogen, wenn Herr Rolfes sein Spiel davon abhängig macht, ob er den Trainer lieb hat und ob er ihn mit Nutella füttert und ein hochtalentierter Herr Derdiyok mit einer Gleichgültigkeit über den Platz läuft, die nur noch dreist ist. Der Tabellenplatz ist dabei zweitrangig, aber das ständige Gefühl, dass es mit einer der Entlohnung der Spieler entsprechenden Berufseinstellung anders liefe, macht einen auf Dauer verrückt. Fehler sind verzeihlich, aber Betrug und Desinteresse sind tödliche Gifte für jede Beziehung. Wir haben den vereinbarten Schritt getan und die Mannschaft auch bei Rückständen versucht zu pushen und dafür wiederum Ohrfeigen in Form von schlampigem Schlechtwetterfußball bekommen.
Der Schritt auf einander zu muss nun vom Feld kommen, und zwar nicht in Form von Gesten, sondern von Ehrlichkeit. Sonst ist der Zeitpunkt, an dem der Wikipedia-Eintrag zu Bayer stimmt, sehr nahe.
„Bayer 04 Leverkusen ist ein Fußballunternehmen aus Leverkusen“
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Nagel.......Kopf!