Zum Sonntag Morgen auf werkself.de direkt mal was dazugelernt! Sehr schön!
Also es ist schon komplexer. In Brasilien ist eine Regierung an der Macht, die rechts ist, jedoch gilt das nicht für die Gesellschaft und die Strukturen. Im Allgemeinem kann man über Südamerika sagen, dass dort die Gewerkschaften stärker/einflussreicher als in Europa sind, und die Regierungen die einheimischen Wirtschaftszweige mehr unterstützen (Zölle). Dazu werden ausländischen Investoren viel mehr Steine in den Weg gelegt.
In Brasilien ist es nicht so ausgeprägt wie in Argentinien, doch man kann es schon kritisch sehen.
Wieso?
Für Verbesserungen/Veränderungen benötigt man Kapital. Kommt dieses nicht von Ausländern, dann bleiben nur mehr die Einheimischen, doch die bringen ihr Geld lieber ins Ausland denn die einheimischen Betriebe sind vielfach auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig. Stichwort hohe Inflation in, Bürokratie, Vetternwirtschaft/Korruption
Wenn man es übertreibt, kann es also dazu führen, dass notwendige Veränderungen nicht vorankommen. Noch schlimmer, es kann zu Zahlungsausfällen führen. Argentinien hatte zwischen 1950-2020 Neun (9!) Zahlungsausfälle.
Argentinische Regierungen mögen (meistens) keine ausländischen Investoren benötigen aber dennoch Kapital. Doch die Einheimischen können/wollen ihr Geld nicht dafür zur Verfügung stellen. Es folgt die Zahlungsunfähigkeit des Staates.
1980 hatte Brasilien ein BIP pro Kopf (inflationsbereinigt, kaufkraftbereinigt) von 10,8K ($), China 1,08K, ARG 14,5K
2019 BRA 14,3K, CHN 17,1K, ARG 17,5K
China hatte ein zehnmal (!) kleineres BIP pro Kopf als Brasilien. Doch China nahm Auslandsinvestitionen dankend an, die wollten sogar möglichst viel davon.
In Südamerika möchte man hingegen fast um jeden Preis die einheimischen Industrien schützen, selbst wenn es heißt, dass sie nur im Inland konkurrenzfähig sind (Zölle).
Erst heute lass ich im ZDF Teletext, dass ein brasilianisches Gericht es Ford untersagt hat eine/mehrere Autofabriken zu schließen. Ford machte in Brasilien jahrelang nur Verluste.
Hier sind übrigens die Werte von Chile ein Land, welches in den letzten zwei Jahren mehrfach negative Schlagzeilen im Tagesgeschehen machte.
1980 7,9K, 2019 23K
Dabei wurde Chile über Jahrzehnte als wirtschaftsliberal und rechts angesehen. Im Vergleich mit anderen Ländern in Südamerika sind sie es sogar. Nur Tagesgeschehen und größere Trends sind nicht das Selbe.
Nebenbei hat Chile im Südamerika-Vergleich mit die besten Werte bei Bildung, Pressefreiheit, Korruption, durchschnittlicher Lebenserwartung, Menschen in Armut. Die Migration aus armen Ländern nach Chile hat übrigens auch stark angezogen speziell aus Honduras, Haiti.
Es ist also komplexer als nur ein Blick auf die Regierung.
Dinge welche sich gut anhören müssen nicht unbedingt gute Konsequenzen haben, und umgekehrt.