Wohin nun mit dem Kopfzerbrechen, was uns seit gestern Abend plagt? Eisgekühlter Bommerlunder und Johnny Walker sind auf Dauer auch nicht die Lösung, insbesondere nicht für unsere Spieler. Ein Gegentreffer nach drei Minuten kann einen schon demoralisieren und der Halbzeitstand um so mehr. Der letzte Meter wurde nicht gelaufen, das habe ich auch so gesehen. Da war kein Mann gegen Mann Pressing, aber man muss schon zugeben, dass die Bayern, beflügelt durch die Oktoberfeststimmung, einen absoluten Sahnetag erwischt haben. Einen solchen Lauf zu stoppen ist schon eine Herausforderung, wir haben sie jedoch nicht angenommen. Dabei sind für mich die Bayernspiele immer eine Chance auf eine Lehrstunde im Profifußball, wenn man hoch hinaus will. Sich mit der Crème de la Crème des deutschen Fußballs nicht messen zu wollen ist ein Jammer.
Nun wurde ja bereits von offizieller Seite eingeräumt, dass man in den Transferperioden Fehler gemacht hat und der Kader nicht optimal zusammen gesetzt ist. Rolfes hat seine Fehlentscheidungen und sein zaghaftes Handeln nun bitter zu spüren bekommen. Er wird daraus lernen und genau das erwarte ich jetzt auch. Man kann das nicht von heute auf morgen wieder gut machen, aber man kann jetzt schon erste Gespräche führen, vielleicht sogar schon Verhandlungen aufnehmen und dann im Winterfenster muss auch wirklich investiert werden.
Es ist nun unübersehbar, dass wir hinten ernsthafte Probleme haben. Thematisiert wurde es hier schon seit langem und ich gehöre ebenfalls zu denjenigen, die das auf die leichte Schulter und nicht ernst genommen hatten. Ich bin aber auch so ein Typ, wie ich mir den Rudi Völler vorstellen kann. Von "Mach Du mal" über "Schlussendlich ist es Deine Entscheidung" bis "Das wird Dir um die Ohren fliegen" habe ich Mitmenschen mitunter gute Ratschläge gegeben, sie aber ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Dass Rolfes seine ersten Erfahrungen so bitter würde büßen müssen hat aber niemand vorhersehen können.
Gerry muss sich die Frage stellen, warum wir in der letzten Saison nach Länderspielpausen nicht wach genug waren. Sieht man die Saisonvorbereitung als verlängerte Länderspielpause an, ist es von daher nicht verwunderlich, dass nach einer überlangen Pause auch eine überlange Durststrecke folgt. Das ist ein Bild, das wir aus der letzten Saison schon kennen und wo Gerry sich hinterfragen und weiter entwickeln muss.
Schlussendlich hat Carro den Mund sehr voll genommen. Als hauptverantwortlicher Leiter der Geschäftsführung ist er aber auch gleichzeitig in der Position, die Gelder locker zu machen, die wir brauchen, um gestandene Spieler und Mentalitätsspieler zu holen, die wir dringend brauchen. Entweder er findet im eigenen Budget Töpfe, die er öffnen kann, oder er muss eben neue Töpfe erschließen, sei es bei der AG oder bei Sponsoren. Mal ganz platt gesagt: Mit einem Verein wie Bayern München kann man nur mithalten, wenn man einem Simon Rolfes auch Mut macht zu investieren.
Das Spiel gegen München ist nur ein Spiel. Gegen die Bayern kann man verlieren. Ich habe Punkte gegen Vereine, die ganz oben stehen, nie als Big Points angesehen. Es sind ebenso drei Punkte wie gegen jeden anderen Gegner. Aber diese Saison lassen wir die Punkte auch gegen Vereine liegen, die uns ansonsten sicher Punkte abgeben.
Ich plädiere für eine aufrichtige Aufarbeitung der prekären Situation in allen Abteilungen, rufe zum Durchhalten auf und erwarte im Winter-Transferfenster Zugänge, damit unser Trainer wieder handlungsfähig ist. Er hat in der vergangenen Saison ein exzellentes Gespür für Spielverläufe gehabt und wie man darauf reagiert. Unserem Trainer wünsche ich die schnelle Erkenntnis, warum wir nach Länderspielpausen immer absacken.