Bayer 04 lebt von einer positiven Außendarstellung. Die Bayer AG steckt nicht hirnlos Geld in Bayer 04 nur um einen eigenen Werksclub zu haben. Der Fussball von Bayer 04 muss einem dem investierten Geld entsprechenden Gegenwert in Form von positiver Werbung entgegenbringen. Ohne das Geld der Bayer AG würde Leverkusen jede Saison um den Abstieg spielen und daher ist es für die Zukunft von Bayer 04 umso wichtiger, dass die positive Außendarstellung bleibt und wenn möglich sogar verstärkt wird, vielleicht auch in der Hoffnung, dass die Investitionen der Bayer AG steigen werden oder aber auch, dass zusätzliche Sponsoren gewonnen werden. Durch "Bayer" im Namen ist das auch nicht unbedingt die einfachste Aufgabe.
Unter anderem um die positive Außendarstellung von Bayer 04 und damit auch der Bayer AG zu verstärken wurde Herr Schade als Nachfolger von Herrn Holzhäuser eingesetzt.
Daher waren einige seiner Kernforderungen an die Fanszene:
a) keine Gewalt
b) keine Diffamierung
c) keine Pyrotechnik
Um diese Forderungen umzusetzen fordert Herr Schade absolute Kooperation und die - ich nenne es mal - "Auslieferung" der schwarzen Schafe. Im Gegenzug setzt sich Herr Schade sehr für die Wünsche und Bedingungen der Fans ein.
Ihr schreibt aber in eurem öffentlichen Brief:
"Es ist als Dachverband schwierig, hier allen Mitgliedern gerecht zu werden. Daher ist unsere Haltung gegenüber Pyrotechnik von Fall zu Fall verschieden, sie ist differenziert."
Diese "Mitglieder", die Pyrotechnik gut heissen und einsetzen wollen, sind in den Augen von Herrn Schade aber absolut unerwünscht. Ihr sollt diesen Mitgliedern auch gar nicht gerecht werden und ihr sollt sicherlich auch nicht von Fall zu Fall differenzieren. Im Gegenteil - solche Mitglieder sollen zur Vernunft gebracht oder aussortiert werden.
Vor dem Hintergrund sind die Aussagen von Herrn Schade sicherlich auch kein "Rundumschlag". Er stellt mehrfach unmissverständlich klar, dass er sich bewusst ist, dass "99%" der Fanszene die Regeln befolgt und er kritisiert unmissverständlich einzig und allein die "hirnlosen" und die Leute, die diese unterstützen und "weg sehen". Und damit hat er - auch wenn das einigen nicht gefallen mag - nunmal Recht. Denn die Schuldigen sind in der Fanszene bekannt und indem ihr diese toleriert stellt ihr euch nicht nur gegen Schade, sondern brecht auch gemachte Abmachungen.
Zudem weist er darauf hin, dass eben wenige "hirnlose" genügen um das von ihm verfolgte Projekt, nämlich Bayer 04 attraktiver für weitere Sponsoren zu machen und die Fanszene zu vergrößern, kaputt gemacht werden kann. Unter anderem soll die Fanszene durch Gruppen vergrößert werden, die sich zurzeit noch nicht so mit Fussball identifizieren können. Das geht aber nur indem man den Stadionbesuch und den Fussball bei Bayer 04 als attraktive Freizeitbeschäftigung verkauft. Jeglicher Einsatz von Gewalt - und genau das verbindet der Großteil mit Bevölkerung mit dem Einsatz von Pyrotechnik - konterkariert dieses Unterfangen jedoch.
Zudem setzt Herr Schade keinesfalls die Pyroeinsätze in Augsburg mit denen in Rom oder Gladbach gleich. Er schreibt sinngemäß, dass eine Tolerierung von Pyrotechnik durch die Fanszene schnell noch mehr Krawallmacher anziehen und, dass aus einzelnen Bengalos auch schnell Gewalt wie in Rom entstehen kann. Und damit hat er sicherlich Recht. Kriminelle Brennpunkte entstehen schnell dort wo Gesetze nicht eingehalten werden. Das vergrault Sponsoren, das vergrault normale Fans. Bestes Beispiel ist dafür wohl Italien. Und davor warnt Herr Schade.
Weiterhin schreibt ihr:
"Stark enttäuschend ist für uns ebenfalls, dass die Aktion im Fanblock, die den Verein sicherlich eine Geldstrafe kosten wird, Sie mehr ärgert als der Ausgleich der Augsburger in der Nachspielzeit, der uns am Ende der Saison noch mehrere Millionen Euro kosten kann. Dimensionen, die bei allem berechtigten Ärger unseres Erachtens nur schwer miteinander vergleichbar sind."
Natürlich kann uns dieses eine Spiel die Cl Millionen kosten. Herr Schade wird aber etwas weiter in die Zukunft planen als nur ob wir nächstes Jahr die Cl erreichen. Wenn sich im schlimmsten Fall die Bayer AG auf Grund von Pyroeinsatz und der dadurch negativen Presse entscheidet die Mittel zu streichen oder eben auch nur die Mittel nicht zu erhöhen, dann kostet das Bayer 04 sicherlich mehr als nur das einmalige nicht Erreichen der Cl. Er ärgert sich also nicht über die paar Kröten, die er jetzt zahlen muss, sondern über die weitreichenden negativen Konsequenzen für Bayer 04. Der Einsatz von Pyrotechnik erschwert nunmal das Finden neuer Sponsoren und die Erschließung neuer Fangruppen. Zudem kann es natürlich sein, dass nicht nur Augsburg Choreographien und Fanutensilien von Bayer 04 im eigenen Stadion in Zukunft verbietet.
Natürlich kann man nun kritisieren, dass Herr Schade den Brief öffentlich gemacht hat. Allerdings will er nunmal alle Fans erreichen und auffordern sich gegen die "Krawallmacher" zu wehren. Und das erreicht er sicherlich nicht dadurch indem er nur mit den Vertretern der Fangruppen spricht. Denn was dort besprochen wird kriegt der Großteil der Fans doch gar nicht mit.
Vor dem Hintergrund verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht wieso Herr Schade hier von einigen so kritisiert wird.
An eurer Stelle hätte ich mich bei Herrn Schade und dem FC Augsburg entschuldigt und meine Zusammenarbeit bezüglich der Findung der Schuldigen angekündigt. Das sind nunmal die Schuldigen wegen denen wohl der Fan Etat belastet wird und wegen denen zukünftige Choreographien in Augsburg oder vielleicht auch anderen Stadien verboten werden. Nicht Herr Schade und auch nicht der FC Augsburg. Und dann hätte man vielleicht im nächsten Jahr auch wieder beim FC Augsburg mit einer Choreographie und Fanutensilien aufwarten können. Und vielleicht hätte Herr Schade auch dann davon abgesehen den Fan Etat zu belasten. So sicher nicht.
