Der Einsatz an Geld kann auch um die 5000 bis 7500 Euro pro Saison betragen. Im Schnitt geben Auswärtige pro Spiel 100 Euro aus. Darunter fallen auch Heimspiele und Auswärtsspiele. Bei 60 Spiele die Saison und alle werden mitgenommen kommst du in etwa auf diese Summe. Bei CL/EL Spiele halt deutlich mehr, bei anderen Spielen etwas weniger. Dazu kommt der Zeit Einsatz und dies jedes Wochenende und auch unter der Woche. Urlaubstage und auch Mehrarbeit nicht berücksichtigt. Das selbe gilt bei den Auswirkungen auf die Jahresplanung, der Familie usw.
Und all das ist eine Lebensentscheidung desjenigen Menschen, der das Geld für das Hobby (!) "Profifußballfan sein" ausgibt. Niemand wird gezwungen.
Überall, wo man hingeht, trifft man auf Menschen, die bei der Arbeit gute und schlechte Tage haben. Überall. Auch man selbst hat gute und schlechte Tage bei der Arbeit, auch mal Wochen. Jeder.
Wenn's im Restaurant nicht schmeckt, geht man woanders hin. Wenn einem bei Bayer 04 nicht schmeckt, kann man zumindest mal zu Hause bleiben. Aber das tut man ja nicht. Man kündigt es nur immer und immer wieder an. Ich verstehe, dass daraus eine besondere, eine irrationale Liebe zu einem Verein spricht. Allerdings ist es eben ein Trugschluss, aus dieser einseitigen Liebe irgendetwas abzuleiten.
Die Verantwortlichen sind jeweils übergeordneten Menschen verantwortlich. Nicht uns. Nirgendwo fliegen Angestellte so schnell wie im Profifußball. Hier sitzen jetzt mal welche etwas fester im Sattel - und schon probt die Masse den Aufstand.
Eine Masse übrigens, von der nicht wenige wahrscheinlich in langfristigen, unkündbaren Arbeitsverhältnissen steht. Von denen der eine oder andere wohl auch schon mal Fehler hat machen dürfen, ohne direkt auf der Straße zu sitzen. Sonst säßen wohl mehr von uns auf der Straße. Ich geh noch weiter: "Bayer spielt sonntags, fünf Bier gehen trotzdem rein, bin ich halt am Montag nur halb fit oder meld mich direkt krank!". Wie oft les oder hör ich das beim Fußball? Von denselben Menschen, die von den Angestellten, denen sie zujubeln, zu jedem Zeitpunkt 100% Engagement und Identifikation erwarten und einfordern.
Da stehen Menschen auf dem Platz, da sitzen Menschen auf der Bank und sogar in den Chefsesseln sitzen Menschen. Dass manche diese zu Helden machen wollen, dass manche diese mit Ansprüchen messen, die sie selbst nie im Leben würden erfüllen können oder wollen, ist nicht deren Schuld.
Zur Zukunft von Bayer: Die Konkurrenz ist im Aufwind, die Luft oben wird dünner. Abonnements auf Plätze 3 oder 4 wird's für uns nicht mehr geben, wir werden mittelfristig deutlich hinter Bayern, Dortmund, Leipzig sein, mit etwas Glück und Geschick auf Augenhöhe mit Gladbach, Köln, Schalke, Hertha, vielleicht dauerhaft Hoffenheim, perspektivisch auch mit (teils tief und fest) schlafenden Riesen wie dem HSV, Frankfurt, Stuttgart. Ich sehe die Zukunft auf den Plätzen 4 (in guten Jahren) bis 10 in schlechten Jahren und ab und zu mal Abstiegskampf, wenn alles schiefgeht.
Und was sagt mir das: Runter vom hohen Ross, rein ins Stadion und die Mannschaft anfeuern. Ja, die spielen oft nicht gut. Nein, auch mir gefallen die Äußerungen von Schmidt, Völler und Co. nicht mehr. Aber es ist doch mein Verein. Und zwar nicht nur in Erfolgszeiten.