Hier mal ein aktueller Bericht über die TUS aus Koblenz - von sport1.de:
Kurioses aus der Provinz
München – Da musste er erstmal schlucken, der Milan Sasic. Ein Häuflein Elend saß vor ihm, es war im Winter 1995. Rauchschwaden strömten aus der Kabine, es roch verräterisch nach Alkohol.
Vorschau Vater des Erfolgs: Milan Sasic hat bei der TuS noch Vertrag bis 2009
Sasic war gerade erst den Wirren des Bürgerkriegs in Ex-Jugoslawien entflohen, hatte sich in Deutschland einen Neustart als Trainer gewünscht.
Die SG Gebhardshain/Steinebach sollte der Einstieg in den Profi-Fußball werden.
Der lukrative Tipp eines Bekannten führte Sasic allerdings statt in den bezahlten Fußball schnurstracks in die B-Klasse 2, Kreis Westerwald/Wied.
Unter den besten 36 des Landes
"Ich sah damals erstmals in meinem Leben einen Aschenplatz. In der Spielerkabine ging es drunter und drüber, das hatte ich noch nie erlebt. Sollte ich diesen Job annehmen? Dann habe ich gesagt: Milan, tu es. Auch das ist Fußball." Er stieg dreimal mit der Spielgemeinschaft auf.
Heute, gut ein Jahrzehnt später, hat es Milan Sasic geschafft. Sein Vehikel heißt nun nicht mehr SG Gebhardshain/Steinebach, die Turn- und Spielvereinigung Koblenz ist seit Juli 2002 sein Baby.
Auch nicht eben die erste Adresse in Fußball-Deutschland, aber nach einem fast schon sensationellen Husarenritt durch die Regionalliga in der vergangenen Saison unter den 36 besten Klubs des Landes.
Vier Spieler beim Training
Bei Sasic’ erster Trainingseinheit verirrten sich vier Spieler auf den Platz am Oberwerth in der Jupp-Gauchel-Straße. Die TuS drückte rund eine Million Euro Schulden, der Verein stand vor dem Sturz ins totale Nichts.
Zwei Jahre später gelang unter Sasic der Regionalliga-Aufstieg als Meister der Oberliga Südwest, nach einer Schnupper-Saison jetzt der Aufstieg ins Unterhaus des deutschen Fußballs – immer mit dem Slogan "bekämpfen, dominieren, siegen".
"Der Milan ist komplett Fußball verrückt, der arbeitet 24 Stunden am Tag für den Verein. Bei seinem Potenzial wird es für ihn in den nächsten Jahren noch weiter nach oben gehen", sagt Dragoslav Stepanovic zu Sport1.de.
Tendenz zum Kult
Es hat sich einiges getan in den letzten Jahren: Stefan Kuntz kam als Manager, schaffte professionellere Strukturen, karrte Sponsoren heran. Als der VfL Bochum rief, löste "Steppi" den ehemaligen Torjäger ab. Ein 1. Vorsitzender fehlt noch immer.
Der Verein ist gut aufgestellt, und auf der anderen Seite wieder nicht. Auf der Homepage tummelte sich unlängst ein Torschütze namens Schaka, gemeint war natürlich Anel Dzaka. Der Verfasser war wohl nicht so recht über den Kader informiert.
Die rührende Vita von Sasic, der pfiffige Stepanovic, eine Mannschaft ohne Namen, das baufällige Stadion – die Tendenz zum Kult zeichnet sich jetzt schon ab.
"Wie der Champions-League-Gewinn"
Den Verein unterstützen mittlerweile zwölf Fanklubs, mit 4657 Zuschauern im Schnitt war die TuS Klassenprimus der Regionalliga Süd. Jetzt kann das Ziel natürlich nur Klassenerhalt lauten.
"Am letzten Spieltag den 15. Platz fix machen – das wäre mein Traum, das wäre wie der Champions-League-Gewinn für uns", so "Steppi". Großes Plus des krassen Außenseiters: Der Zusammenhalt der Truppe.
Das Gerüst der Mannschaft bilden Torhüter Michael Gurski, Kapitän Evangelos Nessos, Standardspezialist Anel Dzaka und Stürmer Salif Keita.
Letzterer quälte sich in der Schlussphase der Aufstiegssaison mit einem Kreuzbandanriss ins Ziel.
Juve-Stars erst in drei Jahren
Die Zugänge Goran Sukalo und Frank Wiblishauer sollen die nötige Erfahrung mitbringen, Silvio Adzic und Kenan Sahin im Sturm neben Alleinunterhalter Keita für Tore sorgen.
Weitere Transfers sind durchaus noch geplant, allerdings nicht um jeden Preis. "Andere kaufen und kaufen, wir nicht. Was aber nicht heißen soll, dass wir nicht weiter nach Verstärkungen suchen. Aber der Markt gibt im Moment wenig her. Und Spieler von Juventus Turin sind vielleicht in drei Jahren was für uns", scherzt "Steppi".
Noch einige Baustellen
Es gibt noch einige Baustellen vor dem Start ins Abenteuer Zweite Liga. Das Stadion wurde vom DFB nur unter Auflagen als Zweitligatauglich eingestuft, der Fanshop eröffnet dieser Tage, die Geschäftsstelle zieht um.
Im Vergleich zu den Umständen bei Sasic’ Amtsantritt in Deutschland aber alles Luxusprobleme. Die SG Gebhardshain/Steinebach heißt jetzt SG Fensdorf/Gebhardshain/Steinebach und ist leider wieder abgestiegen. In die B-Klasse 2, Kreis Westerwald/Wied.
..wir können also mit einem echten Pokalfight rechnen.