weil der Klub die Lohnfortzahlung verweigert
Von ALEXANDER HAUBRICHS
Leverkusen – „Der Jens ist ein Denkmal in Leverkusen“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser über den am Kreuzband verletzten Kapitän.
Ein Denkmal, mit dem sich trefflich streiten lässt. Vor allem vor Gericht.
Denn Nowotny, der heute nach Donaustauf ins Reha-Zentrum fährt und für sein Comeback schuftet, hat wieder Probleme mit seinem Klub. Sechs Wochen nach seinem vierten Kreuzbandriss stellte die Bayer 04 Fußball GmbH die Zahlungen ein.
„Im Vertrag ist eine Lohnfortzahlung ausdrücklich ausgeschlossen“, sagt Holzhäuser. „Das wäre unseren anderen Angestellten gegenüber auch unfair. Die müssen sich auch selbst versichern. Das ist Gesetz. Es geht hier um Millionen!“
Sein Anwalt Harald Martin riet Nowotny trotzdem zur Klage. Schließlich sei es gang und gäbe, Topspielern eine längere Fortzahlung einzuräumen. „Bei Lucio war es so, bei Ulf Kirsten auch“, sagt Martin. „Und bei den ersten beiden Kreuzband-Verletzungen bekam Jens ebenfalls das Gehalt durchbezahlt.“ Holzhäuser: „Das gibt es nur, wenn das vertraglich festgelegt ist.“
Die Berater des Nationalspielers, dem nicht nur Franz Beckenbauer noch Chancen auf einen Start bei der WM 2006 einräumt, pochen auf mündliche Vereinbarungen mit Ex-Geschäftsführer Reiner Calmund.
„Ich habe Reiner Calmund gefragt, der bestreitet dies. Damit bleibt es beim Vertrag. Ich hoffe, dass wir uns einigen. Ich habe Jens schon eine namhafte Summe angeboten, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Aber das haben seine Berater abgelehnt“, sagt Holzhäuser.
So platzte der Gütetermin am letzten Mittwoch. Am 21. September trifft man sich vor Gericht. Pikant: Der Showdown am Arbeitsgericht Solingen (Dienststelle Opladen) ist nicht der erste Streitfall zwischen Bayer und seinem Kapitän.
Gleichzeitig geht es in Köln um die Frage, wer die 10 Millionen € „Handgeld“ versteuert, die Bayer ab Sommer 2002 in fünf Tranchen zahlen musste. Das Geld ging an die GTS Marketing GmbH, die Firma des Nowotny-Beraters Georg Bischoff.
Der Berater führte Körperschaftssteuer für die Provision ab, der Klub und das Finanzamt Leverkusen argumentieren, dass sei eine Lohnzahlung gewesen. Das könnte GTS eine Million € kosten.
Die Fronten zwischen den Parteien sind verhärtet. „Der Sachvortrag in beiden Fälle kommt vom Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Und beide Vorträge sind falsch“, behauptet Nowotnys Anwalt Harald Martin, der vorm Oberlandesgericht einen Teilerfolg errang: Die Kölner Richter folgten seiner Argumentation und erklärten das Landgericht für zuständig.
Im August geht es da in der GTS-Geschichte zur Sache. Martin: „Die Zeit der Freundlichkeiten ist vorbei. Jetzt ist Schluss mit lustig.“
Nowotny macht sich derweil mehr Gedanken um seine Gesundheit: „Die Sache muss halt geklärt werden. Aber es ist sicher unglücklich, dass man mich so dazu drängt, schnellstmöglich wieder fit zu werden.“
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