Beiträge von rothebuscher

    Was ein Thomas Tuchel denkt oder sagt, ist mir völlig gleichgültig. Zumal ich dem nicht glaube, dass das wirklich der Grund für seine Absage ist.


    Bayer 04 steht für mich für guten Fußball mit angenehmer Atmosphäre. Für eine Stadt, die ich mag (auch wenn sie nicht meine Heimat ist), für eine Region, in der ich sehr gerne lebe. Für Augenmaß in Sachen Erfolgsdruck und Fanatismus.


    Und ich werde mir nicht von einem dahergelaufenen Trainer mit 3/1-Verhältnis von Arbeits- zu Sabbatical-Jahren und ein paar Miesmachern aus den eigenen Reihen aus einer schlechten Saison nach vielen guten bestimmt meinen Verein nicht verleiden lassen.


    Was viele hier als zu bescheiden, grau und mittelmäßig ansehen, ist nun einfach Realität: Wir sind eine gute Adresse in der Bundesliga, aber eben nicht DIE ADRESSE schlechthin. Da sind einige vor uns, die mehr zahlen können, aus verschiedenen Gründen, und die deshalb oft vor uns landen werden.


    Kleine Stadt, bescheindener Einzugsbereich, stagnierende Zahlungen vom Werk: Bei uns wird im Rahmen der Möglichkeiten meist sehr gut gearbeitet. Darauf bin ich stolz.

    Glaubst Du wirklich, dass wir mit dem BvB was die Verpflichtung von Trainern und Spielern angeht mithalten können?

    Nein. Aber das hat nicht das Geringste mit der "Atmosphäre" dort zu tun. Klar sagt man das als Trainer, wenn man da unterschreibt. Weil das Volk so etwas gerne hört.


    Wenn mir ein Verein genug Geld, eine gute Perspektive und ein angenehmes Arbeitsklima bietet, dann ist mir doch völlig egal, ob da 8.000 oder 80.000 ins Stadion gehen. Die Fans hätten gerne, dass sie so wichtig sind - sind sie aber nicht.

    Klinsmann halte ich auch für ein Thema.


    Der wäre zwar nie mein Wunschkandidat gewesen, wäre aber sicherlich eher einen Versuch wert als viele andere hier genannte Namen.


    Die Wahrscheinlichkeit eines Scheitern gibt es immer, aber Klinsmann wäre wenigstens einer, dem ich zutraue, ein paar verkrustete Strukturen aufzubrechen.

    Und die Athmosphäre....

    Wer glaubt eigentlich an das Märchen, dass sich ein Trainer seinen Arbeitsplatz anhand der Anzahl der Hanseln aussucht, die da im Stadion rumkrakeelen?
    Das ist doch reines Wunschdenken einer bestimmten Art von Fußballfans.

    Als unterklassiger Verein 4-1 auswärts zu gewinnen ist aber natürlich auch eine Ansage, selbst wenn Wattenscheid und Erndtebrück nächstes Jahr Ligakonkurrenten sein werden.

    Was ist an unserer Position "erschreckend schwach"? Ich kann diese Kleinrederei nicht mehr ertragen, genau das, was viele der Geschäftsführung vorwerfen, betreiben sie hier selbst im großen Stil.


    Wir sind Bayer 04 Leverkusen. Wir spielen normalerweise Jahr für Jahr in der Champions League. Wir hatten EIN schlechtes Jahr. Wir gehören in Sachen finanzieller Ausstattung und Perspektive wenn vielleicht nicht mehr unter die ersten drei, so doch sicher noch unter die ersten sechs der Liga.


    Warum schafft man es hier, eine Stimmung zu verbreiten, als seien wir ein Mittelding auch Rot-Weiß Oberhausen und Wattenscheid 09?

    Das mit Korkut wäre ja nun wohl ein absolutes Novum in der Bundesliga-Geschichte. Und ein Armutszeugnis sondergleichen.


    Vielleicht ist das ja alles Taktik. Völler merkt, dass das alles nicht so klappt und dass er irgendeine Verlegenheitslösung präsentieren muss. Martin Schmidt wäre für mich die fleischgewordene Verlegenheitslösung. Nun schläft er schlecht, grübelt darüber nach, wie er das dem eh schon missmutigen Publikum erklären will - und hat eine Idee.


    "Heureka! Ich tu so, als holte ich den Korkut zurück, und dann, und dann, tatataaa, jubelt nach drei Tagen jeder dem Schmidt zu, als sei er der reinste Trainergott."


    Das Schlimme: Ich halte das nicht für reine Satire.

    Ich hätte mich für deine Argumentation interessiert - wenn du nicht am Ende alle anderen, die nicht deiner Meinung sind, als "Trottel" bezeichnet hättest.


    So bleibt's einfach nur ein aggressives Geblöke.

    Hauptsache, ein netter Mensch steht an der Seitenlinie. Wir brauchen einen, der, wenn ein Spieler im Training ein Hütchen umwirft, das Hütchen wieder aufstellt.


    Sportliche Referenzen sind da nebensächlich.


    Hab nur ich den Eindruck oder ist es allgemein ein Trend, dass das Berufsbild Fußballtrainers immer mehr in den Bereich des Irrationalen verschoben wird? Gute Leistungen im Trainerlehrgang? Eher lächerlich. Großes Wissen über Training und Taktik? Schön und gut. Aber Hauptsache, jemand ist nett. Freundlich. Eckt nicht an. Nicht beim Rudi und nicht beim Aki. Und die armen Spielerseelen dürfen auch nicht leiden, bei deren mickrigem Gehalt brauchen die nicht auch noch unzumutbare Härten wie anspruchsvolles Training, gelegentlichen Nicht-Mitspielen-Dürfen und Unterordnung von Individualinteressen unter das Wohl des Arbeitgebers auszuhalten.


    Also bitte einen, der nicht nur das Hütchen wieder aufstellt, sondern der auch noch am gestoßenen Zeh ein bisschen pustet.


    So einen wie Tayfun Korkut.

    Ganz klar: Wenn Martin Schmidt der neue Trainer wird, dann bin ich der, der mal ein Sabbatjahr einscheibt. Das könnte ich mir nicht antun.


    Das wäre eine Verpflichtung, in der man das ganze Dilemma dieses Vereins in einer einzigen Aktion verdeutlichen könnte: kein Esprit, kein Anspruch, kein gar nichts. "Lasst uns den Schmidt aus Mainz holen, der ist dort letztes Jahr 15. geworden. Das muss ein guter Mann sein, und lustig sprechen tut er auch."


    Wie man auch nur auf die Idee kommen kann...

    Bei Tedesco würd ich, anders als bei Wagner oder Schmidt, sagen: Mutig, und vielleicht wird Mut ja belohnt.


    Er hatte wohl Bestnoten beim Trainerlehrgang und ja, ich denke, das hat eine Bedeutung. Denn entweder man glaubt daran, dass Trainer ein Beruf ist, den man mit Kompetenz und harter Arbeit erledigen kann, oder man glaubt eh nur an eine Art Voodoo und kann dann quasi jeden nehmen, der kurzzeitig ein Feuer entfachen kann.


    Ich hab Tedesco mal reden hören: Intelligenter Mann, geradlinig, charismatisch, aber nicht NUR charismatisch.


    Der wäre ein Mann, mit dem ich verhandeln würde. Aber Achtung: Gleich schreibt jemand, dass es in Aue viel schöner sei als in Leverkusen und Tedesco so gerne wandert (Erzgebirge!) und die Perspektive dort auch besser ist als bei uns.

    Zitat


    Die prügeln sich grad zu dritt, wer in die 140.000 Einwohner Metropole
    Leverkusen zum Tabellenzwölften der Bundesliga kommen darf.

    Und exakt wegen dieser Selbsteinschätzung wird das auch nichts mit dem Erfolg bei uns. Das ist, so fürchte ich, auf allen Ebenen tief verankert.


    Deshalb wird auch Ende der Woche der Schmidt aus Mainz als neuer Trainer vorgestellt.
    "Wir können froh sein, dass es so guter Mann wie Martin Schmidt sich für uns und nicht für die Würzburger Kickers, 1860 oder Genclerbirligi Opladen entschieden hat."
    Wetten?

    Als würden Tuchel, Wagner und Bosz mit der Hand nach oben schnipsend in der ersten Reihe sitzen und darauf warten, dass Völler sie auswählt.

    Na ja, wenn wir uns nicht notorisch kleiner machen würden, als wir sind, könnte man das schon so sehen.


    Kandidat 1 hat gerade von seinem letzten Arbeitgeber öffentlich ein verheerendes Zeugnis ausgestellt bekommen (was ich von Watzke weder menschlich gut finde noch arbeitsrechtlich für legitim halte). Er muss ein Interesse daran haben, schnell wieder irgendwo unterzukommen, um nicht wie so viele andere arbeitslose Trainer in Vergessenheit zu geraten.


    Kandidat 2 hat in seiner Karriere bislang genau einen Erfolg gehabt: einen Aufstieg aus der 2. englischen Liga in die 1., trotz gar nicht mal so guter Punktausbeute und Tordifferenz, dank einer Relegationsregelung.


    Kandidat 3 ist erfolgreich, allerdings in einer kleinen, eher unattraktiven Liga (und das schreibe ich als Fan des niederländischen Fußballs) und mit einem Verein, der international auf Dauer nichts wird erreichen können.


    Allen dreien bietet sich hier ein vom Umfeld her ruhiger Verein mit guter Bezahlung und einem starken Kader und immer noch exzellenten wirtschaftlichen Möglichkeiten.


    Ja, wenn ich's recht betrachte, dürften die sich um den Job wirklich reißen.

    Wenn die Chance besteht, Tuchel zu bekommen, und man entschiede sich bewusst gegen ihn und für Wagner, dann kotz ich echt im Strahl.


    Tuchel würde aus diesem Kader das Optimum herausholen, da bin ich mir sicher. Und ich glaube auch, dass Tuchel nach dem "Zeugnis", das ihm Widerling Watzke öffentlich ausgestellt hat, sich eine Auszeit nicht wird erlauben können. Nein, wäre ich Tuchel, so würde ich hier unterschreiben: eine recht leichte Aufgabe, da es wohl auf jeden Fall besser wird als die vergangene Saison, und obendrein die Chance, mit einem guten Kader und in einem ruhigen Umfeld zu arbeiten.


    Wenn man da nicht zugreift, entschuldigt, aber dann kann ich die handelnden Personen nicht mehr ernstnehmen.


    Allerdings wäre die Verpflichtung eines englischen Zweitligatrainers so typisch für Bayer 04... Bloß keinen Anspruch an sich selbst, bloß kein dorniger Weg nach oben. Stattdessen dann nächste Saison Platz 9 mit Wagner, und den verkauft man uns dann als Erfolg.

    Ich find es einigermaßen befremdlich, wie schnell hier Formulierungen wie "Spinner" und "einen an der Waffel haben" über einen Menschen verwendet werden, der - ja, was genau tut, um sich diese Attribute zu verdienen? Er arbeitet erfolgreich als Fußballtrainier. Ich dachte, so einen suchen wir.


    Korkut war allen zu brav und zu erfolglos, nun ist Tuchel den meisten zu kantig (und zu erfolgreich?).


    Wenn der Mann zu haben wäre, wäre er die denkbar beste Wahl.

    Wie viel meint man denn für diesen Typen noch bekommen zu können?


    Für mich war er mit der Inbegegriff an Lustlosigkeit und mangelnder Einsatzbereitschaft, einer derer, die ich mit Kusshand sofort weggeben würde. 12 Millionen? Sofort. Ein bisschen mehr kann man bestimmt noch rausschlagen, aber dann ist's auch gut.


    In einem Jahr geht er für 0 Euro weg. Ein Jahr Chicharito ist nie im Leben 12 Mio plus Gehalt plus Prämien wert.