Seht her, Ihr Söldner: So geht Treue!
38 Jahre wird Francesco Totti heute jung.
Die Glückwünsche könnten aufrichtiger kaum sein. Ich ziehe den Hut vor dieser lebenden Legende, der für so vieles steht, was im modernen Fußball verloren gegangen zu sein scheint.
Fortitudo Luditur, Smit Trastevere, Lodigiani. Für diese Vereine spielte Francesco Totti bereits. Söldnertum kann man ihm deshalb nicht gerade vorwerfen. Es sind die Stationen seiner Kindheit und Jugend.
Totti, der Unzerstörbare, gehört zur Ewigen Stadt am Tiber wie das Kolosseum, das Pantheon oder die Via Appia.
Im Januar 1993 unterschrieb der gebürtige Römer bei der Associazione Sportiva Roma. Nur zwei Monate später gab Totti beim 2:0-Auswärtssieg in Brescia sein Debüt. Mit 16 Jahren.
Neymar war Wochen zuvor gerade ein Jahr alt geworden. Und ein Achtjähriger kickte zeitgleich beim FBK Balkan: Zlatan Ibrahimovic.
"Ibra" spielte in seiner Karriere bereits für sieben verschiedene Klubs. Für Totti hingegen gilt: Einmal Roma, immer Roma.
In Rom geborgen, in Rom aufgewachsen, in Rom groß geworden. Vereinstreue hat einen Namen: Francesco Totti.
Als der AS zwischenzeitlich in der sportlichen Bedeutungslosigkeit versank, als europäische Top-Klubs millionenschwere Köder auslegten - Totti blieb seiner ersten Liebe treu.
710 Einsätze für die Giallorossi. 289 Tore und über 100 Vorlagen. 113 Gelbe Karten, 12 Mal glatt Rot und eine Ampel. Italienischer Meister und Pokalsieger. Weltmeister! Das sind 21 Jahre Totti bei der Associazione Sportiva.
Eine fantastische Karriere, die nachdenklich macht in Zeiten, in denen Geld die Pflicht aus den Verträgen radiert.
Eine Zeit, in der man über Vereinstreue spricht als ginge es um eine mystische Überlieferung.
Und über allem die Frage: Wie viel Jud*s steckt im Kuss aufs Trikotwappen...?
Totti wird diese Frage nie beantworten müssen. Er hat sich immer gegen alles und immer für seinen Klub entschieden.
Ich habe großen Respekt vor großen Fußballern, die vielleicht nicht jeden Titel, dafür aber viele Herzen und einen unbezahlbaren Legendenstatus gewonnen haben.
Manche mussten für Ruhm und Rubel den kleinen "Heimat-Klub" aus nachvollziehbaren Gründen verlassen, wohingegen manch andere die Vereinstreue in einem großen "Heimat-Klub" mit großem Gehalt und großen Titelchancen natürlich erleichtert wurde.
Und dennoch sind Spieler, die sich über ihre Treue zu einem Verein definieren, zu ihrem Verein, eher Ausnahme denn Regel.
Ich denke an die Lebensläufe von Joseba Etxebarria, Javier Zanetti, Paolo Maldini oder Ryan Giggs. Vielleicht auch Bastian Schweinsteiger oder Benedikt Höwedes. Es gibt noch eine Handvoll mehr, mehr aber auch nicht.
Eine aussterbende Spezies von Fußball-Profis?
Es ist eine Lebensleistung, die der Gier der Berater spöttisch ins Gesicht lacht. Eine Weitsicht, die das schnelle Geld ignoriert, weil sie auf Ewigkeiten unbezahlbar bleibt. Söldner kommen und gehen. Idole bleiben - im Dank, in den Herzen und in der Erinnerung.
Einmal Roma, immer Roma. Die Ewige Stadt feiert einen ihrer berühmtesten Söhne der Neuzeit, der AS seinen Ewigen Totti.
@Quelle Eurosport